Die Wassermühlen an der Wien
Die früheste gewerbliche Nutzung von Naturkräften in unserer Region
17.10.2014
- Die Geschichte der Mühlen
- Die Anfänge der Wassermühlen an der Wien
- Die Besitzer der Mühlen
- Die Rechtsentwicklung
- Aufgabe und weitere Entwicklung der Mühlen
- Der Ruf der Müller
- Die Mühlbäche an der Wien
- Die Zahl der Mühlen an der Wien
- Das Ende der Wassermühlen an der Wien
- Erinnerungen an die Zeit der Mühlen
Allgemeines
Die Geschichte der Mühlen
Eine Mühle ist ein Gerät oder eine Anlage zum Zermahlen verschiedener Stoffe, vor allem von Getreide, bis zur Mehlfeinheit. Ursprünglich wurde das Getreide mit einem Stein auf einem anderen zerrieben, später stieß man die Körner in einem Mörser. Die frühesten schriftlichen Hinweise auf Rotationsmühlen stammen aus dem 2. Jahrhundert v. Chr. Cato der Ältere erwähnt in seinem Buch über die Landwirtschaft im 10. und 11. Absatz molae asinariae (von Eseln angetriebene Rotationsmühlen) und molae trusatiles (Stoßmühlen, gemeint sind Schiebemühlen). Eine weitere lateinischen Bezeichnung für die Rotationsmühle ist mola versatilis (Drehmühle) (Naturgeschichte von Plinius dem Älteren, 36, 135).
Die typische römische Getreidemühle war die von einem Esel angetriebene sogenannte pompeianische Rotationsmühle oder Eselmühle. Sie ist aus zahlreichen Fundstellen bekannt und hatte einen kegelförmigen Bodenstein und zwei angepasste, berührungsfrei befestigte Läufersteine. Zur Standardausrüstung römischer Legionäre gehörten allerdings einfache Handmühlen mit 35 bis 45 cm Durchmesser und Handgriff. Sie wurden auch im häuslichen Bereich verwendet.
Die frühesten schriftlichen Quellen zur Nutzung der Wasserkraft zum Antrieb von Getreidemühlen stammen aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. Sie sind im 9. Buch Absatz 418 der Palatinischen Anthologie als wesentlicher Teil der Griechischen Anthologie, im 12. Buch Kapitel 3 Absatz 30 von Strabons Geographie und im 10. Buch Kapitel 5 von Vitruvs "Zehn Bücher über Architektur". Während die ersten beiden Texte Wassermühlen nur erwähnen, werden sie von Vitruv technisch beschrieben. Ausonius, ein Beamter und Dichter des 4. Jahrhunderts n. Chr., erwähnt in der 362. bis 364. Zeile seines Gedichtes über die Mosel auch von Wasserrädern getriebene Getreidemühlen und Steinsägen am Fluss Erubris, der heutigen Ruwer. Die Nutzung der starken Naturkraft statt der schwachen Menschen- oder Tierkraft bedeutet einen Meilenstein in der technischen Entwicklung der Menschheit und ist wohl einige Jahrhunderte älter als die schriftlichen Erstnennungen.
Ein oft genanntes Beispiel effizienter Wassernutzung in der Antike sind die Mühlenanlagen von Barbegal bei Arelate (Arles), die zu Beginn des 2. Jahrhunderts n.Chr. erbaut wurden und bis zum 4. Jahrhundert n. Chr. in Betrieb waren. In zwei Kanälen wurde das Wasser an beiden Seiten der 61 Meter langen und 20 Meter breiten Anlage über jeweils 8 untereinander angeordnete oberschlächtige Wasserräder mit 2,10 Meter Durchmesser und 0,7 Meter Breite geleitet und damit 16 Mühlen betrieben.
Nach der Art der Triebwasserzuleitung unterscheidet man unterschlächtige und oberschlächtige Wasserräder. Bei unterschlächtigen Wasserrädern trifft das Triebwasser am untersten Teil des Rades auf Schaufeln, während es bei oberschlächtigen von oben in Kammern stürzt. Unterschlächtige Wasserräder sind in der Bauart kostengünstiger, brauchen aber schnell fließendes Gewässer mit ausreichender Wasserführung und haben eine geringere Leistungsausbeute.
Wesentliches Element bei Wasserrädern auf waagrechten Wellen ist das schon von Vitruv (Über Architektur 10,5) beschriebe Getriebe, das die Kraft des Wasserrades mithilfe zwei ineinander greifender Zahnräder (senkrechtes Kronenrad und waagrechtes Spindelrad) auf die senkreche Welle mit den Mühlsteinen überträgt. Ein Prinzip von hoher Bedeutung für den gesamten Maschinenbau.
Sehr früh ist aber auch der "Turbinenmahlgang" erwähnt. Hier gibt es statt dem Wasserrad auf der horizontalen Welle nur eine vertikale Welle, an deren unteren Ende ein waagrechtes Rad mit Schaufeln befestigt ist; darauf wird das durch ein Rohr gebündelte Wasser geleitet. Damit ist der Turbinenmahlgang ein Vorläufer der heutigen Pelton-Turbine, allerdings war dafür ein an Flüssen meist nicht vorhandenes hohes Gefälle erforderlich.
In Mitteleuropa fand der Wasserradantrieb erst ab dem Mittelalter seine allgemeine Verwendung, das Windrad gab es ab dem 12. Jahrhundert. Die das Ende der Wassermühlen einleitende Dampfmühle wurde erstmals 1786 in Betrieb genommen (Albion Mill in London).
Als älteste archäologisch nachgewiesene Wassermühlen nördlich der Alpen gelten die in das 1. Jahrhundert n. Chr. datierte Getreidemühle an der Inde im Kreis Düren und die auch von Asonius (siehe oben) erwähnte Karlsmühle an der Ruwer in der Nähe von Trier.
An technischen Daten werden zu den historischen Wassermühlen meist die Anzahl der Gänge (Anzahl der Mahlwerke, in der Regel ident mit der Anzahl der Mühlräder); die Mahlkapazität und das an den Grundherren zu entrichtende Bestandgeld genannt (siehe Mühlenbuch 1661). Manchmal sind auch der jeweilige Zweck der Mühle (z.B. Getreidemühle, Schleifmühle, Eisenhammer), der Raddurchmesser, die Fallhöhe des Wassers und die Stelle, an der das Wasser auf das Rad trifft, genannt.
Die Anfänge der Wassermühlen an der Wien
Über das Alter der Wassermühlen am Wienfluss kann nur spekuliert werden, ihr Einsatz schon zur Zeit der frühen Babenberger Siedlungstätigkeit im 10. Jahrhundert ist aber anzunehmen. Schon die im Jahr 1015 ausgestellte Godtinesfeldurkunde, die nach Meinung der Historiker das Gebiet südlich und auch nördlich des Wienflusses zwischen den mittelalterlichen Orten Hietzing und St. Veit betrifft, führt als Vertragsgegenstand auch Mühlen an. Damals waren die Babenberger längst zu Markgrafen Ostarrichis aufgestiegen, doch im Wiental wurden sie erst später zur dominierenden Kraft. Während der intensiven Besiedelung im 11. und 12. Jahrhundert war es das Grafengeschlecht der Formacher auf Stift Göttweig, das eine Siedlungsbewegung von St. Pölten bis Purkersdorf und durch das Wiental führte. Bis zum Aussterben ihres Geschlechtes Mitte des 12. Jahrhunderts wird ihnen Besitz auf beiden Ufern der Wien bis östlich von Gumpendorf zugeschrieben. Damit verfügten sie über die ihnen zugeschriebene Kompetenz im Mühlenbau hinaus auch über die organisatorischen Möglichkeiten und über die zum Bau der Mühlbäche und Mühlen erforderlichen Rohstoffe in dieser Region. Die Bedeutung des historischen Wien und dessen Einfluss auf die Mühlen stieg erst im 12. Jahrhundert als Hauptstadt des neu geschaffenen Herzogtums Österreichs. Die ersten Urkunden, die einen Mühlbach und Mühlen vor der Stadt bestätigen, stammen aus dem Anfang des 13. Jahrhunderts. Später hatte die Heiligengeistmühle des Heiligengeist-Spitals in der Nähe der späteren Bärenmühle eine führende Stellung.
Die Besitzer der Mühlen
Aus der Entstehungsgeschichte der Mühlen folgt, dass die meisten Mühlen ursprünglich im Besitz der Landesherren oder ihrer Gefolgsleute standen. In der Folge versuchten viele andere, Einfluss auf die für die Versorgung so wichtigen Mühlen zu bekommen, das waren in erster Linie geistliche Orden und Wiener Bürger.
In Stadtnähe besaß ursprünglich das Heiligengeistspital mehrere Mühlen und hatte eine dementsprechend hervorragende Stellung in der Mehlversorgung Wiens. Im 16. Jahrhundert wuchs der Einfluss des Bistums Wien, das zusätzlich zu den bestehenden Herrschaften Teile des Besitzes des Heiligengeistspitals übernommen hatte. Der bisher über das Heiligengeistspital genommene Einfluss der Wiener Bürgerschaft schwand, und diese versuchten nun, ihren Einfluss auf die Mehlversorgung über die Innung aufrecht zu erhalten.
Die Rechtsentwicklung
Hier kann mit dem Hinweis auf die Erstnennung der Kattermühle 1311 begonnen werden. Sie dokumentiert einen Rechtsstreit, in dem der Grundherr Stift Klosterneuburg als Richter auftrat und vier Mann als Urteilsfinder bestellte. Diese Kommission der "Vierer" nimmt das Aufsichtsorgan der späteren Mühlenordung vorweg. Aber auch in der Dorfverwaltung wurde der Dorfrichter von vier Geschworenen unterstützt.
Erster Ansatz einer Mühlenorganisation enthielt der auf Bitten der Müller an der Wien von Herzog Albrecht V. am 13. Oktober 1429 ausgestellt Müllerbrief. Er regelte die Wartung und Nutzung von Wehren und Schleusen, Werksbächen und Mühlen und richtete die „Vierer“ als Aufsichtsorgan ein.
Die von König Matthias Corvinus am 14. April 1488 ausgestellte Urkunde gab den Müllern im Burgfriedensbereich (betroffen waren die Müller vor der Stadt, auf der Wieden und in Gumpendorf) eine eigene Zunft.
Nach Verwässerungen durch die allgemeine Handwerksordnung 1526 und der Müller- und Bäckerordnung vom 31. März 1534, die nur Preise und Produktionsmengen regelte, gab es 1553 wieder ein Privileg für die Müllerzeche. Damals dürfte eine Hauptzunft für alle Müller an der Wien und an anderen Flüssen der Region entstanden sein, die auch die Oberaufsicht über sämtliche Müller Niederösterreichs hatte.
Zu erwähnen sind noch die Müllerdordnung Leopold I. 1672, die von der vorherigen nicht sehr abwich. Der Zechmeister des Wienflusses war Oberzechmeister aller fünf Wiener Zechmeister. Eine Rolle bei diesen Mühlenordnungen spielte auch die Frage, bei welchen Mühlen der Bauer sein Korn mahlen lassen durfte: nur von der Mühle seines Grundherren, die weit entfernt sein konnte, oder auch bei einer anderen, näher gelegenen.
Die Berechtigung zum Mühlenbau wurde im Laufe der Zeit von verschiedensten landes- oder grundherrlichen Regelungen, aber auch von den Zünften und der nahen Stadt beeinflusst. 1572 war bereits die Rede vom „Mühlenschlag“, der verliehen wurde und auf ein anderes Objekt übertragen werden konnte.
Die Aufgabe und die weitere Entwicklung der Mühlen
Die Hauptaufgabe der Mühlen war die Mehlproduktion, doch früh wurde die Wasserkraft auch für andere Aufgaben wie das Schneiden von Steinen genannt. Hans Sachs nennt in seinen Versen aus dem 16. Jahrhundert auch das mahlen von Hirse, Erbsen, Stockfisch und Gewürze als die Aufgabe des Müllers. Im Zuge der Gewerbeentwicklung dehnte sich die Nutzung der Wasserkraft zunehmend auf den Nicht-Lebensmittel-Bereich aus. Genannt werden der Betrieb von Sägen, Schmiedehämmern und Schleifsteinen, das Schleifen von Holz und anderen Materialien und Stampfmühlen.
Die Mühlen waren oft auch Ausgangspunkt einer weitergehenden Wirtschafts- und Siedlungsentwicklung. Die Mühlbäche und Mühlen brauchten Holz und technische Einrichtungen, das brachte Händler und Handwerker in ihre Nähe. Zur Lagerung des unfertigen und fertigen Mahlgutes entstanden Nebengebäude, der Transport erforderte geeignete Verkehrswege und Stege. Die Kunden, die oft lange warten mussten oder als Mühlgäste den Mahlgang gemeinsam mit den Mühlknechten durchführten, mussten versorgt werden. Der Bau von Gasträumen und die über den eigenen Bedarf hinausgehende Erzeugung von Bier und Wein waren die logische Folge. Bierbrauereien, Bäckereien und Wirtshäusern waren häufig zu beobachtende Nebenbetriebe, Weingärten bildeten meist ohnehin einen Teil des Besitzes.
Der Ruf der Müller
Die Mühle erfüllte eine für die Menschen wichtige Aufgabe, und es war sehr ehrenhaft, eine Mühle zu besitzen. Differenzierter erweist sich die Betrachtung des Müllergewerbes und die Stellung des Müllers in der mittelalterlichen Gesellschaft. Ihn schützte seine wichtige Aufgabe keineswegs vor einem Platz auf der Stufenleiter der „unehrlichen" Leute oder „verfemten" Berufe, wenn auch nicht ganz unten bei den Schindern oder Henkern. „Unehrlich" und damit rechtlos waren im christlich-abendländischen Mittelalter alle, die außerhalb der festgefügten Lebens- und Standesordnung standen. Dies konnte an der Geburt liegen (z. B. unehelich Geborene) oder durch eigene Handlungen verursacht sein (Heiden, Verbrecher). „Unehrlich" war aber eben auch eine ansehnliche Menschengruppe bloß wegen ihrer Zugehörigkeit zu durchaus notwendigen Berufen. Tiefgründigere Erklärungen für die Verachtung gewisser Berufe greifen weit zurück in die alte Kult- und Glaubenswelt unseres Kulturkreises, seichtere suchen den Grund für die Verachtung in ihrer Unehrlichkeit im heutigem Sinne: Müllern und Leinenwebern unterstellte man gerne Täuschung und Unterschlagung.
Die einsetzende Bekämpfung dieser Grundhaltungen durch die Obrigkeiten blieb meist ohne praktische Wirkung, erst im Laufe des 18. Jahrhunderts konnte diese Form der Diskriminierung überwunden werden.
Die Mühlen sollen aber auch noch aus einem anderen Grund zu verrufenen Orten geworden sein. Ihre frühere Abgelegenheit förderte Belustigungen, die verschwiegene Orte bevorzugten. In machen Quellen ist sogar von Freudenhäusern die Rede, die Kunden locken und ihnen die Wartezeit verkürzen sollten (Stichwort Fraueneck am oberen Ende der heutigen Hofmühlgasse; Lohrmann, Müller, S 29). Hier können aber auch bewusst Gerüchte in Umlauf gesetzt worden sein, z. B. weil manchen die verschwiegenen Zusammenkünfte der Müller unheimlich waren.
Die Mühlbäche an der Wien
Zu einem effizienten Betrieb von Mühlen sind Wehre zum Aufstauen des Flusses und davon abgeleitete Mühlbäche notwendig. Im Bereich des Wienerwaldes hatte jede Mühle ihren eigenen Werkskanal, manchmal war das sogar nur ein abgeleiteter Nebenarm der Wien. Im flacheren Wiener Bereich lagen an jedem der langen Mühlbäche mehrere Mühlen untereinander. Man kann sogar behaupten, dass fast alle Mühlen auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Wien von einem einzigen Mühlbach betrieben wurden, der sich vom Mariabrunner Wehr bis zum Donaukanal erstreckte und der an den vier weiteren Wehranlagen dazwischen bloß die Seite des Flusses wechselte. Die vier weiteren Wehre waren das Wehr zwischen Baumgarten und St. Veit bei der heutigen Preindlgasse, das Große oder Meidlinger Wehr, das Steinerne oder Gumpendorfer Wehr und ein Wehr nahe der Innenstadt. Alle Mühlen des Wienflusses waren somit „in Serie“ geschaltet und niemals parallel, und jeder Müller wachte eifersüchtig, dass kein Wasser abgezweigt wurde. Natürlich hat jede Regel ihre Ausnahmen: Die 1803 errichtete Neumühle in St. Veit hatte einen eigenen, oberhalb von St. Veit abgeleiteten Mühlbach; vom 1793 errichteten Gaudenzdorfer Wehr unterhalb des Meidlinger Wehrs wurde Wasser nach links zur Pfeifferschen Lederfabrik geleitet, die Hundsmühle wurde von einem in Reinprechtsdorf entspringenden Quellbach betrieben und die Staubmühle bei der Stubenbrücke vom Wasser des Wiener Neustädter Kanals; eine 1780 aufgelassene „Gaudenzdorfer Mühle“ (CNr. 127 bzw. später Steinhagegasse 9) ist noch nicht hinreichend erforscht.
Bei der Betrachtung dieses ineinandergreifenden Systems an Wehranlagen und Mühlbächen wird klar, dass dies nur als herrschaftsübergreifende Gemeinschaftsarbeit organisiert und durchgeführt werden konnte und mit erheblichem, von vielen zu tragendem Arbeitsaufwand verbunden war.
Die Zahl der Mühlen an der Wien
Die Darstellung des Mühlenbestandes an der Wien zu einem bestimmten Zeitpunkt wird durch die vielen Änderungen im Laufe der über tausendjährigen Geschichte erschwert. Die Ursachen für diese Änderungen sind vielfältig. Überschwemmungen waren meist für die Zerstörung der teuren Wehre verantwortlich, Kriege und Brände für die Zerstörung der Mühlen. Manche Mühlen wurden an gleicher oder anderer Stelle wieder aufgebaut, andere wurden aufgegeben. Auch der Name bleibender Mühlen konnte sich über die Jahrhunderte mehrmals ändern. Sie wurden ja oft nach ihren Besitzern (Landesfürsten, Bistümer, Stifte, Klöster, Adelige, Bürger etc.) oder nach ihren Pächtern benannt und diese wechselten eben häufig. Auch topografische Bezeichnungen hatten oft nur kurzen Bestand.
Anton Schachinger zählt in seinem Buch über den Wienerwald für das 17. Jahrhundert 16 Mühlen, davon 1 in Purkersdorf, 1 in Gablitz (Gablizbach), 1 in Hadersdorf (Mauerbach), 1 in Hacking, 1 am Gluthafen, 1 in Hütteldorf, 1 in Baumgarten und 9 Mühlen weiter stadteinwärts. Zählt man die im Franziszeischen Katasterplan eingezeichneten Mühlen, kommt man alleine auf dem Gebiet des heutigen Wien auf die Zahl 14. Addiert man alle bekannten Mühlenstandorte an der Wien und an ihren Nebenflüssen, so kommt man auf die Zahl 32.
Die schwankende und durchschnittlich geringe Wasserführung der Wien setzte der Größe der Mühlen eine natürliche Grenze. Sie hatten zwei oder drei Gänge (Anzahl der Mahlwerke, in der Regel ident mit Anzahl der Mühlräder) und nur ganz wenige verfügten über vier Gänge (z. B. die Faistmühle bei Hietzing und die Bärenmühle). Für die Heumühle sind anfangs sogar fünf Mühlgänge dokumentiert. Damit waren sie mit den meisten Mühlen im Wienerwald vergleichbar, doch an der Schwechat standen Mühlen mit bis zu sechs und an der Leitha mit bis zu zehn Gängen und mit dementsprechend höherer Produktionsleistung.
