Die Versorgungsheimkirche
Kirche zum Heiligen Borromäus im Geriatriezentrum am Wienerwald. Dieser Beitrag enthält die Beschreibung der Kirche in der Gedenkschrift zur Eröffnung des Versorgungsheimes 1904, ergänzt um neuere Fotos.
18.08.1903
Die Kirche
Die Kirchenweihe fand am 18. August 1903 statt, die feierliche Schlusssteinlegung für das Versorgungsheim war am 15. Juni 1904.
Die Kirche, in spätromanischem Stile erbaut, bildet den Mittelpunkt der ganzen Anlage (Anm.: Des Versorgungsheimes). Ursprünglich in der einfachsten Ausführung gedacht, konnte sie durch die rege Betätigung des Gemeinsinnes, der sich in zahlreichen und wertvollen Spenden aus den Bürgerkreisen der Stadt äußerste, zu einem wirklichen Schmuckkästchen ausgestaltet werden. Die Kirche ist dem heil. Karl Borromäus geweiht und hat einen Fassungsraum von 800 bis 1000 Personen.
Auf dem freien Platze vor der Kirche stehen zwei 18 m hohe, eiserne Flaggenmaste. Die schmiedeeisernen, reichverzierten Ausleger für je zwei Bogenlampen wurden von Albin Ogris ausgeführt und gespendet. Eine dreiarmige Stiege führt zur offenen Vorhalle der Kirche empor, deren beide Türme sich 54 m hoch erheben. Die Hauptfassade weist reichen figuralen Schmuck auf. Je zwei kniende Engel in Stein, ausgeführt von den akademischen Bildhauern Franz Vogel und Emerich Alexander Swoboda schmücken das Portal und die beiden Durchfahrten links und rechts von der Kirche; zwei Steinfiguren, darstellend die heil. Elisabeth und den heil. Karl Borr., 2,5 m hoch, ausgeführt vom akademischen Bildhauer Hans Rathausky, die Turmnischen links und rechts; eine 2,7 m hohe Engelfigur in Zinkguß vom akademischen Bildhauer Josef Heu bekrönt den Hauptgiebel. Die Schlusssteine der drei Arkadenbogen und der zwei Fensterbogen in der Vorhalle tragen Porträtbüsten des Bürgermeisters Dr. Karl Lueger, der beiden Vizebürgermeister Josef Strobach und Dr. Josef Neumayer, der beiden Stadtreferenten Dr. Roderich Krenn und Ludwig Zatzka, die Schlusssteine der beiden Turmfenster links die Porträts des Magistratsdirektors Dr. Richard Weiskirchner und des Magistratsreferenten Dr. Jakob Dont, die Schlusssteine der beiden Turmfenster rechts die Porträts des Bauvizedirektors Rudolf Helmreich und des städtischen Architekten Johann Scheiringer. Die überlebensgroßen Schlusssteinporträts wurden vom akademischen Bildhauer Georg Leisek ausgeführt.
Der heraldische Schmuck der Fassade wird im Zusammenhange mit den Wappen im Innern der Kirche besprochen werden. Die vier transparenten (elektrisch beleuchteten) Zifferblätter der Turmuhr haben einen Durchmesser von je 160 cm und sind von innen zugänglich, so dass etwa notwendig werdende Reparaturen ohne Gerüstungen vorgenommen werden können. Uhr- und Schlagwerk wird von einer Normaluhr aus der Sakristei durch Drehstrom betrieben und selbsttätig aufgezogen. Die ganze Bedienung der Uhr beschränkt sich auf ein zeitweiliges Reinigen und Ölen der Lager. Eine Oxydation der Kontaktfläche ist ausgeschlossen, da die Funken von auswechselbaren Kohlenstiften aufgefangen werden. Die Uhr wurde von Emil Schauer geliefert.
Die Kreuze der beiden Kirchtürme, 360 cm samt den Versicherungen 600 cm lang und je 350 Kg schwer, wurden aus Schmiedeeisen, die Ornamentik aus getriebenem, feuervergoldetem Kupfer vom Kunstschlosser Albert Barnert hergestellt.
