Hietzing
Ausführliche Ortsgeschichte aus Weissenbachers "In Hietzing gebaut"
1996
Hietzing leitet seinen Namen von "Hezzo", einer im niederen Adel gebrauchten Kurzform für "Heinrich", ab; die Endung "-ing" bei Ortsnamen ist für die bajuwarische Besiedelung im frühen Mittelalter typisch. "Hietzing" bedeutet also "Ort, an dem die Leute des Hezzo wohnen".
Erstmals genannt wird der Ort "Hiezingen" um 1120/30; um 1130 erwähnt der Klosterneuburger Traditionskodex einen Rupertus de Hezingen als Schenkungszeugen. Ab 1200 ist die Form "Hizzing" oder "Hiezing" gebräuchlich; die heutige Schreibung "Hietzing" ist 1548 erstmals belegt.
1253 tauschte der Deutsche Ritterorden unter dem Komtur des Deutschen Hauses für Österreich und Steiermark, Ortolf von Traiskirchen, mit dem Propst von Klosterneuburg, Konrad, einen Meierhof in "Hyezingen" gegen Besitzungen in Stockstall, Ziersdorf und Dürnbach und übergab dabei die an der Stelle der heutigen Pfarrkirche stehende Kapelle; sie war mit zwei Weingärten und 18 Eimern Wein Bergrecht dotiert. Dieser Vertrag wurde 1255 bestätigt. Das älteste Verzeichnis der Einkünfte des Stiftes von Klosterneuburg, das Urbar aus dem Jahre 1258, nennt den genauen Besitzstand: danach gab es in Hietzing beiderseits der heutigen Altgasse, der Hauptzeile der Siedlung, acht "beneficia" (beneficium=Lehen) und sieben "curtes" (Curtis=Hofstatt), von denen eine leer stand. Ein Beneficium ist eine abgabenpflichtige Bauernwirtschaft mit Haus und Äckern. Es konnte groß oder klein sein, ein oder mehrere Landgüter (villae) umfassen oder auch nur einige Hufen (mansi). Der Curtis war ein kleines Haus, manchmal auch unter Einschluss von Feldern und Wiesen, dessen Pächter meist Lohnarbeiter waren und geringere Abgaben leisten mussten.
Die Bewohner Hietzings unterstanden zunächst der Verwaltungsstelle für die Außenbesitzungen des Stiftes ("officium") in Nußdorf; ab 1340 wurden die Einnahmen aus Hietzing – die Zahl der Ämter war mittlerweile vermehrt worden – im "Meidlinger Amt" notiert. Das Urbar von 1340 verzeichnet keine "curtes" mehr, sondern eine "curia" (bestehend aus sechs Benefizien) sowie ein ganzes und drei Drittelbenefizien. Eine Curia war eine Vereinigung von mehreren Benefizien zu einem Meierhof, der ursprünglich Mittelpunkt einer lokalen Wirtschaft, später nur mehr ein größeres Bauerngut ohne besondere rechtliche Stellung war.
Das Stift Klosterneuburg erwarb im Laufe der Zeit alle grundherrlichen Rechte. So verzichtete z. B. auch Rudlo, genannt "Hyetzinger", 1263 gegen eine lebenslängliche Rente auf sein Erbteil in Hietzing, das der letzte Fremdbesitz gewesen war.
Die Dienstleistungen der Untertanen mussten entweder direkt an das Stift, an den Meierhof in Hietzing oder an die Hietzinger Kapelle, die dadurch eigene Mittel zu ihrer Versorgung bekam, erbracht werden. Nach einer Verwaltungsreform im frühen 16. Jahrhundert, wahrscheinlich unter Propst Georg Hausmannstetter, gingen die meisten Einkünfte direkt an den Grundherrn, das Stift.
Schon im 14. Jahrhundert dürfte die Kapelle einige Bedeutung erlangt haben, denn die Gemahlin Albrechts II., des Weisen, Johanna von Pfirt, stiftete 1340 auf dem Brigitta-Altar eine ewige Messe für ihr eigenes und ihrer Vorfahren Seelenheil. Die Kapelle muss also mehrere Altäre besessen haben. 1394 wurden in einem Ablassbrief des Papstes Bonifatius IX. allen, welche die Kapelle besuchten und zu ihrer Erhaltung beitrugen, Ablässe gewährt. Damals wurde die Kapelle mit ziemlicher Sicherheit renoviert. Zwischen 1414 und 1419 erfolgte eine wesentliche bauliche Erweiterung und die Weihe auf den Titel "Mariae Geburt".
Der erwähnte Meierhof, der im 15. Jahrhundert in den "großen" (vier Benefizien) und "kleinen" (zwei Benefizien) Hof geteilt wurde, lag, geschützt gegen drohende Wienflussüberschwemmungen, an der südlichen Seite der Dorfstraße, heutige Altgasse 5–13 (einbezogen ein Stück der heutigen Fasholdgasse, ehemals Meyerhofgasse). In dieser Zeit wurden die beiden Höfe vorübergehend von Nonnenklöstern bewirtschaftet. 1428 wurden die Klarissen als Besitzerinnen des "kleinen Hofes" angegeben, 1439 verkauften die Himmelpförtnerinnen den "großen Hof". Beide Höfe hatten seit dem 16. Jahrhundert oftmals adelige Besitzer, z. B. seit 1588 den Wiener Burggrafen Jakob von Haag. Die vereinigten Höfe blieben später über Jahrzehnte in den Händen von Beamten und Hofbediensteten, wie dem Hofkriegssekretär Ferdinand Khatzenstainer (1622) oder dem kaiserlichen Hofpastetenkoch Hans Michael Biancolin (1632). 1657 verkauften Nathal de Paolo, "königliche Mayestät in Ungarn und Böheimb wolbestellter türckhischer curir", und seine Frau, welche die Gewähr (in etwa gleichbedeutend mit Pacht, konnte auf bestimmte Zeit oder auch auf Lebenszeit erteilt werden) über diese Liegenschaft hatten, dieselbe an das Stift Klosterneuburg.