Das Ende der Wassermühlen an der Wien
Der erste Mühlbach und seine Mühlen fielen den wachsenden Verteidigungsanlagen Wiens zum Opfer. Nach der Ersten Türkenbelagerung 1529 wurde die eine oder andere nicht wieder aufgebaut, nach der zweiten Türkenbelagerung 1683 war die der Heiligengeistmühle folgende Bärenmühle (abgesehen von der später entstandenen Staubmühle bei der Stubenbrücke) die unterste Mühle an der Wien. Das eigentliche Mühlensterben war vor allem eine Folge der übermächtigen Konkurrenz durch die mit Dampfmaschinen betriebenen Großmühlen. Die Nutzung der Dampfkraft setzte in diesem Bereich allerdings erst um 1880 massiv ein, also zu einer Zeit, als an der Wien fast keine Mühlen mehr in Betrieb waren. Diesen hatte schon früher die sehr unterschiedliche Wasserführung der Wien zugesetzt – vom Anfang des 19. Jahrhunderts wird oft monatelanger Stillstand wegen Wassermangels berichtet – oder sie waren dem Siedlungsdruck gewichen – u. a. wurde der Gumpendorfer Mühlbach 1847 und der Wiedner Mühlbach 1856 verschüttet. Das nahe Gaudenzdorfer Wehr bestand bis zum Hochwasser 1875. Dass die Rolle der Wien als Mühlwasser in Wien zu Ende ging, störte aber eher nur die romantischeren Gemüter, denn die meisten Bewohner hielten die Mühlbäche mit dem Wasser der verschmutzen Wien für gesundheitsschädlich und befürworteten die Zuschüttung. Der gewonnene Platz und das wegfallende Verkehrshindernis waren willkommen.
Einen langen Existenzkampf führten die Anrainer des Mühlbaches durch Unter St. Veit und Hietzing, obwohl das Wehr bei der heutigen Preindlgasse schon im Katasterplan 1819 nicht mehr eingezeichnet war. Zunächst bekamen die Feldmühle in Unter St. Veit und die Faistmühle in Hietzing das Wasser von dem bei St. Veit abgeleiteten neuen Werkskanal der 1803 gegründete Neumühle. Als der versandete, wurde im Bereich des alten Wehres eine Trogbrücke errichtet und das Wasser des jenseitgen Mühlbaches über die Wien herübergeholt. Noch 1884 wurde ein langwieriger, vor allem von der Faistmühle in Hietzing betriebener Streit über die Reparatur vor allem der Trogbrücke geführt. Doch bald darauf ist die Faistmühle abgebrannt.
Zum Zeitpunkt der Regulierung um die Wende vom 19. ins 20. Jahrhundert wurde am Wienfluss in Wien keine Wassermühle mehr betrieben und auch diese Trogbrücke verschwand. Trotzdem musste das durch die Regulierung wegfallende Mariabrunner Wehr wegen bestehender Wasserrechte durch neue Ableitungen aus dem Wienfluss und dem Mauerbach ersetzt werden und der obere Mühlbach durch Hütteldorf und Baumgarten blieb bestehen. In den 1920er-Jahren war allerdings nur mehr der Hütteldorfer Teil des Mühlbaches bis zum Halterbach in Betrieb, und nur mehr das Hütteldorfer Bad dürfte sein Wasser verwendet haben.
Erinnerungen an die Zeit der Mühlen
Nach dem Ende der Mühlen erinnerten viele Straßennamen und mache Flurbezeichnung an sie. Mit der Eingemeindung der Vororte nach Wien sind diese Hinweise aber weniger geworden, schließlich sollte es im erweiterten Wien jeden Straßennamen nur einmal geben. Die heutige Ullmannstraße etwa hieß einst – wie viele andere Gassen auch – Mühlbachgasse. Trotzdem blieb die Stadt reich an Hinweisen zu den alten Wassermühlen, ganz dicht z. B. in der Wieden, wo die Mühlgasse den Verlauf des Mühlbaches nächst dem noch bestehenden Gebäude der Heumühle in das Stadtbild zeichnet und Wehrgasse, Heumühlgasse und Schleifmühlgasse eng beeinander liegen.
Die Hammerschmiede bei Pressbaum
Mit Bewilligung des Waldamtes wurde sie wurde 1738 von Ferdinand Mahl am Eingang des Saubachtales erbaut. Sie fiel 1856 dem Bau der Westbahn zum Opfer. Heute ist an der Stelle der ehemaligen Mühle die Klostergasse schräng vis-a-vis vom Hofer unter dem Bahndamm. Johann Kolb, Bürgermeister von 1850–1864 bzw. 1870–1872, war letzter Hammerschmied. Hergestellt wurde alles, was Waldarbeiter benötigten (Äxte, Sensen, Sicheln etc.).
Die Neumühle unterhalb der Mündung des Tullnerbaches
Sie wurde 1768–1770 als Säge- und Mahlmühle in der heutigen Tullnerbachstraße 109 errichtet (Halama, das obere Wiental Band I, S 28). Als älteste Gründungen von Hüttlersiedlungen werden in dieser Region die Stadlhütte (1729) und "Saagberg mit Mühle am Brunnberg" (1788) genannt (Schachinger, Wienerwald, S 298). Der Mühlenplan 1781 zeigt die Mühle offensichtlich an falscher Stelle in der Nähe des Großen Steinbaches. Der Franziszeische Katasterplan (zweite Landesaufnahme) ca. 1820 zeigt noch das Mühlengebäude und den zugehörigen, die Schlinge des Wienflusses abschneidenden Mühlbach. Die dritte Landesaufnahme 1872 zeigt ebenfalls das Gebäude und auch die topografische Bezeichnung Neumühle, doch der im Gelände noch zu erkennende Mühlbach war bereits verschüttet.
Die Härtlersfurter Mühle
So wird sie in den Akten des Jahres 1683 genannt, die auch davon Berichten, dass der Müllermeister aus der Stiglmühle mit vollbeladenem Wagen (Eichen für die Wiener Schanzen) ins Wiental hinausfuhr. Als die osmanischen Reiter nahten, sprang er unter die rettende Brücke, die neben der Härtlersfurter Mühle zum Speichberg führte, wo er drei Tage und Nächte versteckt blieb. Sein Versprechen, im Falle der Rettung ein Zeichen seiner Verehrung Gottes zu setzen, vergaß er wieder. Das von seiner Frau gekaufte Muttergottesbild landete daher nicht im Wohnzimmer, sondern auf einer Weide am Fletzersteig (Flößersteig) entlang der Wien (aus Hans Mauerers Broschüre aus 1967 zur Stadterhebung von Purkersdorf, S 23). An anderer Stelle (S 25) wird die Mühle "Härtlersfurter Mühle im Deutschwald" bezeichnet, später wurde sie auch Heigelsfurther Mühle genannt (Atzinger-Grave, Geschichte und Verhältnisse des Wienflusses, 1874).
Von Frau Dr. Knapp wurden folgende Nennungen recherchiert:
1690 ist Georg und Barbara Koller auf der Mühle in Häglesfurt genannt. Quelle: Pfarre Purkersdorf, Tauf-, Trauungsbuch 1634–1704, fol. 21., online auf Matricula.
Am 11. November 1696 heiratet Hannß Kholler seines Handtwerckhs ein Mühler weyland des Georg Kholler gewester Mühler Maisters in Härtlesfuhrt seelig, und Barbara dessen Ehewürthin noch bey Leben, beeder ehelich erzaigter Sohn ... Quelle: Pfarre Purkersdorf, Tauf-, Trauungsbuch 1634–1704, fol. 54v., online auf Matricula.
Am 27. Oktober 1751 verpfändet „Wolffin Catarina, kaiserlich königliche Wald Amts Untertanin und Müllermeisterin zu Purckherstorff in Härtlesfuhrt genannt“ ihre eigentümliche Mühle samt Garten. Quelle: WStLA, Grundbuch Waldamt Purkersdorf 195/31 Satzbuch A, fol. 57v
Am 7. Mai 1770 verpfänden „Vogl Johann kaiserlich königlicher Waldamts Unterthan und Müllermeister hinder Purkerstorf auf der sogenannten Härtelsfurther Mühl und Eva dessen Ehewürthin“ ihre Mühle hinter Purkersdorf im sogenannten Hartelsfurt. Quelle: WStLA, Grundbuch Waldamt Purkersdorf 195/31 Satzbuch A, fol. 184r
Die Pragermühle
Den Namen hatte die Mühle an der ehemaligen Deutschwaldstraße nach dem Eigentümer Wenzel Prager, der von 1867 bis 1891 mit drei Unterbrechungen Bürgermeister von Purkersdorf war. Nach einen früheren Betreiber hieß die Mühle auch Stieglmühle. Über das Alter der Mühle ist nichts bekannt. Da der Ursprung von Purkersdorf mit dem Beginn der zweiten deutschen Landnahme ("Babenberger Kolonisation") angenommen wird, kann es sich um einen mittelalterlichen Mühlenstandort handeln.
Die Mühle in Gablitz
(mit Hinweisen von Fr. Dr. Renate Grimmlinger, Heimatmuseum Gablitz)
Die erste Erwähnung einer Mühle findet sich in einem Kaufvertrag aus 1337. Demnach verkauften der Wiener Bürger Jans der Greife und seine Frau Anna – mit Einwilligung des Lehensherrn Bischof Emicho von Freising – „daz dorff Gaebelicz und den hoff“ und alles was dazugehört um 500 Wiener Pfennig an Herzog Otto den Fröhlichen. Im Vertrag ist Gablitz genau beschrieben: Es gab einen Hof, eine Mühle, einen Fischteich, Obstbäume, 13 Leiten (Abhänge) Wald, Wiesen ... Die abhängigen Bauern hatten 7,5 Pfund und Dienstbarkeiten wie 40 Hühner und 36 Laib Käse jährlich zu leisten. In weiterer Folge gelangte die Ansiedlung in Gablitz mit dem Hof und den Untertanen an die Kartause Mauerbach (1411–1621 und 1648–1792).
Um 1398 hatte "Michel der Menschen" den Hof zu Geblitz zu Feld und zu Dorf mit allem Zubehör zu Lehen. Etwas später hieß es, er habe auch Geld auf 2 Holden und auf der Mühle zu Gablitz und ein Burgrecht, das er an Leutold von Chreuspach verkauft habe. Der Wiener Bürgermeister Konrad Vorlauf wurde im April 1408 bei Gablitz auf dem Rückweg von St. Pölten gestellt, gefangengenommen und später zusammen mit Konrad Rampersdorfer enthauptet. 1410 verkaufte Georg von Chreuspach den Hof, 2 Hofstätten und die Mühle zu Gablitz an Ulrich und Cecilia Missinger. (Twerdy I, S 360)
Auch das Mühlenbuch 1661 listet auf fol. 086_v für Gablitz eine Mühle mit zwei Gängen, das ist wahrscheinlich auch die Basis für die gleichlautende Angabe im Wienerwaldbuch Anton Schachingers für das 17. Jahrhundert.