Die kirchliche Weihe nahm der hochw. Dechant Loenhard Karpf von Simmering unter der Assistenz des Pfarrers Pauczek von Lainz und der Patres Pagler und Pötzl S. J. am 18. August 1903 vor. Das Geläute aus sechs im Cis-moll-Akkord gestimmten Glocken wurde von Georg Gößner im Simmering gegossen, von dem auch die eisernen Glockenstühle hergestellt wurden. Die größte (Karl Borromäus), 1730 Kg schwer, wurde im Turme links, die übrigen, 1065, 535, 285, 205 und 117,5 Kg schwer, im Turme rechts aufgezogen. Auf jeder Glocke ist das Bild eines Heiligen(Karl Borromäus, Josef Nährvater, Ludwig, Roderich, Richard), das Wappen der Stadt Wien, das Bild eines Gemeindefunktionäres (Bürgermeister Dr. Lueger, Vizebürgermeister Strobach, Vizebürgermeister Dr. Neumayer, Stadtrat Dr. Krenn, Stadtrat Ludwig Zatzka und Magistratsdirektor Dr. Weiskirchner), die fortlaufende Inschrift: "Gegossen im Jahre 1903, im 55. Jahre der Regierung Sr. Majestät des Kaisers Franz Josef I., im 26. Jahre des Pontifikats Sr. Heiligkeit des Papstes Leo XIII., unter dem Bürgermeister Dr. Karl Lueger. / Gewidmet von der Stadt Wien / den Pfleglingen des neuen städtischen Versorgungshauses im XIII. Wiener Gemeindebezirke / zur Erbauung und zum Troste. / Gegossen von Georg Gößner in Wien" und ein Glockenspruch angebracht. Aus einer Reihe von Glockensprüchen, die Dr. Jakob Dont verfasste, wählte der Stadtrat folgende aus:
Das Kreuz wird siegen,
Es müssen erliegen,
Die es bekriegen. –
Vernehmet meine Stimme, ob arm ihr, ob reich;
Vor Gott dem Herrn sind alle gleich. –
Zu Höhen, wo mein Klang verweht,
Trägt Gottes Engel Dein Gebet. –
Unser Singen, unser Klingen
Leih der Seele Andachtschwingen. –
In froher und in trüber Zeit
Mahn ich an die Ewigkeit. –
Ich töne Liebe, töne Frieden
Ins arme Menschenherz hienieden. –
Die Glocken wurden am 9. Juli 1903 gegossen, in der Gießerei am 10. September 1903 auf ihre Klangwirkung und Stimmung erprobt, am 4. Mai 1904 vom hochw. Dechant Karpf feierlich geweiht und drei Tage später aufgezogen.
Die Kirche schließt ein reich getriebenes Haupttor aus Schmiedeeisen, ausgeführt und gespendet vom Schlosserwarenfabrikanten Johann Janisch, ab. Das Tympanonbild in Glasmosaik darüber, darstellend die heilige Familie, ist eine Spende von Heinrich Sierek und ein Werk der Tiroler Glasmalerei.
Die Kirche enthält ein 10 m breites Hauptschiff, zwei 3 m breite Seitenschiffe; ein 9,6 m breites Kreuzschiff, einen Sakristeianbau und als Gegenstück einen kapellenartigen Anbau, hat eine Achsenlänge von fast 38 m und eine innere lichte Höhe (bis zum First des Zierdachstuhls) von rund 16 m. Die Seitenschiffe sind vom Hauptschiffe durch je zwei Bogenstellungen getrennt, die auf Steinsäulen mit 60 cm Durchmesser ruhen. Das Feinklinker(Mettlacher)pflaster in den Kirchenschiffen wurde von der Firma Gebrüder Andreae hergestellt. Ein polychromierter hölzerner Zierdachstuhl bildet die Decke; bloß das Presbyterium ist gewölbt. Der Zierdachstuhl wurde vom Zimmermeister Steph. Stangl, Tischlermeister Andreas Oltmanns (Fußnote: Der Vater Oltmanns führte Mitte der Sechzigerjahre die ganzen Tischlerarbeiten für das alte Versorgungshaus im IX. Bezirk aus. Drei Arbeiter, die damals mitarbeiteten, haben auch jetzt unter seinem Sohn für das neue Versorgungsheim gearbeitet) und dem Dekorationsmaler Franz Fischer, der auch sämtliche Malerarbeiten in der Kirche in der kurzen Zeit von 26 Tagen ausführte, hergestellt.