Im Garten des Meierhofes errichtete man 1792 zwei Häuser. Um 1800 wurde der Meiereibetrieb aufgelöst, da die zum Stift gehörenden Äcker und Weiden – das Gebiet zwischen den heutigen Straßenzügen Lainzer Straße, Altgasse, Maxingstraße und Hanselmeyergasse – Bauland wurden. 1839 versteigerte das Stift die verfallene Realität als drei Baustellen. Im Bereich der alten Anlage des Meierhofes wurden dann auch 1840 drei Häuser erbaut: Altgasse 13 und Fasholdgasse 4 und 6.
Für 1428 sind in Hietzing 20 bewohnte Güter bezeugt, fünf Wohnstätten bei der Kirche (an der Stelle der heutigen Häuser Am Platz 1 und 2, an der geraden und an der ungeraden Seite der heutigen Maxingstraße 1–13), die anderen an der Dorfstraße, der heutigen Altgasse. Das Benefizium der Kapelle wurde später mit den Nebenhäusern zum Pfarrhof vereinigt. Nördlich der Siedlung erstreckte sich eine mehr oder weniger offene Fläche bis zum Augelände am Wienufer, die wegen der häufigen Überschwemmungen nur als Viehweide genutzt werden konnte. Südlich, am Hang des Küniglberges – benannt nach dem kaiserlichen Prokurator Wolfgang Künigl, der im 16. Jahrhundert die Güter der Pfarre Hütteldorf verwaltete –, lagen nur einige Äcker, dafür aber ausgedehnte Weingartenfluren. Der Weinbau war lange Zeit die wichtigste Einnahmequelle der Hietzinger. Bis zur Zweiten Türkenbelagerung 1683 verlief die Grenze zwischen Acker- und Weingartenland von Atzgersdorf über den Bereich des Schönbrunner Schloßparks zum Wienerberg. Die Fluren zwischen dem Wienerwald und dieser Linie waren bis 1683 fast ausschließlich Weinland. Der Weinbau war zwar nicht die älteste Bebauungsform, aber es wurde, da die Nachfrage nach Wein groß war, viel Ackerland in Weingärten umgewandelt und auch viel Gebüsch zur Anlegung von Weinfluren gerodet. Der Höhepunkt des Weinbaues vom 13. bis zum 15. Jahrhundert entspricht einer wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit Wiens. 1525 gab es in Hietzing mit Ausnahme einiger Hausgärten nur noch Weinfluren.
Die Weingründe waren nicht mit dem Besitz eines Hauses verbunden, sondern einzeln verkäuflich oder verpachtbar. Viele Anlagen waren daher nicht Besitz ansässiger Hietzinger, sondern gehörten Bewohnern der umliegenden Dörfer Penzing, Speising, St. Veit, Baumgarten, Meidling, Lainz, Hütteldorf und Gumpendorf oder Bürgern der Stadt Wien.
Im Dienstbuch von 1428 sind zwei große Rieden verzeichnet: Hietzingerberg-Oberschoß und -Unterschoß. Im 18. Jahrhundert gab es drei Rieden: das Unterschoß (Gloriettegasse-Weidlichgasse), das Mitterschoß (Weidlichgasse-Hanselmeyergasse) und das südlich anschließende Oberschoß.
Der Küniglberg war von Gestrüpp überwuchert und diente als Weide, ebenso das Heideland östlich des Hetzendorfer Weges (Maxingstraße). Auf dem Heideland befand sich ein seit dem 14. Jahrhundert urkundlich nachweisbarer Steinbruch. Möglicherweise wurde hier Material für den Bau des Stephansdomes gewonnen. Noch im 19. Jahrhundert hießen die Äcker auf dem Boden des heutigen Hietzinger Friedhofes "Auf der Haid in der Steingruben". Der Steinbruch lieferte auch Material zum Bau von Schloß Schönbrunn.
1346 wird erstmals eine Mühle "an dem Gern" (= Faistenmühle) genannt. Die Bezeichnung verweist auf ihre Lage zwischen Lainzer Straße und dem Vorläufer der heutigen Auhofstraße. Dieser Winkel wurde als "Gern" bezeichnet. Nach einem späteren Besitzer nannte man sie "Faist-Mühl". Dieser Name ist erstmals 1751 urkundlich belegt. Ein Rest des einst ausgedehnten Mühlengebäudes ist das Haus Lainzer Straße 10.
In das Jahr 1467 fällt die Errichtung der Schleifmühle durch den Müller Wolfgang Herczog und seine Gattin Elsbeth ("negst an dem khayl. thüergartten gelegen", "zunegst des prikhls gegen der martersäulen"). Gespeist wurde sie durch einen Nebenarm der Wien, verstärkt durch den Lainzerbach. Um 1512 war der Besitz verödet. Unter Maria Theresia baute man an Stelle der Schleifmühle das Kaiserstöckl für ihren Leibarzt Gerhart van Swieten. Die Martersäule stand an der Abzweigung der alten Hietzinger Dorfstraße von der Straße nach St. Veit. In der Kirchlichen Topographie des Erzherzogtums Österreich (1835–40) wird sie als "am Weg nach St. Veit" stehend beschrieben. Heute befindet sie sich an der nördlichen Außenmauer der Hietzinger Pfarrkirche.