1751 wird im ... (Quelle noch zu klären) für die Herrschaft des Klosters Mauerbach ein Jacob Rueß mit „Bräuhaus und einer kleinen Mühle“ angeführt. Eine andere Aufzeichnung aus dem Jahr 1751 schreibt hingegen: Mühlen auf beständigem Wasser: nichts; Mühlen auf unbeständigem Wasser: nichts. Bedeutet dies, dass es keine Mühlen mehr gab oder dass sie kein Bestandsgeld zahlten?
Laut Bundesdenkmalamt stammt der rechte Teil des Hauses Bachgasse 5 in Gablitz aus dem 16 oder 17. Jahrhundert und es soll sich dabei um eine Mühle und Bürgerhaus handeln. Das Haus wurde per Bescheid unter Denkmalschutz gestellt. Die Topografie und die bekannten historischen Unterlagen geben allerdings keine Hinweise für eine Mühle an dieser Stelle.
Die Mühle in Mauerbach
(mit Hinweisen von Fr. Dr. Elisabeth Knapp)
Schon das Mauerbacher Urbar 1498 (wird im Niederösterreichischen Landesarchiv aufbewahrt) enthält Hinweise zu einer Mühle. Diese Mühle lag außerhalb des Klosters, in der Nähe des heutigen Sportplatzes. In diesem Urbar gibt es auch Flurbezeichnungen wie Ober Mühlfeld, Nieder Mühlfeld, Mühlwiese, Mühlgraben etc.
Nach anderen Schriftstücken im Niederösterreichischen Landesarchiv ließ Prior Ignatius (Jaderni) einen neuen Mühlteich und eine Sägemühle erbauen und die Mühle im Kloster reparieren. Ignaz Jaderni war Prior von 1691 bis 1701.
Im Mühlenbuch des Jahres 1661 ist die Klostermühle in Mauerbach auf fol. 086_v als Mühle mit zwei Gängen und einer Kapazität von 6 Muth (1 Muth = ca. 1,8 Kubikmeter) angegeben.
Die Mühle wurde nach der Klosteraufhebung 1782 verpachtet und wahrscheinlich zumindest bis 1833 weitergeführt. Im April dieses Jahres wurde sie exekutiv feilgeboten. Die diesbezügliche Eintragung in der Wiener Zeitung vom 29. April 1833 Seite 445 lautet:
Im März 1898 wurde das leerstehende Mühlengebäude im Areal der Kartause laut handschriftlicher Chronik der Gemeinde Mauerbach wegen Baufälligkeit abgetragen.
Die Mühle in Hadersdorf
Die früheste mir bekannte Nennung einer Mühle in Hadersdorf lautet "Mühle unter dem Eichberg" (Urkunde vom 20. April 1453, HHSTA; Twerdy I, S 368). Allerdings zeigen spätere Karten nur einen Purkersdorfer Eichberg und einen Weidlingauer Eichberg; dies wäre zu klären.
Nach Schachingers Wienerwaldbuch verfügte die Mühle in Hadersdorf über zwei Gänge.
Die Pulverstampfe
Zu dieser Mühle gibt nur wenige Hinweise. Der Flurname "Im Pulverstampf" und das heutige Pulverstampftor sind zwei dieser Hinweise. Im Mühlenplan 1781 (siehe oben zu Hadersdorf) ist auch eine Mühle bei der Mündung des Rothwassers in die Wien eingezeichnet, dabei könnte es sich um die Pulverstampfe handeln.
Amon, Rudolf: Lainzer Tiergarten einst und jetzt, 1923, S 20: "Bald nach dem Eintritt durch das Tor (Anm: Pulverstampftor) führt uns die Straße entlang der Drahteinzäunung, zwischen der und der Tiergartenmauer sich ein jüngerer Bestand mit viel Unterholz, der Pulverstampfboden, ausbreitet. Diese Anlage führt ihre Bezeichnung wahrscheinlich nach einer in früheren Zeiten hier befindlichen Kohlenbrennerei und durch den Wienfluss betriebenen Holzkohlenstampfe, welche den für die Pulvererzeugung so wichtigen Bestandteil lieferte. (Das Vorkommen des Faulbaumes oder Pulverholzes (Rhamnus Frangula), welcher die beste Kohle zur Pulvererzeugung lieferte, ist auch heute noch erwiesen.) Eine Pulvermühle dürfte hier wohl nicht gestanden sein."
Laut Atzinger-Grave war die Pulverstampfe 1781 bereits aufgelassen.
Glutmühle in Hütteldorf
Die Glutmühle war die erste Mühle nach dem Mariabunner Wehr unterhalb des Zusammenflusses von Wien und Mauerbach. Sie befand sich nach heutiger Adresse in der Utendorfgasse 27, also weit außerhalb des einstigen Ortszentrums von Hütteldorf. Der Name kommt von einer alten Flurbezeichnung "Gluthaffen". Daten laut Mühlenbuch der niederösterreichischen Stände (1661): 3 Gänge, 22 Mut (= ca. 18 Kubikmeter) Getreide Jahresleistung; damit war sie die leistungsstärkste Mühle des Wientales. Sie wurde in den 1980er-Jahren abgerissen, die Reste mit dem alten Torbogen wurden 2012 abgebrochen.
Die Hütteldorfer Mühle
Die Besitzer der Mühle und einige aktenkundigen Begebenheiten von der ersten urkundlichen Nennung 1437 bis zum Verkauf 1771 an den Braumeister Michael Eymer und Maria Theresia beschreibt der Beitrag von Dr. Wilhelm Twerdy.
Die Brauerei lag – so wie die Mühle – am Südufer des Mühlbaches, zwischen heutiger Bergmillergasse und Stockhammergasse. Der älteste urkundliche Beleg des „Präuhäusels“ stammt aus dem Jahr 1599. Ihre Glanzzeit erlebte die Hütteldorfer Brauerei nach der Eröffnung der Westbahn (1858), als der angeschlossene Braugasthof zu einem bekannten und beliebten Ausflugsziel wurde. 1845 bis 1862 besaß Anton Bergmiller die Brauerei, er war 1861–70 auch Bürgermeister von Hütteldorf. 1937 wurde der Brauereibetrieb eingestellt.
Ein Teil der ehemaligen Nebengebäude ist an der Hinterseite (Stockhammergasse) noch erhalten und wird jetzt von der Margarinefabrik Senna genutzt.
Die Hackinger Mühle
Die mittelalterliche Hackinger Mühle hatte sich schon in früher Zeit zu einer Art "multifunktionellem Gewerbekomplex" entwickelt. Vom eigentlichen Mühlengebäude sind überhaupt keine Bilder überliefert. Es befand sich hinter der Toreinfahrt, der Mühlbach lief etwa an der Stelle des heutigen Bahndammes der Westbahn. Das Haus rechts von der Toreinfahrt ist eine 1684 erstmals erwähnte, wohl ältere "Lederey", also eine vorindustrielle Ledererzeugung. Die sog. Knoppern (= Eichelgallen) zur Gewinnung der Gerbsäure hat man gleich nebenan gemahlen.
Das Haus links von der Toreinfahrt ist das ca. 1650 erbaute Mühlenwirtshaus, zuletzt Gasthaus "Zum deutschen Orden". Bei den Mühlen etablierten sich sehr häufig Gasthäuser, weil die Mahlgäste von auswärts ja oft stundenlang warten mussten, bis ihr Getreide fertig war und sie das Mehl wieder mitnehmen konnten.
Das rechte Nebenhaus (heute Hackingerstraße 46) ist um 1750 entstanden und beherbergte eine 1812 gegründete Cottondruckfabrik (Cottondruck = Bedrucken von Baumwolle mit Mustern). Man hat hier das charakteristische Nebeneinander in der Spät- und Niedergangsphase des Mühlenwesens: Ab 1848 diente die Mühle nur noch als Laub-, Holz- und Materialstampfmühle, parallel dazu gab es schon frühindustrielle Produktionen in den Nebengebäuden.
Die weitere Entwicklung in Stichworten (Details bei Weissenbacher: Gebaut in Hietzing I, S. 124 ff.): 1850 Kauf durch Fabrikanten Gustav Seidel, 1858 Verlegung des Mühlbaches wegen Baues der Westbahn, 1860 G. Seidel richtet Färberei ein und baut großen Fabrikskomplex. 1947 wurde die Mühle, 1975 die ehemalige Seifenfabrik und 1981 die gesamte Färberei abgebrochen. Geblieben ist nur das Gasthaus, das heute dem Zeitungsvertrieb Morawa als Verwaltungsgebäude dient.
Die Baumgartner Mühle
Sie stand im Oberbesitz des Klosters Formbach. Sie trug auch die Bezeichnung "Herrschaftliche Mühle" als Hinweis auf die Eigenschaft als Kernbesitz Formbachs. Im Brequin-Plan ca. 1755 wird sie als Holzmühle bezeichnet, was Fragen aufwirft. Nach heutigem Verständnis wird in einer Holzmühle Holz zu Pulver vermahlen. In älterer Zeit wurde dieser Ausdruck aber auch für ein Sägewerk verwendet. Leider habe ich bis jetzt keine Hinweise auf die tatsächliche Tätigkeit gefunden.
Die Neumühle in Ober St. Veit
Eigentlich lag sie oberhalb des Wehrs zwischen St. Veit und Baumgarten, wird aber aus den weiter unten ersichtlichen Gründen diesem Abschnitt zugerechnet. Die Neumühle lag an der heutigen Auhofstraße 118, Höhe Geylinggasse (Konskriptionsnummer 135) und war einer der Sonderfälle unter den Mühlen im Wiental: die meisten anderen Mühlen des Wientals stammten aus dem Mittelalter, diese aber wurden von Müllermeister Andreas und seiner Frau Magdalena Mayer um das Jahr 1803 erbaut. Die grundbucherlich vermerkten Verpflichtungen, dem Mühlbach zur Feldmühle weder Wasser noch Kraft zu entziehen und für Schaden zu haften, mag das Spannungsverhältnis zwischen den „Neumüllern“ und den eingesessenen Mühlenbetreibern andeuten, hatte vermutlich aber auch einen handfesten Grund: Das alte Wehr am Wienfluss zwischen St. Veit und Baumgarten, in der Höhe der heutigen Preindlgasse, von dem jahrhundertelang der Mühlbach zur Feldmühle und allen unterliegenden Mühlen seinen Ausgang nahm, war abhanden gekommen (auch der Franziszeische Katasterplan 1819 zeigt dieses Wehr nicht mehr, vermutlich war es einem Hochwasser zum Opfer gefallen. Jetzt kam das Wasser aus dem oberhalb St. Veits abgeleiteten Mühlbach, an dem auch die Neumühle lag.
