Speising

Die Geschichte des Hietzinger Bezirksteiles kurz und bündig

Ortschaft im Dunkel der Geschichte

Schriftliche Belege über das Entstehen der Ortschaft Speising gibt es nicht. Auch über die Herkunft des Namens wird nur spekuliert.

Unser Gebiet war aber schon seit Jahrhunderten besiedelt, wie Funde in der weiteren Umgebung zeigen. Die Römer bauten eine Wasserleitung aus dem Gebiet der Liesing über Atzgersdorf um den Rosenhügel entlang der Fasangartengasse und um den Küniglberg bis nach Vindobona, der heutigen Innenstadt von Wien. Diese wichtige Wasserversorgung musste durch Stützpunkte gesichert werden.

In den Wirren der Völkerwanderung und den nachfolgenden kriegerischen Zeiten verschwanden eventuell vorhandene Siedlungen und konnten auf Dauer nicht bestehen. Auch die karolingische Kolonisation hatte nicht Bestand.

Erst nach dem Sieg der deutschen Verteidiger unter König Otto I. gegen die magyarischen Truppen in der Schlacht auf dem Lechfeld im Jahre 955 begann die bayrische Kolonisation unseres Gebietes. Die ersten Dokumente sind die Königsschenkungen von 1002 (Liesing-Triesting) und 2014 (Godtinesfeld) in unserer Nachbarschaft.

Die erste urkundliche Erwähnung Speisings stammt nach Margarete Platt („Fenster in die Vergangenheit – Die Flurnamen des Lainzer Tiergartens und der alten Orte Hietzing, Lainz und Speising“, 1999) aus dem Jahre 1321, nach anderen Autoren (z.B. Heinrich Weigl, „Historisches Ortsnamensbuch“, 1964) erst aus 1355. Die erste nachvollziehbare Nennung ist die Urkunde über den Verkauf eines Weingartens aus dem Jahr 1364.

Entwicklung des Ortes

Als kleines Bauerndorf am Lainzerbach hat Speising lange Zeit keine besondere Aufmerksamkeit erregt. Ungeschützt war es aber immer wieder den zahlreichen kriegerischen Ereignissen ausgesetzt. Sowohl nach dem ersten wie auch nach dem zweiten Türkenkrieg (1529 und 1683) war unsere Gegend verwüstet. Als wieder Friede war, setzte neuerlich eine Zuwanderung aus anderen Gebieten des Landes ein.

Eine interessante Information aus dieser Zeit verdanken wir Alfred Damm, der 2003 in seinem Werk "1700 – Der Speisinger Dienst" diese Nachkriegszeit ein wenig beleuchtet hat. Diese Unterlagen gehen zurück auf die Jagdleidenschaft des kaiserlichen Hofes und insbesondere von Leopold I. Für seine Treibjagden benötigte er viel Personal, das von den wieder erstandenen Ortschaften rund um den heutigen Lainzer Tiergarten gestellt werden musste. Da der Ausgangspunkt für die Jagden Speising war, hieß die Auflistung der Personen aus den verschiedenen Orten "Speisinger Dienst". Das Dorf "Spaißing" bestand aus 20 Häusern, die Bewohner mussten zwar nicht an der Jagd selber teilnehmen, waren aber für die Versorgung der Jagdgesellschaft zuständig.

Schon 1612 wird ein Meierhof zu Speising mit sieben Halblehen, der dem Jesuitenkonvent von St. Barbara gestiftet worden war, erwähnt. 1719 gehörte Speising zur Herrschaft Mauer.

1787 wird ein Ried Mayrhöf und ein Ried Winklbraiden genannt, der Ort des zugehörigen Speisinger Meierhofes ist aber nicht bekannt.

In den nächsten 150 Jahren entwickelte sich Speising stetig ohne besondere Vorkommnisse. 1820 – zur Zeit der Erstellung des "Franziszeischen Katasters" – hatte Speising 403 Grundparzellen und 45 Bauparzellen. Die Grundparzellen waren in erster Linie Äcker und Wiesen, in geringerem Ausmaß auch Weingärten. Mit dem Ende der Grundherrschaft und Schaffung der selbständigen Gemeindeverwaltung 1861 hatte es bereits 750 Einwohner.