Den Hochaltar schmückt ein dreiteiliges Bild, vom akademischen Maler Hans Zatzka gemalt und gespendet. Im Mittelbilde steht zu Füßen der heiligen Maria mit dem Jesuskinde der heilige Karl Borromäus, der Schutzpatron der Kirche. Das Seitenbild rechts stellt die Vindobona als Beschützerin der Bedrängten dar, sie reicht einem alten Arbeiter, seine Arbeitunfähigkeit ist durch einen zerbrochenen Hammer angedeutet, ein Stück Brot. Vor ihr kniet Bürgermeister Dr. Lueger in altdeutscher Kleidung und blickt zur heiligen Maria auf; mit der Linken weist er auf den offenen Plan des Versorgungsheimes. Das Seitenbild links stellt einen alten Wiener und eine alte Wienerin, andächtig zur heiligen Maria aufblickend, dar. Die Steinumrahmung des Bildes und den Altaroberbau führte der k. k. Hofsteinmetzmeister Eduard Hauser im Marmor und Savoniere, die Mensa, den Unterbau und die Stufen in Salzburger Marmor die Aktiengesellschaft für Marmorindustrie "Kiefer" aus, die auch das mehrfarbige Marmorpflaster im Presbyterium legte. Das feuervergoldete Tabernakeltürl, eine Spende der Frau Therese Oberwimmer, wurde von der Firma Franz L. Adler & Sohn hergestellt.
Die beiden Seitenaltäre wurden im Kunstmarmor von der Firma Josef Wenzels Witwe ausgeführt. Der linke Seitenaltar, geschmückt mit einer Figurengruppe, darstellend die heil. Anna und die heil. Maria (als Kind) und zwei Engeln als Seitenfiguren, ist eine Spende der Herren F. Marinelli und L. Faccanoni. Der rechte Seitenaltar, eine Spende der Frau Julie Wenzel, ist mit einer Figurengruppe, darstellend Jesus als Knaben und den heil. Josef (Nährvater), einer Spende des hochwürdigen Herrn Franz X. Rathner, Hausseelsorgers im Wiener Versorgungshause, und zwei Engeln als Seitenfiguren, einer Spende der Frau Johanna Tomaschek, geschmückt. Sämtliche Figuren der beiden Seitenaltäre und die zwei Engel des Hochaltares, eine Spende der Familien Josef Rappel, Philippine Pochtler, Karl Fischer und Adolf Kayser, wurden vom Bildhauer Theodor Maria Khuen im Savoniere ausgeführt.
Die Kanzel, durchaus aus dem edelsten Steinmatrial (Marmor) samt der reich polychromierten und vergoldeten Schalldecke aus Eichenholz, die von einem Engel in Holzschnitzerei, ausgeführt vom akademischen Bildhauer Josef Baumgartner, bekrönt wird, ist eine Spende des k. k. Hofsteinmetzmeisters Eduard Hauser. Das Speisegitter, aus getriebenem Messing, ausgeführt vom Kunstschlossermeister Alexander Nehr, hat die Wiener Schlossergenossenschaft gespendet.
In den Seitenschiffen eingemauert sind die vierzehn Stationen des Kreuzweges, eine Spende der Bezirksvorsteher und Bezirksräte Wiens. Sie sind ein Werk des Bildhauers Theodor Maria Khuen, in Savonierestein, 90 zu 65 cm groß ausgeführt. Ein Tympanonbild im Innern der Kirche, ober dem Haupttore, auf Goldgrund al fresco gemalt, stellt die heil. Schwestern Fides, Spes und Charitas dar und wurde vom Dekorationsmaler Franz Fischer gespendet. Zwei Tympanonbilder im Innern der Kirche, ober den beiden Seitentoren, wurden von der Tiroler Glasmalerei in Glasmosaik hergestellt. Eines rechts im Kreuzschiff, den heil. Rainer darstellend, wurde von Rainer und Karl Rziha und Josef und Anna Wambacher in Mauer bei Wien, das andere, links im Kreuzschiff, den heil. Leonhard darstellend, von der Genossenschaft der Milchmeier und Milchhändler in Wien gespendet.
Eine Nachbildung der Marienstatue in der Grotte von Lourdes, gespendet von Berta Weiskirchner, schmückt die Turmnische links vom Haupteingang. Zu beiden Seiten der zwei Seitentore sind in die Mauer Marmortafeln eingelassen. Zwei enthalten die Namen sämtlicher Gemeinderäte, die während der Zeit der Erbauung des Versorgungsheims dieses Ehrenamt bekleideten, eine die Namen des Bürgermeisters, der beiden Vizebürgermeister, der Referenten und der Bauleitung, eine die Namen sämtlicher Spender, die zur Ausschmückung der Kirche beigetragen haben.
