Lainz
Die Geschichte des Hietzinger Bezirksteiles kurz und bündig
01.12.2013
Der Name Lainz
Die früheste Nennung von Lainz ist für das Jahr 1313 als "Lventz" belegt. 1317 wird der Ort als "Luntz an dem Miesenchobel" und 1441 erstmals in der Form "Laintz" erwähnt. Im selben Jahr sind ein "Obern Laincz", 1467 auch ein "Nidern luencz" urkundlich festgehalten. Die Herkunft des Namens – ob slawisch oder nicht – ist umstritten. Ferdinand Oppl nimmt zuletzt eine slawische Wurzel an.
Die Besitzer
Wie alle Orte in dieser Region wird auch die Entstehung von Lainz mit der deutschen Einwanderung ab dem 9. Jahrhundert verbunden sein. Die Rückführung des Namens auf slawische Wurzeln gibt allerdings Raum für Spekulationen über noch ältere Wurzeln.
Über die frühen Besitzer des Ortes ist nichts bekannt. Lainz gehörte wie Speising, mit dem es über seine ganze Geschichte eng verbunden war, zur Dotation, mit der Herzog Rudolf IV. 1365 seine neugegründete Propstei St. Stephan bedachte. Die Propstei besaß es aber nicht lange, denn bald sind andere Lehensherren aktenkundig. Unter anderem sind die Familien Chrudner, Ratmannsdorf und Saurau zu nennen.
Nach der Ersten Türkenbelagerung 1529 war in Lainz "alles verhert, verprent, der halbtail volck umbpracht".
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kam Lainz an den Jesuitenkonvent. Nach dessen Aufhebung gelangte wiederum das Bistum Wien in den Besitz des Ortes. 1780 wurden schließlich Lainz und Speising der Herrschaft St. Veit unterstellt, unter dessen Landgericht sie sich schon vorher befunden hatten. Mit dem Ende der Grundherrschaft 1848 entstand die selbstständige Ortsgemeinde Lainz, die dann 1892 gleich ihren Nachbargemeinden Teil des 13. Wiener Gemeindebezirkes Hietzing wurde.
Wichtige Gebäude
Die später dem Patrozinium der Hl. Dreifaltigkeit geweihte Lainzer Kirche wurde 1421 gebaut; um sie herum legte man den Friedhof an.
1683 war das Gotteshaus so baufällig, dass man es abreißen musste. Auf Anordnung von Kardinal Sigismund Graf von Kollonitsch wurde die Kirche 1736/37 neu gebaut. Der Friedhof lag nun an der Westseite der Kirche und bestand bis in die 1830er-Jahre. Wegen Platzmangels wurde schon um 1785 eine neue Begräbnisstätte an der heutigen Fasangartengasse 21 gewählt. Dieser Friedhof existierte bis 1894 und wurde dann zur Parkanlage. Seit 1876 befindet sich der Lainzer Friedhof auf der Höhe des Stranzenberges.
Pfarrlich gehörte Lainz bis 1783 zu Penzing und wurde dann herausgelöst. Die neue Pfarrgemeinde zählte inkl. der Filialpfarre Speising (247) und zwei Ziegelöfen zu Rosenberg (22) 581 Seelen. Das Pfarrhofgebäude in der Lainzer Straße 154 (CNr. 30) soll 1750 erbaut worden sein.
Zur Zeit der Pestepidemien im späten 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erlangte Lainz wegen seines Patroziniums, der Hl. Dreifaltigkeit, eine überregionale Bedeutung. Die Hl. Dreifaltigkeit wurde als Schutz vor der Pest angerufen, und mangels einer anderen im Wiener Bereich bis zur Epidemie von 1679 diesem Patrozinium unterstellten Kirche wurde Lainz ein Zentrum der Pestwallfahrt. Laut Pfarrchronik trug dazu auch bei, dass die Lainzer Bevölkerung in den großen Pestjahren 1679 und 1713 von der Seuche verschont blieb. Die Dreifaltigkeitssäule aus dem Ende des 17. Jahrhunderts beim Haus Lainzer Straße 117 verweist auf dieses Patrozinium. Sie stand bis zum Bau der Verbindungsbahn am oberen Ende der heutigen Titlgasse. Im 19. Jahrhundert versiegte allmählich der Zustrom der Wallfahrer.
