Das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“

Gemeindeberggasse 71. Dort wurde der letzte „Ober St. Veiter“ getrunken. 2004 geschlossen.
19.11.2024

Chronologie und Beschreibung

1875
Franz und Katharina Doppler kaufen den Weingarten EZ 784 (heute Gemeindeberggasse 71).

1881
Carl Schenk kauft die Liegenschaft von der Witwe Katharina Doppler.

1894
Julius und Marie Bruckmayer kaufen die Liegenschaft.

1898
wird der Bau des Hauses Konskriptionsnummer 397 angemerkt. Vorher war die Reallast der Demolierungsverpflichtung zugunsten der Gemeinde Wien eingetragen worden.

1900
wird die Parzelle 917 in 917/1 Weingarten, 917/2 Bauarea und 917/3 Weingarten geteilt.

1908
Nach dem Brand der Einsiedelei 1908 und dem Ende der dortigen Gastwirtschaft soll ein Herr Puecker versucht haben, die Tradition der Einsiedelei an der heutigen Gemeindeberggasse fortzusetzen. Er nannte sein zunächst nur aus Holzbaracken bestehendes Lokal „Winzerhaus“ und auch „Zur schönen Aussicht“.

Johann Pueckers Winzerhaus in der Gemeindeberggasse vor 1909. Vor der Zeit des gemauerten Winzerhauses luden diese Holzbaracken und ein großzügiger Gastgarten zum Verweilen ein. © Archiv 1133.at
<p><b>Johann Pueckers Winzerhaus in der Gemeindeberggasse vor 1909</b></p><p>Vor der Zeit des gemauerten Winzerhauses luden diese Holzbaracken und ein großzügiger Gastgarten zum Verweilen ein.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

1923
Marie Bruckmayer, Friseurwitwe in Wien 6., Esterhazygasse 28, Friederike Bruckmayer, Private ebenda, Marie Seiberl, Vertretersgattin in Wien 7., Bernardgasse 2 (Erben nach Julius Bruckmayer) verkaufen an Johann Leitner, Postunterbeamter i. P. in Wien 13., Preindlgasse 34. Die Liegenschaft wird nur als „Parzelle 917 Weingarten“ bezeichnet, ohne Hinweis auf ein Gebäude. Das folgende Foto aus 1919 beweist jedoch die Existenz eines kleinen Gebäudes an der Gemeindeberggasse oberhalb des Winzerhauses, das später zum Gasthaus und an das eine Aussichtsterrasse angebaut wurde. Der Kaufpreis von 30 Mio. Kronen wird von Herrn Leitner bar bezahlt. Die Gemeinde Wien macht keinen Gebrauch von ihrem Recht des Eintritts in den Kaufvertrag.

Johann Pueckers Winzerhaus in der heutigen Gemeindeberggasse 61. Nach dem Faniteum war es das zweite größere Gebäude um den Wlassakgraben. Nach dem Brand in der Einsiedelei 1908 und deren Ende soll Herr Puecker versucht haben, deren Tradition hier fortzusetzen. In diesem Sinne nannte er sein Lokal „Zur schönen Aussicht“. Es wird auch von einem elektrischen Klavier berichtet, das Alt und Jung zum Tanz anlockte. Doch bald wurde der Betrieb durch das bergauf entstandene Gasthaus abgelöst, dass sich ebenfalls „Zur schönen Aussicht“ nannte. Das Winzerhaus war dann schon um 1930 zum Heim der „Nazarener“ geworden. Foto aus dem Jahr 1911 © Archiv 1133.at
<p><b>Johann Pueckers Winzerhaus in der heutigen Gemeindeberggasse 61</b></p><p>Nach dem Faniteum war es das zweite größere Gebäude um den Wlassakgraben. Nach dem Brand in der Einsiedelei 1908 und deren Ende soll Herr Puecker versucht haben, deren Tradition hier fortzusetzen. In diesem Sinne nannte er sein Lokal „Zur schönen Aussicht“. Es wird auch von einem elektrischen Klavier berichtet, das Alt und Jung zum Tanz anlockte. Doch bald wurde der Betrieb durch das bergauf entstandene Gasthaus abgelöst, dass sich ebenfalls „Zur schönen Aussicht“ nannte. Das Winzerhaus war dann schon um 1930 zum Heim der „Nazarener“ geworden. Foto aus dem Jahr 1911</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