Wirtschaftlich dürfte die Neumuhle ein „Flop“ gewesen, sein (wahrscheinlich war sie schon für damalige Verhältnisse zu klein und die Wasserführung der Wien war Anfang des 19. Jahrhunderts äußerst unstet), denn sie wechselte in den folgenden drei Jahrzehnten viermal den Besitzer, wobei sich der Kaufpreis von 11.400 Gulden auf einen Bruchteil dessen verringerte. Der von 1811 bis 1833 „dienende“ Müller Michael Pfannel war initiativ und streitbar und hielt sich am längsten.
Im Mai 1815 erlangte er bei der Herrschaft die Erlaubnis, auf seine Kosten eine alte Überlaufrinne auf halben Weg zwischen seiner Mühle und der Feldmühle wieder aktivieren zu dürfen, damit bei Reparaturen der Feldmühle nicht auch sein Mahlwerk stillstand. Anfang September 1815 bemerkte er, dass bei der Feldmühle der Hauptpolsterbaum getauscht und erhöht wurde, schöpfte sofort Verdacht, man wolle ihm das "Wasser abgraben" und erhob bei der Herrschaft eine Klage. Schon am nächsten Tag eilte eine Kommission in die Feldmühle zum Lokalaugenschein und fand eine alte Wassermarke mit der Jahreszahl "1726", auf deren Niveau das Mühlrad bloß wieder angehoben wurde. Daraufhin gab der Neumüller Pfannel klein bei.
Michael Pfannel war aber der letzte seiner Zunft in Ober St. Veit und verkaufte an einen Branchenfremden. Der Weg war frei für die erste Fabrik in Ober St. Veit: 1833 erstanden Maximilian Joseph und Franziska Kattner das Areal und errichteten in dem Gebäude der Neumuhle eine Schokoladeproduktion. 1843 kaufte der industrielle Heinrich von Wertheimstein das Mühlenareal und errichtete daneben eine Zuckerraffinerie. Den Mahlbetrieb (wahrscheinlich war es eine Materialmühle)verpachtete er. 1848 übernahm ein Baron Rothschild die Raffinerie, 1860 kaufte sie der Fuhrwerker Johann Caspar Kümmerle. Die Entwicklung war ähnlich wie bei der Hackinger Mühle: Zuerst wuchs ein Konglomerat von Nebengebäuden, in dem sich frühindustrielle Produktionen etablierten. Dann – das ist hier anders – baute Kümmerle den Komplex in Arbeiterwohnungen um und machte sein Geschäft nur noch mit dem Vermieten (auch von Werkstätten).
Der Mühlenbetrieb dürfte etwa 1860 geendet haben. Dass es den Mühlbach noch gab, bestätigt jedenfalls der 1842 ausgebrochene Streit mit der Herrschaft Hacking um die Mühlgrabensteuer, der sich bis 1856 (!) hinzog. Die Drohung, den Mühlbach zuzuschütten, zeigte jedenfalls noch Wirkung. Dann dürfte er versandet sein, denn es entstand eine Trogbrücke an der Stelle des ehemaligen Wehrs bei der Preindlgasse, über die das Wasser des beim Mariabrunner Wehr abgeleiteten Mühlbaches von der linken Seite des Wienflusses in den zur Feldmühle führenden Mühlbach auf der rechten Seite gleitet wurde. Noch 1884 wurde diese Rinne auf Antrag des Müllermeisters Petter aus der Hietzinger Mühle und auf Veranlassung der Bezirkshauptmannschaft Sechshaus ein sicherlich letztes Mal repariert und bei der Wienflussregulierung (ab 1897) abgetragen.
Die Feldmühle in Unter St. Veit
Die Feldmühle ist wieder eine der mittelalterlichen Getreidemühlen und lag gegenüber der Einmündung der heutigen Feldmühlgasse in die heutige Auhofstraße. Sie hieß ursprünglich die Mühle im Gottinesfeld oder Gottesfeldmühle, woraus sich erst in der Neuzeit die Kurzbezeichnung Feldmühle entwickelt hat. Die Ersterwähnung der Mühle im Gottesfeld 1364 findet sich im Diözesanarchiv, Bestand Rentamt, Kaufbriefbuch fol. 31. Das ist eine spätere Kopie eines älteren (nicht mehr erhaltenen) Kaufbriefbuches, also keine "Urkunde" im engeren Sinn; über die Besitzerreihe gibt Wilhelm Twerdys Buch über den Wienerwald Auskunft.
Laut Mühlenbuch 1661 hatte die Mühle 3 Gänge und 16 Mut Jahresproduktion. Ende des 18. Jahrhunderts bildete sich rund um die Mühie eine kleine Ansiedlung, 1803 hat der damalige Pächter der Herrschaft St. Veit offiziell das "Neudörfl", das spätere Unter St. Veit, gegründet. Somit wuchs um die Mühle wieder ein Ort.
Etwa um 1800 hat irgendein geschäftstüchtiger Unternehmer, vielleicht der Herrschaftspächter Michael Schwinner selbst, neben die Mühle eine Kattundruckfabrik gebaut, die der Baron Ignaz von Leykam 1814 samt der Mühle kaufte. Er richtete eine Produktion von Bleiweiß und Kreide ein, parallel dazu beließ er den Mahlbetrieb. Die weitere Besitzgeschichte mit Verkäufen, Erbgängen und Teilungen ist in den Grundbüchern schön dokumentiert; sie ist kompliziert und wenig ergiebig. Das Enddatum der Leykam‘schen Produktion ist unklar.
1834 kaufte der in Deutschland gebürtige Geschäftsmann Valentin Baumann das Areal und betrieb das Geschäft des Materialmahlens bis 1841, dann gab er wegen Unrentabilität auf – es ist das letzte Mal, dass von einem Mahlbetrieb berichtet wird. 1850–1871 besitzen Vater Michael, dann Sohn Benedikt Menzel das Areal und bauen die alte Leykamfabrik zu einer Metallwarenfabrik um und aus. Die Metallwarenfabrik bestand unter wechselnden Besitzern bis 1913, ab 1895 war das ein gewisser Ing. Samuel Brunner und seine Frau Ilma, die mehr zur Produktion von Metallampen übergingen. Das Fabrikantenehepaar Brunner war es schließlich, das das endgültige Ende der Feldmühle herbeiführte. Offenbar in der Erkenntnis, dass man mit Grundverkäufen ein besseres Geschäft machen kann als mit der mühsamen Lampenerzeugung, schritten sie zur Parzellierung in zwei Etappen: 1906 der Vorderteil mit der Mühle, 1913 der rückwärtige Teil. Dabei entstanden die Hügelgasse und die Neblingergasse. Die spätere "Moservilla" samt großem Garten behielten sich die Brunners zurück, alles andere wurde abverkauft.
Exkurs Mehlmesserhaus. An der Hietzinger Hauptstraße 84 Ecke Feldmühlgasse befand sich ein ebenerdiges Gebäude noch aus der ältesten Bauperiode von Unter St. Veit (1803 ff.), das sogenannte Mehlmesserhaus. Seine ursprüngliche Aufgabe war wohl das Abwiegen und Paketieren des Mehls, das in der Feldmühle gemahlen worden war. Nur hat man dort spätestens ab 1834 sicher kein Getreide mehr gemahlen, das "Mehlmesserhaus" gab's aber noch bis nach 1910. Es hat offensichtlich seine Funktion gewechselt und wurde zu einer gewöhnlichen Mehlhandlung. Der auf der Tafel aufscheinende Caspar Würz war Eigentümer von 1907–1917.
Die Hietzinger Mühle bzw. Faistenmühle
Sie lag zwischen der heutigen Hietzinger Hauptstraße und der Lainzerstraße und wurde von dem von der Feldmühle kommenden Mühlbach betrieben. Sie wird urkundlich 1346 zum ersten Mal erwähnt, ist aber sicher älter. Sie hieß in alter Zeit "Mühle im Gern". "Gern" ist ein altdeutsches Wort für "Zwickel" oder "Keil" und bezieht sich darauf, dass sie in dem spitz zulaufenden Gelände zwischen der Zusammenmündung der Lainzerstraße und der Auhofstraße lag. Erst 1751 tritt die Bezeichnung "Faistenmühle" auf, die auf den Namen eines Besitzers zurückgeht.
Bis 1796 unterstand sie (ebenso wie auch das benachbarte Gasthaus Zum Schwarzen Hahn) der Grundherrschaft St. Veit, dann kaufte das Stift Klosterneuburg die Herrschaftsrechte. Seit dem 14. Jahrhundert sind unzählige Besitzer bekannt, die teils selbst die Müller waren, teils an Müller verpachteten. Die Details sind im Buch von Gerhard Weissenbacher, In Hietzing gebaut, Band I (1996), S. 130 ff. nachzulesen. Von den Mühlen am Wienfluss war die Faistenmühle einer der technisch größten, denn sie ist im niederösterreichischen Mühlenbuch von 1661 mit vier Gängen verzeichnet (mehr als vier Gänge hatte keine Mühle an der Wien, die meisten hatten maximal drei).
Die Baugeschichte des Mühlenareals, das nach diversen Zu- und Umbauten allmählich zu einem kleinen Gebäudekomplex wurde, ist kompliziert und in allen Einzelheiten nicht klärbar.
Die Neue Welt, ein 1867 vom Restaurateur Karl Schwender aus dem Boden gestampfter Vergnügungspark zwischen Hietzinger Hauptstraße und Lainzerstraße, bezog auch das Areal der Faistenmühle ohne die Mühlengebäude ein. Die Neue Welt war einige Jahre unerhört "in" schloss aber schon wieder im Jahr 1882 und wurde dann abgerissen.
