Schönbrunn

Die Geschichte des Hietzinger Bezirksteiles kurz und bündig
01.11.2014

Das Areal im Mittelalter

Das zu Beginn des 12. Jahrhunderts von Leopold III. gegründete Stift Klosterneuburg verfügte schon sehr früh über Grundbesitz in der Region Meidling und Hietzing. Meidling (Murling) dürfte zum ältesten Ausstattungsgut des Stiftes gehört haben und Hietzing war ab 1263 zur Gänze im Besitz des Stiftes. In den ältesten Aufzeichnungen des Stiftes, dem Traditionskodex und dem Urbar, ist auch der Ort Chatternberch (in unterschiedlichen Schreibweisen) genannt, der an der Stelle des heutigen Schlosses Schönbrunn lag. Dem Testament eines Herbord von Rußbach folgend ist das Gut Chatternberch zwischen 1156 und 1177 an das Stift übertragen worden. Damals wurde Chatternberch zu Hietzing gerechnet, das bis 1340 der Verwaltungsstelle für die Außenbesitzungen des Stiftes ("officium") in Nußdorf unterstand, dann dem neuen "Amt Meidling". Doch dieses Dorf ist aus unbekannten Gründen bald abhanden gekommen, und nur eine „niederhalb Hietzing an der Wien“ liegende Kattermühle (ebenfalls in den verschiedensten Schreibweisen) ist mit bedeutendem Grundbesitz bestehen geblieben. Diese Mühle, die 1311 erstmals urkundlich erwähnt wird und ebenfalls im Bereich des heutigen Schlosses lag, gehörte allerdings zu Meidling und war damit altes Stiftseigentum.

Pächter der Kattermühle waren für lange Zeit Mitglieder der Familie Neuzel. Der spätere, mit dieser Familie noch verbundene Johann von Nußdorf war es dann, der die Rechte der Familie 1312 an den Propst des Stiftes Klosterneuburg verkaufte.

Die Mühle hatte in der Folge weitere Pächter, die sich ebenfalls nach der Ansiedlung nannten. Um 1430 kam die Mühle an Erhard Grießer. Dieser war ein mächtiger Mann, unter anderem Kellermeister des Herzogs Albrecht, der für seine Mühle sogar eine Steuerbefreiung, die auch mit der Robottbefreiung verbunden war, erreichte. Als seine Schwester Margret den Linzer Bürger Erhard Vest heiratete, übergab er ihr die Mühle als Ausstattungsgut. Erhard Griesser starb am 24. August 1445 und wurde bei St. Stephan bestattet. Bald darauf war die Kattermühle abgebrannt. 1467 wurde die wieder in Betrieb genommene Mühle an Ernreich Koppel, damaligen Rat der Stadt Wien, verkauft. Doch diesem Kauf stimmte das Stift Klosterneuburg erst 1494 nach Steigerung des Ertrages der Grundstücke (z.B. durch das Aussetzen von Weingärten auf bisherigem Ackergrund) zu.

Bereits 1497 verkauften die Nachfahren Koppels die Mühle an Propst Jacob und den Convent von Neuburg. Das Zubehör der Mühle wird genau angeführt, darunter ca. 50 Joch Äcker. Zum Besitz gehörte damals auch eine Au mit einem darin befindlichem Weingarten. Ab diesem Zeitpunkt gibt es in den Grundbüchern keine Eintragung, die auf eine weitere Verleihung schließen ließe. 1529 wurde die Mühle von den Türken zerstört.

1544 entschloss sich das Stift, die Eigenbewirtschaftung wegen der hohen Unkosten aufzugeben. Propst und Convent gaben die Mühlgründe um 70 Pfund jährlich an Sigmund Kaschler. Obwohl dessen Gehilfe Michael Leitner zum Nachfolger bestimmt worden war, wurde die Mühle nach Kaschlers Tod dem Wiener Stadtanwalt und späteren Bürgermeister Hermann Bayr gegen eine Zahlung von jährlich 40 Pfund leibgedingeweise übertragen. Leitners Klage hatte gegen so einen mächtigen Mann hatte natürlich keinen Erfolg.