1924

Nur 21 Monate später, im Oktober 1924, verkauft Johann Leitner. Er wird bereits als Gastwirt in der Gemeindeberggasse 397 bezeichnet. Somit ist davon auszugehen, dass er der Gründer des Gasthauses „Zur schönen Aussicht“ ist. Er verkauft das Haus Nr. 397 mit den Parzellen 917/1 Weingarten, 917/2 Bauarea und 917/3 Weingarten um 140 Mio. Kronen an Josef Ruprecht, Gastwirt in Wien 5., Schönbrunner Straße 76. Dem Kaufpreis stehen ungefähr gleich große Belastungen der Liegenschaft gegenüber. Wieder verzichtet die Gemeinde Wien auf das Recht zum Eintritt in den Vertrag. Die Gastwirtschaft des Josef Ruprecht scheint erfolgreich gewesen zu sein und ist bereits auf vielen Fotos dokumentiert.

Hans Leitners Gastwirtschaft „Zur schönen Aussicht“ im Jahr 1924. An das kleine Haus mit weiß getünchtem Erdgeschoß war ein auf Stelzen stehender Gastraum mit darauf befindlicher Aussichtsterrasse angebaut worden. Im Hintergrund das um 1930 zum Heim der „Nazarener“ gewordene Winzerhaus. © Archiv 1133.at
<p><b>Hans Leitners Gastwirtschaft „Zur schönen Aussicht“ im Jahr 1924</b></p><p>An das kleine Haus mit weiß getünchtem Erdgeschoß war ein auf Stelzen stehender Gastraum mit darauf befindlicher Aussichtsterrasse angebaut worden. Im Hintergrund das um 1930 zum Heim der „Nazarener“ gewordene Winzerhaus.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ von Süden. Es zeigt noch die im Jahr 1924 hergestellte Ansicht. Ersichtlich sind zwei schmale Weingärten, die sich den Hang hinauf bis zur Häuserzeile an der Gemeindeberggasse ziehen. Der linke Weingarten führt zur „Schönen Aussicht“, der rechte ganz schmale zum Haus der Familie Tropp. Sie waren Bauern und hatten Pferde, Kühe, Schweine und Ziegen. Das Gebäude des Gasthauses besteht nur aus dem alten ebenerdigen Haus, dem unteren Stock des späteren markanten Gebäudes mit ausgebautem Dach und dem Terrassenbau auf Stelzen. © Archiv 1133.at
<p><b>Das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“ von Süden</b></p><p>Es zeigt noch die im Jahr 1924 hergestellte Ansicht. Ersichtlich sind zwei schmale Weingärten, die sich den Hang hinauf bis zur Häuserzeile an der Gemeindeberggasse ziehen. Der linke Weingarten führt zur „Schönen Aussicht“, der rechte ganz schmale zum Haus der Familie Tropp. Sie waren Bauern und hatten Pferde, Kühe, Schweine und Ziegen. Das Gebäude des Gasthauses besteht nur aus dem alten ebenerdigen Haus, dem unteren Stock des späteren markanten Gebäudes mit ausgebautem Dach und dem Terrassenbau auf Stelzen.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Blick in den Gastgarten zwischen dem alten Gebäude und der Gemeindeberggasse. Es zeigt auch den Zugang zur Aussichtsterrasse zwischen dem alten Haus und dem Anwesen der Familie Tropp (links). © Bezirksmuseum Hietzing
<p><b>Blick in den Gastgarten zwischen dem alten Gebäude und der Gemeindeberggasse</b></p><p>Es zeigt auch den Zugang zur Aussichtsterrasse zwischen dem alten Haus und dem Anwesen der Familie Tropp (links).</p><p><i>&copy; Bezirksmuseum Hietzing</i></p>
Die ausgebaute Gastwirtschaft des Josef Ruprecht. © Bezirksmuseum Hietzing
<p><b>Die ausgebaute Gastwirtschaft des Josef Ruprecht</b></p><p><i>&copy; Bezirksmuseum Hietzing</i></p>
Blick aus der Veranda im Jahr 1927. Es war bereits der erfolgreiche und baulich beträchtlich erweiterte Betrieb des Herrn Josef Ruprecht. Auch diese auf Stelzen erbaute nach Süden offene Terrasse war verändert worden: Das große Fenster an der Westseite war durch mehrere verglaste Fenster ersetzt worden, die offensichtlich nicht mehr zugängliche Dachterrasse war durch eine Überdachung ersetzt worden. © Archiv 1133.at
<p><b>Blick aus der Veranda im Jahr 1927</b></p><p>Es war bereits der erfolgreiche und baulich beträchtlich erweiterte Betrieb des Herrn Josef Ruprecht. Auch diese auf Stelzen erbaute nach Süden offene Terrasse war verändert worden: Das große Fenster an der Westseite war durch mehrere verglaste Fenster ersetzt worden, die offensichtlich nicht mehr zugängliche Dachterrasse war durch eine Überdachung ersetzt worden.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Das Gmoagrüberl. Das Stüberl im unteren Geschoß des Gebäudes, gleich anschließend an die untere Veranda. Auf dieser Ansichtskarte aus der Zeit Josef Ruprechts wurde es noch „Gmoa’grüberl“ genannt. © Archiv 1133.at
<p><b>Das Gmoagrüberl</b></p><p>Das Stüberl im unteren Geschoß des Gebäudes, gleich anschließend an die untere Veranda. Auf dieser Ansichtskarte aus der Zeit Josef Ruprechts wurde es noch „Gmoa’grüberl“ genannt.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

