17. Euro-Carneval in Prag
Beim Euro-Carneval vom 21. bis 23. Jänner 2010 war das "Narrenzentrum Ober St. Veit" wieder dabei.
21.01.2010
Der närrische Fasching hat längst ein neues Gesicht: Die Guggenmusik. Ihr rhythmischer und schräger Klang reißt alle mit. Ihre Nähe beendet jede blasierte Selbstdarstellung und jedes frivoles Gerecke, der Mensch wird zum Spiel seiner Emotionen. Noch lauter, rhythmischer, bunter und ausgelassener ist die Devise. Möglichst viele Trompeten, Saxophone, Tuben, ein gut bestücktes Schlagzeug, mehrere Trommeln etc. und quicklebendige Leute, die diese Instrumente mit voller Leidenschaft zur Geltung bringen. Ein Ohrwurm nach dem anderen, alles fast richtig. Von weitem schon hört man ihr „Bumm-Bumm“ und die eindringliche Blasmusik. Davor und dahinter folgt alles ihrem Takt.
Zu einem der Höhepunkte des europäischen Faschings zählt mittlerweile der Euro-Carneval der Guggenmusik. Er wird jedes Jahr in einer anderen europäischen Stadt organisiert. Heuer fand er vom 21. bis 23. Jänner zum 17. Mal statt, wie schon in früheren Jahren wieder in Prag. Wir, das Narrenzentrum Ober St. Veit, waren diesmal als Baby-Guggen dabei. „Verlasse nie das Hotel in Zivilkleidung“ ist die Vorgabe und daher waren wir immer als 9 Babys mit ihrer Nanny samt Kinderwagen unterwegs. Wir ernteten viel Applaus, als wir nach dem Rhythmus des "Babysitter-Boogies" durch die Gassen der Innenstadt tanzten, natürlich auch so manchen skeptischen Blick. In diesen drei Tagen zählten wir jedenfalls zu den meistfotografierten Objekten der Stadt und die Nanny hatte dauernd zu tun, ihr ständig bewundertes Baby gestenreich zu beschützen. So mancher Tourist von Toronto bis Tokyo wird in seiner Heimat tolle Fotos präsentieren, die ihn babyflankiert vor den Sehenswürdigkeiten Prags zeigen.
Die Gassen der Innenstadt waren von der Musik der umherziehenden Guggengruppen erfüllt, auf zwei Bühnen am Altstädter Ring und am Wenzelsplatz wurden laufend Konzerte gegeben. Höhepunkt war der am Samstag nach 14 Uhr startende Umzug selbst. Gesäumt von applaudierendem und fotografierendem Publikum zog ein langer Zug von bunt kostümierten Gruppen, ca. 40 an der Zahl, die meisten davon Guggenkapellen, vom Platz vor der Prager Burg die Gassen hinunter zur Karlsbrücke und weiter zum Altstädter Ring.
Prag, mit seiner märchenhaften Bausubstanz, seinem historischen Flair, seiner Gastronomie und seinen Möglichkeiten ist wie geschaffen dafür und hat sich dem Event in früheren Jahren auch schon gewachsen gezeigt. Nicht jedoch in diesem Jahr. Von einem Reisebüro veranstaltet und von der offiziellen Stadt weitgehend ignoriert, geriet es zu einem Fest der Desorganisation. Chaotische Rahmenveranstaltungen und ein nahezu ins Leere laufender Umzug bringen keinen Lorbeer. Die "Rosamunde" als Auftakt des abschließenden "Monsterkonzertes" auf dem Altstädter Ring intonierten dann gerade mal zwei Kapellen. Fasching und fast 30 Guggenmusiken (aus Tschechien, Deutschland, Italien, Österreich und der Schweiz) in der Stadt, was könnte es besseres für den Fremdenverkehr geben?
Trotzdem ein schönes Erlebnis für alle, die dabei waren.
30.04.2010
Mp3-Dateien vom Mitschnitt der Veranstaltung am Abend des 23. Jänner 2010 auf der Prager Schützeninsel gibt es hier. Die Stücke ab der Nr. 112 wurden als 2. Zugabe zu Ehren der Prager Fremdenführerin dieser Guggenmusikgruppe gemeinsam mit ihr gespielt:
Albis Chroser, Langnau (CH), 104
Albis Chroser, Langnau (CH), 105
Albis Chroser, Langnau (CH), 106
Albis Chroser, Langnau (CH), 112
Albis Chroser, Langnau (CH), 113
Albis Chroser, Langnau (CH), 114
Albis Chroser, Langnau (CH), 116
Im Folgenden auch einige Fotos: