Die Pfadfinder in Österreich

Eine kurze Chronologie
1910

1907

werden die Pfadfinder vom Briten Lord Robert Baden-Powell (kurz B.-P. oder englisch ausgesprochen „BiPi" genannt) in England gegründet. Baden-Powell, ein britischer Offizier, der für seine Soldaten ein Buch über das Leben in der Natur geschrieben hat, stellt fest, dass es auch von Jugendlichen gerne gelesen wird und schreibt eine zweite Version – diesmal nicht für Soldaten, sondern für Jugendliche. Dieses findet in England und im Ausland noch größeren Anklang und Buben sowie bald auch Mädchen finden sich spontan zu selbstständigen Pfadfindergruppen zusammen. Die große Zahl von Pfadfindergruppen lässt Baden-Powell bald seine Offizierslaufbahn beenden, um sich gänzlich der Pfadfinderbewegung zu widmen. Heute sind die Pfadfinder und Pfadfinderinnen die größte Kinder- und Jugendbewegung der Welt (38 Mio. Mitglieder in 200 Ländern auf allen Kontinenten). Sie sind demokratisch, parteipolitisch unabhängig, und stehen Menschen aller Hautfarben und aller Religionsgemeinschaften offen. Sie treten für Umweltschutz ein, fördern partnerschaftliche Zusammenarbeit und erziehen zum Frieden.

1909

erklärt Baden-Powell den Ritter St. Georg zum Schutzpatron der Pfadfinder. In ihm sieht er Ritterlichkeit und Treue zu Gott vereint.

1910

bilden sich erstmals auch in Österreich Pfadfindergruppen. In den Jahren darauf entstehen viele „Pfadfinder-Korps", die aber meist nur auf bestimmte Orte, auf verschiedene Vereine, weltanschauliche Gruppierungen und Religionsgemeinschaften beschränkt sind.

1914

kristallisiert sich mit dem „Österreichischen Pfadfinderbund (ÖPB)" allmählich ein großer Verband heraus. Mit den „Wölflingen" wird einen eigene Gruppe für Kinder geschaffen.

1926

spaltet sich davon das „Österreichische Pfadfinderkorps St. Georg (ÖPK)" ab.

1924

Auf Initiative des Pfadfinderführers Karl Barteis setzt Frau Marianne Hainisch, die Mutter des damaligen Bundespräsidenten, die Idee des Muttertages in Österreich durch.

1929

gründen die Pfadfinderinnen, bisher in einem „Korps" innerhalb des Österreichischen Pfadfinderbundes, den eigenständigen „Bund der Helferinnen in Österreich (Österreichischer Pfadfinderinnenbund)".

1930–1938

sind schwierige Jahre. Zwar leisten die Pfadfinder und Pfadfinderinnen viele Sozialdienste und sind in der Öffentlichkeit hoch angesehen, doch durch die zunehmende Änderung der politischen Situation und den aufkommenden Faschismus wird ihre Eigenständigkeit zunehmend beschnitten.

1938

Mit dem Anschluss an das Deutsche Reich werden schließlich alle Pfadfinder- und Pfadfinderinnenorganisationen in Österreich verboten und aufgelöst.

1945

Sofort nach Ende des Zweiten Weltkrieges beginnt die Pfadfinder-Arbeit wieder aufzuleben.

1946

gründen die Vertreter der beiden vor 1938 anerkannten Bubenverbände mit den „Pfadfindern Österreichs (PÖ)" eine einheitliche Organisation.

1948

schließen sich die Mädchen zum „Ös­terreichischen Pfadfinderinnenverband" zusammen.

1950

spalten sich davon die rein katholischen Gruppen ab und gründen den Österreichischen Pfadfinderinnenverband „St. Georg (ÖPVSG)".

1951

Die Arbeit der Verbände nimmt einen kräftigen Aufschwung. Das 7. Weltjamboree in Bad Ischl wird zum kräftigen Lebenszeichen der österreichischen Pfadfinderarbeit. Seither werden im Abstand von 10 Jahren die Österreichischen Bundeslager veranstaltet.

1965

findet das erste Bundeslager des Mädchenverbandes in Hintersee/Salzburg statt. Die älteren Pfadfinder schließen sich zum Verband der Pfadfindergilden Österreichs zusammen.

1969

wird im Bubenverband die Teilung der 12–17-jährigen Pfadfinder in die Altersstufen „Späher" und „Explorer" beschlossen.

1976

werden bei den Pfadfinderinnen, die schon vorher zwei Altersgruppen gebildet hatten, die älteren Pfadfinderinnen in „Caravelles" umbenannt.

1976

schließen sich nach langer Diskussion und vielen Versuchen der Buben- und der Mädchenverband zum Verband der „Pfadfinder und Pfadfinderinnen Österreichs" (PPÖ) zusammen. Das ist die einzige Pfadfinderorganisation in Österreich, die bei den Weltbüros der Pfadfinder und Pfadfinderinnen in Genf bzw. London anerkannt ist, weil sie als einzige die Voraussetzungen „Gesetz, Versprechen und den Glauben an einen Gott" erfüllt.

Die PPÖ haben heute 85.000 Mitglieder an 300 Standorten („Pfadfindergruppen"), knapp 8.000 davon in Wien an ca. 60 Standorten. Inhaltlich ist die Pfadfinderbewegung äußerst vielseitig, die Schwerpunkte reichen von sozialen, religiösen, gesellschaftlichen, künstlerischen und sportlichen Tätigkeiten bis hin zu Umweltschutz und dem, was man heutzutage „Outdoor Events" nennt, also Leben und Erleben im Freien – Übernachten in Zelten, Spiele und „Action" im Wald, an und in Gewässern, aber auch in der Stadt.

Als Zeichen der Zusammengehörigkeit und um soziale Unterschiede nicht gleich erkennbar zu machen, tragen die Pfadfinder auf der ganzen Welt Uniformen. Die Uniform in Österreich bestand ab einem Alter von 10 Jahren ursprünglich aus hellgrünen bzw. beigen Hemden, einem breitkrempigen Hut und einem bunten Halstuch; seit Ende der 1990er-Jahre ist die Uniform weinrot. Die Kinder unter 10 Jahren tragen ein blaues Polohemd und Kappen.

2007

wird am 17. Juni mit einem großen Fest am Wiener Rathausplatz das 100-jährige Bestehen der Weltpfadfinderbewegung gefeiert.

Die Altersgruppen bei den Pfadfindern:

Alter

Buben

Mädchen

7–10

"Wölflinge"

"Wichtel"

10–13

"Späher"

"Guides"

13–16

"Explorer"

"Caravelles"

16–20

"Rover"

"Ranger"

<p><b>Die Pfadfinder</b></p><p>Die Georgsgruppe in ihrem Heim in Schloss Ober St. Veit in den späten 1920er-Jahren</p><p><i>&copy; Pfadfinder Gruppe 39</i></p>

Quellen:
Holzapfel, Josef: Historisches Ober St. Veit. Handwerks-, Gewerbe- und Vereinsgeschichte. Wien, Interessensgemeinschaft Kaufleute Ober St. Veit, 2009
Logbuch der Pfadfinderverbände in Österreich.
60 Jahre Pfadfindergruppe Wien 39 Ober St. Veit. Broschüre 2007.
Auskünfte erteilten Dieter Schaufler (ehem. GFM) und Christof Kuhn (GFM).

Übertragen von hojos
im Februar 2013