Das Sachsenkreuz
1866
J. Vinzenz schrieb für diese Festschrift einen wohl romantisierenden, aber doch faktenreichen Beitrag über das alte St. Veit. Darin heißt es zunächst: „Beim ‚Rohrbacher‘ hörten einst die Häuser auf, und weithin breitete sich die grüne Flur. Was jetzt den Namen Testarellogasse trägt, hieß früher Sachsengasse, weil im Jahre 1866 die Sachsen hier lagerten. Die jungen St. Veiterinnen müssen keinen üblen Eindruck auf diese Krieger gemacht haben, denn nach Friedensschluss kamen einige zurück, heirateten und machten sich ansässig. Diese neuen Mitbürger wurden von den Erbgesessenen oder ‚Hiasigen‘ als ‚Daherglaffene‘ bezeichnet.“
In der selben Festschrift schreiben dann August Puraner jun. und Hans Reiß: „Hier sei auch der Sachsenfriedhof erwähnt, wo die im Jahre 1809 gefallenen Sachsen begraben wurden. Die St. Veiter erfuhren erst 1866 von dem Vorhandensein dieses Friedhofes, und zwar als die in diesem Jahre im Ort lagernden Sachsen eine Feldmesse zum Gedenken ihrer toten Kameraden abhalten ließen. Dieser kleine Friedhof befindet sich bei der Abzweigung des Mariensteiges von der Schweizertalstraße und ist durch zwei große Kastanienbäume, zwischen denen sich das Sachsenkreuz erhebt, gekennzeichnet.“ Weiters enthält die Broschüre das unten wiedergegebene Foto des Kreuzes.
Diese Darstellungen passen gut ins geschichtliche Bild: In der Schlacht bei Deutsch-Wagram am 5. und 6. Juli 1809 kämpfte ein sächsisches Korps auf Seiten Napoleons. Napoleons Heere gewannen die Schlacht, mussten aber hohe Verluste hinnehmen. Die Pfarrchronik bestätigt die Verwendung des Ober St. Veiter Schlosses für die verwundeten Sachsen bis Anfang Juni 1810. 800 bis 900 Soldaten sollen gestorben und auf der Jakob Satzerischen Kreuzwiese (heute Bereich um den Mariensteig) und der Gemeindewiese am „Herndel“ (Wiese nördlich des Hörndlwaldes) begraben worden sein. Dass die St. Veiter davon nichts mitbekommen haben, ist ebenfalls einleuchtend, denn sie werden größtmöglichen Abstand von den feindlichen Soldaten gehalten haben.
Der zweite Aufenthalt der Sachsen 1866, diesesmal an der Seite der Österreicher, ist ebenfalls evident. Die Rohrbacherstraße hieß früher Kreuzgasse und dann bis 1894 Sachsengasse. Vermutlich wurde das Kreuz zu diesem Zeitpunkt errichtet und die beiden Kastanienbäume links und rechts davon gepflanzt. Dieses ursprüngliche Kreuz verfiel und wurde 1909 von Pfarrer Riedl durch ein gusseisernes auf einem Eichenbalken samt Betschemel davor ersetzt. Dieses existierte bis Allerseelen 1940, als man es der Pfarrchronik zufolge des nachts absägte und samt den beiden Marienbildern stahl. Seine Erneuerung nach dem Krieg ist Herrn Dr. Arthur Wiedermann zu verdanken.
Eine Änderung der Zufahrt zu den Wohnbauten hinter dem Kreuz machte nun eine Versetzung notwendig. Die MA 34 veranlasste im Zuge dieser Versetzung die Restaurierung. Nun steht es vis a vis seines angestammten Platzes auf der anderen Seite des Mariensteiges.
Am 8. Mai 2009 fand die feierliche Segnung des Sachsenkreuzes an seinem neuen Standort durch Pfarrer Dr. Paul Fetzer im Beisein des Bezirksvorstandes und von Bezirksräten statt. Ein Chor der Volksschule sorgte für die passende musikalische Umrahmung.
Das Sachsenkreuz am Beginn des Marienstegs wurde restauriert und gegenüber dem alten Standort wieder aufgestellt. Am 8. Mai 2009 wurde es gesegnet.
08.05.2009
Im folgenden ein paar Bilder aus diesem Video: