Der Maibaum

21 Jahre lang gab es einen Maibaum in Ober St. Veit - jetzt steht er in Speising.
01.05.2009

„Der Maibaum ist seines Zeichens Liebes- und Fruchtbarkeitssinnbild. Daher wird er dem geliebten Mädchen gesetzt. Er ist aber auch Lebensbaum und Segensspender, sodass man ihn auch auf Dorfplätzen vor Wirtshäusern oder für Bürgermeister und Pfarrer aufrichtet. Am Reinsten hat er seine Urbedeutung im Oberinntal bewahrt, wo er dem zuletzt vermählten Paar aus der Gemeinde vor die Fenster gestellt wird und solange stehen bleibt, bis den jungen Eheleuten das erste Kind geboren wird. Sobald dieses freudige Ereignis eintritt, schneiden die Burschen den Maibaum nächtlicher Weise in aller Stille um.“ So beginnt Universitätsprofessor Dr. Viktor Geramb in seinem 1948 erschienen Handbuch zur Kenntnis und Pflege guter heimischer Volksbräuche die Beschreibung des Maibaumes.

Im 13. Wiener Gemeindebezirk wiedereingeführt wurde der Maibaum am 1. Mai 1988 durch den ASK Ober St. Veit. Erinnerungen aus der niederösterreichischen Jugendzeit des damaligen Obmannes Karl Renner und die Suche nach Einnahmen für die leere Vereinskasse waren der Anlass.
Viele Formalitäten mussten erfüllt und lange nach einem geeigneten Baum gesucht werden, ehe er tatsächlich mit viel Horuck und lautstarker Unterstützung von rd. 1000 Zusehern aufgerichtet werden konnte. „Experten“ vom Lande vermittelten die Technik, immerhin war die Fichte 20 Meter hoch. Die Einführung des Brauches war gelungen, wirtschaftlich war es aber ein Defizit.

In späteren Jahren begannen auch die Tiroler Alm in Hacking, die Bezirksvorstehung Am Platz in Hietzing und jüngst auch der Schönbrunner Tiergarten mit der Aufstellung eines Maibaums.

In Ober St. Veit gab es große Probleme mit Vandalen, die den Baum „irregulär“, das heißt nicht brauchtumskonform umschnitten oder gar zerstörten. Trotzdem blieb die Lindwurmwiese bis 1999 der Aufstellungsort. Feldmessen, musikalische Unterstützung z.B. durch den 1 Fünfhauser Jägerzug, Fassbier, die Anwesenheit der Bezirksvorstehung und zahlreicher Besuch sorgten für stimmungsvolle Feste.

Im Jahr 2000 entschloss sich der Verein dann doch, den Baum im Kern von Ober St. Veit aufzustellen. Der Erfolg gab ihm Recht: Die Vandalen blieben aus und das Fest in der teilweise gesperrten Glasauergasse und Sylvinggasse wurde zum fixen Bestandteil in der Reihe Ober St. Veiter Familienfeste.

Leider nur bis ins Jahr 2008, denn wegen fehlender Möglichkeiten im Ort entschloss sich Vorstand des ASK Ober St. Veit zu einem neuerlichen Platzwechsel, und zwar auf die Sportanlage des ASVÖ in der Linienamtsgasse (sportliche Heimat des ASK).

So geschah es auch und der ASVÖ-Platz erlebte ein schönes Maifest. Die Recken des ASK richteten die geschmückte Fichte – trotz des heftigen Windes – souverän auf. Das gemischte Publikum aus Speising und Ober St. Veit spendete den gebührenden Beifall und unterhielt sich prächtig, die wärmende Sonne milderte den Wind. Auch die lokale Prominenz war zahlreich erschienen, für den Bezirksvorsteher DI Gerstbach war es quasi ein Heimspiel. Würstel und Bier waren das (die Sportkassa hoffentlich füllende) kulinarische Rückgrat, alles andere gab's in der Kantine des Sportplatzes.

Alle, so schien es, waren zufrieden und genossen das Fest. Ab und zu, freilich, war auch ein Kopfschütteln zu sehen - warum wohl?

Hier einige Bilder von der Veranstaltung:

hojos
1.Mai 2009