Die Versorgungsheimkirche
Die Kirche zum Heiligen Borromäus im Geriatriezentrum am Wienerwald.
18.08.1903
Die Kirche zum Hl. Karl Borromäus im Geriatriezentrum Am Wienerwald war als Mittelpunkt des unter dem Wiener Bürgermeister Dr. Karl Lueger errichteten Altersheimes gedacht und wurde weitgehend aus Spendenmitteln ausgestattet. Die Grundsteinlegung am 7.10.1902 und die Schlusssteinlegung am 16.5.1904 waren feierliche Ereignisse, an denen sogar Kaiser Franz Joseph teilgenommen hatte. Die Einweihung erfolgte am 18.8.1903.
Eine dreiarmige Stiege führt zu dem spätromanischen dreischiffigen Gotteshaus, das 16 m breit, 38 m lang und 16 m hoch, für 800 bis 1.000 Gläubige Platz bietet. Die beiden 54 m hoch aufragenden Türme sind weithin sichtbar.
Unter Bauvizedirektor Rudolf Helmreich hat der städtische Architekt Johann Scheiringer einen Sakralbau in Kreuzschiff-Form errichtet, mit Anbauten für die Sakristei und eine Kapelle. Die Außenfassade ist reich geschmückt und verfügt über ein schmiedeeisernes Haupttor und ein Tympanon aus Tiroler Glasmosaikmalerei mit der Darstellung der Hl. Familie. Die Schlusssteine der drei Arkadenbögen und der beiden Fensterbögen der Vorhalle tragen Porträtbüsten u.a. von Bürgermeister Dr. Karl Lueger. Die Siegelbilder der den 20 damaligen Wiener Bezirken angehörenden über 70 Gemeinden und Vorstädte wurden vom Heraldiker Hugo Gerard Ströhl nach wappenkundlichen Gesichtspunkten zusammengefasst und zieren nun die Außenseiten der Türme.
Beim Betreten der Kirche unter dem 8 m breiten Orgelchor geht der Blick zunächst auf das 10 m breite Hauptschiff mit polychromiertem Zierdachstuhl, von dem die Seitenschiffe durch je 2 Rundbögen abgesetzt sind. Das gedämpfte Licht aus 41 Buntglasfenstern weicht bei Gottesdiensten einer Festbeleuchtung von einem 72-lampigen Messingluster von 3 m Durchmesser und 16 Wandarmen bzw. Ständern zu je 3 Lampen. Nach den Seiteneingängen fällt unser Blick auf die Marmorkanzel mit ihrer bunt vergoldeten Schalldecke, gekrönt von einem holzgeschnitzten Engel - sie stammt vom akademischen Bildhauer Josef Baumgartner. Das rechte Seitenschiff endet in einer Kapelle des Hl. Josef, dargestellt als Nährvater mit dem Jesuskind. Der linke Seitenaltar zeigt die Hl. Anna mit Maria als Kind. Hinter dem Speisgitter aus getriebenem Messing und dem Volksaltar beginnt die gewölbte Apsis mit 4 großen und 2 Maßwerkfenstern. In ihr, über dem Marmor-Altartisch mit Sockel und vergoldetem Tabernakel - die ganze Kirche beherrschend - das dreiteilige Hochaltarbild des akademischen Malers Hans Zatzka: links ein altes Paar mit Schutzengel, rechts Vindobona als Beschützerin, ein alter Mann und kniend, in altdeutscher Kleidung, Bürgermeister Dr. Karl Lueger. Sie alle blicken auf das große Mittelbild: die thronende Gottesmutter mit dem Jesuskind auf dem Schoß und den Hl. Karl Borromäus zu ihren Füßen.
Wesentlicher Innenschmuck der Kirche sind neben 14 Hochrelief-Kreuzwegstationen des Bildhauers Theodor M Khuen die 130 Genossenschaftswappen der Wiener Zünfte, die als fortlaufender Fries angeordnet sind. Die Wappen wurden nach Skizzen von Hugo Gerard Ströhl vom Maler Hans Steidler auf Holz gemalt. Die Kirche ist außen im Jahre 1981 und innen in den Jahren 1993 und 1994 vollständig restauriert worden. Bei der Neugestaltung der Kirche wurde die ehemalige Hl. Grabkapelle mit dem Altar aus der evangelischen Kirche im Prosekturgebäude geschmückt und dazu auch die Statuen, die früher im Kirchenraum verteilt waren. Besonders fällt uns die Statue des Hl. Kamillus auf: vor ihm, dem Beschützer der Kranken, suchen gerade die Insassen dieses Pflegeheimes immer wieder Trost und viele brennende Kerzen tragen Bitten vor und sagen Dank.
Im Jahre 1994 wurde der Name des Pflegeheimes Lainz in "Geriatriezentrum Am Wienerwald" geändert.
Der Orden der Kamillianer hat schon im Jahre 1906 die Seelsorge im damaligen Altersheim übernommen und seine Tätigkeit nur in der NS-Zeit einstellen müssen. Seit dem Jahre 1946 gibt es eine eigene Pfarre: "Maria, Heil der Kranken". Pfarrkirche ist die Klosterkapelle des Ordens. Zu dieser Pfarre gehören die Kapelle im Krankenhaus Lainz und die hier beschriebene Kirche.
Der Orden der Kamillianer ist nach dem Vorbild des Gründers, des Hl. Kamillus von Lellis (1550-1614), in besonderer Weise dazu berufen, Arme und Kranke seelsorglich so zu betreuen, dass sie an ihrem oft überaus schweren Schicksal und Leid nicht verzweifeln, sondern wenn möglich innerlich daran wachsen in einem wirklichen Frieden mit Gott.
Link zur Darstellung in der Gedenkschrift zur Eröffnung des Versorgungsheimes