Im 1820 erschienenen zweiten Band der Kirchlichen Topographie von Österreich (S. 164) wird schon für das Jahr 1737 in Lainz eine Schule genannt. Das um 1840 errichtete und 1872 von den Gemeinden Lainz und Speising je zur Hälfte gekaufte Schulhaus in der Lainzer Straße 148 wurde 1908 durch ein von Baumeister Matthäus Bohdal errichtetes neues Schulgebäude in der Steinlechnergasse 5–7 ersetzt.
Für die Beliebtheit von Lainz als Jagdgebiet zeugen das um 1700 errichtete Jagdschloss an der Stelle des heutigen Bildungs- und Exerzitienhauses der Jesuiten (Lainzer Straße 136–140, früher CNr. 36+37) sowie das um 1750 gebaute und in veränderter Form noch bestehende Gartenpalais de Pauli (Lainzer Straße 162, früher CNr. 27).
Das Haus Lainzer Straße 131 (CNr. 5), dessen Altbausubstanz mindestens bis in das 18. Jahrhundert zurück reicht, beherbergte nach mündlicher Überlieferung u. a. die Gemeindestube, den Gemeindekotter und bis 1970 auch die Gemeindegastwirtschaft. Der Gasthausgarten mit seinem alten Baumbestand ist heute noch erkennbar. Zu diesem Betrieb gehörten neben Schank und Extrazimmer ein ausgedehnter Saal im linken Seitenflügel, eine 1913 gebaute Veranda, ein Eishaus und eine Räucherkammer. 1985 konnte das devastierte Gebäude vor dem Abbruch gerettet werden. Nach der Renovierung und der Umgestaltung des Inneren wurde es zum "Einkaufsgarten".
Um die Hochwassergefahr des Lainzerbaches einzuschränken, errichtete man schon früh im Ortsgebiet auf beiden Seiten des Baches Ufermauern (siehe Aquarell auf Seite 1); Stege verbanden die Fahrwege, die auf beiden Seiten dem Bach entlang führten.
Die Hausbesitzer 1819
Gemäß Protokoll zum Franziszeischen Kataster 1819 können den im obigen Plan eingetragenen Konskriptionsnummern folgende Hausbesitzer zugeordnet werden:
1 Franz Wambacher, Hauer, Lainz
2 Jakob Hochgrassel, Hauer, Lainz
3 Joseph Irmsteiner, Hauer, Lainz
4 Anton Kusterer, Hauer, Lainz
5 Schoderböckische Erben, Lainz
6 Joseph Asenbauer, Hauer, Lainz
7 Joseph Hallermayer, Hauer, Lainz
8 Michael Schenk, Hauer, Lainz
9 Karl Meyer, Tischler, Lainz
10 Johann Amann, Hauer, Lainz
11 Johann Melchart, Hauer, Lainz
12 Joseph Fasset, Hauer, Lainz
13 Sigmund Nothhardt, Hauer, Lainz
14 Joseph Loth, Hauer, Lainz
15 Severin Gerhold, Hauer, Lainz
16 Joseph Parz, Hauer, Lainz
17 Michael Pantlitschko, Hauer, Lainz
18 Kaspar Jäger, Hauer, Lainz
19 Johann Truminger, Bauer, Lainz
20 Joseph Doppler, Hauer, Lainz
21 Joseph Schnaitter, Weber, Lainz
22 Franz Schnaitter, Linienbauer, Lainz
23 Michael Fuchs, Bauer, Lainz
24 Joseph Nusterer, Hauer, Lainz
25 Johann Staindl, Hauer, Lainz
26+27 ("Gartenpalais de Pauli") Emanuel Karysy, Großhändler, Wien
28 Heinrich Joseph Babtiste, k.k. Hofsekretär, Wien
29 Michael Schwecherl, Hauer, Lainz
30 Pfarrhof
31+32 Martin Melchart, Hauer, Lainz