Die Hietzinger Bevölkerung wurde durch Kriegsereignisse hart getroffen, da ihre Einkünfte fast zur Gänze aus dem Weinbau stammten. Die nach den Verwüstungen neu gesetzten Weinstöcke brauchten mehrere Jahre, bis sie trugen. Schon 1461 durch die Zwistigkeiten zwischen dem späteren Kaiser Friedrich III. und seinem Bruder Albrecht VI. in Mitleidenschaft gezogen, wurde 1484 beim Zug des ungarischen Königs Matthias Corvinus gegen Wien die Hietzinger Kirche zerstört, wahrscheinlich sogar das ganze Dorf. Die Weinrieden lagen öde, und es mangelte an Arbeitskräften zur Bestellung. Erst 1493 wurden wieder Gewähren erteilt.
1529 verwüsteten im Zuge des Türkensturmes die Truppen des Paschas von Anatolien, Chossan Michalogli, die wahrscheinlich nur aus Lehm und Holz gebauten Häuser. Die Kirche "Zu unserer lieben Frau" und zehn Wohnstätten wurden zerstört. Verödete Gründe und Brandstätten zog der Grundherr ein, sobald niemand mehr Anspruch darauf erhob. Sie wurden verkauft, wobei Neuzuzügler, die vor allem aus der Steiermark kamen, viele Begünstigungen erhielten.
In dieser Zeit spielt die Legende von der wundersamen Befreiung der vier von Janitscharen gefangenen Männer durch eine Marienerscheinung, die ihnen "Hiet's enk!" zugerufen haben soll. Davon habe der zerstörte Ort, dessen Name vergessen worden sei, seinen neuen Namen erhalten.
Während der Aufbauphase erfreute sich Hietzing wachsender Beliebtheit als Wallfahrtsort ("Mariae Hietzing"). Türkenkriege und Epidemien, besonders die Pest von 1713, förderten religiöses Empfinden. Dazu gehörten auch Wallfahrten zu beliebten Marienverehrungsstätten. Wallfahrten nach Hietzing sind seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen. Die Marienverehrung überstand auch die Reformation, die hier nicht besonders wirksam wurde, denn 1618 sollen noch alle Einwohner katholisch gewesen sein. Von Klosterneuburg wurde alljährlich zu Mariae Geburt (8. September) eine Prozession nach Hietzing geführt, 1767 wurde sie auf das Fest Mariae Heimsuchung (2. Juli) verlegt. 1738 wurden in Hietzing angeblich 20 Messen pro Tag gelesen, annähernd 6000 Menschen sollen jährlich die hl. Kommunion empfangen haben. Bis 1772 fanden Wallfahrten nach Hietzing statt.
Die Gerichtsbarkeit, mit Ausnahme der über Leben und Tod, oblag dem Grundherrn, dem Stift Klosterneuburg. Der von ihm bestellte Richter hielt jedes Jahr am St. Georgen-Tag einen Banntaiding, einen Gerichtstag, ab. Jeder Ansässige hatte hier bei Strafe zu erscheinen. Zwei Wochen später fand ein Nachtaiding statt. Wegen der Kleinheit des Ortes mussten sich – zumindest bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts – die Einwohner Hietzings zum Banntaiding in Meidling einfinden. Der Stiftsdirektor Lamprechtshauser schreibt in der Meidlinger Banntaiding-Handschrift: "(...) müssen die Hietzinger allbei genn Mewrling zu dem pantäding kommen; sind der Hietzinger alle nur sechzehn."
Während das Stift Klosterneuburg die Grundherrschaft und damit die niedere Gerichtsbarkeit ausübte, galt die Kirche in Hietzing als Filiale der Pfarre von Penzing, das vor allem durch seine Lage an der Hauptstraße nach Westen (heutige Linzer Straße) größere Bedeutung hatte. Diese Situation führte zu einem Rechtsstreit über das Patronat. Die Pfarre Penzing lag nämlich in dem von den Habsburgern lange zur Stärkung ihrer Bedeutung angestrebten und schließlich 1469 von Papst Paul II. eingerichteten Bistum Wien, während Klosterneuburg zur Diözese Passau gehörte. Die Einsetzung des Seelsorgers war folgendermaßen geregelt: Der Propst von Klosterneuburg schlug den Anwärter vor, der vom Bischof von Wien bestätigt werden musste. Diese Vorgangsweise ist für 1506 und 1518 belegt. 1531 wollte aber der Pfarrer von Penzing, Johann Zuckenriegl, die Stelle in Hietzing erlangen, der Propst Georg Hausmannstetter stellte ihn jedoch trotz einer Empfehlung Ferdinands I. nicht ein. Der Pfarrer wandte sich an den päpstlichen Nuntius Vincenzo Pimpinella, der ihm das Benefizium mit jährlichen Einkünften von drei Mark Silber aus eigener Machtvollkommenheit verlieh. Dagegen wandte sich Propst Hausmannstetter an Rom mit dem Hinweis, er wolle die von den Türken zerstörte Kirche wieder aufbauen, könne dies aber nur tun, wenn sie dem Kloster gehöre. Als Schiedsrichter wurde der neue päpstliche Nuntius Pietro Paulo Vergerio angerufen, der 1534 aufgrund eines Gutachtens des Abtes vom Schottenstift, Konrad Weichselbaum, auf eine Inkorporierung der Kirche in das Stift entschied. Dies bedeutete die Übertragung der seelsorglichen Betreuung an die Chorherren in Klosterneuburg. Der Rechtsstreit war damit aber nicht beendet; Johann Fabri (Heigerlein), Bischof von Wien, beschwerte sich bei der Regierung über den Eingriff in seine Jurisdiktion und löste damit eine sich über drei Jahre hinziehende Auseinandersetzung mit dem Stift aus. 1538 verfügte die Regierung schließlich zugunsten Klosterneuburgs. Die Streitigkeiten, in die später auch Passauer Bischöfe involviert waren, flammten jedoch immer wieder auf und dauerten bis zur Pfarrerhebung Hietzings im Jahr 1786.