Speising im Franziszeischen Katasterplan 1819. Eine Bearbeitung aus dem Jahr 1974. Darin sind die 1974 noch bestehenden historischen Gebäude und die 1860 errichtete Verbindungsbahn rot eingezeichnet. © Archiv 1133.at
<p><b>Speising im Franziszeischen Katasterplan 1819</b></p><p>Eine Bearbeitung aus dem Jahr 1974. Darin sind die 1974 noch bestehenden historischen Gebäude und die 1860 errichtete Verbindungsbahn rot eingezeichnet.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Die Hausbesitzer 1819

Gemäß Protokoll zum Franziszeischen Kataster 1819 können den im obigen Plan eingetragenen Konskriptionsnummern folgende Hausbesitzer zugeordnet werden:

1 Fuchsinn Theresia, Bäuerin, Speising
2 Polster Jakob, Bauer, Speising
3 Jameck Lorenz, Bauer, Speising
4 Fuchs Ferdinand, Bauer, Speising
5 Wimmer Augustin, Bauer, Speising
6 Müller Joseph, Bauer, Speising
7 Gerhardshuber Peter, Bauer, Speising
8 Kugler Anna, Bäuerin, Speising
9 Reinwald Johann, Bauer, Speising
10 Hermann Kaspar, Bauer, Speising
11 Pfeiffer Anton, Bauer, Speising
12 Mahringer Georg,Bauer, Speising
13 Asenbauer Johann, Bauer, Speising
14 Prager Joseph, Bauer, Speising
15 Perlin Josepha, Bäuerin, Speising
16 Matzler Joseph, Bauer, Speising
17 Pfarringer Georg, Bauer, Speising
18 Lichtenegger Joseph, Bauer, Speising
19 Heihz Johann, Bauer, Speising
20 Foitl Johann, Schneider, Speising
21 Fuchs Joseph, Bauer, Speising
22 Fehsner Joseph, Bauer, Speising
23 Hernet Martin, Bauer, Speising
24 Tremmel Jakob, Bauer, Speising
25 Gemeinde Wirthshaus
26 Herrmann Michael, Bauer, Speising
27 Ehenstorfer Ignatz, Bauer, Speising
28 Haagen Christian, Bauer, Speising
29 Asenbauer Michael, Bauer, Speising
30 Meister Joseph, Bauer, Speising
31 Asenbauer Mathias, Bauer, Speising
32 Hainzl Babthist, Bauer, Speising
33 Eister Anton
34 Herrmann Johann
35 Pantlitschko Leopold, Bauer, Speising
36 Meister Jakob, Bauer, Speising
37 Felder Georg, Bauer, Speising
38 Weinrotter Johann, Bauer, Speising
39 Bigler Johann, Bauer, Speising
40 Prager Andreas, Bauer, Speising
41 Weber Heinrich, Bauer, Speising
42 Bigler Sebastian, Bauer, Speising
43 Nusterer Martin, Bauer, Speising
44 Grüner Johann, Wagner, Speising
45 Merth Joseph, Schmidt, Speising

Auch diese Liste zeigt ein fast rein landwirtschaftliches Dorf, von den 45 Häusern Speisings waren 40 im Besitz von Bauern. Die restlichen Häuser gehörtem einem Schneider, einem Wagner und einem Schmied, bei zwei war der Stand nicht angegeben. Da der Franziszeische Kataster in der Regel zwischen Bauern und Weinbauern unterscheidet, werden die Weingärten Speisings, die überwiegend im Besitz der Speisinger Bevölkerung waren, in keinem Fall der Haupterwerb gewesen sein.

