Festakt im Amtshaus Hietzing
Der langjährige Bezirksvorsteher Dipl.-Ing. Heinz Gerstbach stellte sein Amt zur Verfügung und Mag. Silke Kobald trat an seine Stelle. Neuer Bezirksvorsteherin-Stv. wurde KR Christian Gerzabek.
08.07.2013
Es war eine erstaunliche Kontinuität, die Dipl.-Ing. Heinz Gerstbach dem Bezirk mit seiner 23-jährigen Amtszeit bescherte. Und doch scheint sich am politischen Klima etwas geändert zu haben. Als Indiz mag die Vertretung der Gemeinde Wien bei Ereignissen wie diesem gelten. Die Angelobung Heinz Gerstbachs am 7. Februar 1990 fand unter Beisein von Bürgermeister Helmut Zilk statt, für seine Verabschiedung und die Angelobung von Mag. Silke Kobald als neue Bezirksvorsteherin am 8. Juli 2013 ließ sich der Bürgermeister durch Stadtrat Mag. Manfred Juraczka vertreten. Gleich geblieben ist aber das hohe Publikumsinteresse. An Stelle der Nennung der im großen Festsaal des Amtshauses Hietzing anwesenden Persönlichkeiten erlaube ich mir auf die Fotos weiter unten zu verweisen.
(Noch-)BV Gerstbach begann seine Begrüßung mit der Erinnerung an die Festgäste vor 23 Jahren, unter ihnen seine Eltern und viele politische Weggefährten, die bereits verstorben sind. Es ist eine bemerkenswert lange Reihe. Protokollarisch notwendiger Abschluss seiner einleitenden Rede war die Niederlegung seiner Funktion als Bezirksvorsteher.
Im Rahmen des weiteren geschäftsmäßigen Teiles der Sitzung wurden Silke Kobald als Bezirksvorsteherin und Christian Gerzabek als ihr Stellvertreter gewählt und angelobt. 33 der 40 Hietzinger Bezirksräte waren anwesend, Silke Kobald wurde mit 21 gegen 12 Stimmen gewählt, Christian Gerzabek mit 22 gegen 11 Stimmen. Die Angelobung nahm Stadtrat Juraczka vor, die Klubobleute der politischen Fraktionen gratulierten. Das freiwerdende Bezirksratsmandat, auf das BV a.D. Heinz Gerstbach verzichtete, übernahm Dorothea Drlik, die damit in die Bezirkspolitik zurückkehrt. Zentrale Punkte des verbleibenden offiziellen Teiles waren die Festrede Stadtrat Juraczkas und die Antrittsrede der neuen Bezirksvorsteherin.
Stadtrat Juraczka würdigte in seiner Festrede die enormen Leistungen Heinz Gerstbachs und zollte höchste Anerkennung für die Standfestigkeit, mit der Heinz Gerstbach immer das Beste für den Bezirk herauszuholen trachtete und sprach dafür Dank und Anerkennung aus. Diese über die Parteigrenzen reichende Anerkennung und der Respekt – dies sei hier vorweggenommen – wurden auch in den späteren Festreden des inoffiziellen Teiles der Festsitzung deutlich gemacht. Im Bestreben, die Würdigungen nicht allzu überschwänglich werden zu lassen, ließen die Redner anderer Fraktionen auch kritische Töne einfließen. Im zweiten Teil seiner Rede begrüßte Stadtrat Juraczka die neue Bezirksvorsteherin Silke Kobald.
Auch Silke Kobald dankte in ihrer Antrittsrede dem scheidenden Heinz Gerstbach in herzlichen Worten für seine Leistungen. Schon alleine die Funktionsdauer von 23 Jahren ist ein Qualitätsbeweis, den kein Hietzinger Bezirksvorsteher vor ihm erreichte. Nach seiner Omnipräsenz bei allen Anlässen ist er für viele Hietzingerinnen und Hietzinger nur mehr schwer wegzudenken. Silke Kobald ließ in ihrer Rede die Freude über die neue Aufgabe, aber auch den großen Respekt vor der Herausforderung und die gebotene Demut vor dieser Funktion erkennen. Ihr stabiles Werte-Gerüst und den familiären Rückhalt nennt sie als wichtige Hilfe für ihre neue Aufgabe. Sehr programmatisch verdeutlichte sie in der Folge ihre bezirkspolitischen Positionen und Ziele:
- Hietzing heißt Lebensqualität und diese Lebensqualität ist mit viel Engagement und einem stets offenen Ohr zu schützen.
- Hohen Einsatz fordern die Bezirksfundamente Wirtschaft und Bildung und die wesentlichen Säulen der Lebensqualität, Umwelt, Familie und Kultur.
- Ganz essentiell ist das Thema Bürgerbeteiligung, und dazu gehört auch die Ermöglichung professioneller Beteiligungsprozesse. Zum Beispiel ist in einem weiteren Bürgerbeteiligungsprozess die Bevölkerung in die Entscheidung über die Nutzung des freiwerdenden Geriatriezentrums am Wienerwald einzubeziehen.
- Bezirksübergreifende Projekte sollen gemeinsam mit den Nachbarbezirken angegangen werden, zum Beispiel die Neugestaltung der Kennedybrücke.
- Der Westen Wiens soll nicht zum Stiefkind der Stadtplanung werden. Zum Beispiel ist die Verlängerung der U4, die Errichtung neuer Park-and-Ride-Anlagen und der Ausbau der Verbindungsbahn inkl. Verdichtung der Intervalle unbedingt notwendig.
- Besonderes Augenmerk und besondere Wachsamkeit ist auf das Bauen in Hietzing zu lenken. Hietzing ist nicht zuletzt wegen seiner großen Grün- und Erholungsflächen der Lebens- und Wohnbezirk schlechthin. Daher ist bei Begehrlichkeiten von Flächenwidmungen äußerste Vorsicht angesagt.
- Die 5000 Unterschriften gegen die Verbauung des Hörndlwaldes dürfen nicht ungehört bleiben
- Das Areal der vor kurzem geschlossenen Krankenpflegeschule in der Jagdschlossgasse soll weiter zu Bildungszwecken verwendet werden. Unter anderem brauchen die Musikschule in Hietzing und die Schule in der Steinlechnergasse mehr Platz.
- Hohe Verantwortung haben wir für unsere Kinder und Jugendlichen als unsere Zukunft, und trotz des angespannten Bezirksbudgets müssen u. a. die Schulbauten in Schuss gehalten werden und mehr Freizeitmöglichkeiten u. a. als Ersatz für das geschlossene Sportzentrum bei Schönbrunn geschaffen werden.
- Die Nahversorgung soll auch zum Wohle der älteren Menschen lebendig bleiben.
- Sachlich, ehrlich und fair, so soll die konstruktive Zusammenarbeit mit den Hietzingerinnen und Hietzingern, den Bezirksräten, Experten und Entscheidungsträgern sein.
- Vertrauen aufbauen, dem Menschen dienen und zum Wohle der Bevölkerung handeln ist Silke Kobalds Grundverständnis von Politik.
Der neue BV-Stv. Christian Gerzabek stellte – neben der Würdigung Heinz Gerstbachs – die Unterstützung für Silke Kobald, die Konsolidierung der Finanzen, vernünftige Verkehrslösungen auch im Hinblick auf das virulente Thema Parkraumbewirtschaftung und die Erhaltung der Wirtschaftsstandorte in Hietzing in das Zentrum seiner Rede. BV-Stv. Reinhard Feistritzer und die Klubobleute der verschiedenen Fraktionen hielten die weiteren Ansprachen.
Um 19:49 Uhr endete der geschäftsmäßige Teil der Sitzung und es folgte mit Gemeinderat Günther Kasal, Dr. Gerhard Schmid, Gemeinderat Mag. Bernhard Dworak, Bundeskanzler a.D. Dr. Wolfgang Schüssel und Reinhard Feistritzer ein Reigen von Festrednern, den Heinz Gerstbach mit einer bewegten Abschiedsrede beendete.
So, wie der Abend mit den Klängen der Ersten Privaten Musikschule Hietzing eingeleitet wurde, so klang er auch musikalisch aus. Vor der Eröffnung des köstlichen Büffets gab die Gardemusik Wien ein Ständchen, ganz zum mitklatschen. Die letzte Überraschung für Heinz Gerstbach an diesem Abend war die kunstvolle, von der Bäckerei Schwarz gemachte Torte.