Nach den Verwüstungen am Anfang des 16. Jahrhunderts erlebte das Dorf einen neuen Aufschwung als Weinort, da die ungarische Konkurrenz wegen der Besetzung des Landes durch die Türken ausfiel. Bald gab es wieder so viele Weinanbauflächen, dass die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln gefährdet war. Die Landesfürsten erließen daher Einschränkungen und Verbote: z. B. wurde 1595 verfügt, dass nur solche Gründe, welche nicht mit dem Pflug bearbeitet werden könnten, für den Weinbau verwendet werden dürften.
An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert ging der Weinbau vor allem infolge der Aufsplitterung der Besitztümer zurück. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die nicht bewirtschafteten Weingärten wieder in Ackerland umgewandelt. Im Gewährbuch – in ihm wurden Zahlungen, die der Hausbesitzer oder Hausmieter an den Grundherrn zu leisten hatte, festgehalten – verzeichnet der Schreiber im Jahr 1641 zum ersten Mal in Äcker umgewandelte Weingartengründe (15/11 fol. 109 v.).
Beim Einfall ungarischer Truppen unter Stephan Boczkay 1604/05 brannte die Kirche ab, wurde jedoch unter Prälat Thomas Rueff wieder aufgebaut. Die Mariensäule blieb erhalten. Etwa 1630 wurde der Grundstein des Gebäudes für Klosterneuburger Stiftsherrn, dem späteren Pfarrhof, gelegt.
Der Dreißigjährige Krieg verschonte zwar die Wiener Umgebung, belastete aber die Bevölkerung durch hohe Steuern und Abgaben.
1679 wurde aus Ungarn die Pest eingeschleppt. Sie forderte mehr Opfer als die Seuche von 1713, bei der 21 Tote, zumeist Kinder und Jugendliche, zu beklagen waren. Die genaue Zahl ist nicht zu ermitteln, da die Matriken der Pfarre Penzing, zu der Hietzing damals gehörte, erst 1709 einsetzen.
Die Zweite Türkenbelagerung brachte neue Zerstörungen und fast gänzliche Entvölkerung. Unter anderem wurden der Meierhof in der heutigen Altgasse, der Pfarrhof und das herrschaftliche Schankhaus, welches als Einkehrgasthaus für Wallfahrer diente (CN 2 = Am Platz 2), niedergebrannt. Alle 17 Häuser, die der Grundherrschaft Klosterneuburg unterstanden, wurden eingeäschert. Wieder brannte die Kirche. Das Gnadenbild, die Liebfrauenstatue, war vorher entfernt und in das Chorherrenstift Wittingau in Böhmen (Trebon) gebracht worden; den Kirchenschatz hatte man nach Wien in den Klosterneuburger Stiftshof (Wien 1., Renngasse 10) verlagert.
Die Weinstöcke wurden wieder vernichtet, den wenigen Überlebenden fehlte die Lebensgrundlage. Nur in drei Fällen lassen die Quellen Beziehungen unter den Besitzern vor und nach der Katastrophe erkennen: erstens das Haus in der Altgasse CN 46 (es entspricht den heutigen Hausnummern 17–19) im Besitz der Familie von Aichen; die Gewährnehmer bewohnten es allerdings nie selber, da sie in Wien lebten; zweitens das Haus in der Altgasse CN 40 (heutige Maxingstraße 2, Altgasse 2). Es gehörte seit 1669 Katharina Ponauer. Sie und ihre Familie verbrachten die Zeit der Belagerung wahrscheinlich in Klosterneuburg. Sie leisteten nur bis 1685 an der Brandstatt Wiederaufbauarbeit, da ihnen in diesem Jahr die Realität CN 3 (heutige Maxingstraße 1) zufiel. Das Haus CN 40 wurde 1686 samt Zubehör an Gründen um 50 Gulden an Ursula und Thomas Koller, den Kirchendiener in Hietzing, vergeben. Schon 1688 fiel eine Haushälfte durch Kauf wieder an die Familie Ponauer zurück; drittens das Haus CN 3 (heutige Maxingstraße 1), welches Katharina Ponauer durch Erbschaft erhielt. Gemeinsam mit ihrem Gatten, dem Dorfrichter Martin Ponauer, wurde sie 1685 an die Gewähr geschrieben. Seit 1668 hatte diese Liegenschaft dem Dorfrichter Veit Lehner und seiner Gattin Katharina gehört, die beide von den Türken verschleppt wurden. Als einzige aus Hietzing stammende Person kehrte Katharina Lehner aus der Gefangenschaft zurück.
