Die Dampftramways in Wien und Umgebung
Ein Fotoalbum
09.04.2016
Eine erste Eisenbahn mit Dampflokomotiven für den Güterverkehr gab es in Nordostengland schon ab 1825. Der Bau von Vollbahnen für den innerstädtischen Verkehr ließ aber noch lange auf sich warten, dafür waren wohl die Verkehrsverhältnisse in den Städten noch nicht prekär genug. Im 19. Jahrhundert reichte noch der Verkehr mit Pferden, Kutschen und Pferdeomnibussen. Pferdebahnlinien waren der nächste Schritt, sie waren den Unebenheiten der Straßen weniger ausgesetzt, in ihrer Geschwindigkeit aber auf die Leistung der Pferde beschränkt. Bis zum Einsatz von Straßenbahnlokomotiven in unserer Region ab 1883 gab es die verschiedensten Entwicklungsstufen hinsichtlich Triebwagen und Schienenkonstruktionen. Erst 1876 wurde auch im Tramwaybereich der Vorteil einer Trennung von Maschinen- und Personenteil erkannt und der mit Anhängern gekuppelten Tramwaylokomotive der Weg geebnet.
Von allen Lokomotivbauern des ausgehenden 19. Jahrhunderts wird der Engländer Charles Brown auch für die Tramwaylokomotiven an vorderster Stelle genannt. Er war Gründer und erster Direktor der 1871 eröffneten Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik, Winterthur (SLM). Die Dampftramwaylinien in Wien sind aber eng mit dem Münchener Lok-Konstrukteur Georg Krauss (1826–1906) verbunden. Er hat es verstanden, über die Loks hinaus ganze Bahnen zu bauen und anfangs auch zu betreiben. Die Wiener Firma Dampftramway-Gesellschaft Krauss & Comp., welche von 1883 bis zur Übernahme durch die Stadt Wien ein größeres Straßenbahnnetz betrieb, ist ein prominentes Beispiel.
Die erste ab 27. Oktober 1883 in unserer Region betriebene Strecke war ca. 10,3 km lang, führte von Hietzing über Lainz, Mauer und Rodaun nach Perchtoldsdorf und wird in der Tramwaygeschichte „Südliche Linie“ genannt. 1886 erfolgte die Verlängerung stadtwärts über Gaudenzdorf zur Schönbrunner Linie, 1887 eine Abzweigung von Hietzing nach Ober-St.-Veit und eine Verlängerung von Perchtoldsdorf nach Mödling.
Ungefähr ein halbes Jahr später wurde die „Gürtelstrecke“ von der „Neuen Wiener Tramwaygesellschaft“ (NWT) in Betrieb genommen. Sie verband Mariahilfer Straße / Westbahnhof mit der Nußdorfer Straße (Länge: rund 4,7 km) und hatte eine abzweigende Linie von der Sternwartestraße bis zur Gymnasiumstraße.
Ab 1885 wurden die Dampftramwaystrecken rasch ausgebaut:
Ende Februar 1885 „Breitenseer Strecke“ (ab Gürtel/Märzstraße über Huglgasse und Hütteldorfer Straße bis Breitensee). Im Juli 1885 bis Baumgarten verlängert.
Juli 1885 „Nußdorfer Strecke“ (knapp 4,4 km lang, vom Währinger Gürtel ab Sternwartestraße über Heiligenstädter Straße und Liechtenwerder Platz nach Nußdorf). Konzessionsinhaber war die „Kahlenbergbahn-Gesellschaft“
Juni 1886 „Nördliche Linie“ (über 26 Kilometer lang, von der Stefaniebrücke (heute Salztorbrücke) über Obere Donaustraße, Gaußplatz, Jägerstraße, Stromstraße, Marchfeldstraße, Kaiser-Franz-Joseph-Brücke (heute Floridsdorfer Brücke), Floridsdorfer Hauptstraße nach Floridsdorf, Am Spitz. Hier teilte sich die Strecke in einen Ast nach Großenzersdorf und einen nach Stammersdorf). Konzessionsinhaber war die „Dampftramway Krauss & Comp“.
September 1886 Neudorfer Strecke (ca. 13 Kilometer lang, vom Gaudenzdorfer Gürtel über Steinbauergasse, Aßmayergasse, Eichenstraße, Bahnhof Meidling, Inzersdorf, Neu Erlaa, Vösendorf-Siebenhirten, Krottenbach nach Wiener Neudorf. Sie wurde von der NWT betrieben.
Wegen der Rußplage und des geringen Fahrkomforts setzte sich die Dampftramway bei den Wienern nicht durch. Das zu diesem Zeitpunkt "Dampftramway-Gesellschaft, vormals Krauß & Co." heißende Unternehmen wurde der Gemeinde Wien zum Kauf angeboten und 1907 von ihr übernommen. Die Linien wurden im damaligen Wiener Bereich in das städtische Straßenbahnnetz eingegliedert und elektrifiziert (letztes Teilstück 1922 Kagran-Groß-Enzersdorf).
In der Folge sind einige Scans aus privaten Fotoalben aus den 1950er-Jahren und die zugehörigen Bildbeschreibungen wiedergegeben.