Die Weihnachtskrippen

05.12.2024

Die Sitte, Krippen aufzustellen, wurde von der katholischen Kirche stets gefördert. In den Kirchen wurden Krippen aufgestellt, oft alte barocke Stücke. In den Wohnungen gab es wohl ebenfalls des Öfteren Krippen, doch muss offen bleiben, ob sich nicht nordböhmisch-schlesische Einflüsse geltend machten. Die Tradition hat sich allerdings erhalten; seit einiger Zeit erfreuen sich Weihnachtskrippen und Krippen-schauen wieder größerer Beliebtheit, vielleicht allerdings nicht allein aus religiösen Gründen. Damit wird an eine Altwiener Tradition angeknüpft, denn die Krippe war jahrhundertelang das eigentliche Symbol der Weihnachtszeit und ist wesentlich älter als der Christbaum; auch der Christkindlmarkt war ursprünglich fast ausschließlich ein Krippenmarkt. Die Wurzeln der Krippendarstellung reichen bis ins Mittelalter zurück, wenn auch die eigentliche Krippe erst m 16. Jahrhundert aus Italien nach Österreich, und zwar zuerst nach Tirol, kam. Die ältesten Weihnachtskrippen standen in Jesuiten- und Franziskanerkirchen. Da die Barockzeit mit ihrer ungeheuren Prunkentfaltung auch den Krippenbau immer aufwendiger gestaltete, hielt es der spätere Kaiser Joseph II. 1762 für angebracht, diesem Trend entgegenzuwirken und das Aufstellen von Krippen in Kirchen überhaupt zu verbieten; ein andauernder Erfolg blieb ihm allerdings mit diesem Verdikt versagt. So wissen wir, dass beispielsweise 1787 eine Krippe in der ehemaligen Jesuitenkirche Am Hof zu sehen war. In den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts fand die Krippe auch Eingang in den Weihnachtsmarkt und spielte auf diesem in der josephinischen Ära bald eine dominierende Rolle. Der „Krippenmarkt“ erfreute sich bei der Wiener Bevölkerung besonderer Beliebtheit. Seinen Standort hatte er nicht weit von der heutigen Krippen-schau, die traditionell in der Unterkirche von St. Peter gezeigt wir, er wurde nämlich auf dem Graben abgehalten. Im Vormärz begann sich der Charakter des Weihnachtsmarktes zu wandeln. Die Krippe wurde seit dem Ende der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts durch den Christbaum nach und nach zurückgedrängt, bis sie schließlich nur noch eine untergeordnete Rolle spielte. Erstmals im Jahre 1827 wird der „Krippenmarkt“ durch den „Christmarkt“ abgelöst und in den dreißiger Jahren überwucherten die Christbäume die Buden des Weihnachtsmarktes bereits wie ein in die Stadt verpflanzter Wald. Parallel mit der Ablösung der Krippe durch den Christbaum veränderte sich auch die Gewohnheit des Schenkens: hatte bis dahin der hl. Nikolaus die Geschenke gebracht und sollte Weihnachten (zumindest nach den Vorstellungen der Geistlichkeit) ein religiös-besinnliches Fest sein, so ist es seither das „Christkind“, das die Gaben unter den festlich geschmückten Weihnachtsbaum legt.

Quellen:
Czeike, Felix: Wiener Advent- und Weihnachtsbräuche. In: Wiener Geschichtsblätter 45 (1990), S. 228

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im Dezember 2024