Die selbständige Gemeinde Speising

Nach der Revolution des Jahres 1848 veränderte sich die Verwaltung unseres Landes radikal. Es wurden eigene Gemeinden geschaffen, die für ihre Verwaltung zuständig waren. Anstelle der früheren Ortsrichter, die von der Grundherrschaft abhängig waren, traten gewählte Bürgermeister. In Speising waren das von 1851–1876 Friedrich Fehlinger und von 1877–1891 Ferdinand Weinrother. Ab 1861 gab es auch zusätzlich nach dem Kurienwahlrecht gewählte Gemeinderäte, die viele Aufgaben im Sinne der Bevölkerung zu erfüllen hatten.

Speising erlebte in dieser Zeit einen großen Aufschwung, es entstanden viele interessante Einrichtungen. 1875 wurde von Carl Chini, einem "Realitätenbesitzer", an der Biegung des Lainzerbaches von der heutigen Feldkellergasse zur Himmelbaurgasse das später weithin bekannte Gasthaus "Zum Feldkeller" errichtet. Ebenfalls auf seine Initiative entstand 1885 in der Nähe die "Speisinger Badeanstalt". Sie hatte zwei Becken, eines für Damen und eines für Herren. Über eine Vorwärmanlage wurde das Wasser aus einem Brunnen den Bassins zugeleitet. Erst später durfte für das Bad Hochquellenwasser verwendet werden, das vom Speicher der (1.) Wiener Hochquellenleitung (Fertigstellung 1873) kam, der auf Speisinger Gemeindegebiet am Rosenhügel errichtet wurde.

Das Speisinger Bad gab es bis 1960, anstelle des früheren Vorwärmbeckens besaß es eine große Liegewiese, die bis an den letzten großen Speisinger Bauernhof der Familie Gegenbauer heranreichte. Heute stehen dort große Wohnbauten.

Speising hatte noch in den 1950er-Jahren große Felder, vor allem am Abhang der "Bergheide", von der Atzgersdorferstraße zur heutigen Bergheidengasse, die teilweise auch von den Schwestern vom "Stock im Weg" in Schwesterntracht auf dem Kutschbock bewirtschaftet wurden. Heute befindet sich an diesen Stellen das Hietzinger Bad, eröffnet 1978, und die "Höhere Bundeslehranstalt für Tourismus und wirtschaftliche Berufe" (1989).

Außer den landwirtschaftlich genützten Flächen gab es zahlreiche Gartenbaubetriebe, von denen manche noch heute bestehen, z.B. die Gärtnereien Rosensteiner und Bock.

Vom erwähnten Hochquellenspeicher am Rosenhügel führen mehrere Hauptleitungen weg, eine unter der heutigen Björnsongasse, Bergheidengasse, Himmelbaurgasse und Fasangartengasse nach Lainz und weiter in Richtung Unter St. Veit und zum Speicher Breitensee. Ein Bruch dieser Leitung bei der Hofwiesengasse war auch Ursache für eine große Überschwemmung von Lainz im August 2008, wie sie der alte Lainzerbach – seit langem (1895 bis 1903) kanalisiert – nicht zustande gebracht hat.

Aber zurück ins 19. Jahrhundert. Natürlich gab es alle wichtigen Einrichtungen in Speising, zahlreiche Gasthäuser und Cafes, eine Schmiede, einen Schlosser, ein Postamt seit 1868, sogar eine Turmuhrerzeugung in der Speisinger Hauptstraße 66! Und in der Speisinger Straße 31 war die "Sodawasser- und Limonadenfabrik" mit Getränkehandel, die unter anderem Namen (Ammersin) noch heute besteht. Daneben auf Nr. 29 war das "Consum & Specereiwaren"-Geschäft, dessen Warenangebot an Vielfältigkeit kaum etwas zu wünschen übrig ließ.

Weiter oben an der Kreuzung mit der Feldkellergasse war die K.K. Hofbäckerei Ambros. Die florierende Wirtschaft führte dazu, dass Speising eine wohlhabende Gemeinde war.