Die Entwicklung Hietzings nach dem Neubau des Schlosses Schönbrunn
Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unterschied sich Hietzing in seiner wirtschaftlichen, sozialen und baulichen Struktur kaum von den umliegenden Dörfern. Herrschaftliche Gebäude, wie das heute noch bestehende in der Lainzer Straße 14, "Kleines Herrschaftshaus"), bildeten vereinzelte architektonische Höhepunkte. Die Bevölkerung lebte schlecht und recht von Wein- und Ackerbau. Größere Bedeutung als Hietzing hatte St. Veit mit seinem Erzbischöflichen Schloss und mit dem Sitz des Landgerichtes. Erst der Neubau des Schlosses Schönbrunn brachte einen Wandel. Unter Leopold I. (1658–1705), Joseph I. (1705-11) und Karl VI. (1711- 40) baute man von 1696 bis 1713 nach einem reduzierten Entwurf Fischer von Erlachs ein neues Schloss. Unter Maria Theresia (1740–80) erhielt es zwischen 1743 und 1749 im Wesentlichen seine heutige Gestalt.
Die kaiserliche Hofhaltung wurde ein Anziehungspunkt für Adelige und Bürger, aber auch für Schmarotzer und Spekulanten. Die soziale Struktur des Ortes änderte sich grundlegend. Das Interesse am Ackerbau schwand, das Vermieten bot einträglichere Verdienstmöglichkeiten.
Vor 1683 war nur ein Haus im Besitz von Wienern, von 1683 bis 1720 waren es bereits fünf Häuser. In ihnen lebten der Pfarrer, ein Ziergärtner, ein Briefträger, ein Zimmermeister und ein Hofmaler. In den folgenden Jahrzehnten verstärkte sich die Entwicklung der Neuansiedlungen in einer Weise, die das Ortsbild wesentlich prägte.
Der Josephinismus brachte bedeutende Änderungen im Pfarrwesen von Hietzing. Am 24. 12. 1782 hob Joseph II. im Zuge der Pfarrneuordnung die geistliche Betreuung Hietzings durch die Klosterneuburger Chorherren auf und unterstellte die Kirche wieder der Pfarre Penzing als Filiale. Hietzing zählte damals nur 273 Einwohner; deshalb wurde die Bitte der Gemeinde an den Kaiser um Pfarrerhebung im März 1783 abgewiesen. Der Pfarrer von Penzing trachtete während der nächsten Jahre, die Erhebung seiner Filiale zur Pfarre zu verhindern, doch die Nähe zu Schönbrunn ließ den Ort wachsen. Am 10. 12. 1785 erklärte sich Propst Floridus Leeb von Klosterneuburg bereit, die Filiale zu einer eigenen Pfarre zu erheben und die seelsorgliche Betreuung durch Stiftsgeistliche ausüben zu lassen. Im folgenden Jahr genehmigte Joseph II. die Errichtung einer Pfarre Hietzing, die nun mit der Filiale Schönbrunn 839 Einwohner zu betreuen hatte.
1787 verlegte man den bestehenden Friedhof an den oberen Teil des Hetzendorfer Weges. Bereits 1794 erweitert, wurde er 1817 erneut vergrößert und mit Zypressen und Trauerweiden bepflanzt. Nach mündlicher Überlieferung soll ein alter Friedhof beim heutigen Haus Maxingstraße 6, an dem sich ein zur Hälfte eingemauerter Bildstock mit den Jahreszahlen 1619 und 1897 befindet – die erste Hausanlage erfolgte hier 1786/87 –, gelegen sein.
1789 wurde die erste ca. 260 m2 große Schule am heutigen Am Platz 2 errichtet. Die Kosten trug das Stift Klosterneuburg. Das mit Wohnräumen und einem Hof ausgestattete Gebäude bot für ca. 90 Schüler Platz. Leiter war der jeweilige Pfarrer. 1829 wurde die Schule in ein neues Gebäude neben dem ehemaligen Meierhof in der heutigen Fasholdgasse 8 verlegt, wo sie bis 1866 blieb. Seither befindet sie sich wieder Am Platz 2. Bis 1899 war sie in jenem Trakt untergebracht, der heute das Bezirksmuseum beherbergt; in diesem Jahr erfolgte in geringem Abstand zum alten Schulhaus der dreigeschoßige Zubau für 12 Klassen. In dem alten Bau lagen ab 1899 die Aufnahmskanzlei, eine Schuldienerwohnung sowie das Konferenz- und Lehrmittelzimmer. Ein Gang im ersten Stock verband die beiden Trakte. 1968 wurde ein weiterer Anbau hinzugefügt.
Immer mehr Adelige, Hofbedienstete und Wiener Bürger zogen nach Hietzing und erwarben hier Grundbesitz. Als Sommeraufenthalt bevorzugten den Ort z. B. der Königlich preußische Gesandte, der Kurfürstlich sächsische Gesandte, Joseph von Sonnenfels, Franz Alois von Zeiller, der Schöpfer des noch heute geltenden Bürgerlichen Gesetzbuches, der Schriftsteller Franz Xaver Karl Gewey und Lord Stewart, der spätere Marquis von Londonderry, außerordentlicher Gesandter von England in Wien.
Die damit verbundene rege Bautätigkeit schildert anschaulich Adalbert Stifter in seinen 1844 erschienenen "Landpartien": "Da ist zum Beispiel Hietzing, ein Dorf am Ende des Schönbrunner Parks, wo es im Sommer so gedrängt ist, wie fast in keinem Teil der Stadt selbst. Das Dorf vergrößert sich aber auch so, dass es eigentlich eine Stadt ist, mit Gassen, in denen man sich in der Tat vergehen kann."