Von der Mühle zum Herrensitz

Der 29. September 1548, der Beginn der neuen Eigentümerschaft, markiert den Anfang der späteren Bestimmung des Areals, denn Hermann Bayr hatte sofort mit dem Bau eines Herrensitzes begonnen. Ab diesem Zeitpunkt wurde auch die Bezeichnung "Katterburg" üblich. Das war aber nicht im Sinne des Propstes, denn der wollte nur Mühle und Hof instandgehalten wissen. Doch die Beschwerde des Propstes beim Kaiser beschleunigte die Abkehr von der bisherigen Nutzung des Areals, denn der Kaiser war jetzt auf den neuen Ansitz aufmerksam geworden. Entgegen den Willen des Stiftes musste der Bestandvertrag angepasst werden, nur die gewollte Übertragung von Meidling und Hietzing an den Stadtanwalt konnte verhindert werden. Nach dem Tod Bayrs und seines Sohnes wurde die Katterburg (auch Gatterburg) vom Stift wieder zurückgefordert. Während des Disputes mit den Erbenvertretern bekundete Kaiser Maximilian II. 1.569 sein persönliches Kaufinteresse, dem der Propst zustimmte.

Die Katterburg wird zum Jagschloss der Habsburger

Somit wechselte das Anwesen per Kaufvertrag vom 8. Oktober 1569 für 4.150 Gulden in habsburgischen Besitz. Betroffen waren das Haus mit 10 oder 12 Stallungen, die Mühle mit 4 Gängen, der Mayerhof mit vielen Zimmern, die Stallungen für Groß- und Kleinvieh inkl. „Schupfen“ und der eingefriedete und mit guten Obstbäumen bepflanzte Garten zwischen der Wien und dem Mühlbach samt großem Weingarten in dessen Mitte. Weiters gehörten umfangreiche Felder zwischen Meidling und Hietzing, Wiesen, Viehweiden und ein „Geraitt“ dazu. 1574 wurde im Tauschweg von der Gemeinde Hietzing weiteres Gebiet dazu erworben. Das Areal umfasste etwa 180 Joch  und entsprach – von kleineren Gebietskäufen und Abtretungen in späteren Zeiten abgesehen – dem heutigen Schlosspark.

Der Besitz wurde mit einem Holzzaun eingefriedet und vor allem für Jagdzwecke genutzt. Den vorhandenen Herrensitz ließ Maximilian zu einem zweistöckigem Jagdschloss mit einer Kapelle erweitern. Da die Jagdausflüge nur gelegentlich stattfanden, dürften Unterkunft und Ausstattung sehr einfach gewesen sein.

Die Mühle wurde abgetragen und in kleinerem Umfang außerhalb des Tiergartens in unmittelbarer Nähe zum heutigen Meidlinger Tor wieder aufgebaut; sie bestand bis 1756, zuletzt unter dem Namen Steyrermühle. Nach ihrem Abbruch wurde an ihrer Stelle die von Pferden oder Ochsen angetriebene Wassermaschine des Schlosses, das sogenannte "Amperlwerk", errichtet. 

Von den Nachfolgern Maximilians wurde das Anwesen instandgehalten. Kaiser Matthias soll auch notwendige Wiederherstellungsarbeiten nach den Verwüstungen durch ungarische Söldner im Jahr 1605 veranlasst haben. Ihm wird auch die Entdeckung der Quelle im Jahr 1612 zugeschrieben, die später als „Schöner Brunnen" namensgebend für das Areal werden sollte. Allerdings muss die Quelle den Jägern immer schon bekannt gewesen sein, vielleicht zeichnete er für die erste Quellenfassung verantwortlich. Dokumentiert ist der Name „Schönbrunn" erstmals für das Jahr 1642.

