Gottesfeld – Godtinesfeld

Eine Beschreibung von Dr. Wilhelm Twerdy in seinem Buch "Beiträge zur Geschichte des Wienerwaldes"
1998

Mit der Geschichte von St. Veit an der Wien untrennbar verbunden, ist das verschwundene Gottesfeld.

Klebel hat 1932 diese Schenkung noch im Stadtgebiet von Wien vermutet. Dieses sagenhafte „Godtinesfeld in pago osterrichi in comitatu Heinrici" schenkte Kaiser Heinrich II. im Jahre 1014/15 an Poppo, den Präpositus der Kirche in Babenberg – Bamberg (1014. 5. Juli, Regensburg, MG D H II, S 398, BHSTA, Kaiserselekt, 286).

Die Urkunde ist im Original erhalten geblieben.

Poppo, der Bruder des Markgrafen Heinrich I. der Mark an der Donau in Ostarrichi, war ein Sohn des Markgrafen Liutpold L, der 994 starb. Ein Jahr nach der Schenkung wurde Poppo Erzbischof von Trier. Er starb 1047 (1047, Gesch. Ö. in Stichworten, Hirt, Teil 1). Das Hochstift Bamberg war eine Gründung Kaiser Heinrichs II., des Sohnes des Bayernherzogs Heinrich des Zänker, der vorerst seines Herzogstums enthoben wurde. Nachdem er es wieder erhalten hatte, schlug er 991 die Ungarn. Er starb am 29. August 995 (991, o. D., M. Spindler, HB d. bayr. Gesch., Bd. I, S 306). Das Predium Nochlinga in pago Osterriche wurde 998 seinem Sohn verliehen, offensichtlich um diesen Sieg zu würdigen (998, o. D., MGDD O III, S 711). Möglich ist aber auch, dass Gottesfeld damals an den Bayernherzog kam, vielleicht stand es örtlich in Zusammenhang mit dem Sieg von 991. Die Geschichtsforschung meint, dass diese Schenkung später an die Vögte des Stiftes übergegangen sei, vermutlich an die Grafen von Formbach-Ratelnberg. Der Ort scheint in den urbarialen Aufzeichnungen des Domstiftes Bamberg des 12. Jahrhunderts nicht mehr auf (Nachricht des Staatsarchives Bamberg vom 11.6. 1997).

Um 1120/22 bis 1130 wurde ein Pabo de Gottinesfeld genannt, circa 1130 auch sein Bruder Erchenger (1120/22, F II/4, 201, 204, 210, 211, 251 et 1130, OÖUB I., 647, LXV). Die Kirche in Formbach erhielt damals von Bruno von Bisamberg in Anwesenheit des Markgrafen einen Stallhof bei Wienenvort, mit Weingärten und Zubehör. Auf Bitte des Abtes Dietricus von Formbach und in Anwesenheit des Vogtes Graf Eckbert von Formbach, gab der Markgraf eine Wiese „in monte Comageni“ genannt Wolvesgrube, die einer seiner Ministerialen entfremdet hatte, dem Stift zurück.

Es muss vermutet werden, dass Bamberg diesen zu entlegenen Besitz mit dem 1040 gegründeten Kloster Formbach abgetauscht hat. So wäre der Formbacher Besitz nachweisbar, der sich auch nördlich der Wien erstreckte. Wolfsgrube ist eine Riedbezeichnung in Hütteldorf, die Lokalisierung des Rückstellungsgutes wäre somit gesichert. Hiezu meine Vermutung, der Wald der Herrschaft St. Veit habe sich auch nördlich der Wien erstreckt. Haben noch die Bamberger die Kirche St. Veit gegründet, die erst viel später durch ein festes Haus geschützt wurde?

