Stoppt die Privatisierung von Grund und Boden!
Man wird uns in Wien zur Privatisierung von Betrieben befragen. Warum nicht auch zur Privatisierung von kommunalen Liegenschaften?
04.02.2013
Der Verkauf dieses wertvollen Volksvermögens ist mittlerweile von einer außerordentlichen zu einer permanenten Geldquelle der Gemeinde Wien geworden. Mit diesen Einnahmen kann sie die verheerenden Folgen ihrer Verschwendung zwar nicht verhindern, aber erheblich verzögern. In unserer Region sehr augenscheinlich ist die verfehlte Pflege- und Spitalspolitik, die bewährte Strukturen zerstört und taugliche Bausubstanz durch Neubauten ersetzt.
Alte Stiftungen, historische Bauensembles, großzügige Spitalsanlagen, herrliche Parks, Gärten, Wiesen und Wälder stehen zur smarten Disposition. Der Auftrag des Erhaltens und Bewahrens tritt weit hinter die Begierden unserer „heimischen Freundeskreise und Jagdgesellschaften“ (© derStandard.at vom 28.1.2013) zurück. Schutzzonen und Denkmalschutz werden nach Bedarf verbogen.
Beispiele aus nächster Nähe? Das Neurologische Zentrum Rosenhügel, das Krankenhaus Hietzing, das Geriatriezentrum am Wienerwald, das Invalidenhaus, die Baumgartner Höhe etc. Durch die Bank handelt es sich um wertvolles, teilweise sogar als Weltkulturerbe einzuschätzendes Volksvermögen. Seine in großzügige Natur gebetteten architektonischen Juwelen sind der technischen Entwicklung eines Jahrhunderts gerecht geworden und haben dank ihrer soliden Bausubstanz sogar der spekulativen Vernachlässigung „moderner“ Spitalspolitik widerstanden.
Für die heutige Medizin nicht mehr adaptierbar sollen sie sein, für luxuriöses Wohnen aber schon. Vergleichende Planrechnungen gibt es freilich nicht. Weg mit den Alten und Kranken aus dem schönen Grün, aus der guten Luft, und möglichst viel privatisieren, das ist die Devise. Die Alten werden in verkehrsumtobte Betonzellen gesteckt, jede mit eigenem Balkon aber fern geriatrischer Intensivversorgung. Die Kranken müssen in ferne Schwerpunktzentren pilgern.
Mit gleicher Wucht und Kreativität, mit der alle Schutzbestimmungen zurechtgebogen werden, könnten diese Areale weiterhin zum Wohle der Bürger genutzt werden. Das wäre auf jeden Fall sparsamer als gigantische Neubauten, und das Vermögen der Gemeinde Wien, also unser Vermögen, würde nicht versilbert sondern den nachfolgenden Generationen erhalten bleiben. Das wäre ein schöneres Erbe, als hochspezialisierte Beton- und Glaswüsten, die alle 20 oder 30 Jahre generalsaniert werden müssen oder dann schon längst wieder aus der Mode sind.
Schluss mit der Privatisierung unseres Erbes!