Das eigentliche Mühlengebäude brannte 1886 ab und wurde nicht mehr aufgebaut. Von dem langestreckten Mühlengebäudekonglomerat blieb nur das Müllerwohnhaus erhalten. Der ältere Gebäudeteil stammt aus der Mitte des 18. Jahrhunderts, der Anbau mit einer verglasten Veranda kam 1866–68 hinzu. Auf dem Vorplatz wurden die abgenutzten Mühlsteine im Boden abgelegt, viele davon sind mittlerweile verschwunden. Die heutigen Besitzer machten im Jahr 1990 eine sensationelle Entdeckung: Unter dem Haus ist noch das Gewölbe des Mühlbaches erhalten. Er wurde wieder zugänglich gemacht und einer Verwendung als Vorratskeller zugeführt.
Erhalten blieb auch das "Kleine Herrschaftshaus" in der heutigen Lainzerstraße 14, ein vierstöckiger, stöckelartiger Bau mit einem ausgebauten Mansardendach. Das Äußere des Hauses, das knapp dem Abbruch entging und heute unter Denkmalschutz steht, ist freilich stark beeinträchtigt. Es wurde in der 1. Hälfte des 18. Jahrhundert für einen unbekannten Auftraggeber erbaut und lag der Mühle jenseits des Mühlbaches gegenüber. In älterer Zeit war es stets Teil des Mühlenbesitzes, zuletzt unter den Müllern Ferdinand, dann Karl Moßbacher. Es ist teils Eigentum der Fa. Shell, die ihre Tankstelle davorgestellt hat, teils Wohnungseigentum. Die Trennung in Herrschaftswohnhaus und Müllerwohnhaus ergab sich, weil die Mühle oft wohlhabende adelige Besitzer hatte (z.B. Graf Thürheim, Gräfin Clary-Aldringen, Graf Genicco, Gräfin Batthany), die von der Müllerei nichts verstanden und sie an einen Müller verpachteten. Die Besitzer benötigten dann gesonderte Häuser für den eigenen Bedarf.
Die Schleifmühle in Hietzing
Die Schleifmühle in Hietzing soll 1467 durch den Müller Wolfgang Herczog und seine Gattin Elsbeth "negst an dem khayl. thüergartten" bzw. "zunegst des prikhls gegen der martersäulen" (so lauteten Lokalisierungen in Gewährbüchern des 17. Jahrhunderts) errichtet worden sein (Weissenbacher, in Hietzing gebaut, Bd. I S 14f). Gespeist wurde sie durch den von der Feldmühle und der Faistmühle kommenden und durch den Lainzerbach verstärkten Mühlbach. Schon um 1512 soll der Besitz verödet und dann für Wohnzwecke genutzt worden sein. 1751 erwarb Maria Theresia das Areal und baute hier das Kaiserstöckl für ihren Leibarzt Gerhart van Swieten.
Die Kattermühle
Das mittelalterliche Dorf Chatternberch ist aus unbekannten Gründen abhanden gekommen, und nur die „niederhalb Hietzing an der Wien“ liegende Kattermühle (in den verschiedensten Schreibweisen) mit bedeutendem Grundbesitz bestehen geblieben. Diese Mühle, die 1311 erstmals urkundlich erwähnt wird und im Bereich des heutigen Schlosses Schönbrunn lag, gehörte zu Meidling und war altes Stiftseigentum Klosterneuburgs
Pächter der Kattermühle waren für lange Zeit Mitglieder der Familie Neuzel. Der spätere, mit dieser Familie noch verbundene Johann von Nußdorf war es dann, der die Rechte der Familie 1312 an den Propst des Stiftes Klosterneuburg verkaufte.
Es folgt eine sehr abwechslungsreiche Geschichte in der Hand verschiedener Pächter, darunter auch mächtiger Männer wie Herzog Albrechts Kellermeister Erhard Grießer. Dieser hatte die Kattermühle durch Zuleitung zusätzlicher Wässer verstärkt. Es wird auch von einem Kreissystem gesprochen, mit dem er das Wasser „kehren“ und damit seine Mühle vom Wasserstand unabhängig machen konnte. Damit scheint aber die Umleitung nicht benötigten Wassers in einen Teich und dessen bedarfsgerechte Verwendung gemeint zu sein.
Bis in die Mitte des 16. Jahrhunderts stand immer die Bewirtschaftung der Mühle, die nach Zerstörungen stets wiederaufgebaut wurde, im Vordergrund. Doch mit der 1548 beginnenden Eigentümerschaft des Wiener Bürgermeisters und Stadtanwalts Hermann Bayr und dessen Bautätigkeit beginnt die Wandlung zum Herrensitz. 1569 wird die Mühle samt Herrensitz Habsburgerbesitz und die Mühle musste dem wachsenden Jagdschloss weichen. Sie wurde abgetragen und in kleinerem Umfang außerhalb des Tiergartens beim heutigen Meidlinger Tor neu errichtet; sie bestand bis 1756, zuletzt unter dem Namen Steyrermühle. Nach ihrem Abbruch wurde an ihrer Stelle die von Pferden oder Ochsen angetriebene Wassermaschine des Schlosses, das sogenannte „Amperlwerk", errichtet.
Mehr zur Kattermühle steht in der Geschichte Schönbrunns.
Die Meidlinger Mühlen
Für Meidling sind zwei Mühlen aktenkundig: die Rote Mühle und die weiter flussabwärts gelegene Meidlinger Mühle, wahrscheinlich ident mit der späteren Gaudenzdorfer Mühle. Gaudenzdorf war ein Vorort des heutigen XII. Bezirkes, der erst 1812 entstand und nach dem Kloster Neuburger Propst Gaudenz (1800–1829) benannt wurde. Laut Twerdy (Beiträge zur Geschichte des Wienerwaldes, Bd. I, S 87) ist jedenfalls die (im Meidlinger Heimatbuch 1930 erfolgte) Gleichsetzung der Rothmühle mit der Meidlinger Mühle nicht vertretbar.
Die Rote Mühle
entstand wahrscheinlich relativ spät und kam erst durch Kauf an das Stift Klosterneuburg. Um 1720 soll die Rote Mühle einen "hospes in Rubra mola" (Wirt auf der Roten Mühle") mit Namen Michael Gubinsky beherbergt haben. Seine Gäste sollen die vielen Arbeiter des damals im Bau befindlichen Schlosses Schönbrunn gewesen sein. (Meidlinger Heimatbuch 1930).
Die rote Freimühl nächst Schönbrunn besaß 1743 Maria Josepha, Edle von Schweitzhard, sie war von ihrem Gatten an sie cediert worden. Sie beantragte den Abbruch eines Häusl, das ein Vogeljäger zwischen beiden Mühlen aufgerichtet hatte, aber auf ihrem Grund, auf drei Vietel Weingärten lag. 1749 gab der Inhaber der freien Rothenmühle nächst Schönbrunn Matthias Neuhauser einen Bericht, im gleichen Jahr schrieb der FM im Auhof Johann Adam Winkler: „wann der Inninger über kurz oder lang die Mühl wird verkaufen, der Hof möchte noch weiter mit den Gebäuden zu Schönbrunn hinauffahren …" 1793 kaufte Propst Floridus Leeb vom Reichsfreiherrn Josef Franz Plaggemüller die frei Rothmühle mit einigen Häusern, die Dorf Grünberg genannt wurden, um 10.000 fl.
Die Mühle musste 1762 (oder 1770) der Gardekaserne, die später zur Kavalleriekaserne wurde (Schönbrunner Straße 293), weichen (Meidlinger Heimatbuch, 1930). Dazu gibt es aber auch andere Jahreszahlen (siehe Czeike etc.) Fest steht, dass die Rote Mühle im Brequin-Plan ca. 1755 noch eingezeichnet war, die Josephinische Landesaufnahme von 1780 kein klares Bild gibt und der Franziszeische Katasterplan 1819 bereits die Kavalleriekaserne an ihrer Stelle festhält.
Die Meidlinger Mühle
lag beim Dorfe. Obwohl bereits seit 1340 im Urbar genannt, sind erst für 1382 Besitzer bekannt. Catherina und Wendel, Töchter des verstorbenen Chunrad des Silberknollen verzichteten auf Ansprüche auf die Meidlinger Mühle zu Gunsten ihres Vetters, Bruder Ulrich, Schaffer des Klosters Mauerbach. Aus dieser Nachricht ist ersichtlich, dass diese Mühle durch mindest drei Generationen im Besitze der Silberknollen war. Wahrscheinlich stammte auch der Schaffer Ulrich aus dieser Familie. Zwölf Jahre später, 1394, gab Margret, die Tochter des ebenfalls verstorbenen Niclas des Silberknollen, Leibgedinge auf der Mühle zu Meidling an das Kloster Mauerbach. Die Mühle diente dem Stift Klosterneuburg und war Erbgut der Margret nach Vater und Mutter. Bruder Heinrich, Prior von Mauerbach erwarb 1396 von Kaplan Niclas des Zwölfbotenaltares in St. Stephan in Wien auch ein Burgrecht von 6 Pfund auf dieser Mühle um 58 Pfund. 1406 verkauften die Kinder des Jörg des Silberknollen, zwei Söhne mit Namen Niclas und eine Chunigunde, weiters Elsbeth, die Tochter der 1382 genannten Wendel und Hausfrau des Ulrich des Niderl, Ulrich und Kristein, Kinder der ebenfalls genannten Frau Kathrey, Hausfrau des Ulrich des Sneyder und Niclas von Mewrling, der Sohn des Ulrich Niderl, die Meidlinger Mühle mit Händen des Albrecht Steckher, Chorherr und „Obrist Kelner“ zu Neuburg, an Bruder Houg, Prior von Mauerbach. Vermutlich der Vater der hier genannten Brüder muss bereits Mühlenbesitzer gewesen sein. Mauerbach besaß die Mühle nur 20 Jahre, 1426 verkaufte sie Bruder Jacob mit Händen des Heinrich von Straßburg, Amtmann des Stiftes, um 105 Pfund an Hans den Hebrein, Bäckermeister zu Wien und dessen Frau Diemut. Die Kartause behielt sich aber die Zahlung des jährlichen Überzinses von 4 Pfund. Vom Bäckermeister Hebrein kam sie an Niklas Laynbacher, Apotheker, Richter der Universität und Eisenkämmerer der Münze und dessen Frau Barbara, der sie 1452 um 38 Pfund und 6 ungarische Gulden an Schwester Petronella Pöcklin, Meisterin von St. Jacob in Wien verkaufte. An die Kartause war nach wie vor ein jährlicher Überzins zu entrichten. Diese Gült hatten die Mauerbacher mit Zustimmung des Propstes Symon für ewig darauf gelegt. St. Jacob musste den Mauerbachern umsonst alles Getreide, das für ihr Wiener Haus bestimmt war, mahlen, inbegriffen waren die Fuhrwerksdienste. Die Mauerbacher gaben dafür den Klosterfrauen die Holzentnahme für den Mühlenbedarf, zu Reparaturarbeiten, insbesonders an der Wehr. Dem Stift erwuchs eine Pön von 8 Pfund für diese Mühle, falls sie baufällig würde oder die Dienste nicht entrichtet werden sollten. Schwester Petronella hatte 1441 von Magdalena, Witwe des Georg Lehenholz 360 Pfund für Seelenmessen erhalten. Sie hatte hiefür Hausbesitz aus dem Besitz der Herrschaft Liechtenstein gekauft, wahrscheinlich erwarb sie aus den Erträgnissen dieses Besitzes die Mühle. Bis 1633 zahlte Mauerbach für den Überzins 8 Schillinge jährliche Steuer. Bruder Jodok Schubert ersuchte um Abschreibung von der Gült, die am 15. September 1633 mit 2 Pfund 5 Schillingen abgetan wurde. Bis 1657 wurde das Kloster St. Jacob im Dienstbuch des Stiftes geführt. (Alle Besitzangaben aus Twerdy I S 89ff)
Lokalisiert wird die Mühle, bei der es sich um die alte Meidlinger Mühle handeln müsste, im Hause Konskriptions-Nr. 127 in Gaudenzdorf (Meidlinger Heimatbuch 1930, S 212). Sie soll 1780 aufgelassen worden sein. Noch 1929 soll der Hof des Hauses Steinhagegasse 9 teilweise mit Mühlsteinen der Gaudenzdorfer Mühle gepflastert gewesen sein. Dem widerspricht aber der Brequin-Plan aus ca. 1755, der an dieser Stelle keine Gebäude zeigt. Auch die Wasserversorgung ist unklar, sie könnte nur durch einen schon damals abhanden gekommen Seitenarm des Wienflusses erfolgt sein.