<p><b>Blick auf Speising vom Rosenhügel</b></p><p>Das erste Haus links ist die Gallgasse 72.</p><p><i>&copy; Bezirksmuseum Hietzing</i></p>
<p><b>Speising in einer Ansichtskarte vor 1908</b></p><p>Rechts erkennt man das Eckhaus Feldkellergasse-Gallgasse, das noch existiert (jetzt befindet sich ein Friseurgeschäft darinnen). Links sieht man die Hofbäckerei Ambros. Sie gibt es natürlich nicht mehr, sie läge heute mitten auf der jetzt überbreiten Feldkellergasse. Sie wurde später auf die gegenüber liegende Seite der Speisinger Straße verlegt, in das Haus, in dem später die ”Z” eröffnete und jetzt die Bank Austria ist. Links vom Haus Ambros sieht man das Geländer des Lainzer Baches, der etwa durch das Areal der heutigen Volkshochschule-Hietzing geflossen ist.</p><p><i>&copy; Bezirksmuseum Hietzing</i></p>
<p><b>Die ehemaligen Häuser bei der Speisinger Straße 56 im Jahr 1964</b></p><p><i>&copy; H. Frieser</i></p>
<p><b>Die Speisinger Straße 66 (zweites Haus links, ehemalige Turmuhrenfabrik) und 67 (erstes Haus rechts)</b></p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Die Eingemeindung nach Wien

Diese positive Entwicklung hatte zur Folge, dass man in Speising sehr unglücklich darüber war, dass der Ort mit vielen anderen "Vororten" mit Landtagsbeschluss vom 19. Dezember 1890 in die Reichshaupt- und Residenzstadt Wien eingemeindet wurde. Der letzte Bürgermeister Weinrother hat das in der überlieferten Abschiedsrede auch deutlich hervorgehoben. Mit 1.1.1892 ist die Eingemeindung nach Wien vollzogen gewesen.

Trotz der Kritik hat diese Entwicklung für unser Gebiet zu einem Aufschwung ungeahnten Ausmaßes geführt.

Mit der Eingemeindung wurde an der Grenze Speisings zu Mauer (Speisinger Straße 104) das neue Linienamt errichtet, durch das die Einfuhr verzehrungspflichtiger Lebensmittel überwacht wurde. Es ist heute in Privatbesitz und beherbergt neben Wohnungen ein Orthopädiegeschäft und Arztpraxen.

Wegen der großen freien Flächen, die vorher landwirtschaftlich genutzt wurden, konnten am Beginn des 20. Jahrhunderts nach entsprechenden Flächenwidmungen große und wichtige Bauvorhaben verwirklicht werden. Das erste Großvorhaben war die Errichtung des Militärinvalidenhauses an der Stranzenberggasse (in der Katastralgemeinde Speising!) anstelle des alten Invalidenhauses im 3. Bezirk. Es folgte das Waisenhaus in der heutigen Speisingerstraße 109. Nach der Sperre im Jahre 1938 wurde nach dem 2. Weltkrieg hier das Niederösterreichische Landeskrankenhaus (Göteborghaus) eröffnet. Nach dessen Übersiedlung nach Mödling wurde das ganze Areal vom Orthopädischen Spital übernommen. Gleichzeitig mit dem Waisenhaus wurde in der Riedelgasse das Neurologische Krankenhaus der Rothschildstiftung und an der Wolkersbergenstraße das "Kaiser-Jubiläumsspital" – das spätere Lainzer Krankernhaus – errichtet, das aber nicht in Lainz sondern in Speising liegt. Auch das „Taubstummeninstitut“ in der Maygasse 41– heute als Neubau in der Maygasse 25 "Bundesinstitut für Gehörlosenbildung" – entstand 1913. Im früheren Gebäude des Taubstummeninstitutes befindet sich seit 1982 die Schumpeter-Handelsakademie.

Zahlreiche neue Wohnsiedlungen und Wohnhäuser ließen nach der Eingemeindung die Bevölkerungszahlen stark steigen, sodass auch viele andere Einrichtungen gegründet wurden wie die Volksschule in der Speisinger Straße (1897 eröffnet). Diese positive Entwicklung setzte sich bis 1914, dem Beginn des Weltkrieges, fort.

