Vorsicht, frisch gestrichen
Über Anspruch und Wirklichkeit der Grünen Wiens
28.07.2015
In der von den Grünen Wiens veranstalteten Podiumsdiskussion vom 25.06.2015 zum Thema „Österreich wird zubetoniert“ im Palais Epstein formulierte Frau Univ.Prof.i.R. Dipl.-Ing. Dr.techn. Gerlind Weber vom Institut für Raumplanung und Ländliche Neuordnung an der Universität für Bodenkultur die wesentlichsten Fehlentwicklungen in der Raumordnung (die Bürgerinitiative Hörndlwald berichtete dankenswerter Weise von dieser Veranstaltung, siehe auch den offenen Brief):
- das Verabsäumen eines geordneten Rückzuges, wenn eine Baulichkeit keine (Nach-)Nutzung erfährt
- das Überschreiten natürlicher Barrieren
- die Verinselung von Tier- und Pflanzengesellschaften
- das Bauen abseits von vorhandener Infrastruktur
- das Negieren ethischer Aspekte im Hinblick auf den Erhalt der Umwelt für künftige Generationen
- Bauten in sensiblen Naturräumen
Diese Fehlentwicklungen und klaren „No-Gos“ in einer nachhaltigen Raumordnung sind bei der geplanten Errichtung einer Sonderkrankenanstalt für psychiatrisch-medizinische Rehabilitation im Hörndlwald in frappierender Dichte gegeben.
Hervorgehoben seien:
- Es gab eine breite Forderung nach Renaturierung des Geländes, auf dem das Josef-Afritsch-Heim stand.
- Die „Abschnürung“ – des Hörndlwaldes vom Lainzer Tiergarten durch das Josef-Afritsch-Heim war bereits 1973 von der Behörde als raumplanerischer Fehler erkannt.
- Der projektierte Bauplatz ist mit Ausnahme des Stroms infrastrukturell so gut wie unerschlossen und nur durch niederrangiges Straßennetz erreichbar.
- Umwidmungsbegehren im Bereich der benachbarten Ober St. Veiter Familiengärten wurden abgelehnt, weil die Infrastruktur in diesem Gebiet inkl. der Zufahrtsmöglichkeiten sowie die fehlende öffentliche Anbindung, die kleinteilige Siedlungsstruktur, der direkte Anschluss an die großen Grünräume des Lainzer Tiergartens und die Nutzung des Weges entlang der Tiergartenmauer als Erholungsraum keine andere Nutzung als Grünland/Kleingartengebiet zulassen und keinesfalls ganzjähriges Wohnen.
Anspruch und Wirklichkeit scheinen bei den Grünen Wiens, den Veranstaltern dieser Diskussion, seit der Beteiligung an der Wiener Stadtregierung schlagartig auseinandergegangen zu sein. Nicht nur das unbeirrte Festhalten an dem Projekt im Hörndlwald, sondern zahlreiche weitere von den Grünen mitgetragene Vorgänge auch in jüngster Zeit führen das klar vor Augen:
- Das geplante Hochhaus auf dem Gelände des Wiener Eislaufvereines
- Die Annahme eines neuen Wiener Hochhauskonzepts, das Hochhausbauten auch in der Innenstadt ermöglicht.
- Die Aushebelung des Denkmalschutzes zum ehemaligen Kaiserin Elisabeth-Spital und die in jeder Hinsicht unvorstellbare Verbauung des Parks an der Felberstraße.
- Die Vorgänge rund um den Steinhof.
- Und bei weitem nicht zuletzt die nunmehr fast vollständig erfolgte Absiedelung des Geriatriezentrums Am Wienerwald, das als „Parkstadt Hietzing“ unter „Vorrang des Denkmalschutzes“ für hochwertiges Wohnen im Grünen geeignet sein soll, nicht aber für eine Sonderkrankenanstalt wie die im Hörndlwald geplante. Doch genau mit diesen sozialen Aufträgen wurde solche Perlen an unsere Generation vererbt.
Natürlich ist für diese Vorgänge nicht nur der Juniorpartner in der Wiener Stadtregierung verantwortlich, in erster Linie ist all dies ein Werk der Wiener SPÖ.