Urlaub am Faaker See
Zu Beginn eine kleine Landgeschichte
21.07.2013
In den Gemeinschaftsräumen des Campingplatzes Anderwald waren diesmal alte Ansichtskarten aus der Region Faakersee ausgestellt. So etwas hat natürlich eine sehr anregende Wirkung auf Hobby-Historiker, und ich stellte mir die nicht übliche Urlaubs-Frage: Wie ist alles geworden, so wie es ist? Hier ein etwas eigenwillger Versuch einer Antwort.
Geheimnisvolle Kräfte formten die Erde. Erosion und dicke Gletscher gaben ihr den „letzten Schliff“. Die Biologie spendierte ein prachtvolles Pflanzenkleid und zuletzt auch Lebewesen, die schwimmen, laufen und sogar fliegen konnten.
Zu den Lebewesen gesellten sich auch Menschen, und einige der Menschen wollten nicht mehr laufen. Sie nahmen Land in Besitz und fügten ihm Wiesen und Felder hinzu. Niemand sah damals die Schönheit der Landschaft. Die Bauern nicht, weil sie hart arbeiten mussten, um zu überleben. Die anderen, die nach wie vor herumliefen, noch weniger, weil sie meist kämpften, raubten und mordeten. Nicht einmal die Wenigen, die herrschten und richteten, würdigten diese Pracht.
Doch es gab auch Menschen, die nachdachten. Die wussten bald, dass sie nichts wussten und nur Götter zu dieser Schöpfung fähig waren. Diese Menschen beteten viel und fanden schließlich in Klöstern zusammen. Dort teilten sie die Arbeit und hatten besonders viel Zeit, um nachzudenken. In Schreibstuben hielten sie alles fest, was ihnen wichtig erschien.
So war es lange Zeit: die meisten arbeiteten, viele kämpften, raubten und mordeten, ein paar beteten, dachten und schrieben, und ganz wenige herrschten und richteten.
Aber das Denken blieb nicht ohne Folgen. Städte entstanden, die Menschen spezialisierten sich noch mehr, dachten immer radikaler und irgendwann sogar an Menschenrechte. Die Könige und Herzöge blieben, aber die Grundherren verloren ihre Herrschaft, zuerst über die Menschen und dann auch über das Land. Jetzt besaßen die ehemaligen Untertanen das ehemals geborgte Land und konnten es verkaufen, ohne zu fragen.
Doch wer sollte es kaufen? Ein anderer Bauer, der sich darauf abrackern wollte? Damit war nicht viel Geschäft zu machen. Erst ein besonderer Umstand ließ den Grundstückshandel aufblühen: die Entdeckung der Schönheit des Landes. Die Menschen begannen wieder viel zu laufen, aber nicht, um zu rauben und zu morden, sondern um sich zu erholen und an der Landschaft zu erfreuen. Gefiel ihnen ein Flecken Landes besonders gut, kauften sie ihn vom Bauern oder vom Bürgermeister der jetzt selbständigen Orte mit den ständig leeren Kassen und bauten sich dort eine Villa. Weniger Reiche mieteten beim Bauern ein Zimmer für ein paar Tage oder Wochen, und aus dem Bauernhof wurde ein Landgasthof.
Das war ein nettes Zusatzeinkommen und für manche Bauern sogar die Rettung vor dem Ruin. Doch die Gäste wurden immer anspruchsvoller. Fließendes Wasser, ein schönes Badehaus und all die anderen Annehmlichkeiten kosteten Geld und das hatte kein Bauer. Aber viel Land hatte er, schönes Land, von seinem Hof am Hügel oben bis hinunter zum Ufer des Sees, auch des Faaker Sees. Also verkaufte er ein kleines Stück oder verpfändete es an die Bank und investierte. Doch dann bot der Nachbar auch Warmwasser, und der Teufelskreis begann. Nur wenige konnten die Investitionen auch verdienen, viele mussten noch mehr Grund verkaufen, um mitzuhalten.