Das Gonzaga-Schloss

Die Witwe Kaiser Ferdinand II., Eleonora von Gonzaga, ließ für ihre Wohnzwecke von 1638–1643 einen Zubau zum bestehenden Schloss errichten. Damit bekam die Anlage das von G. M. Vischer im Jahre 1672 bildlich festgehaltene Aussehen.

Der Khaiserliche Lust und Thiergarten Schenbrunn. Diese Ansicht aus Georg Matthaeus Vischers "Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae" zeigt den Zustand des Schlosses im Jahre 1672. Der linke Teil des Gebäudes ist das alte, wiederhergestellte Jagdschloß Maximilians, rechts anschließend ist der neue, dreigeschoßige, 16-achsige Trakt, den die Kaiserin Eleonora von Gonzaga als Witwe Ferdinands II. (1619-37) zwischen 1638 und 1643 - nach ungesicherter Quelle von Giovanni Battista Carlone - anbauen ließ, zu erkennen. Ein Renaissanceportal führte in dieses "im italienischen Stil" gehaltenene Schloß. In dem dreiteiligen Gebäude befand sich links eine Kapelle der hl. Magdalena. Der ganze Komplex war zur Wien hin von einer Mauer umgeben, in der Nischen für Stationen des Kreuzweges von Wien nach Mariae Hietzing eingefügt waren, die mit großer Wahrscheinlichkeit der kaiserliche Rat und Hofkammerdirektor Clement von Radolt 1667 hatte errichten lassen. Der Kreuzweg wurde nach den durch die Türken verursachten Schäden generalrenoviert. 1773 verfügte Maria Theresia wegen seines Verfalles den Abbruch und veranlaßte die Errichtung eines neuen Kreuzweges in der Hietzinger Kirche. © Archiv 1133.at
<p><b>Der Khaiserliche Lust und Thiergarten Schenbrunn</b></p><p>Diese Ansicht aus Georg Matthaeus Vischers "Topographia Archiducatus Austriae Inferioris Modernae" zeigt den Zustand des Schlosses im Jahre 1672. Der linke Teil des Gebäudes ist das alte, wiederhergestellte Jagdschloß Maximilians, rechts anschließend ist der neue, dreigeschoßige, 16-achsige Trakt, den die Kaiserin Eleonora von Gonzaga als Witwe Ferdinands II. (1619-37) zwischen 1638 und 1643 - nach ungesicherter Quelle von Giovanni Battista Carlone - anbauen ließ, zu erkennen. Ein Renaissanceportal führte in dieses "im italienischen Stil" gehaltenene Schloß. In dem dreiteiligen Gebäude befand sich links eine Kapelle der hl. Magdalena. Der ganze Komplex war zur Wien hin von einer Mauer umgeben, in der Nischen für Stationen des Kreuzweges von Wien nach Mariae Hietzing eingefügt waren, die mit großer Wahrscheinlichkeit der kaiserliche Rat und Hofkammerdirektor Clement von Radolt 1667 hatte errichten lassen. Der Kreuzweg wurde nach den durch die Türken verursachten Schäden generalrenoviert. 1773 verfügte Maria Theresia wegen seines Verfalles den Abbruch und veranlaßte die Errichtung eines neuen Kreuzweges in der Hietzinger Kirche.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Der Neubau des Schlosses beginnt

Im Türkensturm 1683 wurde die Anlage zerstört und 1687 gab Leopold I. einen Neubau für seinen Sohn Joseph in Auftrag. Nach längerem Planungsstadium mit pompösen Erstentwürfen kam ab 1696 ein kleinerer Entwurf Johann Bernhard Fischers (Fischer von Erlach), an der Stelle des alten Schlosses zur Ausführung, der bereits das heute bestehende Schloss erkennen lässt. Gleichzeitig wurden auch schlossnahe Gartenbereiche gestaltet. Nach der Fertigstellung des Mitteltraktes geriet der Bau jedoch ins Stocken und wurde später von Joseph I. anders als ursprünglich geplant abgeschlossen.

