Der letzte Greißlerstandort Ober St. Veits
Er war in der Schweizertalstraße 14
06.07.2019
Chronologie und Beschreibung
1836
Die Liegenschaft wird von der Weinhauerfamilie Nusterer um 880 Gulden erworben.
1880
Auf der Liegenschaft sind 1 Pferd und 10 Kühe eingestellt.
1894
Ein Stallraum wird in ein Schankzimmer umgebaut.
1899
Das Gastwirtsehepaar Mathias und Amalie Grombass kauft die Wirtschaft um 15.000 Gulden und eröffnet eine Weinstube.
1908
Nach dem Tod von Mathias Grombass wird der Betrieb von Amalie weitergeführt.
1925
Der Betrieb steht vor der Zwangsversteigerung und wird von dem Gastwirt Leopold Sturm im Wesentlichen durch Schuldübernahme gekauft.
1925
Leopold Sturm stirbt noch im selben Jahr. Die Witwe Anna Sturm führt den nach wie vor überschuldeten Betrieb fort.
1928
Anton Franz und Maria Dreyer sind die ersten einer Reihe von Besitzern, die das Haus nicht selbst nützen. Im Rahmen eines erst nachträglich bewilligten Umbaues werden die Gasthauslokalitäten des linken Seitentraktes in ein Geschäftslokal und die Wirtschaftsräume des rechten Seitentraktes in Wohnräume umgewandelt. Die Gastwirtschaft war somit bereits geschlossen.
1931
Das Ehepaar Hermann und Gitel „Gusti“ Schwarz übernimmt im September das damals schon bestehende Delikatessengeschäft. Vorher wohnten sie in sehr bescheidenen Verhältnissen an der Ecke Reichsapfelgasse/Sechshauserstraße. Der Schritt in die Selbstständigkeit soll ihren Lebensstandard erhöhen und den beiden Söhnen Ignaz „Erich“ und Alfred den Besuch einer Mittelschule ermöglichen, was auch geschieht. Als sich der wirtschaftliche Erfolg abzeichnet, bekommen die beiden Buben Fahrräder, um damit Bestellungen zustellen zu können.
1934
verlegt die Familie Schwarz ihr Geschäft in die Auhofstraße 114, angeblich weil die „Höhenlage“ in der Schweizertalstraße Fredis Asthma verstärkt. 1938 flüchtet die jüdische Familie nach England. Erich Schwarz nimmt den Namen Eric Sanders an und veröffentlicht im Jahr 2008 seine Biografie. Sie wird im Goethe-Gymnasium in der Astgasse, wo er das Realgymasium besuchte, vorgestellt. Das Geschäft in der Schweizertalstraße wird wieder vermietet.
1936
In Lehmanns Wohnungsanzeiger wird E. Falnbigl als Lebensmittelhändler angeführt.
Im selben Jahr entschließt sich Paul Babel (geb. 19. 2. 1899 in Hotzenplotz, Schlesien) dieses Geschäft zu übernehmen. Er besitzt bereits einen Paprikagroßhandel im 18. Bezirk.
Anfangs führt er ein umfassendes, über Delikatessen hinausreichendes Angebot inkl. Gebrauchsartikel. Schon vor dem Krieg bietet er die Hauszustellung an, nach dem Krieg zusätzlich auch die kostenlose Morgenzustellung von Milch, Gebäck etc., auf Wunsch sogar Zeitungen aus der Trafik Wesselak. Beliefert wird unter anderem auch die Frau Neulinger vom Café Tiergarten. Speziell an schönen Sonntagen mit vielen Gästen wird mit Lebensmitteln aus dem Geschäft ausgeholfen.
1959
kaufen Paul und Elisabeth Babel die Liegenschaft (auf die in der Zwischenzeit erfolgte Abtrennung des hinteren Grundteiles wird hier nicht eingegangen). In den folgenden Jahren trägt man den steigenden Ansprüchen der Kunden Rechnung und spezialisiert sich zunehmend auf Feinkostspezialitäten. Pepi Kramer-Glöckner, Anton Dermota, Rudolf Prack und Lolita zählen zu ihren Kunden.
1975
geht Paul Babel in Pension und verpachtet das Geschäft. Ganz loslassen kann er allerdings nicht und hilft in der ersten Zeit der Verpachtung gerne aus.
1983
wird das Geschäft an die Familie Kitzmantl verpachtet.
1999
Mit Ende April wird das Feinkostgeschäft geschlossen und dient als Lagerraum.