Das Makart - Kostüm
Im Jahre 2004 erstand das Bezirksmuseum Hietzing ein Kostüm, das während des "Makart-Festzuges" von Herrn Johann Christian Dürr getragen wurde.
27.04.1879
Franz Josef und Elisabeth hatten am 24. April 1854 in der Hofpfarrkirche (Augustinerkirche) geheiratet. Der Kaiser war 24, die Braut 17. Am 14. Jänner 1879 fasste die Gemeinde Wien (damals die heutigen Bezirke 1-10) den Beschluss, aus Anlass der Silberhochzeit des Kaiserpaares einen Festzug zu veranstalten, am 27. April 1879 fand er statt.
Die Zeit dazwischen war knapp. Professor Hans Makart war die Oberleitung des „historisch kostümierten Festzuges“ übertragen worden, vor allem die Maler Berger, Blaas und Huber halfen mit. In fünf Wochen waren 36 Ölskizzen mit einer Gesamtlänge von 50 Meter zur Ausstellung im Rathaus fertiggestellt worden. Aller anfänglicher Zweifel schwand, alle waren von den Entwürfen begeistert. In 43 Gruppen mit 27 Wagen sollte der Zug abrollen, geleitet von Herolden, Bannerträgern, Fanfarenbläsern, Trommlern und Musikkapellen zu Fuß und zu Pferd, alle prächtig kostümiert in der Tracht des 16. Jahrhunderts. Viele Gewerbe waren vertreten, selbst die Zuckerbäcker, Trödler, Milchmeier, die Matratzen- und Kotzenmacher, die Branntweinschänker und ortsüblichen Fiaker. Es sollte die kollektive Selbstdarstellung eines mündig gewordenen und patriotisch gesinnten Bürgertums werden.
Für die Ausführung verblieben Makart und seinem Stab acht Wochen. Das Meiste entstand in Makarts Garten und den Ateliers der Gußhausstrasse. Es wurde gezimmert, drapiert, Papiermaché gefertigt, mit Tannenreisig, Rosenketten, Lorbeer und Weinranken umwunden, viele Accessoires zusammengebaut wie aus einem Makartbild. Der Meister kümmerte sich um jedes Detail und formte alles wie aus einem Guss nach seinem Willen und seiner augenblicklichen Eingebung.
Vor dichtem Spalier Abertausender, unter ihnen dreihunderttausend von außerhalb der Feststadt und unter strahlender Sonne zog dann ein schier endloser Zug von der Prater Hauptallee durch die reichgeschmückten und fast fertiggestellten Ringstraße und vorbei am Kaiserpaar unter einem von Otto Wagner entworfenen Riesenzelt vor dem Burgtor. Ein historisches Bilderbuch ohnegleichen. Der tosende Beifall steigerte nach fünfstündigem Defilee zu einem Orkan, als der letzte Reiter nahte: Hans Makart, der all dies erdachte, auf goldgeschirrtem Lipizzaner in dunkelblauem Samtgewande. Der Festzug ist als Makart-Festzug in die Geschichte eingegangen. Eine ausführliche Darstellung dieses Festzuges enthielt die Neue Freie Presse vom Montag, den 28. April 1879.
Nun zu den Ober St. Veiter Blitzlichtern: Das vom Bezirksmuseum erworbene Kostüm wurde von Johann Christian Dürr getragen, er war Hofmodewarenlieferant im Eisernen Hause, Kärntnerstraße 16. Seit 1869 gehörte ihm auch das Haus in Ober St. Veit, Schweizertalstraße 18. Das Kostüm befand sich bis zuletzt auf dem Dachboden dieses Hauses.
Ebenfalls in der Schweizertalstraße, auf Nummer 26, wohnte von 1893 bis 1919 der Kupferstecher, Radierer und Landschaftsmaler William Unger. Unger berichtete in seinen „Lebenserinnerungen“ unter anderem auch über Makart und seinen Festzug. Z. B. von dem klassischen Ausspruch der Schauspielerin Gallmeier, als Makart eine Zeit lang schweigend neben ihr gesessen war: „Na, lieber Makart, reden wir von was anderem.“ Es war ihm nicht gegeben, einen zu ihrer Unterhaltung passenden Ton anzuschlagen. Im Kreise von Bekannten konnte er aber sehr wohl angeregt und anregend seine Ideen entwickeln und nur schwer ein Ende finden. Er war ein Meister in allem, was er anpackte. Als den Fachmännern der Schnitt der Ärmel für ein Festzugskostüm unüberwindliche Schwierigkeiten bereitete, nahm Makart eine Schere und schnitt aus einem kostbaren Stoff, ohne vorher aufzuzeichnen, eine unglaubliche Form heraus: „Also, jetzt näht’s zusammen“. Der Ärmel passte tadellos.
Das Haus in Ober St. Veit erwarb William Unger 1893 von Hugo Hermann Werner Ottomar Miethke durch Überlassung der Rechte auf einen Anteil an den Beständen der Platten und vorhandenen Drucke des Belvederewerkes. H. O. Miethke hatte 1861 die Buch- und Antiquariatsfirma „Miethke & Wawra“ gegründet die u. a. zum wichtigsten Händler des Ringstraßenmalers Hans Makart wurde.