Errichtung eines Pfadfinderheims in Wien
Beitrag in der Illustrierten Kronen-Zeitung
19.06.1915
Man kennt die strammen Jungen, die in ihrer schmucken Tracht so oft in öffentlichem Interesse Dienst tun, sei es nun, um bei einer Feierlichkeit Spalier zu bilden, im Dienste des Roten Kreuzes oder der Flüchtlingsfürsorge zu wirken oder dergleichen, sie folgen immer ihrem Hauptgrundsatze: „Hilf Deinem Nächsten und hilf Dir selbst!“ In Befolgung dieses Prinzips schreiten nun die Pfadfinder daran, auf dem ihnen von der Wiener Baugesellschaft in hochherziger Weise zur Verfügung gestellten Platze in Ober-St.-Veit, Ecke Hietzinger Hauptstrasse und Rohrbacherstraße, sich selbst ein Heim zu errichten, in dem sie bereits seit geraumer Zeit emsig schaffen.
Die Leitung des Baues liegt in den Händen des Ingenieurs Adolf Picele, der obzwar ein Flüchtling, selbstlos seine Kräfte den patriotischen Bestrebungen der Pfadfinder leiht. In dem von den Jungen selbst zusammengefügten Bau soll auch eine Rettungsstation eingerichtet werden.
Das unter Kommando des Hauptmannes Emmerich Teuber stehende Pfadfinderkorps hat in den letzten Monaten zahlreiche Proben seiner Verwendbarkeit im öffentlichen Interesse erbracht.
Sonntag, den 27. Juni findet um 5 Uhr nachmittags die Einweihung der Heimbaracke statt. Gleichzeitig wird die Weihe der Fahnen der Gruppe 14 und 17, des zweiten Wiener Pfadfinderkorps und die feierliche Angelobung neuer Pfadfinder erfolgen. Im Falle ungünstiger Witterung findet die Feier am folgenden Sonntag (4. Juli) unter den gleichen Umständen statt. Auf den Festplatz gelangt man mit dem 158er-Wagen der „Elektrischen“.