Conrad Bühlmayer
1811–1892. Vergolder, Erzeuger von Bilderrahmen, Stillleben- und Genremaler, Kunstföderer und Gemäldesammler
Über Jugend und Ausbildung Conrad Bühlmayers (des Älteren, 1811–1892) ist kaum etwas bekannt. Auf wohlhabende Eltern lässt die Eintragung in den Schülerlisten der Wiener Akademie schließen (Eintritt am 1. November 1821, Austritt am 10. November 1822). Am 27. Oktober 1834 heiratete er Rosina (Cosima?) Hochsteger. Von den 13 Kindern, die sie von 1835 bis 1857 zu Welt brachte, überleben nur 5 das Kindes- bzw. Jugendalter. Der am 18. August 1835 erstgeborene Sohn Conrad wurde ein bekannter Landschafts- und Tiermaler. Er hinterließ trotz seines frühen Todes (er starb 48-jährig am 30. November 1883, also 9 Jahre vor seinem Vater) ein qualitativ und quantitativ vielbeachtetes Werk.
Die Familie lebte in der Josefstadt (Buchfeldgasse 4?) und erfreute sich eines Wohlstandes, der sich in den Porträts von Conrad und Rosina (Cosima?) widerspiegelt. Die Porträts stammen vom befreundeten Porträtmaler Josef Neugebauer (1810–1895). Die Durchsicht des Familienalbums, das sich im Familienbesitz der Nachfahren in Pfarrkirchen in Deutschland befindet, belegt auch die Dienste einer hauseigenen Näherin, einer Hebamme und einer Kinderfrau.
Von Beruf war Conrad Bühlmayer Vergolder und Erzeuger von Bilderrahmen mit einem Geschäft im Durchgang des Hauses Michaelerplatz 6. Seine im Jahr 1833 gegründete Firma erlangte bald einen hervorragenden Ruf. Anfänglich war er nur für den kaiserlichen Hof zuständig. Für seine Verdienste und Qualität wurde er 1844 zum k.k. Hofvergolder ernannt. Später öffnete sich das Lokal für weitere Kunden. Neben Adeligen und gehobenen Bürgern zählten dann auch Künstler wie Ferdinand Georg Waldmüller zum Kundenkreis.
Der Bedarf an Vergoldungen und Rahmen stieg in der Gründerzeit beträchtlich. Das Personal auf dem Betriebsgelände in Wien-Neubau (Mondscheingasse 4?) wuchs auf bis zu 80 Schnitzer und 120 Vergolder. Seine renommierte Goldrahmen-Fabrikation wird als eine der ersten in Wien bezeichnet, welche diesem Industriezweig eine künstlerische Richtung und höhere Leistungsfähigkeit gaben.Verarbeitet wurden aber auch Einrichtungsgegenstände, Möbel, Wandverkleidungen und Stuckaturen. Teile dieser Werke können zum Beispiel im Hofmobiliendepot besichtigt werden. In der Bräunerstraße 10 wurde ein Spiegelgeschäft eingerichtet.
An weiteren Ehrungen, die mit diesem Handwerk im Zusammenhang standen, erhielt Bühlmayer vom Kaiser das goldene Verdienstkreuz und für seine Beteiligung an der Weltausstellung 1873 das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens. 1884 verlieh ihm der Wiener Gemeinderat die große goldene Salvator-Medaille für sein 60-jähriges Meister- und Bürger-Jubiläum.
Conrad Bühlmayer betätigte sich von vor 1849 bis nach 1875 auch als Stilleben- und Genremaler. Der zweite Bereich, in dem er hohe Aufmerksamkeit genoss, war aber sein Wirken als Kunstförderer und Gemäldesammler seiner Zeit. Schon 1842 stand er mit Wiener Malern in Verbindung von denen er, sicherlich auch begünstigt durch seine Berufsausübung als Rahmenbauer und Vergolder, nach und nach Werke für seine private Kunstsammlung erwarb. Mit Friedrich Gauermann verband ihn eine innige Freundschaft und er wurde nach dessen Tod am 7. Juli 1862 Vormund seiner minderjährigen Töchter (siehe Rupert Feuchtmüller: Friedrich Gauermann 1807–1862, Rosenheim 1987, S.76.). Als diese Privatsammlung am 4. März 1884 versteigert wurde, enthielt sie laut Versteigerungskatalog der Kunsthandlung H. O. Miethke 28 Werke von Friedrich Gauermann, 12 Bilder von Josef Neugebauer, aber auch Werke von Hans Gude, Ludwig Halauska, Ferdinand G. Waldmüller, Charles-Francois Daubigny, Rudolf Koller und vielen anderen. Emerich Ranzoni bezeichnete die Sammlung im Vorwort des Versteigerungskataloges als „ganz besonders reich in hervorragenden Gemälden der Wiener Schule ist, so dass man, indem man sich dem Genüsse sie zu betrachten hingibt, eine viel günstigere Anschauung von dieser Schule gewinnt.“ Auch mit Adalbert Stifter soll Conrad Bühlmayer befreundet gewesen sein.
Nach Conrad Bühlmayers Tod gelangte sein Unternehmen 1901 in das Eigentum von Heliodor Machts. Er war ebenfalls ein bekannter Fachmann der viele Jahre die k.k. Hof-Vergolderfirma Rudolf Bauer in Wien leitete. Die kommende Zeit der wirtschaftlichen und politischen Umbrüche bescherte auch diesem Unternehmen schwere Zeiten, in der Michaeler-Passage besteht es aber bis heute.
Seine letzte Ruhestätte fand Conrad Bühlmayer im heute ehrenhalber gewidmeten Familiengrab am Ober St. Veiter Friedhof.