Vollendung unter Maria Theresia

Die Hochblüte Schönbrunns begann mit der Schenkung des Areals durch Kaiser Karl VI. an seine Tochter Maria Theresia, die schon immer eine Vorliebe für das Schloss und die Gärten gehabt hatte. Unter ihrer Regierungszeit von 1740 bis 1780 wurde Schönbrunn zum kaiserlichen Sommersitz und zum Mittelpunkt des höfischen und politischen Lebens der Monarchie. Schloss und Schlosspark erhielten von namhaften Architekten dieser Zeit (Nikolaus Pacassi, Hetzendorf von Hohenberg etc.) ihre heutige Form inkl. weitläufiger Wirtschaftsgebäude mit Orangerie und Schlosstheater, Botanischem Garten, Gloriette, sonstiger Gartenarchitektur und Menagerie. Letztere wurde 1752 fertiggestellt und gilt mittlerweile als ältester noch bestehender Zoo der Welt. Die Baugeschichte im Detail ist unter anderem auf der Homepage des Schlosses Schönbrunn dokumentiert.

Der gesellschaftliche Aufstieg Schönbrunns beeinflusste natürlich auch massiv die Entwicklung der umliegenden Dörfer, insbesondere von Hietzing.

Schönbrunn im Brequin-Plan um 1755. Dieser schon an die Genauigkeit der späteren Landesaufnahmen heranreichende Plan (nicht genordet) zeigt das Areal zur Zeit Maria Theresias, als Schloss und Park weitgehend ihre heutige Form bekamen. Das Schloss und die Wirtschaftsgebäude waren bereits fertig, Park, Botanischer (Holländischer) Garten, Tiergarten etc. angelegt. Der Gloriette-Hügel war noch nicht angelegt, Gloriette und sämtliche Parkarchitektur fehlten noch. Die Mühle beim heutigen Meidlinger Tor, hier "Königliche Mühle" genannt, stand vermutlich knapp vor ihrer Stillegung. Der Wienfluss war natürlich noch unreguliert und wurde auf einer Holzbrücke überquert. Hietzing stand noch am Anfang seiner durch Schönbrunn begünstigten Entwicklung. © Archiv 1133.at
<p><b>Schönbrunn im Brequin-Plan um 1755</b></p><p>Dieser schon an die Genauigkeit der späteren Landesaufnahmen heranreichende Plan (nicht genordet) zeigt das Areal zur Zeit Maria Theresias, als Schloss und Park weitgehend ihre heutige Form bekamen. Das Schloss und die Wirtschaftsgebäude waren bereits fertig, Park, Botanischer (Holländischer) Garten, Tiergarten etc. angelegt. Der Gloriette-Hügel war noch nicht angelegt, Gloriette und sämtliche Parkarchitektur fehlten noch. Die Mühle beim heutigen Meidlinger Tor, hier "Königliche Mühle" genannt, stand vermutlich knapp vor ihrer Stillegung. Der Wienfluss war natürlich noch unreguliert und wurde auf einer Holzbrücke überquert. Hietzing stand noch am Anfang seiner durch Schönbrunn begünstigten Entwicklung.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Kaiser Josef II., der Schönbrunn weniger liebte als seine Mutter, ließ den Schlosspark 1779 für die Bevölkerung öffnen. Er und seine unmittelbaren Nachfolger bevorzugten andere Residenzen. Allerdings nützte Kaiser Franz II./I. Schönbrunn anfangs des 19. Jahrhunderts Schönbrunn wieder öfters und machte es vor allem  nach der zweimaligen Besetzung durch Napoleon (1805 und 1809) vor allem während der Zeit des Wiener Kongresses zum Schauplatz glanzvoller Ereignisse. Im Rahmen einer notwendigen Erneuerung ließ er von 1817–1819 eine neue Fassadengestaltung nach den Plänen des Hofarchitekten Johann Aman ausführen, der der reiche Rokoko-Fassadendekor Pacassis großteils zum Opfer fiel. Damit bekam das Schloss sein heutiges Erscheinungsbild, vermutlich inklusive dem "Schönbrunner Gelb".