Wer in der Nähe des Schlossparks ein Haus bauen wollte, musste die Zustimmung des Hofbauamtes einholen. Es wurden allerdings nur zwei Stock hohe Bauten (ca. 15 m hoch) genehmigt. Ein typisches Beispiel für einen adeligen Wohnsitz in unmittelbarer Nähe des Schlosses stellt die 1793 für Raimund Wetzlar von Plankenstern erbaute Villa XAIPE dar (heutige Schönbrunner Straße 309, Katastralgemeinde Schönbrunn, ehemals Katastralgemeinde Obermeidling).
Wegen der Unrentabilität durch die beschränkte Grundausnützung und infolge der hohen Grundpreise konnten sich hier nur wohlhabende Leute ein Haus leisten. Wohnungen in Hietzing zählten lange Zeit zu den teuersten im Umkreis von Wien.
Adolf Schmidl schrieb im 1835 erschienen ersten Band seines Werkes "Wien's Umgebungen auf zwanzig Stunden im Umkreise": "Überall, wohin der Blick sich wendet, erfreut ihn der Anblick der wogenden Aehrenfelder, der schattigen Waldberge und der prächtigen Anlagen und Villen, wodurch der Reichthum und Geschmack ihrer Besitzer die Gegend um Hietzing zu verschönern wußte."
Frédéric Chopin, der sich 1831 in Wien aufhielt, schreibt an seine Familie: "(...) – Aber es gibt Tage, da man keine zwei Worte aus mir herauspressen, mit mir überhaupt nicht zurande kommen kann; und dann fahre ich für dreißig Kreuzer nach Hitzing oder irgendwo in die Umgebung Wiens, um mich zu zerstreuen."
Interessante Beispiele für Bauten des Adels in Hietzing in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind u. a. die auch als "Schloss" bezeichnete Villa am Hetzendorfer Weg, heutige Maxingstraße 24 (Villa Thienne de Rumbek), die um 1830 errichtete Villa des kaiserlichen Leibarztes Johann Malfatti am nördlichen Abhang des Küniglberges, die 1850 für Erzherzog Ferdinand Maximilian, den späteren Kaiser von Mexiko, auf der Höhe des Schönbrunner Hügels am Hetzendorfer Weg erbaute "Villa Maxing" und die um 1840 für den Naturforscher und Reiseschriftsteller Karl Alexander Anselm Freiherr von Hügel errichtete Villa in der Auhofstraße 15. Der Bau wurde 1854 von Ludwig Wilhelm Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel erworben. Die vier Bauwerke sind nicht mehr erhalten. Das heute noch bestehende sog. "Braunschweigschlössl" in der Auhofstraße 18 ist eine Dependance der ehemaligen Villa des Herzogs.
Eines der letzten in Hietzing vor 1918 für den Adel großzügig angelegten Gebäude ist die Villa in der Hietzinger Hauptstraße 42c, die seit 1952 dem polnischen Staat gehört. Das Anwesen wurde 1902/03 von Josef Hudetz gebaut und 1913 für den aus böhmischem Adel stammenden Vinzenz Freiherr von Gecmen-Waldek und seine Frau Margherita von Ludwig Schmidl zu einem Herrschaftshaus erweitert. Zu der Anlage gehörten auch die im selben Jahr hauptsächlich für Dienstboten errichteten und ebenfalls repräsentativ wirkenden Gebäude in der Auhofstraße 19, 19a und 19b. Im Haus 19 gab es u. a. eine Kegelbahn mit Gesellschaftssalon; an der Auhofstraße befand sich weiters ein stattliches, 1906 gebautes Glashaus. Bis auf letzteres sind – zum Teil stark verändert – noch heute alle vier Gebäude dieses Besitzes erhalten. Durch den Garten floss einst der Mühlbach zur Faistenmühle in der Lainzer Straße.
Manche Villen bargen bedeutende Kunstsammlungen, z. B. die Antikensammlung des Ministerialsekretärs Karl Ritter von Hartl in der Auhofstraße 15 oder die Plastiken-Sammlung Wix de Zsolna in der Reichgasse (heutige Beckgasse) 30.
Im Zuge der regen Bauentwicklung überlagerte eine gartenstadtähnliche Besiedelungsform die alten blockartigen Fluren des Dorfes Hietzing. Die Verbauung erfolgte planmäßig mit einem modernen Gassennetz südlich der Altgasse. Hauptdurchzugsstraße war der Hetzendorfer Weg (heutige Maxingstraße). "Von dieser langen Hauptgasse ziehen sich zu Rechten mehrere Seitengassen hinein. Die Häuser, aus welchen sie gebildet werden sollen, sind Theils im Entstehen, Theils der Vollendung nahe." Die Aufschließungsstraßen "Erste doppelte Hauptgasse", später Neue Gasse (heutige Wattmanngasse), "Zweite doppelte Gasse" bzw. "Untere Zwerchgasse", später Allee-Gasse und in ihrer Verlängerung Schmied-Gasse (beide bilden die heutige Trauttmansdorffgasse) wurden als Parallelen zum Hetzendorfer Weg angelegt. Außerdem plante und verwirklichte man die "Obere lange Zwerchgasse" (heutige Gloriettegasse) und die "Mittlere Zwerchgasse" (heutige Woltergasse).
Die alten Dörfer der Umgebung wurden in die der Barockzeit entsprechende Landschaftsgestaltung und Gartenanlage einbezogen: Vom Westtor des Schönbrunner Schloßparks führt eine Achsenstraße nach Ober-St. Veit (ehemals Maria-Theresia-Straße, heute Hietzinger Hauptstraße); von der Gloriette aus wurde 1775 eine Allee in der Achse der Gloriettegasse mit Blickrichtung auf die Ober-St. Veiter Kirche angelegt.