Im Hauptschiffe der Kirche stehen in vier Gruppen 44 Kirchenstühle aus Eichenholz, die auf den dem Mittelgange zugekehrten Knäufen der Seitenwände den Namen des Spenders in Holzschnitzerei tragen und von Josef Fiebiger hergestellt sind. 21 Kirchenstühle wurden von den einzelnen Ortsgruppen des christlichen Wiener Frauenbundes gespendet.
Die Kirche erhält reichlich Tageslicht im Hauptschiff durch 12, im Kreuzschiff und Presbyterium durch je 6, in den Seitenschiffen durch 8, in der linken Turmnische durch 2 Fenster, endlich durch ein großes Maßwerkfenster im Hauptgiebel und je ein Fenster in der Vorhalle zu beiden Seiten des Haupttores; 4 Fenster erhellen den Kapellenbau. Die reichen Glasmalereien sämtlicher Fenster, über die noch später zu sprechen sein wird, sind durchwegs Spenden. Zur künstlichen Beleuchtung der Kirche dienen ein aus Messing reich getriebener Luster mit 72 Glühlampen, dessen Durchmesser 3 m beträgt, ausgeführt vom Kunstschlosser Rudolf Knotz, 8 Ständer mit je 3 Glühlampen zwischen den Kirchenstühlen, 8 Wandarme mit je 3 Glühlampen, ausgeführt von der Werk- und Rohstoffgenossenschaft der Schlosser in Wien, 14 Wandarme für Kerzenbeleuchtung unter den Kreuzwegstationen und 12 Wandarme für Kerzenbeleuchtung unter den Apostelkreuzen; das Orgelchor wird durch 2 Ständer und 2 Wandarme mit je 3 Glühlampen beleuchtet.
Auf dem 8 m breiten Orgelchor steht derzeit eine Notorgel. Sie wird in nächster Zeit durch eine von der Bauunternehmung H. Rella & Kie., den Herren H.B. Ravagni, A. Cavagna und Rudolf Nemetschke gespendete Orgel, die Franz Josef Swoboda erbaut, ersetzt werden. Das Werk erhält 24 Register, darunter 11 vollbesetzte Stimmen mit 648 Pfeifen, 8 Koppelungen und 5 Kollektivtaster, die auf 2 Manuale mit je 4 ½ Oktaven Umfang und ein Pedal mit 2 ¼ Oktaven Umfang verteilt sind, und pneumatische Mechanik.
Einen hervorragenden Schmuck der Kirchen bilden die reichen Glasmalereien der Fenster. Von den 41 Fenstern entfallen 35 auf die Kirche, vier auf den Kapellenanbau und zwei auf die Turmnische. Die Apsis besitzt vier Fenster, 3.93 m lang und 1.20 m breit, und zwei Maßwerkfenster mit einem Durchmesser von 2.10 m; das Hauptschiff vier Gruppen von je drei Fenstern, jedes 3.35 m lang und 1.20 m breit, das Kreuzschiff zwei Maßwerkfenster mit einem Durchmesser von 3.70 m und vier mit einem Durchmesser von 2.10 m; die zwei Seitenschiffe acht Fenster, jedes 2.83 m lang und 1 m breit. Das große Giebelfenster hat in der oberen Hälfte einen Durchmesser von 3.70 m, in der unteren Hälfte drei Fenster, die 0,90 m breit sind; das mittlere ist 2 m, die beiden seitlichen 2.35 m lang. Die zwei Fenster in der Vorhalle, zu beiden Seiten des Haupttores, sind 2.95 m lang und 1.30 m breit, die vier Kapellenfenster 2.05 m lang und 0.80 m breit. Sämtliche Fenster wurden gespendet.
Die beiden Mittelfenster in der Apsis enthalten eine Darstellung des heil. Leopold und der heil. Juliana (links), der heil. Hildegard und Rosa (rechts); sie wurden vom Bürgermeister Dr. Lueger dem Andenken seiner Eltern und Schwestern gewidmet. Links schließt sich ein Fenster mit einer Darstellung der heiligen Theresia und Anna (Spende des Vizebürgermeisters Strobach), rechts ein Fenster mit der Darstellung der heil. Barbara und des heil. Johann und Paul (Spende des Vizebürgermeisters Dr. Neumayer) an. Das Maßwerkfenster links im Presbyterium, mit einer Darstellung des heil. Georg, wurde vom Stadtrat, das Gegenstück rechts, Johannes den Täufer darstellend, vom Bürgerklub des Wiener Gemeinderates gespendet.