In den Schreibstuben, die mittlerweile aus den Klöstern in die Gemeindeämter gewandert waren, gab es wieder viel zu tun. Doch wurde nicht mehr das Ergebnis des Denkens festgehalten, sondern es wurden neuzeitliche Einrichtungen – z. B. bestehende Flächenwidmungen und anderer Kleinkram – nach den Wünschen von Grundbesitzern und Banken zurechtgebogen. Aus landwirtschaftlichen Flächen wurde wertvolles Bauland, und wer aller von diesem Wertzuwachs profitiert haben mag, entzieht sich sogar meiner Fantasie.
Bald war der Zugang zum See nur mehr wenigen Auserwählten möglich. So mancher Gasthof, einst idyllisch gelegen, mit Aussicht auf den glänzenden See, geriet ins Hinterland, vor sich das Glänzen der Dächer. Anstelle von Bädern, Gasthöfen und traditionellen Fremdenverkehrsbetrieben entstanden moderne Burgen, voll teurer Eigentumswohnungen und gebaut nach den Prinzipien der billigen Schuhschachtel-Architektur. Mit blinden Augen starren sie meist leblos auf den See.
Hier ein anschauliches Beispiel für diese Veränderung: Das mittlerweile abgerissene Strandhotel Aschgan im Jahre 1953 und der heutige Nachfolgebau aus ähnlicher Perpektive. Kommentar überflüssig.
Trotzdem, der Faaker See und seine Umgebung sind immer noch toll. Der Mittagskogel und seine Kollegen umfassen ein Juwel aus herrlichem Land, das praktisch alles bietet, was man sich wünschen kann. Doch aufgepasst: Selbst das Paradies ging verloren! In der Folge ein paar aktuelle Urlaubsfotos aus dieser Region. Wer in historischen Fotos aus der Region schwelgen möchte, ist auf www.imbild.tv bestens bedient.
Am 28. Juni 2013 unternahmen wir eine Radtour um den Ossiacher See. Höhepunkte waren ein Besuch beim Berghof, einst Sommersitz der Eltern Alban Bergs, heute ein großer Campingplatz (den Bezug zu Ober St. Veit können Sie HIER nachlesen), und die Besichtigung der beeindruckenden Ossiacher Pfarrkirche. Auf dem Rückweg zum Faaker See bietet sich natürlich ein Abstecher nach Villach an.
Am 29. Juni 2013 begab ich mich auf die Spuren einer geplanten 3-Länder-Route.
Vor rund zwanzig Jahren gab es im Bereich der Gemeinde Finkenstein den Versuch, Mountainbike-Strecken einzurichten. Sichbares Zeichen waren wunderschöne Tafeln, die am Fuße der Karawanken aufgestellt wurden, und neben Wanderwegen auch mehrere Vorschläge zu Mountainbike-Touren bis hinauf zu den Almen am Kärntner Grenzweg anbot. Doch leider waren die Tafeln von Beginn an falsch und offensichtlich nicht mit allen Grundeigentümern abgesprochen. Zur Verwirrung unzähliger Touristen stehen die Tafeln noch immer (!) und führen in Versuchung, Fahrverbote zu ignorieren.
Aktuelle Initiativen haben zur Einrichtung kleinerer Mountainbike-Strecken geführt, und für den 1. August 2013 ist die Eröffnung der oben genannten 3-Länder-Route geplant. Ein wesentlicher Teil wird der auf österreichischer Seite neu ausgebaute und bereits gut beschilderte Forstweg hinauf zum Jepza-Sattel sein. An der Grenze zu Slowenien endet die Beschilderung. Nach der Überquerung der Grenze auf einem kurzen Single-Trail führt eine durchgehende Linde von Forstwegen und alten Militärstraßen hinunter ins Save-Tal. Dort folgt ein gut ausgebauter Radweg der alten Bahntrasse nach Tarvis. Über den - allerdings stark befahrenen - Wurzenpass oder durch das Kanaltal und via Arnoldstein kommt man zurück zum Faaker See.
Wie die 3-Länder-Route über den Jepza-Sattel hinaus konkret geführt werden soll, ist noch offen. Es sind mehrere Varianten geplant, die insgesamt eine 3-Tages-Tour ergeben sollen.