"(...) die Gloriettegasse, eine breite Straße, welche einen Rasenplatz mit Alleen enthält, von seiner Form scherzweise das 'Bügeleisen' genannt. Hier ist es schon viel ländlicher. Pferche vor den Häusern, offene Abzugsgräben beurkunden die Entfernung von dem eleganten Theile des Dorfes." Auf dem Rasenplatz fanden Aufführungen von wandernden Schauspielern und Zirkusleuten statt.
Der 1906 abgerissene sog. "Matschakerhof" in der Gloriettegasse 11 war ein Beispiel für die ehemals bäuerliche Siedlungsform. In der Trauttmansdorffgasse 31 steht das letzte äußerlich noch relativ unveränderte Bauernhaus von Alt-Hietzing, ein ebenerdiger Bau, in dessen linkem Hoftrakt ein Dachbodenaufzug für Heu eingerichtet war; zwei Pferdeköpfe in der Dachgaupe weisen auf die ehemalige Funktion als Stallgebäude hin.
Um 1780 ist ein Teil der Nordseite der Hietzinger Hauptstraße – etwa zwischen den heutigen Hausnummern 18–28 – durch sieben Häuser verbaut, ebenso schon Teile der Südseite. In den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts entstanden die ersten Häuser an der Hietzinger Hauptstraße zwischen Wienfluß und Kirchenplatz.
Im Jahr 1800 wurden neun, 1801 sieben, 1802 eine, 1803 neunzehn, 1804 fünfundzwanzig und 1805 neun Baustellen vergeben. Die Kriege mit Napoleon unterbrachen diese rege Bautätigkeit. Nachdem 1806 noch sechs Baustellen genehmigt worden waren, erfolgten bis 1819 nur vier Grundbucheintragungen. Immerhin stieg die Gesamtzahl der Häuser in Hietzing von 29 im Jahr 1788 auf 160 im Jahr 1819. Darunter fällt auch die Verbauung der linken Seite der unteren Lainzer Straße bis zur Gloriettegasse. Im weiteren Verlauf der Lainzer Straße kam es erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Verbauung mit großteils bürgerlichen Landhäusern und vereinzelten freistehenden Villen. Ein Beispiel hiefür ist die nicht mehr bestehende Villa Kirsch in der Lainzer Straße 89.
Der alte Ortskern um die Altgasse blieb den eingesessenen Kleinbauern und Taglöhnern, während im neuen Ortsteil zwischen der heutigen Maxingstraße und der Lainzer Straße die zugezogene Bevölkerung sesshaft wurde. In der Trauttmansdorffgasse siedelten sich u. a. wohlhabende Handwerker an, die fast ausschließlich für den kaiserlichen Hof arbeiteten. Innerhalb dieses "eleganten Theiles" Hietzings, in der Trauttmansdorffgasse 18, wurde 1816 von Joseph Kornhäusel ein festes Theater (Hietzinger Theater) gebaut, in dem auch Ferdinand Raimund öfters auftrat. Nach dem Abbruch des Baues errichtete man an dieser Stelle ein dreigeschoßiges Gebäude, in dem u. a. die Gemeindeverwaltung und später auch das Bezirksgericht untergebracht waren.
Um 1800 sind als neu angesiedelte Gewerbetreibende Bäcker, Schneider, ein Apotheker (CN 17 = Hietzinger Hauptstraße 24, das Haus bzw. Grundstück, wo sich die Apotheke noch heute befindet), ein Kaffeesieder an der Stelle des späteren Dommayerschen Casinos zu finden. In der Trauttmansdorffgasse (ehemals Allee- bzw. Schmiedgasse) Nummer 13 befand sich der ebenerdige, erst 1961 abgerissene Bau der Gemeindeschmiede.
Zahlreiche Gaststätten – zum Teil in Kombination mit Hotelbetrieb – wurden errichtet. Die bekannteste war das Dommayersche Casino in der Hietzinger Hauptstraße 12 (später 10–14), welches vor allem durch seine Konzertaufführungen und Ballveranstaltungen zu einem Begriff in ganz Wien wurde. In der Hietzinger Hauptstraße 22 bestand schon in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts das "Hotel Vogelreuther", später Hotel "Hietzinger Hof". Ein bis in die jüngste Zeit bekannter Gasthof war der "Weiße Engel" Am Platz 5. Der alte Bau stand schon vor 1750. Franz Schubert war mit seinen Freunden Gast; Josef Lanner, Johann Strauß Sohn und Franz von Suppé gaben hier Konzerte. Das Gebäude wurde 1898 durch einen Neubau mit einem Restaurant gleichen Namens ersetzt. An der Stelle Hietzinger Hauptstraße 3 errichtete man 1907 nach Plänen von August Belohlavek das Hotel "Zum Weißen Engel". In dem Nachbargebäude Am Platz 6/Hietzinger Hauptstraße 1 richtete Carl Witzmann 1936 das "Café Gröpl" ein. In dem von Künstlern gerne besuchten Café waren u. a. Musiker des Schönberg-Kreises und Rainer Maria Rilke zu Gast. Heute befindet sich hier das "Café Bawag".