Kaiser Franz Joseph I.

Ab 1848 begann mit der Thronbesteigung Franz Josephs I. die letzte glanzvolle Epoche Schönbrunns in seiner Eigenschaft als Kaiserresidenz. Franz Joseph bewohnte es bis zu seinem Tod am 21. November 1916. In seine Zeit fallen eine durchgreifende Restaurierung und eine modische Anpassung im Inneren, umfassende gärtnerische Erneuerungsarbeiten und die Errichtung des Palmenhauses (1880–1882) auf dem Gelände des Englischen Gartens. Als letztes Bauprojekt des Kaiserhofes wird 1904 neben dem Palmenhaus das Sonnenuhrhaus zur weiteren Unterbringung von Pflanzen errichtet.

Die Jüngere Besitz- und Verwaltungsgeschichte

Für die Verwaltung Schönbrunns war die Schlosshauptmannschaft Schönbrunn zuständig. Sie scheint seit 1704 in den Schematismen auf, bis 1860 war sie dem Oberstkämmereramt unterstellt, dann dem Obersthofmeisteramt.

Im ab 1817 erstellten Franziszeischen Kataster wurde Schönbrunn in der Mappe 324 als eigene Katastralgemeinde Schönbrunn im Steuerbezirk Hietzing erfasst und 1819 planlich dargestellt. Die Auswirkungen des Endes der Grundherrschaft 1848 auf die Katastralgemeinde Schönbrunn sind noch zu untersuchen.

Schloss und Schlosspark waren in der jüngeren Monarchie Teil des „Hofärars", also vom Kaiserhaus genutzter Staatsbesitz. Nach der Ausrufung der Republik Deutschösterreich im November 1918 wurden die hofärarischen Liegenschaften – darunter eben auch Schön­brunn – mit Gesetz vom 3.4.1919 in das Staatseigentum übergeführt. Nach der Auflösung der anfangs eingerichteten „Verwaltung des Hofärars" wurde die Schloßhauptmannschaft – der seit 1896 auch die beiden Inspektorate für die Belange des Gartens und der Menagerie angeschlossen waren – eine Dienststelle des damaligen Bundesministeriums für Handel und Verkehr. Im Jahre 1933 wurde das Gartenreferat (früher Garteninspektorat) von der Schloßhauptmann­schaft gelöst und dafür eine dem Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft unterstellte Verwaltung der Bundesgärten eingerichtet.

1992 wurden Schloss (inkl. Nebengebäude und umfangreicher Gartenarchitekturen) und Tiergarten ausgegliedert und in eigene Gesellschaften m.b.H. eingebracht, die im Eigentum der Republik stehen und selbstverantwortlich zuständig sind. In der SKB (Schloß Schönbrunn Kultur- und Betriebsgesellschaft) waren Dr. Kippes und Dr. Sattlecker – jetzt nur mehr Dr. Sattlecker – Geschäftsführer, in der Tiergartengesellschaft Dr. Pechlaner und jetzt Fr. Dr. Schratter. Beide Gesellschaften haben eine erfolgreiche nunmehr über 20-jährige Tätigkeit hinter sich.

Die noch in der Monarchie erfolgte Eingemeindung der Vororte nach Wien 1890/92, bei der die Katastralgemeinde Schönbrunn ein Teil des 13. Gemeindebezirks Hietzing wurde, blieb von geringer Bedeutung für Schönbrunn. Die Katastralgemeinde war ja keine eigene Ortsgemeinde und der Bezirk verfügt rein rechtlich über keinen Einfluss auf privaten Besitz und natürlich auch nicht auf Bundesbesitz. Gute Kontakte der handelnden Personen untereinander ermöglichen es aber, Entwicklungen zu beeinflussen.