1928
Josef Ruprecht stirbt am 16. September.

1929
erbt die Ehefrau Rosa (Rosina) Ruprecht, geborene Petermaier. Im gleichen Jahr heiratet sie Herrn Josef Leitl (geb. 17. 3. 1890). Er war aus Altheim in Oberösterreich zugezogen, zuletzt Haus- und Hofmeister bei der Schweizer Gesandtschaft und Junggeselle.

1930
wird Alfred Leitl am 10. April in einem Spital im 10. Bezirk geboren. Er wächst im Haus Gemeindeberggasse 71 auf.

Josef Ruprechts an der Gemeindeberggasse gelegener Gastgarten im Jahr 1932. Er bestand bis zuletzt. Die Personen von links: Rosa (Rosina) Leitl (verwitwete Ruprecht), Alfred Leitl, Ella Petermayer (Schwägerin der Rosa Leitl), Josef Leitl, N. N., Mutter von Josef Ruprecht, N. N., Hans Petermayer (Bruder von Rosa, aber nicht Gatte der Ella). © Archiv 1133.at
<p><b>Josef Ruprechts an der Gemeindeberggasse gelegener Gastgarten im Jahr 1932</b></p><p>Er bestand bis zuletzt. Die Personen von links: Rosa (Rosina) Leitl (verwitwete Ruprecht), Alfred Leitl, Ella Petermayer (Schwägerin der Rosa Leitl), Josef Leitl, N. N., Mutter von Josef Ruprecht, N. N., Hans Petermayer (Bruder von Rosa, aber nicht Gatte der Ella).</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

1935

stirbt Rosina Leitl. Josef Leitl erbt alles.

1940
Am 5. Februar heiratet Josef Leitl seine 1912 geborene Kellnerin Margarete Wurzinger.

Hochzeitsfoto aus dem Jahr 1940. Die Personen von links: Friedhofsarbeiter Brunner (hat im Haus der Trude Rad, geb. Doll, gewohnt), Herr Jantschik, seine Gemahlin, Alfred Leitl, ein Bekannter von Josef Leitl, das Brautpaar Margarete und Josef Leitl, Frau Resch (ein Gast), Herr Brunner aus Ober St. Veit (auch ein Gast). Das Foto wurde im Gastgarten aufgenommen, auf der Rückseite steht geschrieben: „Es war so schön, dass wir selbst den Krieg für heute vergessen konnten! Josef und Greti Leitl 5.2.1940.“ © Familienarchiv
<p><b>Hochzeitsfoto aus dem Jahr 1940</b></p><p>Die Personen von links: Friedhofsarbeiter Brunner (hat im Haus der Trude Rad, geb. Doll, gewohnt), Herr Jantschik, seine Gemahlin, Alfred Leitl, ein Bekannter von Josef Leitl, das Brautpaar Margarete und Josef Leitl, Frau Resch (ein Gast), Herr Brunner aus Ober St. Veit (auch ein Gast). Das Foto wurde im Gastgarten aufgenommen, auf der Rückseite steht geschrieben: „Es war so schön, dass wir selbst den Krieg für heute vergessen konnten! Josef und Greti Leitl 5.2.1940.“</p><p><i>&copy; Familienarchiv</i></p>

1941

Am 2. Juni kommt Fritz Leitl zur Welt. Sein Halbbruder Alfred arbeitet vom 14. bis zum 17. Lebensjahr bei der Gemeinde als Bauzeichner und Vermessungstechniker. Die Fachausbildung ähnelt einer HTL. Durch Herrn Wimmer vom Ottakringer Bräu kommt er mit 17 nach Mödling zur HTL, besteht die Aufnahmeprüfung und darf wegen seiner Vorkenntnisse mit der zweiten Klasse beginnen, er hat damit noch vier Jahre. Während des HTL-Studiums arbeitet er jeden Sonn- und Feiertag im Gasthaus, meist in der Schank.

1954
schenkt Josef Leitl seiner Frau Margarete Leitl die Hälfte der Gemeindeberggasse 71. Die Demolierungsverpflichtung zugunsten der Gemeinde Wien wird gelöscht.

Bis in die späten 1950er-Jahre gibt es einen Weingarten, der den Hang unterhalb des Hauses einnimmt. Er ist der letzte Rest der einst ausgedehnten Ober St. Veiter Weingärten und somit wird bei Josef Leitl der letzte echte „Ober St. Veiter“ ausgeschenkt. Gepflegt wird dieser Weingarten übriges von August (Gustl) Puraner bis in seine späten 90er-Jahre. Damit ist er als der letzte Weinhauer Ober St. Veits zu bezeichnen. Natürlich reicht der Eigenbau nicht für das ganze Jahr, und es wird Wein aus Feuersbrunn und Wolkersdorf zugekauft.

Die sogenannte „Leitlwiese“, als sie noch unverbaut und Refugium der Skifahrer war. Skiwiese und „Leitl“ waren eine optimale Kombination für Eltern mit Kindern: Die Eltern unterhielten sich im Gasthaus, während die Kinder unweit und gut beaufsichtigt über die Wiese tollten. Noch früher, bis zur Friedhofserweiterung Ende der 1940er-Jahre, gab es oberhalb der Wiese das „Kanonenröhrl“, das war ein vom Kamm des Gemeindebergs herabführender Hohlweg, durch den man es „herabtuschen“ lassen konnte. Bevor man die Gemeindeberggasse zur Leitlwiese kreuzte, wurde „Achtung“ gebrüllt. Die wenigen Fußgänger hörten das, die seltenen Autos kamen nur bis zum Friedhof oder dem „Leitl“. Übrigens war die Aussichtsterrasse im Winter durch einen mit Fenster versehenen Holzverschlag geschlossen. © Bezirksmuseum Hietzing
<p><b>Die sogenannte „Leitlwiese“, als sie noch unverbaut und Refugium der Skifahrer war</b></p><p>Skiwiese und „Leitl“ waren eine optimale Kombination für Eltern mit Kindern: Die Eltern unterhielten sich im Gasthaus, während die Kinder unweit und gut beaufsichtigt über die Wiese tollten. Noch früher, bis zur Friedhofserweiterung Ende der 1940er-Jahre, gab es oberhalb der Wiese das „Kanonenröhrl“, das war ein vom Kamm des Gemeindebergs herabführender Hohlweg, durch den man es „herabtuschen“ lassen konnte. Bevor man die Gemeindeberggasse zur Leitlwiese kreuzte, wurde „Achtung“ gebrüllt. Die wenigen Fußgänger hörten das, die seltenen Autos kamen nur bis zum Friedhof oder dem „Leitl“. Übrigens war die Aussichtsterrasse im Winter durch einen mit Fenster versehenen Holzverschlag geschlossen.</p><p><i>&copy; Bezirksmuseum Hietzing</i></p>

1961

heiratet Alfred Leitl Elisabeth und zieht von der Gemeindeberggasse fort. Beide arbeiten aber noch zwei Jahre sonn- und feiertags im Gasthaus, sie in der Küche und er hinter der Schank (bis 1963). Der Wirt Josef Leitl sitzt immer beim Stammtisch, raucht seine Virginia, und wenn Stammgäste kommen, steht er auf und grüßt charmant. Die sehr gute Küche wird von seiner Frau Margarete betreut. Berühmt ist die Malakofftorte. Die Gäste sind vorwiegend Einheimische oder Ausflügler, die aus dem Lainzer Tiergarten kommen. Ein wesentliches Standbein sind natürlich die Friedhofsbesucher und die „Leichenschmäuse“. Jedes Jahr gibt es einen Hausball. Erst im Laufe der Zeit wird Montag und Dienstag als Ruhetag eingeführt. Einer der prominenten Gäste ist der deutsche Sänger Scholz, der öfters mit seiner Gefährtin Lotte heraufkommt, wenn sie im Hotel Jagdschloss wohnen. Auch Fußballer (Zeman, Dienst) kommen immer wieder, oder der Vater von Joschi Weidinger, er war Kriminalbeamter. Schon damals besucht auch Bürgermeister Gratz Leitls Gasthaus „Zur schönen Aussicht“.

1964
Im Oktober stirbt Josef Leitl, Fritz Leitl wird zu seinem Universalerben. Damals ist bereits Margarete die Wirtin und wird es für mehrere Jahrzehnte bleiben. Der Sohn Fritz besucht verschiedene Schulen, zuletzt die Gastgewerbeschule und erlernt die Kellnerei. Er kellnert im Bristol, dann im Ausland, in Spanien und England. Schließlich bekommt er von seiner Mutter eine Taxikonzession.

1976
Margarete Leitl, die das Lokal bis jetzt geführt hat, verpachtet es an Frau Wild. Diese nimmt an Personal nur eine Serviererin.

1977
Im Dezember wird die Pacht wieder beendet.

1978
Herbert und Monika Hebling pachten das Gasthaus und eröffnen am 1. Februar.
Herbert Hebling, geboren im Oktober 1944, kommt aus einer Gastronomiefamilie, seine Eltern führten das Restaurant Hebling bei der Volksoper. Monika Hebling kommt aus einem bayerischen Restaurant- und Fleischhauerbetrieb. Herbert lernte Koch und Kellner im Coq d’Or und verbrachte drei Jahre im Ausland (Schweiz, Schweden, Holland) und dann eine Saison in der Tenne in Kitzbühel. Anschließend arbeitete er 13 Jahre beim Restaurant Eckel in Sievering. Als Oberkellner konnte er einen hochrangigen Bekanntenkreis aufbauen. Die Pacht des Restaurants „Zur schönen Aussicht“ ist der Sprung in die Selbstständigkeit. Allerdings müssen die Pächter (genauer: Monika ist die Pächterin, Herbert bei ihr angestellt) viel investieren: Zunächst werden die Einrichtung und die undichten Schiebefenster auf der Veranda erneuert. Die Schank wird von der Brauerei zur Verfügung gestellt, die Küche ist in Ordnung. Den Betrieb beginnt das Ehepaar mit einer Küchenhilfe und dem Kellner Alois Jaunik.

1983 (ca.)
kann ein Pachtvertrag auf zehn Jahre abgeschlossen werden. Dies gestattet weitere Investitionen; vor allem werden Klosetts und Personalgarderoben im Keller eingerichtet und die Gartenmöbel erneuert. Der Betrieb floriert, in Spitzenzeiten werden bis zu 13 Mitarbeiter beschäftigt. Die „Leichenschmäuse“ sind mit rd. 20 Stück pro Jahr allerdings nur ein geringer Geschäftsanteil. Die Kontakte Herbert Heblings und die ORF-Nähe bringt viel Prominenz in das Lokal. Hier ein alphabetisch geordneter Auszug der im Gästebuch „verewigten“ Namen:

Anton Benja, Walther Birkmayer, Elfi Bischof, Karl Blecha, Klaus Maria Brandauer, Erhard Busek, Thomas Chorherr, Georg Danzer, Walter Davy, Hans Dujmic, Hubert Feichtelbauer, Heinz Fischer, Heinz Gerstbach, Jazz Gitti, Leopold Gratz, André Heller, Attila Hörbiger, Wolfgang Hübsch, Götz Kauffmann, Franz Klammer, Josef Klaus, Towje Kleiner, Horst Knapp, Kardinal König, Nicole Kunz, Peter Lodynski, Helmut Lohner, Chris Lohner, Ernst Wolfram Marboe, Beppo Mauhart, Darsteller der Sendung Mundl, Marianne Nentwich, Otto Novotny, Elisabeth Orth, Stephan Paryla, Karl Paryla, Elisabeth Polsterer, Karl Reidinger, Walter Reyer, Josef Riegler, Otto Schulmeister, Wolfgang Schüssel, Fred Sinowatz, Felix Steinwandtner, Ursula Stenzel, Josef Taus, Franz Vranitzky, Ulla Weikersdorfer, Paula Wessely, Klaus Wildbolz, Gustav Zeillinger.

Viele „Erstbesucher“ werden zu Stammgästen. Beim Hebling finden auch Weihnachtsfeiern einzelner ORF-Abteilungen und Abschlussfeiern nach Serien-Drehs wie „Tohuwabohu“, „2x7“ oder „Ein echter Wiener geht nicht unter“ statt. Bürgermeister Gratz kommt regelmäßig mit seiner Tochter nach Spaziergängen durch den Lainzer Tiergarten. Für ca. zehn Jahre wirkt Herbert Hebling auch als Hietzinger Bezirksrat.

Marianne Nentwich schätzte die familiäre Atmosphäre in ihrem Lieblingsbeisel. So schrieb es die Kronen-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 3. Oktober 1984 und meinte damit das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“. Die Josefstadt-Schauspielerin zog es mit Familie und Hund häufig dort hin, „einfach weil hier Atmosphäre, Küche und Bedienung stimmen“ und weil „der Ober fast alle Besucher kennt und sich die speziellen Wünsche seiner Stammgäste merkt“. Mit dem Ober war der links abgebildete Alois Jaunik gemeint. „Man kennt natürlich auch den Wirt und hat wirklich das Gefühl, hier Gast zu sein“, schwärmte Marianne Nentwich weiter. © Archiv 1133.at
<p><b>Marianne Nentwich schätzte die familiäre Atmosphäre in ihrem Lieblingsbeisel</b></p><p>So schrieb es die Kronen-Zeitung in ihrer Ausgabe vom 3. Oktober 1984 und meinte damit das Gasthaus „Zur schönen Aussicht“. Die Josefstadt-Schauspielerin zog es mit Familie und Hund häufig dort hin, „einfach weil hier Atmosphäre, Küche und Bedienung stimmen“ und weil „der Ober fast alle Besucher kennt und sich die speziellen Wünsche seiner Stammgäste merkt“. Mit dem Ober war der links abgebildete Alois Jaunik gemeint. „Man kennt natürlich auch den Wirt und hat wirklich das Gefühl, hier Gast zu sein“, schwärmte Marianne Nentwich weiter.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

2001
müssen Herbert und Monika Hebling diese Arbeit aus Gesundheitsgründen aufgeben. Am 30. Juni wird der Betrieb daher geschlossen.

Am 1. August eröffnet der neue Pächter Gerald Hornig. Er übernimmt auch Teile des Personals. Der Kellner Alois Jaunik bleibt bis Februar 2003.

Der Eingang zu Heblings Restaurant „Zur schönen Aussicht“. Fotografiert im Juni 2001 © Archiv 1133.at
<p><b>Der Eingang zu Heblings Restaurant „Zur schönen Aussicht“</b></p><p>Fotografiert im Juni 2001</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Der Gastgarten im Juni 2001. Der von viel Grün umgebene Gastgarten ist sicher auch zu Heblings Zeiten oft fotografiert worden, doch gefunden wurden nur wenige dieser Aufnahmen. Hier eine der letzten. © Archiv 1133.at
<p><b>Der Gastgarten im Juni 2001</b></p><p>Der von viel Grün umgebene Gastgarten ist sicher auch zu Heblings Zeiten oft fotografiert worden, doch gefunden wurden nur wenige dieser Aufnahmen. Hier eine der letzten.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Die Veranda des Gasthauses „Zur schönen Aussicht“. Mit gedeckten Tischen, fotografiert im Juni 2001 © Archiv 1133.at
<p><b>Die Veranda des Gasthauses „Zur schönen Aussicht“</b></p><p>Mit gedeckten Tischen, fotografiert im Juni 2001</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

2004

wird der Betrieb endgültig geschlossen.

2006
stirbt Margarete Leitl mit 94 Jahren.

Ein trauriger Anblick. Der Lokaleingang des Restaurants „Zur schönen Aussicht“ im Jahre 2006. Da war es schon rund zwei Jahre geschlossen. © Archiv 1133.at
<p><b>Ein trauriger Anblick</b></p><p>Der Lokaleingang des Restaurants „Zur schönen Aussicht“ im Jahre 2006. Da war es schon rund zwei Jahre geschlossen.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>
Noch einmal ein Blick weit zurück: Möglicherweise die letzte Werbung mit „Ober St. Veiter Eigenbau“, schließlich war Josef Leitls Gasthaus das letzte mit angrenzendem Weingarten. © Archiv 1133.at
<p>Noch einmal ein Blick weit zurück: Möglicherweise die letzte Werbung mit „Ober St. Veiter Eigenbau“, schließlich war Josef Leitls Gasthaus das letzte mit angrenzendem Weingarten.</p><p><i>&copy; Archiv 1133.at</i></p>

Quellen:
Holzapfel, Josef: Historisches Ober St. Veit. Handwerks-, Gewerbe- und Vereinsgeschichte. Wien, Interessensgemeinschaft Kaufleute Ober St. Veit, 2009

Übertragen von hojos
im November 2024