Schon 1649 war an der Stelle des heutigen "Café-Restaurant Dommayer", das mit dem alten "Casino Dommayer" nur den Namen gemeinsam hat, ein "Schenckhauß" gebaut worden. Es blieb bis 1796 im Besitz der Gemeinde St. Veit. In diesem Jahr erwarben Karl und Katharina Schakoller das Anwesen mit Garten und zugehöriger Gast- und Schankgerechtigkeit. Sie waren auch schon Besitzer eines neueren, ebenerdigen Gebäudes an der Stelle des heutigen Restaurants "Hietzinger Bräu", das in einem Plan aus der Zeit um 1765 mit der Benennung "Neuer Hann" eingezeichnet ist. Vor dem Haus standen Kastanienbäume, und zwei kleine Brücken führten über das offene Gerinne des nahe vorbeifließenden Lainzerbaches. Die Bezeichnung "Zum Schwarzen Hahn" fand bereits um 1700 Verwendung. Sie steht möglicherweise mit dem ehemaligen Brauchtum des Huhnopfers in St. Veit in Zusammenhang. Noch heute weist das Hauszeichen aus dem Jahr 1743 darauf hin. 1888 erfolgten ein Umbau der "Restaurations-Localitäten" und eine Vergrößerung des damals bereits angegliederten Hotelbereiches durch Stadtbaumeister Josef Wenz; 1902/03 errichtete Stadtbaumeister Franz Vock nach Plänen von Franz v. Neumann einen Neubau, die Restauration und Pension "Ottakringer Bräu". Der Garten und die gedeckte Veranda boten Platz für ca. 2000 Personen. In den beiden Obergeschoßen war die Pension mit Familienappartements (je drei bis vier Wohnräume, Bad, WC, Dienerzimmer) untergebracht. Neben der axialen Beziehung dieses Gebäudes zu Schloss Schönbrunn bestehen auch innerhalb der Fassade formale Anklänge an den Barockbau.
Zwischen Lainzer Straße, Neue-Welt-Gasse und Hietzinger Hauptstraße gab es von 1867 bis etwa 1882 das Vergnügungsetablissement "Neue Welt". Nach dem Niedergang des Unternehmens parzellierte man den Grund, legte Aufschließungsstraßen an und es entstand ein neues Villenviertel, das "Hietzinger Cottage".
1810 ließ der Schottenfelder Seidenfabrikant Matthias Opferkuch an der Wien in der heutigen Dommayergasse 8–10 (früher Bad-Gasse) ein Reinigungsbad errichten. Es entstanden auch Manufakturen, z. B. 1808 eine Wachsleinwandfabrik in der Gloriettegasse 13, deren erster Besitzer, Stephan Edler von Wohlleben, k. k. Rat und Bürgermeister von Wien war, 1811 die Essig- und Likörfabrik des Mathias Fresidy in der Wattmanngasse 25 und die Teppichfabrik des Wilhelm Greul, "(...) welche unter die ältesten Fabriksanstalten gehörte und Tapeten lieferte, die über 30000 Gulden zu stehen kamen."
Die Verkehrssituation entwickelte sich günstig. Für die Wochenendausflüge nach Hietzing reichten noch die Zeiselwägen, einfache, von einer Plane überdeckte Wägen mit Holzbänken, und Stellwägen, die ursprünglich einen kutschenartigen Aufbau, später Waggonform hatten. 1825 richtete man die Linie nach Hietzing ein. Die Fahrt vom Zentrum Ober-St. Veits bis zum Mehlmarkt in der Inneren Stadt dauerte eineinhalb bis zwei Stunden. Als aber immer mehr Menschen in Hietzing und Ober-St. Veit sesshaft wurden, benötigte man effizientere Verkehrsverbindungen. An phantasievollen Projekten hiefür mangelte es nicht. Sie reichten von sog. "atmosphärischen Bahnen" (hiebei bewirkt ein mittels Dampfmaschinen erzeugter Unterdruck die Bewegung eines Kolbens in einem über die gesamte Strecke geführten Rohr; der Wagen ist mit dem Kolben verbunden) Anfang der vierziger Jahre bis zu Bahnen mit Seilzugbetrieb. Einen konkreten Plan einer mit Dampfmaschinen von einem Seil gezogenen Eisenbahn von Wien nach Hietzing entwickelte der Oberingenieur Friedrich Scotti. Sein 1848 und 1851 eingereichtes Projekt, das auch eine Regulierung des Wienflusses vorsah, wurde von dem zuständigen Ministerium wegen technischen Dilettantismus und der gravierenden Kostenverschätzung abgelehnt. Das vernichtende Gutachten schrieb Karl Ritter von Ghega, der Erbauer der Semmeringbahn; er wies auch auf die damals bereits in Erwägung gezogene und 1858 tatsächlich eröffnete Kaiserin Elisabeth-Bahn (Westbahn) hin, welche in etwa dieselbe Trassenführung wie die von Scotti projektierte Bahn aufwies.
1869 wurde nun tatsächlich eine Pferdetramwaylinie von der Ecke Mariahilferstraße-Gürtel zur heutigen Kennedybrücke (später bis zur Dommayergasse) geführt. Ab 1883 verkehrte eine Dampftramway von der Kennedybrücke, damals "Kaiser-Franz-Josephs-Brücke", nach Perchtoldsdorf, vier Jahre später eine Linie nach Ober-St. Veit. Von 1897 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden die Linien nach und nach elektrifiziert.
Einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs zwischen den einzelnen Orten, die 1891 zum 13. Bezirk zusammengefasst wurden, leistete die ab 1883 vom Bahnhof Hütteldorf an der Westbahn abzweigende Verbindungsbahnstrecke mit den Stationen St. Veit, Lainz, Speising und Maxing. 1898 wurde die Stadtbahn im Wiental in Betrieb genommen; erst 1968 entschloss man sich zum Bau einer U-Bahn.