Führung und Konzert in der Versorgungsheimkirche
Eine Veranstaltung von Univ.-Doz. Dr. Herwig Swoboda auf Initiative der Heimatrunde St. Hubertus
03.03.2017
Diese Veranstaltung am 3. März 2017 war dank der anwesenden Experten und Künstler sowie des regen Publikumsinteresses eine der herausragenden in der jüngeren Vergangenheit. Den Begrüßungsworten von Ing. Christian Gold, Obmann der Heimatrunde Hubertus, und von Pater Edmund Dorner, Rektor der Kirche zum Hl. Karl Borromäus, folgten kunsthistorische Fachbeiträge des HNO-Primars und Kunstkenners Dr. Herwig Swoboda, des Heraldikers Dr. Michael Göbl und der Expertin für Glasmalerei Alicia Spengler. Nach einer Unterbrechung durch eine medizinische Fachfortbildung wurde von Johannes Schwendinger (Bass-Stimme), Johannes Wilhelm (Orgel) und Markus Mayr (Trompete) ein bemerkenswertes Konzert mit Werken von Händel, Bach, Dvořak und anderen gegeben.
Die Karlskirche des Wiener Versorgungsheims – Glanzlicht des Wiener Historismus unter Jakob Dont
Die Versorgungsheimkirche (1904) wurde von der Wiener Bevölkerung, ihren Gewerben und ihrem Stadtarchitekten Johann Nepomuk Scheiringer (1855–1934) inmitten eines einzigartigen Architekturraumes geschaffen, der auch das Waisenhaus und Taubstummenanstalt (1913) einschließt. Spiritus rector dieses Höhepunkts des Wiener Historismus war der Leiter der MA XI b Dr. Jakob Dont (1864–1946), Sohn des gleichnamigen, bis heute einflussreichen Violinpädagogen, der allen in- und mehr noch ausländischen, zumindest den russischen und amerikanischen Violinstudentinnen und Violinstudenten geläufig ist. Der kaum bekannte Magistratssekretär Dr. Jakob Dont stand als Spirtus rector hinter
- dem Versorgungsheim, das ursprünglich eine alte Vorgängeranstalt im Areal Spitalgasse 23 ersetzen sollte, wo stattdessen die Neubauten des AKH (1911; 1993) Platz fanden (nach der ersten modernen Psychiatrie beim Brünnlbad, Lazarettgasse 14)
- dem Kaiserjubiläumsspital (KH Hietzing) und, als Pensionist,
- dem bemerkenswerten Umbau der Pfarrkirche St. Erhard (Clemens Holzmeister, Rudolf Eisenmenger)
Dr. Jakob Dont widmete der Heraldik viel Raum in seinem Buch zur Eröffnung des Versorgungsheimes 1904, und eine Monografie 1910. Das Buch aus 1904 kann HIER online betrachtet werden. Zu einem Exzerpt aus dem Buch hinsichtlich der Versorgungsheimkirche kommen Sie HIER. Das Buch aus 1910 ist online noch nicht verfügbar.
Während die Wiener Bezirks- und Gewerbeheraldik in der Versorgungsheimkirche ihre Geburtsstunde erlebte, erfuhr die Glasmalerei des 19. Jahrhunderts, die in der Franzensburg in Laxenburg ihren Ausgang genommen hatte, einen Höhepunkt und ist mit dem Namen Geyling eng verbunden.
Plastik, Malerei und Mosaik der Versorgungsheimkirche bilden eine späte Blüte der Ringstraßenepoche. Franz Fischers Fresken lehnen sich an die Pfarrkirche Altlerchenfeld und an Giottos Scrovegni-Kapelle in Padua an. Die pneumatische Orgel ist wie die der Donaufelder Kirche ein Klangdokument des romantischen Orgelbaus. Versorgungsheim, Zentralfriedhof und Jubiläumskrankenhaus erwecken mit ihren Versammlungsorten, den Kirchen, einen überwältigenden Eindruck kultureller Einheitlichkeit, der durch Zitate von Raggis Borromäus-Statue in Borrominis San Carlino in Rom und den Lukas-Madonnen von Rogier van der Weyden 1440, Hugo van der Goes ca. 1475 und Guercino 1653 unterstrichen wird.