33 Josef Fuchs, Bauer und Michael, Fuchs, Greißler, beide Lainz
34 Michael Melchart, Hauer, Lainz
35 Andrä Weismann, Hauer, Lainz
36+37 (Jagdschloss) Joseph Ritzenthaler, Schneider, Wien
38 Gemeinde Lainz, Wirtshaus, Lainz
39 Michael Haresleb, Hauer, Lainz
40 Philipp Gober, Milchmann, Lainz
41 Johann Pandasch, Hauer, Lainz
42 Joseph Gerrerstorfer, Hauer, Lainz
43 Franz Parz, Hauer, Lainz
44 Georg Steindl, Hauer, Lainz
45 Franz Kripl, k.k. Hofjäger, Lainz
46 Ignatz Hanga, Zimmermann, Lainz
47 Joseph Weninger, Fleischhauer, Lainz
Die Lebensgrundlagen
Wesentliche Lebensgrundlage werden von Beginn an die Landwirtschaft mit Ackerbau und Viehzucht gewesen sein. In manchen Quellen werden die Holzschlägerung und -verarbeitung sowie die Kohlenbrennerei und Pechsiederei als früher Haupterwerbszweig der Bewohner von Lainz genannt. Wie überall in der Region wurde der Weinbau – dieser besonders am südwestlichen Abhang des Küniglberges – die Haupteinnahmenquelle. Die Protokolle zum Franziszeischen Kataster 1819, die auch eine Häuserliste enthalten (siehe Liste unten), geben noch ein anschauliches Bild dieses Weinbauerndorfes. Von den 47 konskribierten Häusern standen 29 im Besitz von Weinhauern und drei im Besitz von Bauern, andere Gewerbe waren nur in geringer Zahl vertreten. Das Jagdschloss und das Gartenpalais de Pauli waren zu diesem Zeitpunkt aus adeligen Händen in den Besitz von bürgerlichen Geschäftsleuten gekommen.
Bald nach dieser Bestandsaufnahme hat sich das wirtschaftliche Bild gründlich geändert. Die Weinhauer verschwanden (Trockenheit, Reblaus etc.) oder wechselten wegen des großen Bedarfes der wachsenden Stadt Wien zur Milchwirtschaft.
Auch Herr Franz Wambacher in der Lainzer Straße Nr. 123 (CNr. 1) bezeichnete sich 1819 noch als Weinhauer. Er brachte es zum Ortsrichter und war geschickt genug, sich zum stadtbekannten Meiereibesitzer hochzuarbeiten, in dessen Haus die Mitglieder des kaiserlichen Hofes verkehrten. Die Milch war wegen ihrer hohen Qualität geschätzt und wurde nach Schönbrunn und in die Hofburg geliefert. Mit Karl Wambacher stellte die Familie 1884 auch einen Bürgermeister von Lainz. Der Betrieb besteht bis heute und wird als Heurigen-Restaurant geführt.
Eine andere Milchmeierei wurde von der Familie Steinböck in der Lainzer Straße 139 (CNr. 7 oder 8) betrieben.
Die Mobilität stieg, die Stadt rückte immer näher, und in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts verblasste der Dorfcharakter. Die Geschäftsleute bauten ihre Villen und Häuser, die Gewerbelandschaft wurde vielfältiger, doch der Industrie war Lainz nie ein attraktiver Boden. Die Verbindungsbahn (1860), die Dampftramway (1883), das Versorgungsheim (1904), das Kaiser-Jubiläums-Spital (1913) waren weitere Meilensteine auf dem Weg in die Stadt.