Ein Strauß-Konzert beim Dommayer

Als Johann Strauß Junior berühmt wurde
01.01.2017

Heuer gibt es wieder viele Jubiläen zu feiern, eines davon ist die Uraufführung des Donauwalzers am 15. Februar 1867 – also vor 150 Jahren – im Saal des Wiener Dianabades. Dieses Jubiläum wird unter anderem durch eine Silbermünze und eine Ausstellung in der Wienbibliothek gewürdigt. Wir werden daher in den nächsten Monaten viel aus der Entstehungsgeschichte des Walzers erfahren, und diese kann hier übersprungen werden.

Sehr wohl soll aber der Hietzing-Bezug in der Karriere der Musikerfamilie in Erinnerung gerufen werden: Es war das Dommayer'sche Casino, in dem Vater und Sohn Strauß gerne aufspielten, wo die Karriere des Juniors begann und wo zahlreiche seiner Musikstücke erstmals aufgeführt wurden.

Am 24. Juni 1833 wurde im Zuge des Umbaus des Dommayer'schen Casinos auch der neue Tanzsaal der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Bei der festlichen Eröffnung fanden sich zu den Klängen des von Johann Strauß Vater geleiteten Orchesters die Spitzen der Wiener Gesellschaft ein. Der „Sammler“ berichtete am 27. Juli 1833: „Das neue Casino des Herrn Dommayer in Hietzing erfreut sich eines zahlreichen Zuspruches. Geschmack und Grandiosität erblickt man hier in schönem Verein. Strauß, der diesem Etablissement wieder gewonnen ist, entzückt an den Sonntagen und an Reunionstagen seine zahlreichen Freunde und Gönner.“ Hier fanden die berühmten Millefleursbälle, Täuberlbälle, Rosenfeste und eben auch die Walzeruraufführungen von Josef Lanner, Johann Strauß Vater und Sohn statt.

Es ist auch interessant, was der Nordamerikaner N. P. Wilis in seinen „Pencillings by the way“ über das Casino sagte: „Ein öffentlicher Ball, dem ich in Hietzing beiwohnte, fand in einem im Hintergrunde eines Kaffeehausgartens erbauten Saale statt, und ich muss gestehen, dass ich auf den Glanz, der mir da entgegentrat, nicht im mindesten gefasst war. Der Saal war sehr groß, von schönem Ebenmaße, auf allen vier Seiten mit Säulen geschmückt, und glich dem Inneren eines Tempels (...). Die Damen waren in geschmackvoll ächt parisischen Toiletten, die Herren aber kamen in Gehröcken und Stiefeln, und behielten beim Tanze den Hut auf!“ [Schmidl: Wien's Umgebungen]. Während der Glanzzeit des Dommayerschen Casinos vermochte lediglich die Gastwirtschaft „Zum weißen Engel“ am Beginn der Maxingstraße mit entsprechenden Veranstaltungen einigermaßen konkurrenzfähig zu bleiben.

Ein ganz großer Tag für Hietzing und für die Familie Strauß war dann der 15. Oktober 1844, als Johann Strauß Junior auf dem Podium des Dommayer'schen Casinos, das sonst sein Vater innehatte, mit den „Gunstwerbern“ sein Debut feierte. Er gewann die Gunst des Publikums, aber auch die Verzeihung seines Vaters, der von dem renitenten „Schani“ einen „ehrlichen“ Broterwerb gefordert hatte, da ihm jede „Spur von Talent“ fehlte.

Diesen ersten Auftritt von Johann Strauß Junior im Dommayer'schen Casino und den Moment, als Johann Strauß Senior das Talent seines Sohnes erkennen musste, beschreibt auch Robert Hohlbaum in seiner Novelle „Der Kronprinz“, veröffentlicht 1923 im Novellenband „Himmlisches Orchester“:

„Das war ein Walzer, wie er ihn nur manchmal im Halbtraum gehört hatte, viel zu schön, als dass man‘s wirklich machen könnte. Der das komponiert hatte, der konnte ja viel mehr als er! Er stieg auf den Sessel, auf den Tisch, der Beifall schwoll, immer wieder von ihm befeuert. Zum zehnten Male wohl verneigte sich der Dirigent, zu dumm dass man das Gesicht nicht sah in der elenden Beleuchtung! Da plötzlich stieg der Mond auf über dem Dach des Pavillons, rund und groß, noch verdecken ihn ein paar Äste, endlich ist er wieder frei, scheint dem jungen Kapellmeister mitten ins Gesicht – der alte Strauß steht auf dem Tisch, die beifallschlagenden Hände erstarren, der rufende Mund verstummt, mit weitaufgerissenen Augen schaut er in das monderhellte Gesicht . . . es ist der Schani, sein Sohn!“

Mehr zum Dommayer'schen Casino erfahren Sie HIER.

hojos
1. Jänner 2017