Die Nachkriegszeit und sog. Zwischenkriegszeit bremste die Entwicklung, Not und Arbeitslosigkeit gingen auch an Speising nicht spurlos vorbei. Dennoch gab es auch in dieser Zeit positive Entwicklungen. Durch die Gemeinde Wien wurden verschiedene Wohnanlagen errichtet, um den großen Wohnbedarf zu mildern. Auch neue Betriebe entstanden wie das Autohaus Döber in der Speisinger Straße, das aus einem Fiakerbetrieb hervorgegangen war. Neben dem Wasserreservoir am Rosenhügel wurde eine neue Sendestation der RAVAG errichtet, die mit einer Reichweite von 200 km die stärkste Europas war. Damit der Sendebetrieb durch die Straßenbahn nicht gestört wurde, hatten die Triebwagen der Linie 60 in den zwanziger und dreißiger Jahren Bügel mit hölzernen Seitenteilen (Pawlik/Slezak "Wiener Straßenbahn-Panorama", 1982)!

Kirchen in Speising

Viele Jahrhunderte hindurch hatte Speising keine eigene Kirche sondern gehörte zur Pfarre Penzing. Ab 1727 wurde Lainz gemeinsam mit Speising eine Expositur von Penzing. 1783 wurde eine sog. "Lokalkaplanei" mit allen Rechten einer Pfarre in Lainz errichtet, zu der auch Speising gehörte.

Mit dem Bau des Invalidenhauses wurde 1910 auch eine dem Hl. Johannes von Nepomuk geweihte Kirche errichtet, die erste Kirche auf Speisinger Boden. Bald danach wurde im neuen Waisenhaus die Anstaltskirche St. Josef gebaut, die 1913 eingeweiht wurde. Und kurz danach folgte die Kapelle im Jubiläumsspital an der Wolkersbergenstraße.

Eine Pfarre bekam Speising erst viel später. Am 1. Mai 1952 wurde die Pfarrexpositur "St. Johann am Fasangarten" an der Kirche des Invalidenhauses errichtet, das Pfarrgebiet wurde von der Pfarre Lainz und teilweise von Hietzing und Hetzendorf abgetrennt, 1955 wurde die Expositur zur vollwertigen Pfarre. Da die Kirche bald zu klein war, erbaute die Diözese weiter unten an der Fasangartengasse die Kirche „St. Hemma“ und verlegte die Pfarre Anfang 1967 dorthin. Die bisherige Pfarrkirche St. Johann blieb zunächst Filialkirche von St. Hemma. 1987 wurde im Invalidenhaus eine eigene Militärpfarre errichtet.

Gesellschaftliches Leben in Speising

Wie in allen kleinen Gemeinden waren die verschiedenen Gastronomiebetriebe wichtige Treffpunkte für die Menschen. Und da gab es in Speising viele. Der bekannteste war der schon genannte Feldkeller mit einem großen Gastgarten und einer Kegelbahn. In der unteren Speisinger Straße, im ersten Haus nach der Ortsgrenze von Lainz, war das Gasthaus Weide ein bekanntes Lokal, später von der Familie Schlusche übernommen. Heute besteht es immer noch und heißt "Waldtzeile". Gegenüber gab es das Cafe Mucha. Weiter oben auf Nr. 19 war das Gasthaus Wimmer und dann das erste Gasthaus Schlusche, bevor es auf Nr. 2 übersiedelte.

Eine wichtige Gaststätte war der "Ludescher", Speisinger Straße 51 an der Ecke zur heutigen Fehlingergasse, das Gemeindegasthaus "Zum Jagdschloß". Es hatte einen großen Saal, in dem sicher zahlreiche wichtige Sitzungen stattfanden. Vor allem aber war es Heimstätte des "Speisinger Sommertheater", in dem schon als junges Mädchen mit 11 Jahren die bekannte Schauspielerin Hansi Niese auftrat. Sie wohnte in der Speisinger Straße 28, wo auch eine Gedenktafel an sie erinnert.