Ein Oheim der beiden nach Gottesfeld genannten Brüder war Otto, der Burggraf von Mödling. Dieser Castellanus hatte 1114 an Kloster Neuburg sein Predium Meissau gegeben, so gilt er als der Stammvater der Meissauer. Ohne Zweifel hatte ein angesehenes Geschlecht Gottesfeld inne. Um 1150 wurde ein Dietmar de Gottesfeld für andere Geschlechter des Wienerwaldes als Zeuge genannt (ca. 1150, F II/4, 480, Lohrm. 104). Um 1170 bezeugte ein Wolfker de Gottesfeld zusammen mit seinen Brüdern Udalricus und Merch für Wernhart von Utendorf die Übergabe eines Gutes an der Wienfurt an das Stift Formbach für das Seelenheil seiner nicht genannten Eltern (1170, o. D., OÖUB I., 676, 677, CLXIX, 369).

Fast ein Jahrhundert erfolgte keine Nennung nach Gottesfeld. Die Nachkommen der drei genannten Brüder könnten sich nach einem anderem Ansitz genannt haben. Siegel oder Wappen dieses alten Geschlechtes sind nicht erhalten geblieben. 1262 wurde ein Heinrich von Gottesfeld genannt, der bis 1281 in Urkunden aufscheint (1262. 2. Oktober, Doc. Liecht., 30. November, Doc. Liecht., 1267, Q II/1, 5, 1269. 13. Juli, BHSTA, Pass. U 151, 3. August, Joh. Wien, U 5, 1270. o. D., F II/81, 100, 24. Feber, Q 1/9, 17211, 1272. 4. Dezember, K. Maiberg, U 42, 1273. 1. Feber, Doc. Liecht., 28. Mai, Joh. Wien, U 8, 5. September, Q II/ 1, 9, 1274. 1. August, F II/10, 189, 1275. 23. März, HHSTA, o. D., F II/81,112,1276, o. D., F II/51,159, F II/11, 202,1278, Joh. Wien, U 14,1. April, F II/11, 213,1281. 7. Feber, F II/ 10,32). Hanthaler hat das Siegel dieses „Kellermeisters“ für 1270 abgebildet, doch bei der Beschreibung der Urkunde wird vermerkt, dass das Siegel fehle. Dies gilt auch für das Jahr 1275, in beiden Fällen handelt es sich um Lilienfelder Urkunden. Nach Hanthaler hätte das Siegel eine Futterschneidemaschine gezeigt. Dieses Wappen führten nachweislich die Veusel von Alland. 1269 gab es auch einen Heinricus de Alaht, als Zeuge für König Ottokar genannt.

Heinrich von Gottesfeld war Kellermeister oder Magister Cellarius (Keller-Meister, L. Cellarius, Cellerarius, der erste unmittelbare Vorgesetzte eines großen, besonders herrschaftlichen Bier- oder Wein-Kellers, welcher sowohl den Einkauf des Getränkes, als auch dessen Erhaltung, zu besorgen hat. Er wird an einigen Höfen Haus- oder Hof-Kellner genannt, ist aber an andern noch von demselben unterschieden. Siehe auch Kellerey und Kellner.). 1280 wurde er mit seinem Bruder Chunradus genannt und letzterer wenig später mit seinen Sohn Heinrich (1280. 13. Oktober, HHSTA et 1284. 11. Mai, Duellius, R. H., S 58).

Im Jahr 1310 wird berichtet, dass ein Jans der Gottesfelder 1 Eimer Wein Bergrecht aus seinem Hofe zu Baumgarten (an der Wien) verkauft habe. Neben einer Jeutte wird 1303 Ilian die Gottesfelderin genannt (1300. 17. Oktober, U. Gloggnitz 9 et 1303. 24. April, Q II/1, 10). Wichtig für dieses Geschlecht scheint die letzte erhaltene Nachricht zu sein. Ein Heinrich der Gottesfelder wird 1310 vom Hauptmann zu Marchegg Heinrich von Wartenfels als „mein Landrichter“ bezeichnet (1310. 29. Juni, U Melk, L, 444, 815). Wartenfels liegt bei Thalgau in Salzburg, doch das Geschlecht war in Niederösterreich tätig. Erzbischof Ulrich von Salzburg gestattete 1259 einem Konrad von Kaiheim die Burg Wartenfels zu bauen. Um 1300 waren die Wartenfelser Burggrafen in Anger an der March.

Da die Siegel dieses Geschlechtes nur durch Hanthaler bekannt wurden, ist zweifelhaft, ob sie richtig sind, da sie nicht mehr vorhanden sind. Nach dem Ort Gottesfeld wurde noch 1389 Otto der Churtzhals mit seiner Gattin Margret genannt, als er in diesem Jahre die Gottesfeldmühle um 290 Pfund kaufte. Diese diente bereits dem Propst von St. Stephan, Jörg von Liechtenstein (1389, nächster Pfinztag nach St. Andrä, Wien, DA, Wien, HHSTA, W 49, Bd. 7, 82, 116). Das Geschlecht „breve collis“ wird in Heiligenkreuzer Urkunden oft genannt, schon die Kaufsumme weist darauf hin, dass den Kauf ein Vermögender tätigte.

Bei der Geschichte von St. Veit an der Wien ist festgehalten, dass 1361 Stephan von Toppel auch das „Feld“, das frühere Gottesfeld an Herzog Rudolph IV. verkaufte. Das „Haus St. Veit“, wie es Michel von St. Veit erwarb oder auch wiederverkaufte, hatte keinen hohen Preis, das Wappen dieses Michel war kein Gottesfelder Wappen. Sollten die Toppler Gottesfeld erworben haben, um es mit St. Veit wieder zu vereinen? Heinrich und Chunrat sind Namen, die bei den frühen Topplern sehr häufig vorkommen. Gottesfeld, soweit es nördlich der Wien lag, wurde Formbacher Besitz. Gottesfeld südlich der Wien wurde St. Veit genannt.

Durch Jahrhunderte erhalten blieb die Gottesfeldmühle, am Südufer der unregulierten Wien, im heutigem Unter St. Veit gelegen. Der Name dieser Mühle wurde auch zum Beweis, wo diese Schenkung gelegen haben muss. Sie hieß später nur mehr Feldmühle, als solche ist sie noch in den Plänen zur Josephinischen Fassion von 1764 - 87 eingetragen.

Der erste Besitzer der Gottesfeldmühle unter der Propstei St. Stephan als Inhaber, dürfte Seyfried der Schauer mit seiner Gattin Katherina gewesen sein. Er verkaufte 1389 an Ott den Churtzhals. Alle späteren Mühlenbesitzer sind namentlich bekannt. 1654 gelangte die Mühle in den Besitz der Elisabeth (Agnes) Breiner als Obristin des Klosters Himmelpforten (1654. 3. März, GB 19 b, f 95 v, Bistum Wien). 1671 wurde Anna Jacobina von Questenberg als Obristin an die Gewähr geschrieben (1671. 29. Juli, GB 19 b, f 95 v, Bistum Wien). Kurze Zeit später folgte Maria Augustina Gräfin von Cavriani als Obristin. Nach deren Tod wurde Anna Antonia Gräfin von Breiner als Obristin an die Gewähr geschrieben (1688. 3. Feber, nach dem Tode der Oberin Maria Anna, Gräfin von Cavriani, GB 19 b, f 400 v, Bistum Wien, A. Wien). Diese verkaufte 1695 mit der Dechantin Maria Sebastiana Buccellini und dem Convent, die Mühle an Seyfried Christoph Graf Breuner (Breiner), den damaligen Hofkammerpräsidenten (1695. 28. März, GB 19 b, f 524 L, A. Wien).

Quellen:
Twerdy, Wilhelm: Beiträge zur Geschichte des Wienerwaldes. Budapest; Schwarzach; Bruck a.d. Leitha: Heimat-Verlag, 1998. – 2 Bände

Exzerpiert von hojos
August 2009