Speising

Eine kurze Geschichte Speisings auf Basis Mag. Gerhard Weissenbachers "In Hietzing gebaut"
1355

Die Geschichte von Speising ist eng mit der von Lainz verbunden und beide waren zur Zeit ihrer Entstehung im 11. oder 12. Jahrhundert kleine Wohnsiedlungen von Holzfällern und Bauern. Speising entstand als planmäßig angelegtes Gassendorf mit einer regelmäßigen zweizeiligen Verbauung des schmalen Ortsweges, der heutigen Gallgasse.

Die Herkunft des Namens Speising ist nicht geklärt. Vielleicht hängt er mit "spiso" zusammen, der mittelalterlichen Bezeichnung für den Speisemeister am herzoglichen Hof. Der Name scheint erstmals 1355 in der heutigen Form auf (1355: Weigl: Historisches Ortsnamenbuch. 6. Bd. S. 144). Speising gehörte (wie Lainz und auch St. Veit an der Wien) zur Dotation, mit der Herzog Rudolf IV. 1365 seine neugegründete Propstei St. Stephan bedachte. In der Folge wechselten sich viele Familien im Besitz des Ortes ab.


 Während der Ersten Türkenbelagerung 1529 wird der Ort verheert und 1531 wird gesagt, dass "zu Speysin (...) yetzunt noch alles in öden ligt, das volck gefangen und gestorben" (Schachinger: Wienerwald. S. 240).

Die älteste erhaltene Häuserstatistik von Niederösterreich im zur Steuererfassung angelegten Bereitungsbuch von 1590 zeigt im f 65 für Speising folgende Daten: Gehört herrn grauen von Tribultz hat behauste güetter alda 18, Frau Khainin 2, Neustifftl 7, summa 27 (Quelle: Nader, Helmut: Das Viertel unter dem Wienerwald im Spiegel des Bereitungsbuches von 1590/91. Diss. Wien 1974 (Dissertationen der Univ. Wien 114)).

1780 wurde Speising (gleich Lainz) der Herrschaft St. Veit unterstellt, unter dessen Landgericht es sich schon befunden hatte (Rentamtshauptakt 1780. 89. fol. 32).

Die Häuser- und Bevölkerungsentwicklung für das 19. Jahrundert zeigt die folgende Tabelle: 

Jahr

Einwohner

Gebäude

1823/26

340

45

1849

509

41

1869

819

121

1880

1228

196

1890

1481

203

Im 1820 erschienenen zweiten Band der Kirchlichen Topographie von Österreich (S. 164) wird schon für das Jahr 1737 in Lainz eine Schule genannt. Es ist ungewiß, ob sie sich bereits an der Stelle des um 1840 errichteten, 1872 von den Gemeinden Lainz und Speising je zur Hälfte gekauften Schulhauses in der Lainzer Straße 148 befand. Dieses Gebäude wurde 1912 für Wohnzwecke von Bediensteten des Lainzer Versorgungsheimes adaptiert, nachdem bereits 1908 Baumeister Matthäus Bohdal ein neues Schulgebäude in der Steinlechnergasse 5, 7 errichtet hatte.

Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts waren die Holzschlägerung und -verarbeitung sowie Kohlenbrennerei und Pechsiederei die Haupterwerbszweige für die Bewohner dieser Region. Gegenüber diesen Tätigkeiten gewannen jedoch der Acker- und Weinbau - dieser besonders am südlichen Abhang des Küniglberges - wie auch Milchwirtschaft und Gärtnereibetriebe an Bedeutung. Eine der bekanntesten Milchmeiereien war der "Wambacher" in der Lainzer Straße Nr. 121, 123.

<p><b>Die Meierei Wambacher</b></p><p>in der Lainzerstraße 123, auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1911</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Speising, das nie eine eigene Kirche besaß, wurde 1783 nach Lainz eingepfarrt. Es war eine selbständige Ortsgemeinde, deren Zentrum die h. Speisinger Straße von ihrem Beginn bei der Verbindungsbahn bis hin zur Gallgasse war. Letztere lag mit ihrer Häuserzeile und den dazugehörigen kleinen Hofäckern direkt am Lainzerbach; sie wurde vor 1894 mit Bezug auf die Meiereiwirtschaft Mayerhofgasse genannt. In der Speisinger Straße 50 stand bis 1973 der letzte Bauernhof von Alt-Speising, ein ebenerdiger Vierkanter mit sieben Fensterachsen und den ursprünglichen Haustorflügel an der Straßenseite.