Zurück zu den Gasthäusern. Im Haus der alten Schmiede (Speisinger Straße 41) war später ein Gasthaus mit diesem Namen, der Besitzer hieß Karl Merk, unter dessen Namen das Lokal bis 1950 bestand. Im später errichteten Neubau war es dann der "Greiner". Heute ist darin das Speisinger Postamt.

In der Gallgasse 16/Fehlingergasse gab es das Gasthaus Wendl (vormals Knott) und in der Feldkellergasse war der "Österreicher" ein beliebtes Lokal. In den letzen Jahren war dort die Cafe-Konditorei "Zimtschnecke", die es leider auch nicht mehr gibt. Eine Baulücke wartet auf einen Neubau.

Auch der Spitzhacke zum Opfer gefallen ist das frühere Cafe Max Müller in der heutigen Versorgungsheimstraße 19 am Beginn der Biraghigasse, später als "Buckingham" bekannt.

<p><b>Karl Merks Kaffeerestaurant "Zur alten Schmiede"</b></p><p>Es befand sich in dem Anfang der 1950er-Jahre abgerissenen Gebäude der alten Schmiede in der Speisinger Straße 41, hier auf einer Postkarte unbekannen Datums.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
<p><b>Die Speisinger Straße ab der Verbindungsbahn</b></p><p>Links das Café Mucha, das Gebäude ganz rechts ist heute das Restaurant Waldtzeile (ehemals Schlusche, vorher Weide). Ein Foto ca. aus 1913.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
<p><b>Das Gasthaus Weide am Beginn der Speisinger Straße</b></p><p><i>&copy; Bezirksmuseum Hietzing</i></p>

Vereine waren wichtige Einrichtungen der Kommunikation

Bei der Eröffnung des Kaiser-Jubiläumsspitales traten Männergesangsvereine aus verschiedenen Orten auf, unter anderem auch aus Speising. Bekannt ist ein Gesangsverein Speising-Lainz, der offenbar 1893 gegründet wurde, weil er 1953 im Restaurant Eder in Lainz sei 60. Bestandsjahr feierte. Bis 1955 sind Veranstaltungen dokumentiert.

Es ist erfreulich, dass diese Tradition fortgeführt wird, denn seit einiger Zeit hat der Hietzinger Chor Conventus Musicus (gegründet 1983) seinen Standort im Orthopädischen Spital Speising.

Auch bedeutende Maler hatten ihren Wohnsitz in Speising. In der Wiener Künstlersiedlung Maygasse 37/Meillergasse lebte die Familie Peschka. Gertrude Peschka war eine Schwester von Egon Schiele, ihr Gatte Anton Peschka sen. war auch Maler und ein enger Freund von Egon Schiele. Der Sohn Anton Peschka jun. war ebenfalls Maler und vererbte seine reichhaltige Sammlung an Zeichnungen und Gemälde von Egon Schiele, von seinem Vater und von ihm selbst den Museen der Stadt Wien. Eine Gedenktafel an dem Haus erinnert an ihn. Das Familiengrab findet sich am Ober St. Veiter Friedhof.

Ein anderer bekannter Speisinger war der Philosoph, Wissenschaftler und spätere "Sir" Karl Popper. Er wohnte bei seinen Schwiegereltern Henninger in der Anton-Langergasse 46. Auch an ihn erinnert dort eine Gedenktafel. Auf dem Lainzer Friedhof befindet sich sein Ehrengrab.

Zum Sport: Das Speisinger Schwimmbad wurde schon erwähnt. Wir sind froh, dass es heute in der Nachfolge das Hietzinger Bad an der Atzgersdorferstraße gibt. Nicht vergessen sollte man den ASV-Platz in der Linienamtsgasse und vor allem den ASV 13, der die Jugendförderung als Hauptaufgabe sieht.

Zur Bildung: Anstelle der früheren Gärtnerei Spurny wurde 1974 die Volkshochschule Hietzing als eine wichtige Bildungseinrichtung errichtet. Im großen Saal finden aber auch viele Theatervorstellungen statt, vor allem vom "Volkstheater in den Bezirken", das derzeit fünfmal im Jahr an jeweils vier aufeinander folgenden Tagen das Publikum in seinen Bann zieht.

Ein beliebter Veranstaltungsort ist auch der Festsaal im Orthopädischen Spital Speising.

Verkehrsanlagen in Speising

1861 wurde die Verbindungsbahn zwischen West- und Südbahn errichtet, die ab 1881 bis 1942 auch für Personenverkehr verwendet wurde. Dazu dienten die Stationen St. Veit an der Wien, Lainz, Speising und Maxing an der Grenze zu Hetzendorf. Als nach vielen Jahren ohne Personenverkehr 1989 auf der Trasse der Schnellbahnverkehr aufgenommen wurde, konnte nur die Station Speising als einzige Haltestelle im 13. Bezirk eine "Wiederauferstehung" feiern. Als Speisinger freuen wir uns natürlich darüber, dennoch ist eine Modernisierung mit neuen Stationen und besseren Verbindungen eine dringende Forderung an die ÖBB und die Stadt Wien. Die Verbindungsbahntrasse stellt auch eine Zweiteilung des Bezirkes dar und sollte nach der bereits erfolgten Fertigstellung des Lainzer Tunnels schnellstens durch ein zukunftsorientiertes Projekt umgebaut werden.

1883 wurde von der privaten Firma Krauss & Co die Linie der Dampftramway von Hietzing bis Perchtoldsdorf und später bis Mödling errichtet. Die Hietzinger Endstelle war auf dem Platz des heutigen Amtshauses, von wo auch die Schönbrunner Linie einen Anschluss in Richtung Wien herstellte. Es gab in Speising mehrere Haltestellen, an der Verbindungsbahn, im Zentrum Speisings und beim Linienamt, wo die eingleisige Strecke auch Ausweichen hatte. Ab 1908 wurde die Linie von der Stadt Wien übernommen und schrittweise auf elektrischen Betrieb umgestellt.

Im Lauf der Zeit wurden die Straßenbahnlinien 59 (Endstelle zunächst bei der Lainzer Kirche, dann in der Gallgasse), 60 (nach Mauer) und 62 (zum Krankenhaus und Versorgungsheim) in Betrieb genommen, den 59 gibt es leider nicht mehr. Heute verbessern die Autobuslinien 56B, 58B, 60B und 156 B die Erreichbarkeit unseres Ortsteiles.

Blick in die Zukunft

Aus einem kleinen Dorf am Rande der Großstadt ist ein städtischer Bezirksteil geworden, der bereits 7500 Bewohnerinnen und Bewohner zählt. Trotzdem hat sich die Wohn- und Lebensqualität weitgehend erhalten. Die Nähe des Lainzer Tiergartens und die noch erhaltenen Grünflächen sichern das gute Klima, das früher "Meraner Klima" genannt wurde. Dies sollte erhalten werden. Dazu bedarf es entsprechender Vorsorge bei Widmungen des Gemeinderates der Stadt Wien, damit vorhandene Erholungsflächen nicht verbaut werden. Weiters sollte die hochwertige Gesundheitsversorgung nicht nur durch niedergelassene Ärzte sondern auch durch das Krankenhaus Hietzing erhalten bleiben.

Als Ort an der Wiener Peripherie sind wir auf gute öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, um vermeidbare Autofahrten zu reduzieren. Daher wünscht sich die Bevölkerung eine bessere Schnellbahnverbindung und dichtere Intervalle bei den öffentlichen Verkehrsmitteln.

Mit Kindergartenplätzen ist Speising unterversorgt. Ebenso fehlen günstige Wohnungen für unsere Jugend. In diesen Fragen ist die Stadtplanung gefordert, konkret bei der Planung für das Areal der bisherigen Baustelle für den Lainzer Tunnel an der Preyergasse.

Das sind die wichtigsten Wünsche für die Zukunft eines lebenswerten Ortes Speising.

Dipl.-Ing. Heinz Gerstbach
im Februar 2014