Die vier Mühlen an diesem Mühlbach haben gleich den meisten anderen Mühlen an der Wien komplexe grundherrschaftliche und sonstige Besitzverhältnisse. Ihre Geschichte ist vom Spätmittelalter bis zum Ende 1847 fast durchgehend erforscht. Klaus Lohrmann hat sie und allen weiteren Mühlen stadteinwärts ausführlich beschrieben: Lohrmann, Klaus: Die alten Mühlen an der Wien. In: Wiener Bezirkskulturführer, Hrsg. Dr. Felix Czeike. Wien: Jugend und Volk 1980.
Die Hundsmühle in Reinprechtsdorf liegt zwar ebenfalls innerhalb der Linie (heutiger Gürtel), hatte aber einen eigenen Wasserzufluss.
Die Hundsmühle
In Oberreinprechtsdorf (Reinprechtsdorf) gab es mehrere Quellen, von denen der "Reinprechtsbrunn" die mächtigste und ergiebigste war. Ihr Wasser, das in einem Bach zur Wien floss soll, einst diese Hundsmühle angetrieben haben. Die um 1400 bereits bestehende Mühle war im Obereigentum des Erzbistums Wien (Lohrmann, Mühlen, S 28). Im Türkenkrieg 1529 soll sie zerstört worden sein. Falls sie wieder aufgebaut wurde, konnte sie nur bis spätestens 1553–1562 in Betrieb gewesen sein, denn in diesen Jahren wurde im Auftrag Ferdinand I. das Wasser der Quellen in sieben Brunnen auf dem Areal zwischen Fendi- und Siebenbrunnengasse beziehungsweise Reinprechtsdorfer Straße und Einsiedlergasse gesammelt und in die kaiserliche Burg geleitet. (z.B. Josef Donner: Dich zu erquicken, mein geliebtes Wien ...: Norka-Verlag 1990, S. 13 f.)
Die Mollardmühle
In einer Urkunde vom 20. Juni 1331 gab der Oberbesitzer Herzog Albrecht II seine Zustimmung zum Verkauf durch Ortolf von St. Veit an einen Wiener Bäcker. Das ist die älteste Nennung dieser Mühle, damals war sie somit eine herzogliche Mühle. Im 15. Jahrhundert hieß sie „Pirprewerin“, abgeleitet von einem mit der Berufsbezeichnung identen Familiennamen. Später übernahmen die Grafen Meraviglia und Mollar die Dorfherrschaft über Gumpendorf und bauten in unmittelbarer Nachbarschaft zur Mühle das dorfherrliche Schloss. (Lohrmann, Mühlen, S 37)
Seit 1680 wurde sie als Gewürz- und Krätzmühle betrieben.
Die Kirchenmühle
Sie lag direkt hinter der alten Gumpendorfer Wehrkirche. Die Grundherrschaft ging am Ende des 16. Jahrhunderts von der Pfarre Gumpendorf an das Schottenkloster über.
Die über die Jahrhunderte festgehaltene Liste der Gewährnehmer endet mit der bekannten Müllerfamilie Raab, in deren Besitz sie bis zu ihrem Ende blieb.
Früher auch Anger- oder Aumühle.
Die Dorotheermühle (Hofmühle)
Im Mittelalter wurde sie Stampfmühle bezeichnet, sie dürfte die einzige Stampfmühle an der Wien gewesen sein. Grundherr auch dieser Mühle war bis zum 15. Jahrhundert die Pfarre Gumpendorf. Nach späteren (Unter-)Besitzern hieß sie auch Perman-Mühle. 1433 ging sie auf dem Erbwege an das Dorotheerkloster, das 1582 auch zum Grundherren wurde. Im Laufe der Jahre kamen neben Weingärten und sonstigen Grundstücken auch weitere Gebäude und ein Wirtshaus dazu, wobei letzteres die Mühle später an Bedeutung übertroffen haben soll. 1783 wurde das Kloster im Zuge der josefinischen Reformen aufgehoben und die Mühle 1786 an die Stadt Wien verkauft. Zu dieser Zeit wurde die Mühle bereits von der bekannten Müller-Familie Raab betrieben, die auch die Kirchenmühle besaß. Der spätere Name der Mühle kann mit dem letzten bedeutenden Besitzer Karl Hof im Zusammenhang stehen, oder aber mit ihrer früheren Funktion als Mühle für den Hof.
Die Mühlen unterhalb des Gumpendorfer Wehrs
Einige Abschnitte in der Existenz des Gumpendorfer Wehres sind in der Beschreibung der allgemeinen Geschichte des Wienflusses bei Atzinger-Grave dargestellt.
Die Heumühle
Die Heumühle ist die letzte baulich erhaltene Mühle am einstigen Mühlbachsystem des Wienflusses. Bis ins 17. Jahrhundert wurde sie Steinmühle genannt. Sie steht im Innenhof des Gebäudes in 1040 Wien, Schönbrunnerstraße 2. Eine im Sommer 2004 geplante Adaptierung des damals leerstehenden Gebäudes führte zu einer vom Bundesdenkmalamt initiierten Untersuchung.
Die Erkenntnisse dieser Untersuchung wurden in der vom Bundesdenkmalamt herausgegebenen "Österreichsichen Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege" im Heft 2/3 des Jahres 2008 von Günter Buchinger, Manuela Legen, Bruno Maldoner, Paul Mitchell und Doris Schön veröffentlicht. Dank dieses Berichtes ist die Heumühle die baulich und technisch am besten dokumentierte Wienfluss-Mühle. Die Rettung dieses verborgenen Juwels ist auch auf der Webseite des Bundesdenkmalamtes dargestellt.
Die Heumühle wird schon im ältesten Grundbuch des Bürgerspitals genannt und hatte vor der ersten Türkenbelagerung das Heiligengeistspital und danach das Bistum Wien als Gewährnehmer. Der mehrere Mühlen betreibende Mühlbach auf der Wieden ist erstmals 1262 dokumentiert, die Heumühle selbst enthält nach aktueller Bauuntersuchung jedoch kein Mauerwerk aus dem 13. Jahrhundert. Das mehrfach ausgebesserte Mauerwerk bis zur Sohlbankhöhe der Fenster des ersten Obergeschoßes wird in wesentlichen Teilen in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts datiert (genauer: vor 1326). Die bodenarchäologische Untersuchung des Bundesdenkmalamtes im Jahr 2004 brachte keinen Hinweis auf einen hölzernen Vorgängerbau.
In technischer Hinsicht sind für die Heumühle fünf Mühlengänge (1596) überliefert, im 18. Jahrhundert waren es vier unterschlächtige Gänge mit vier Wasserrädern und Mühlsteinen zu 41 Zoll (über 120 cm). Damals enthielt der Komplex auch ein Wirtshaus zu ebener Erde, Zinswohnungen, Backhaus und eine Bäckerwohnung. Im Zuge des Umbaus Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Antrieb auf zwei Wasserränder reduziert, die technische Entwicklung (z.B. doppelgängiger Antrieb) gestattete jedoch eine gleichbleibende Leistung.
1723 ging die Oberherrschaft über den Gebäudekomplex der Heumühle vom Bürgerspital an die Stadt Wien. Als der Mühlbach 1856 verschüttet wurde, löste die Gemeinde das nach wie vor bestehende Wasserrecht des Erzbistums mit 30.000 Gulden ab.
In der Folge wurde das Mühlengebäude als Werkstätte genutzt. Die Mühle geriet zunehmend in Vergessenheit, und die Bausubstanz verfiel. 2008 wurde das Gebäude in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt restauriert. Heute soll es der älteste erhaltene Profanbau Wiens sein.
Die Schleifmühle
Die Mühle stand zunächst im Oberbesitz des Bistums Wien. Hans Gebl errichtete hier zwischen 1570 und 1580 die erste österreichische Waffenschleif und -poliermühle. Dieser Betrieb gab der Mühle, in der gleichzeitig auch Mehl gemahlen wurde, ihren Namen. Im Volksmund war sie auch als „Mühle in der Froschlacke" bekannt.