Die ersten Gärtnereibetriebe Speisings lagen in der Gallgasse (1848) und in der Speisinger Straße (1860).

<p><b>Die Speisinger Straße</b></p><p>Links das Café Much, rechts die Häuser ab der Speisinger Straße 2 auf einer Ansichtskarte aus dem Jahr 1913</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Das heutige eingeschossige Gasthaus "Waldtzeile", früher "Gasthaus Schlusche", in der Speisinger Straße 2 bestand schon 1818 als Gasthaus "Zum braunen Hirschen". In der Feldkellergasse 30 befindet sich der 1840 errichtete ebenerdige Bau des ehemaligen Café-Restaurants "Zum Feldkeller". In der Speisinger Straße 41 stand die alte Schmiede; später wurde in dem Anfang der fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts abgetragenen Bau ebenfalls ein Gasthaus eingerichtet.

Karl Merks Kaffeerestaurant "Zur alten Schmiede". Es befand sich in dem Anfang der 1950er-Jahre abgerissenen Gebäude der alten Schmiede in der Speisinger Straße 41, hier auf einer Postkarte unbekannen Datums. © Archiv 1133.at
<p><b>Karl Merks Kaffeerestaurant "Zur alten Schmiede"</b></p><p>Es befand sich in dem Anfang der 1950er-Jahre abgerissenen Gebäude der alten Schmiede in der Speisinger Straße 41, hier auf einer Postkarte unbekannen Datums.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Die Volksschule in der Speisinger Straße 44 wurde 1897, erst einige Jahre nach der Eingemeindung zu Wien, gebaut.

In der Speisinger Straße 104 steht das ehemalige Linienamtsgebäude. Seit 1829 hob man entlang des Linienwalls (in etwa der Verlauf des Gürtels) die sog. Verzehrungssteuer ein. Nach der Eingemeindung der Vororte erstreckte sich der Verzehrungssteuerrayon auf das gesamte neue Gemeindegebiet. Der ab dieser Zeit gesenkte Tarif wurde bis 1922 in den Linienämtern, die nun an der Stadtgrenze lagen, eingehoben.

1824 wurde in Speising, im Gasthaus "Zum alten Jagdschloß" in der Fehlingergasse 31, ein Theater gegründet, das bis 1893 bestand. Gespielt wurde nur im Sommer. Am 7. 8. 1887 trat hier erstmals die beliebte Volksschauspielerin Hansi Niese auf; ihr Elternhaus steht in der Speisinger Straße 28.

Das Gut Rosenberg auf dem "Rosenhügel" war eine Katastralgemeinde mit eigener Hausnummerierung, gehörte aber zur Ortsgemeinde Speising. Von diesem Gut sind keinerlei Baureste erhalten. Nach dem 1819 erstellten Franziszeischen Kataster bestand es zu dieser Zeit aus neun Gebäuden. Im englischen Garten, an den sich ein französischer anschloss, lagen fünf Teiche. Für das Jahr 1818 sind in der Riedlgasse gegenüber den Nummern 24, 26 und 28 Ziegelöfen belegt. Später befand sich hier ein Meierhof; südlich hievon gab es eine Lehmgrube.

Auf dem 257 m hohen Hügel, früher mit Rosenkulturen bepflanzt, befindet sich seit 1873 das Hauptreservoir der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung.

1925 wurde auf dem Hügel der erste große Wiener Radiosender installiert; er konnte im Oktober dieses Jahres provisorisch in Betrieb genommen und am 30. 1. 1926 als "RAVAG-Sendeanlage Rosenhügel" offiziell eröffnet werden.

Quellen:
Weissenbacher, Gerhard: In Hietzing gebaut: Architektur und Geschichte eines Wiener Bezirkes. Wien: Verlag Holzhausen, Band I 1996 ISBN 3-85493-004-6 und Band II 1998 ISBN 3-900518-93-9

hojos
ím Juni 2011