Die weitere Verwendung Schönbrunns war durch den Wegfall der Hofhaltung kompliziert geworden. In der Zwischenkriegszeit wurden einzelne Trakte durch amtliche Dienststellen und soziale und betriebliche Einrichtungen oft nur kurzfristig verwendet, Wohnungen eingerichtet, die Wagenburg eröffnet und das Schlosstheater neu genutzt. Ein Teil der Repräsentationsräume diente für Regierungsempfänge. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, der schwere, bis in die 1950er-Jahre reparierte Schäden hinterließ, blieb Schönbrunn der bevorzugte Schauplatz für Regierungsempfänge, jener für J.F. Kennedy und N.S. Chruschtschow 1961 ging in die Geschichte ein.

1924 wurde der Park zum Schutzgebiet mit Bauverbot erklärt, dies aber wenig beachtet. Die Maria-Theresien-Kaserne und die Forstliche Bundesversuchsanstalt im Großen Fasangarten sowie die Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau im Berggarten an der Grünbergstraße reduzierten das Areal deutlich. Der etwa 160 ha große Schlosspark konnte trotzdem seine barocke, die Gesamtanlage prägende Gestaltung inkl. der im 19. und frühen 20. Jahrhundert umgestalteten Partien erhalten.

Heute ist Schönbrunn eines der bedeutendsten und meistbesuchten Kulturgüter Österreichs und Naherholungsraum für die angrenzenden Bezirke. Die Anlagen sind als Parkschutzgebiet, Landschaftsschutzgebiet und Wiener Schutzzone mehrfach geschützt. Das Areal südlich der Gloriette ist „Geschütztes Biotop". Außerdem stehen die Gesamtanlagen Schloss Schönbrunn und Schlosspark bescheidmäßig unter Denkmalschutz. Seit 1996 sind das Schloss und der Schlosspark UNESCO-Weltkulturerbe. Die Gemeinde Wien scheint allerdings – wie bei zahlreichen anderen Beispielen auch – die Bedeutung dieses Kulturerbes nicht zu respektieren, denn sie hat in der jüngsten Vergangenheit die Verbauung wichtiger Sichtachsen zugelassen.

Quellen:
Dehio – Handbuch: Die Kunstdenkmäler Österreichs. Topografisches Denkmälerinventar hrsg. vom Bundesdenkmalamt. Bearbeitet und redigiert in der Abteilung Inventarisation und Denkmalforschung. Wien X. bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk. Verlag Anton Schroll & Co, Wien 1996
Glaser, Josef: Schönbrunner Chronik. Hrsg. Schloßhauptmannschaft Schönbrunn, 4. Auflage Wien 1987
Hirschler, Karl: Beiträge in "Meidling. Der 12. Wiener Gemeindebezirk in Vergangenheit und Gegenwart", hrsg. v. Meidlinger Heimatbuchausschuss, Wien 1930, S 42ff
Österreichische Kunsttopographie. Herausgegeben von der k.k. Zentral-Kommission für Kunst- und historische Denkmale unter der Leitung ihres Präsidenten seiner Exzellenz Josef Alex. Freiherrn von Helfert. Band II: Die Denkmale der Stadt Wien (XI.-XXI. Bezirk). Wien: Anton Schroll & Co. 1908, S101ff
Twerdy, Wilhelm: Beiträge zur Geschichte des Wienerwaldes. Budapest; Schwarzach; Bruck a.d. Leitha: Heimat-Verlag, 1998. – 2 Bände
Weissenbacher, Gerhard: In Hietzing gebaut: Architektur und Geschichte eines Wiener Bezirkes. Wien: Verlag Holzhausen, Band I 1996 ISBN 3-85493-004-6
Zolger, Ivan Ritter von: "Der Hofstaat des Hauses Österreich". Wien-Leipzig 1917
Auskünfte erteilten DI Heinz Gerstbach und Dr. Gebhard Klötzl

Exzerpiert von hojos
im November 2014