Die Professoren schweigen und schlafen
20.12.2011
Der Klimawandel gefährdet die Existenz der Menschheit, das wird immer häufiger und unwiderlegt gesagt. Andere Faktoren (abnehmende Biodiversität, zunehmende Verbauung, Zerstörung der Wälder und Meere, Verschmutzung der Erde in vielerlei Hinsicht, Peak-Oil etc.) sind ebenso fatal, stehen derzeit aber weniger im Rampenlicht.
Alle Statistiken zeigen, dass der für den Klimawandel hauptverantwortliche Kohlenstoffdioxid-Ausstoß nach wie vor eng an die Entwicklung der Nationalprodukte gebunden ist. Auch das folgende Diagramm für Gesamtösterreich bestätigt das:
Der Anteil an "Grünen Produkten und Dienstleistungen" mag steigen, die Gesamtemissionen beeinflusst das aber nur geringfügig. Ob und wann wirksame Investitionsanreize zur Lösung dieses Dilemmas kommen oder gar ein technischer Durchbruch wie die Bindung von Kohlenstoffdioxid gelingt, steht in den Sternen. Atomkraft erwies sich als Irrweg, emissionsfreie erneuerbare Energien entwickeln sich zu langsam. Aus all dem folgt logisch: Um den Klimawandel zu verlangsamen, muss man den CO2-Ausstoß rasch reduzieren. Um den CO2-Ausstoß rasch zu reduzieren, muss man Produktion und Konsumation einschränken. Alles andere ist Augenauswischerei. Ein erster großer Schritt wäre die konsequente Unterbindung jeglicher Verschwendung. Zu dem dafür erforderlichen radikalen Prinzipienwechsel ist aber niemand bereit, obwohl es im Konflikt Wohlstand versus Überleben eine eindeutige Priorität geben sollte.
Vor allem aber sind die Proponenten der so genannten Wirtschaftswissenschaften nicht bereit, die unaussprechlichen Dinge auszusprechen und sich Gedanken zu machen, wie die fatalen Auswirkungen des Sparens auf unsere wachstumsorientierte Marktwirtschaft gemildert werden könnten. Die Professoren schweigen und schlafen. In den wenigen wachen Momenten tragen sie tiefe Sorgenfalten wegen einer um 0,1% zurückgenommenen Wachstumsprognose oder verwechseln Euro mit Staatenbonität.
Die übergeordnete Politik widmet sich in ihrem Unvermögen permanentem (Wahl)Kampf statt irgendwelchen Programmen oder gar Visionen. Wie könnte man sie loswerden? In der offenen Gesellschaft, dem liberalen und eng mit der Demokratie verbundenen Gesellschaftsmodell Karl Poppers, soll Machtmissbrauch durch die Möglichkeit verhindert werden, Regierungen gewaltfrei abzuwählen. Das ist schwierig, denn einerseits liebt das Wahlvolk Populisten und Demagogen, und andererseits gibt es zumindest in unserem Land keine wählbaren Alternativen.
Die Bauern haben kein Brot – so mögen sie Kuchen essen!
Die Erde ist marod' – so möge sie der Fortschritt retten!
Irgendwo lauert er schon, der maskierte Stein.
Zitate der Eliten
Joseph Stiglitz (Profil 30.4.2012):
... Dabei ist der Gedanke, die USA könnten ihre Schulden nicht zahlen, absurd! Wir zahlen unsere Schulden doch in Dollar – und kontrollieren die Gelddruckmaschinen. ... Zuerst muss Wachstum kommen und dann Defizitabbau. ... Verschuldung an sich bringt Budgets nicht aus dem Gleichgewicht, die Ursache ist das fehlende Wachstum. Das heißt: Das Wichtigste ist, das Wachstum zu erzeugen. ... (Anm.: Die Begriffe Inflation oder Umweltkosten kommen in dem Interview nicht vor.)