Die zwölf Fenster des Hauptschiffes bilden vier Gruppen zu je drei Fenster. Die erste Gruppe links vom Hochaltar enthält eine Darstellung der heil. Rosalia (Spende des Stadtrates Josef Rauer), des heil. Ludwig und der heil. Maria (Spende des Stadtrates Ludwig Zatzka) und der heil. Margarethe (Spende des Stadtbaumeisters W. König). Die erste Gruppe rechts vom Hochaltar, eine Darstellung des heil. Andreas und der heil. Emilie (Spende des Stadtrates Andreas Weitmann), des heil. Ulrich und Laurenz (Spende der Gemeinderäte des VII. Bezirkes) und des heil. Ferdinand und der heil. Amalia (Spende des Stadtrates Ferdinand Gräf und des Gemeinderates Franz Gräf). Die zweite Gruppe links vom Hochaltar enthält eine Darstellung des heil. Franz Seraph. (gespendet vom Bezirksvorsteher, kaiserl. Rat Franz Weidinger), der heil. Maria und des heil. Karl Borrom. (gespendet vom Stadtrat Karl Hörmann) und des heil. Aloisius (gespendet vom k. k. Notar Dr. Alois Semler), die zweite Gruppe rechts vom Hochaltar die Darstellungen des heil. Severin, der heil. Margarethe und des heil. Florian. Diese drei Fenster wurden von der Bürgervereinigung der k. k. Reichshaupt- und Residenzstadt Wien gespendet.
Die großen Maßwerkfenster über den beiden Seitentoren im Kreuzschiff stellen das Rosenwunder der heil. Elisabeth (zum Andenken an die verewigte Kaiserin) und die Auffindung des Kreuzes durch die Kaiserin Helene (zur Erinnerung an den 18. August, den Geburtstag des Kaisers) dar. Die beiden Fenster wurden von den Armenräten Wiens gespendet. Die Anregung hiezu ging vom Armeninstitut des XVIII. Wiener Gemeindebezirkes (Obmann Gemeinderat Josef Laub) aus. Die zwei anderen Maßwerkfenster im linken Kreuzschiff enthalten eine Darstellung der heil. Katharina (gespendet von der Bezirksvertretung des XIII. Bezirkes) und des heil. Bartholomäus (gespendet von der Wiener Kommunalsparkasse im Bezirke Hernals), die zwei anderen Maßwerkfenster im rechten Kreuzschiff eine Darstellung des heil. Martin (Spende des Armeninstituts für den XIII. Bezirk) und des heil. Bonifatius (Spende der Wiener Kommunalsparkasse im Bezirke Rudolfsheim). Die Rudolfsheimer Kommunalsparkasse spendete auch das große Maßwerkfenster im Hauptgiebel mit der Darstellung des Erzengels Michael.
Die beiden Fenster links und rechts vom Haupttor enthalten eine Darstellung Salvatoris mundi und der heil. Maria und wurden von den Genossenschaften der Fleischhauer und Bäcker Wiens gespendet. Die acht Fenster in den beiden Seitenschiffen enthalten eine Darstellung des heil. Matthias (Spende des Gemeinderates Franz Eigner), des heil. Gaudentius (Spende des humanitären Vereines "Edelsinn" vormals "D’ Gaudenzdorfer", angeregt vom Stadtrate Karl Friedrich Büsch), des heil. Theodotus (Spende der Genossenschaft der Gastwirte), des heil. Homobonus (Spende der Genossenschaft der Schneider), des heil. Crispinus (Spende der Genossenschaft der Schuhmacher), des heil. Josef (Spende der Genossenschaft der Tischler), des heil. Johannes von Nepomuk (Spende des Ortschul- und Armenrates Hand Huschauer) und des heil. Lukas (Spende der Firma Karl Geylings Erben).
Die vier Fenster im Kapellenanbau, gegenüber der Sakristei, enthalten eine Darstellung des heil. Willigis (Spende der Genossenschaft der Maschinenbauer und Mechaniker), des heil. Robert und der heil. Berta Spende des Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Robert Swoboda und seiner Gattin Berta), der heil. Ludmilla (gespendet von Ludmilla Schulz), und des heil. Johannes Evangelist (gespendet von Johann Tauschek). Die beiden Wappenfenster in der linken Turmnische wurden von der Firma Karl Geylings Erben gespendet. An der Ausführung der Glasmalereien waren die Firmen Karl Geylings Erben, Tiroler Glasmalerei und Gebrüder Schiller beteiligt.