Die Besitzgeschichte dieser Mühle verdeutlicht die Anziehungskraft einer solchen Einrichtung. Im 15. Jahrhundert stand sie im Oberbesitz des Bistums Wien und gelangte dann in ratsbürgerlichen Besitz. Ca. 1660 wurde die Mühle sogar zum Adelssitz und um die Mühle entwickelte sich die kleine Gemeinde Mühlfeld. 1786 wurde die Grundherrschaft an die Stadt Wien verkauft. Sie war bis zur Zuschüttung des vom Gumpendorfer Wehr abgeleiteten Mühlbaches im Jahr 1856 in Betrieb.
Das Gebäude wurde 1894 abgebrochen. Das Neuigkeits-Welt-Blatt" vom 5. Jänner 1895 reagierte auf die Demolierung dieses und der Nachbarhäuser mit dem Artikel "Vor 80 Jahren": "Mit der uralten Schleifmühle, die bereits im vorigen Sommer demolirt wurde, müssen nun auch eine Reihe von Gebäuden gleichen Alters fallen. Diese Art Altwiener Häuser, deren Trakte sich um den gegen die Straße hin offenen Hof gruppiren und die eine charakteristische Bauform um die Wende des 17. Jahrhunderts darstellen, sind heute schon, wie wir Wiener sagen, „an den Fingern herzuzählen". Das vorliegende Gebäude, an dessen Demolirung eben gearbeitet wird, gehörte ursprünglich zur Schleifmühle und figurirte als Waschhaus, indem man den bis zum Jahre 1858 hier vorüberfließenden Mühlbach zu diesem Zwecke benützte. Später brachten, eben des Wasserlaufes wegen, Seidenfärber das Haus an sich und in deren Händen verblieb es bis in unsere Tage. Diese Seidenfärberfamilien hießen Hörmann, Faure (französisch) und Corra (italienisch)."
Die Bärenmühle
Sie wurde auch Heiligengeistmühle bezeichnet, da der Mühlschlag, das ist das Recht, die Mühle zu betreiben, von der alten weiter flussabwärts gelegenen Heiligengeistmühle stammte. Sie soll 1705 an der neuen Stelle auf der „Trückherstatt“ vis-a-vis dem Hause Wienstraße 3 (CNr. Wieden 791) aus Holz und mit 3 Gängen errichtet worden sein (Atzinger-Grave, 1784). Das Mühlgebäude ist noch auf dem Nagel’schen Plan sichtbar. Im Haus Nr. 3 selbst (zu dem die Mühle gehörte) war eine Kotzenwalke. Im Jahre 1741 wurde die Bärenmühle vom Hochwasser zerstört aber wieder aufgebaut. 1794 wurde die Mühlgerechtsame vom Haus Wienstraße Nr. 3 zum „schwarzen Bären“ auf die von Anton Hof neuerbaute Mühle Wienstraße Nr. 1 (Wieden 790) übertragen. An dieser Stelle befand sich 1684 das „kaiserliche Brunn- und Waschhaus“. Das 1831/32 anlässlich der Planungen zu den Colerakanälen erstellte Profil durch die Radstube der Bärenmühle zeigt eine unterschlächtige Mühle mit vier Gängen. Ob unterschlächtige Mühlen auf dem Wienfluss vorherrschend waren, ist heute mangels einschlägiger Darstellungen nicht feststellbar.
Zu klären ist aber noch die Anmerkung (Lohrmann, Mühlen, Anm. 77), dass bereits um 1600 eine Mühle bei den Waschhäuseln aufscheint.
Der Mühlenbetrieb endete mit der Zuschüttung des Mühlbaches 1856, das stattliche Eckhaus, ab 1905 war die Adresse Rechte Wienzeile 1, behielt aber den Namen der Mühle. Es wurde als Wohn- und Geschäftshaus genutzt, unter anderem wohnte der Dichter und Dramatiker Ignaz Franz Castelli darin. Im Zuge der Neugestaltung der Operngasse 1936 wurden das Freihaus und die Bärenmühle abgebrochen.
Auch das ein seiner Stelle von 1937–1938 errichtete Wohnhaus bewahrte den Namen Bärenmühle. Der Durchgang von der Operngasse zum Naschmarkt heißt Bärenmühldurchgang. Eine Tafel mit Steinrelief am Haus Operngasse 18 erinnert an die Sage vom Bärenkampf: Im Jahre 1660 wurde der Besitzer der Mühle von einem Bären überfallen und von seinem Knecht, der durch das Fenster der Mühle gespringen war, gerettet. Die Mühle soll laut dieser Inschrift bis 1866 in Betrieb gewesen sein.
Die Heiligengeistmühle
Sie lag unterschiedlich zu den Mühlen im folgenden Abschnitt noch auf der rechten Seite des Wienflusses. Sie soll zu ihrer Zeit die größte Mühle im Wiener Bereich oder überhaupt an der Wien gewesen sein, denn in ihr trafen sich laut Lohrmann die Müller, um die Einhaltung der Bestimmungen des Müllerbriefes Herzog Albrechts V. von 1429 zu überwachen. Dieser Ehrenvorrang gegenüber den anderen Mühlen an der Wien könnte auch von der besonderen Rolle in der Versorgung Wiens herrühren, einem sehr hohen alter oder einfach ihrer verkehrsmäßig günstigen Lage in der nähe der Steinernen Brücke. Dorthin wurde das Getreide von den Feldern des Wienerberges geliefert und der Heiligengeistmüller teilte sie auf die einzelnen Mühlen an der Wien auf. Zur Mühle gehörte auch eine Brauerei. 1530 ging der gesamte Besitz des Heiligengeistspitals samt der Mühle, die deren letzter florierender Betrieb gewesen sein soll, in das Obereigentum des Bistums Wien über.
Die Mühle soll bis ca. 1684 bestanden haben; nach dem Türkensturm 1683 wurde sie als letzte der Mühlen vor der Stadt wegen der Verstärkung der Verteidigungsanlagen abgebrochen. Das Recht, eine Mühle zu betreiben, blieb aber und wurde einige Jahre später auf eine flussaufwärts errichtete Mühle übertragen, die als Bärenmühle in die Geschichte einging (Lohrmann, Mühlen S. 26).
Die Mühlen vor der Stadt Wien
Die Mühlen vor der Stadt sind seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar. Hingewiesen wird auf eine gefälschte, zum darin erwähnten Mühlbach aber als richtig eingeschätzte Urkunde Leopolds VI. für das Heiligengeistspital aus dem Jahr 1211. Auch eine andere Urkunde aus dem Jahr 1217 bestätigt den Bestand eines Mühlbaches und einer Mühle im späteren Ochsengries (Lohrmann, S 15f, BUB I, 240 n. 179, II 8 n. 206). Die Anzahl und die Lage der Mühlen ist im Plan von Bonifaz Wolmuet aus dem Jahr 1547 festgehalten.
Die Spitalsmühle
Die Spitalsmühle war die oberste Mühle am Mühlbach vor den Mauern Wiens und lag vor dem Kärntnertor unterhalb des Bürgerspitals. Nach heutiger Situation wäre das an der Mündung der Canovagasse in den Karlsplatz. Sie verfügt über die älteste individuell nachweisbare Geschichte einer Mühle an der Wien. Die sie belegenden Urkunden beginnen im Jahr 1211 (BUB I, 240 n. 179, II 8 n. 206) und sind im Mühlenheft Lohrmanns dargestellt. In dieser frühen Zeit wurde sie nach dem damaligen Grundherrn Johannitermühle genannt. Der Johanniterorden war aber nur zur Hälfte Grundherr, die andere Hälfte gehörte dem Schottenkloster. Nach mehreren Veränderungen in der Oberherrschaft kam sie in die Hand Wiener Bürger und seit 1400 wurde sie Spitalsmühle genannt. Sie bestand bis ca. 1600, als sie wie fast alle Mühlen vor der Stadt den Verteidigungsanlagen weichen musste.
Die Würzburgermühle
Sie stand etwas unterhalb des Schwarzenbergplatzes und wurde in den frühesten Nennungen nach ihrer Lage „im Gereut vor dem Stubentor“ und bei den „unslitgcloten“ oder einfach als Mühle „niderthalb des spitals muel“ beschrieben. Nach späteren Besitzern wurde sie eben Würzburgermühle und auch Radaunermühle genannt. Sie scheint auch als Paradeismühle auf.
Die Predigermühle
Sie lag gegenüber dem Stubentor bzw. dem Dominikanerkloster (Predigerkloster). Sie zählte ab der Mitte des 14. Jahrunderts zum Grundherrschaftsbereich des Klosters, zu dem in der Neuzeit auch die nach ihm benannte Dominikanermühle in Gumpendorf kam. Ihre frühste Erwähnung fand sie (laut Lohrmann, Mühlen, S 22) 1290 im Grundbuch des Vorbesitzers Bürgerspital. Nach einem späteren Besitzer hieß sie auch Niklas-Bürger-Mühle.
Die Mühle "bei dem Schlifstein"
Auch die letzte Mühle vor der Mündung des Mühlbaches in die Donau, den späteren Donaukanal, wird in ihrer ersten grundbücherlichen Nennung vom 25. April 1370 als vor dem Stubentor gelegen bezeichnet. Genau lag sie gegenüber dem Piberturm. Die Bezeichnung war „an dem Slifstein“. Also muss hier schon damals ein Schleifstein mit Wasserkraft betrieben worden sein. Spätestens seit 1453 gehörte eine Schmiede mit Hammer und Schleifstein zur Ausstattung der Mühle.
Die Staubmühle
Sie zählt nicht zu den vier mittelalterlichen Mühlen vor der Stadt, denn sie entstand erst 1819 am Wienfluss unterhalb der Stubentorbrücke und ist damit die letzte am Wienfluss gebaute Mühle. Ihr Antrieb erfolgte nicht durch das Wasser des Wienflusses, sondern durch den 1797 bis 1803 gebauten Wiener Neustädter Kanal. Profildarstellungen in den Plänen zur Errichtung des rechten Wientalsammlers (Teil der sog. Colerakanäle) zeigen das Profil einer (möglicher Weise vorgelagerten) Walke.
Nach dem Brand von 13. Jänner 1883 wurde die Mühle nicht wieder aufgebaut.