Spendennachtrag
Zahlreiche Widmungen wurden bereits bei der Beschreibung der Kirche hervorgehoben. Außerdem aber wurden noch gespendet; ein Mess- und Speisekelch aus Edelmetall und in reicher Ausführung von Hildegard und Rosa Lueger, eine Monstranze von Franz und Maria Hackl, eine Ampel für das ewige Licht vor dem Hochaltar von Karl und Marie Brosch, ein Missale und ein Gedenkbuch von der Genossenschaft der Buchbinder, Ledergalanterie-, Futteral- und Kartonnagewaren-Erzeuger etc., ein Wandteppich mit den Wappen der Wiener Bezirke in reicher Stickerei von der Ortsgruppe Hernals des christlichen Wiener Frauenbundes, eine Casula und ein Messpult vom Erzverein zur beständigen Anbetung des a. h. Sakramentes, ein goldgesticktes Velum und ein Ciboriummantel von Anna Gusenleithner, ein Kanzelbehang von Berta Altenberg, mehrere Antependien von Josefine Lieberth, Anna Miksch und Aloisia Prescher, ein Antependium mit zwei Altarpölstern von Emilie Nadhera, das erforderlich Tuch für sämtliche Altardecktücher, Messner- und Ministrantenkleider in allen kirchlichen Farben von Heinrich Sierek, ein Teppich für den Hochaltar von der Firma Generisch & Orendi, eine Sakristeiglocke aus Messing- und Kupferschmiedearbeit von Aloisia Scheiringer, ein Weihwasserbecken aus getriebenem Kupfer und Schmiedeeisen von Friedrich Bauer, ein Weihwasserbecken aus Marmor von der Aktiengesellschaft für Marmorindustrie Kiefer, ein Rauchfass samt Schiffchen von Eva Hubert, Marie Stifter und Adolf Kainrath, ein zweites von Karl Adler, ein harmonisches Messgeläute von Grete und Erna Weiskirchner, zehn vergoldete, reichemaillierte Bronzeleuchter für den Hochaltar von Ludwig und Melanie Müller, ein Altarkreuz dazu von der Ortsgruppe XII des christlichen Wiener Frauenbundes, 14 vergoldete Wandarme aus Bronze (unter den Kreuzwegstationen) vom Fabrikanten Edmund Bachmann, drei Kanontafeln im Bronzerahmen von der Firma Brix & Anders, ein Tragbaldachin mit reicher Goldstickerei vom k. k. Baurat C. Miserowsky, ein Messkleid von Joh. Heindl, eine goldgestickte Stola von Heinrich Kriwanek.
Kirchenstühle spendeten:
Altenberg Marie, Blümel Theodor, Christlicher Frauenverein in Baumgarten, Christlicher Wiener Frauenbund: Ortsgruppe I, II, III, IV, V, VI, VII (3), VIII, IX, X, XII (2), XIII (3), XV, XVI, XVIII, XX, Dont Helene, Finda Anton (zwei Abschlusswände), Geiblinger Hans und Poldi, Helmreich Irene, Luegerbund Ortsgruppe Innere Stadt, Meerkatz Johann, Nicolics Feodor, Freiherr von (eine Abschlusswand), Rathner Franz X., Hochw. (eine Abschlusswand), Ricker Emanuel und Emilie (2), Scheidel Anna (2), Schmidmayer Franz, Schumacher Alois (drei Abschlusswände), Soini Theresia, Weidel Karl.
Der heraldische Schmuck der Kirche
Die zwanzig Gemeindebezirke Wien sind durch Vereinigung einer großen Zahl ehemals selbständiger Gemeinden, Vorstädte und Gründe entstanden, deren Wappen (richtiger Siegelbilder) zum größten Teil erhalten sind. Die ursprüngliche Absicht, diese Wappenschilder alle einzeln als Schmuck an der Hauptfassade der Kirche anzubringen, konnte wegen ihrer großen Zahl (mehr als 70) nicht verwirklicht werden. Im Inneren der Kirche war hiezu kein Raum mehr vorhanden, da bereits die Absicht bestand, die Wappen der Gremien und gewerblichen Genossenschaften anzubringen. Es wurde daher beschlossen, die Wappen der einzelnen Gemeinden und Gründe im zwanzig Bezirkswappen zu vereinigen, und bloß diese als Fassadenschmuck zu verwenden. Für die Zusammenstellung der Bezirks- und Genossenschaftswappen hatte sich die Gemeinde Wien der Mitwirkung eines hervorragenden Fachmannes, des Heraldikers Hugo Gerard Ströhl, versichert, der damit keine leichte Aufgabe zu lösen hatte.
Die Bezirkswappen an der Kirchenfassade
Der Plan, die aus den heraldischen Darstellungen ihrer Territorien zusammengesetzten Bezirkswappen anzubringen, musste leider auch fallen gelassen werden, da die Figuren der Schilde, die nicht höher als 57 cm sein konnten und in einer Höhe von 15 m angebracht werden mussten, wie eine Probe ergab, nicht mehr zu erkennen waren. Die Darstellung auf den Schilden musste sich daher auf die Figuren jener Territorien beschränken, die den Bezirken den Namen gaben, so der heil. Leopold der Leopoldstadt für den II. Bezirk, die Weide der Wieden für den IV. Bezirk u.s.w., also auf die Mittelschilde der Bezirkwappen. Die derart vereinfachten Wappen wurden nach Aquarellskizzen Ströhls in Majolikatechnik ausgeführt (von Karl Habenicht in Wien) und bilden eine farbenprächtige und auch wetterfeste Dekoration der beiden Türme. Auch das 1 m hohe, große Wappen von Wien, im Mittelgiebel der Kirche, wurde in Majolika ausgeführt, die darüber befindliche, dem Range der Haupt- und Residenzstadt entsprechende fünftürmige goldene Mauerkrone aus vergoldetem Zinkblech. Die Mauerkrone hat einen Durchmesser von 0,7 m. Das große Wiener Wappen wurde, soweit das tunlich war, dem romanisierenden Stil der Kirche angepasst, daher die großen Rollköpfe der Flügelknochen oder Lachsen, die straffe Stellung der Schwungfedern, die einem Knopfe entspringenden Schwanzfedern u.s.w. Bei den übrigen Wappen war eine solche Anpassung an den Baustil zumeist ihres Inhaltes wegen nicht möglich. Die zwanzig Bezirkswappen, je zehn auf jedem Turme, sind in Wahrheit nur in Farbe gesetzte Siegelbilder der einzelnen Territorien, Die Farbengebung stammt, wenngleich sie vielfach historisch oder doch wenigstens traditionell begründet werden kann, von Ströhl. Farbige Wappenschilder besaßen diese Territorien mit wenigen Ausnahmen niemals, und auch diese wenigen sind nicht regelrecht verliehen, sondern einfach im Laufe der Zeit selbstherrlich angenommen worden. Die sphragistischen Symbole der alten Gründe und Ortschaften (Fußnote: Für die Territorien der alten neun Bezirke Wiens diente außer einigen Originalsiegeln die leider etwas dilettantisch gezeichnete Tafel mit den "Insiegeln sämtlicher Grundgerichte in Wien", von dem Steueramtsregistranten Anton Jung, 1829, als Vorlage.) wurden, das sei nochmals betont, um nicht zu falschen Annahmen und Schlüssen zu verleiten, den Vorschriften und Regeln der alten Heroldskunst entsprechend, von Ströhl in Farbe gesetzt. Da aber das Material einmal gesammelt und gesichtet, die Bezirkswappen bereits vollständig zusammengestellt waren, sollte diese Arbeit nicht umsonst getan sein. Ströhl erhielt den Auftrag, die Wappen der Bezirke, die auf den Türmen nicht vollständig dargestellt werden konnten, für die städtischen Sammlungen in Aquarell auszuführen und für eine etwa später mögliche Verwendung festzulegen. Die beiliegenden Tafeln geben diese Wappen in verkleinertem Maßstabe in Farbendruck wieder; nachstehende Zeilen sollen die Bilder historisch und heraldisch erläutern (Anm: Diese Erläuterung der Bezirkswappen in der Gedenkschrift wird erst später hierher übertragen).
Die Genossenschaftswappen im Inneren der Kirche
Die Anregung, den Pfleglingen des neuen Hauses, die in ihrem früheren Leben ja zumeist dem Gewerbestand angehörten, durch Anbringung der Genossenschaftswappen in der Kirche eine Freude zu bereiten, fand beim II. Verband von Gewerbegenossenschaften des n. ö. Handelskammerbezirkes Wien (Obmann J. Jedlicka), dank der Bemühungen des Reichsratsabgeordneten Ernest Schneider, freudige Aufnahme. Die meisten Genossenschaften erklärten sich bereit, die Wappenschilder auf ihre Kosten anfertigen zu lassen und für die Kirche in Lainz zu widmen.
Die Schilde, 44 cm breit und 57 cm hoch, wurden nach ungefähr 20 cm hohen Aquarellskizzen H. G. Ströhls von dem Wappenmaler Hans Steidler auf Holz gemalt und dürften den Beweis liefern, dass heraldische Darstellungen stets den wirkungsvollsten Wandschmuck zu bilden vermögen. Die Wappenfähigkeit der gewerblichen Vereinigungen (Zünfte, Gilden, Genossenschaften u.s.w.) steht außer allem Zweifel, sie dürfte sich auf die Ratsfähigkeit und militärische Bedeutung der alten Zünfte zurückführen lassen. Von den Regierungen wurde die Wappenführung den gewerblichen Vereinigungen nie verboten, wenngleich die meisten dieser Wappen nicht verliehen, sondern von den Zünften, Gilden u.s.w. frei angenommen worden sind. – Wirkliche Verleihungen sind auf diesem Gebiete des Wappenwesens äußerst selten nachzuweisen, namentlich die österreichischen Länder sind sehr arm an solchen Wappenbriefen. Bekannt ist ein Wappenbrief des Kaisers Matthias, d. d. Linz 26. August 1614 für die Fischer in Pöchlarn an der Donau, zwei Wappenbriefe des Erzherzogs Ferdinand Karl von Tirol, d. d. Innsbruck 3. Februar 1649 für die Müller zu Hall und d. d. Innsbruck 28. März 1659 für die Müller und Bäcker des Gerichtes Altenburg. Die Wappenverleihung an die Tuchscheerer zu Laun im Böhmen kann hier nicht mitgezählt werden, weil damals (1473) Böhmen noch nicht zu Österreich gehörte. Die Wappenverleihung an die Tuchscheerer zu Reichenberg ist leider nicht dokumentarisch zu belegen, der betreffende Wappenbrief ist, wie vielleicht noch mancher andere, verloren gegangen. Die meisten Zunftsiegel des XIV. Jahrhunderts zeigen bereits wappenmäßige Bilder, die sich übrigens vereinzelt auch bereits im XIII. Jahrhundert nachweisen lassen. Zu einer Zeit, da alles Wappen führte, konnten und wollten selbstverständlich auch die in den Städten eine hervorragende Rolle spielenden Zünfte nicht zurückstehen. In den Siegeln, auf den Bannern, auf den oft abenteuerlich geformten Trinkgeschirren, auf und in den Zunftladen, auf Gerätschaften aller Art finden sich die Wappen der gewerblichen Gesellschaften, gute und schlechte Bilder, je nach der Schaffungskraft ihrer Erfinder und der Zeit ihrer Entstehung. Das von mehreren Wiener Gremien und Genossenschaften zur Verfügung gestellte Material (Siegelabdrücke und sonstige bildliche Darstellungen), das Ströhl aus seiner eigenen Siegelsammlung noch ergänzen konnte, wurde soviel als möglich bei der Schaffung der Genossenschaftswappen benützt, und die so gewonnen Bilder nach den Regeln der alten Heroldskunst in Farben gesetzt. Die meisten der vorliegenden Wappen mussten ganz neu geschaffen werden, weil die betreffenden Genossenschaften vormals entweder überhaupt nicht bestanden oder, obgleich seit altersher bestehend, wenigstens auf Wiener Boden ein Siegelbild oder Wappen nie geführt hatten. In solchen Fällen die Wünsche der Genossenschaften mit den Regeln der alten, konservativen Kunst der Herolde in Einklang zu bringen, war mitunter, wie leicht begreiflich, gerade keine leichte Aufgabe, und manches Wappenbild konnte überhaupt nur auf dem Wege gegenseitigen Nachgebens zustande gebracht werden. Darin mögen strenge Kritiker den Grund suchen, wenn vielleicht hie und da etwas nicht allen Forderungen der Heraldik entsprechen sollte. "Je einfacher, desto klarer und schöner" ist ein Satz, der noch immer nicht die allgemeine Geltung hat, die er haben sollte, trotzdem aber wird sich unter den 130 Genossenschaftswappen eine stattliche Anzahl ganz einwandfreier Wappenbilder vorfinden. Die Helmkleinode und Schildhalter, die einige wenige Genossenschaftswappen besitzen, konnten leider nicht dargestellt werden, weil dies die Art der Anbringung der Wappen, als fortlaufender Fries, verhinderte. Der beschränkte Raum in dieser Festschrift gestattete leider nicht, die von Ströhl beigestellten historischen Notizen, sphragistischen Unterlagen und sonstigen Erläuterungen der Wappenbilder aufzunehmen, sie sollen aber demnächst als selbständiges Werkchen veröffentlicht werden.