Kinoprojekte im 13. Bezirk
In den 1930er-Jahren
15.01.2022
Eine Kino-Konzession war damals nur sehr schwer zu erhalten. Nicht nur die technische Ausstattung musste den strengen Vorschriften des Wiener Kinogesetzes entsprechen, auch der Bedarf für eine neue Veranstaltungsstätte musste glaubhaft nachgewiesen werden, damit die bestehenden Lichtpieltheater nicht mit einer allzu großen Konkurrenz zu rechnen hatten. So war es nicht verwunderlich, dass der „Bund der Wiener Lichtspieltheater“ fast gegen jedes neu eingereichte größere Kinoprojekt Einspruch erhob. Der Markt war stark umkämpft.
So war die Kino Konzession des Technischen Museums (ausgestellt am 1.7.1927) beschränkt „auf Vorführungen belehrenden Inhaltes unter Ausschluss jeder Art von Unterhaltungsfilmen“.
Eine Mitteilung der Polizeidirektion an das Technische Museum vom 6.1.1926 besagte, dass „fachwissenschaftliche Vorträge und die Verwendung von Glasstehbildern oder Laufbildern im großen Saale des technischen Museums unter der Voraussetzung einer Lizenz nicht bedürfen, dass sich diese Vorträge streng im Rahmen der dem technischen Museum als wissenschaftlichem Institut obliegenden Aufgaben halten und von der Musealabteilung in der normalen Besuchszeit
des Museums ohne Einhebung einer besonderen Eintrittsgebühr veranstaltet werden.“
Damit waren Filmvorführungen, wie sie ein Jahr zuvor noch von der Freien Schule – Kinderfreunde gemeinsam mit der Sozialdemokratischen Arbeiterjugend des 14. Bezirkes jeden Samstag im Festsaal des Technischen Museums abgehalten wurden, praktisch verunmöglicht.
Die sozialistischen Organisationen sahen das Kino vor allem unter dem politischen Gesichtspunkt. In einem Flugblatt vom März 1925 wandten sich die genannten Organisationen vor allem gegen „die Schundkino“ und warben für ihre moralisch einwandfreien Vorführungen im Technischen Museum. Dort wurden „Das tapfere Schneiderlein“ und „Der kleine Muck“ für Kinder gezeigt und z.B. „Danton“ oder „Im Paradiese der Südsee“ für Erwachsene. Im kleinen Rahmen von ca. 20 Personen freilich, während „die Schundkino“ in weit größerem Rahmen ihr Publikum entzückten.
Für politische Vereinigungen war es leichter als für manche Kommerzielle zu einer, wenn auch eingeschränkten, Kinolizenz zu kommen. Die Bezirks-Unterrichtsorganisation, eine „Vereinigung sämtlicher Arbeitervereine resp. Ortsgruppen, Filialen, Zahlstellen, Lesezimmer, welche sich mit Bildungs- und Aufklärungszwecken befassen“, suchte in mehreren Fällen um Genehmigung an und konnte in der Penzinger Straße 72 „Wahlfilmvorführungen“ (Anm: Bis 1938 war auch der Heutige 14. Bezirk Teil des 13. Bezirkes) oder im Genossenschaftshaus in der Waldvogelgasse (Versorgungsheimstraße 6) ihre Filme zeigen.
Für Schulen oder städtische Horte war es ebenfalls leichter, zu einer beschränkten Genehmigung der Aufführung von (Kinder)filmen zu gelangen. So bekam der Städt. Jugendhort, Meiselstraße 67/69 am 19.9.1929 per Bescheid die Konzession „mittelst Schmalfilmaparaten vor Kindern des städtischen Hortes und ihren Aufsichtspersonen fallweise öffentliche Vorführungen von Laufbildern (Filmen)“ zu veranstalten. Dem Kindergarten in der Penzinger Straße 33 wurde die Vorführung von Stehbildern mit einem Skioptikonapparat erlaubt (4.12.1928). Auch gegen die Filmvorführungen vor höchstens 40 Zöglingen im Zeichensaal des Taubstummeninstitutes in der Speisinger Straße 105 bestand kein Einwand.
Kommerziell ausgerichtete Kinoprojekte im 13. Bezirk sind dagegen meistens an der Lobby der bereits bestehenden Veranstaltungsstätten gescheitert.
Im Projektstadium steckengeblieben ist das Ansuchen der Frau Hermine Locci-Spann, für die ehemaligen Reitschule Montleartstraße 1 eine Kinematographenlizenz zu erhalten. Die Gemeinde Wien sah „für den 13. Bezirk nicht den geringsten Lokalbedarf nach einer Vermehrung der ohnehin schon zahlreichen Kinolizenzen“.
Nur Projekt geblieben ist auch der Versuch, in der sog. Kronprinzenvertiefung (Schüsselwiese) des Schönbrunner Schloßparks, Konzerte und Kinovorführungen zu veranstalten (1923). Das Ansuchen wurde abgelehnt, weil zu dieser Zeit im 13. Bezirk bereits 9 Lichtspieltheater etabliert waren.
Des weiteren gab es den Versuch von Josef und Maria Svejda, für den neuen Saal in der Restauration Schanzstraße 31 eine Kinolizenz zu erlangen. Obwohl bereits 1918 angesucht wurde, im Saal für 540 Personen auch Filme zeigen zu dürfen, wurden die vorgelegten Pläne immer wieder zurückgestellt.
Der Bund der österr. Lichtspieltheater argumentierte, ein weiteres Kino würde den „bestehenden Kinotheatern den Todesstoß versetzen, zumal der 13. Bezirk ohnedies bereits 9 Kinotheater besitzt.“
Von solchen Größenordnungen kann der Bezirk heute nur träumen.
Die größten Wiener Kinos in den 1930er-Jahren
KINO / Bezirk / Sitzplätze
Busch-Kino / 2. Bezirk / 1923
Schönbrunner Schloß-Kino / 12. Bezirk / 1060
Kino Lustspieltheater / 2. Bezirk / 1100
Ottakringer Arbeiterheim-Kino / 16. Bezirk / 1100
Eos-Lichtspiele / 3. Bezirk / 1096
Central-Kino / 2. Bezirk / 1024
Löwen-Kino / 3. Bezirk / 992
Erdberger Lichtspiele / 3. Bezirk / 900
Theater-Kino / 17. Bezirk / 900
Kino Weltspiegel / 16. Bezirk / 886
Palast-Kino / 8. Bezirk / 800
Vereinhaus-Kino / 21. Bezirk / 800
Lux-Palast-Kino / 16. Bezirk / 787
Flotten-Kino / 6. Bezirk / 785
Park-Kino / 13. Bezirk / 782
Kinotheater „Weltbild“ / 21. Bezirk / 760
Raimund-Lichtspiele / 14. Bezirk / 725
Olympia-Kino / 11. Bezirk / 721
Kollosseum / 9. Bezirk / 708
Kino Handl / 15. Bezirk / 670
Atlantis-Kino / 5. Bezirk / 660
Flieger-Kino / 9. Bezirk / 652
Lichtspiele Floridsdorf / 21. Bezirk / 650
Astoria / 17. Bezirk / 649
Schweden-Kino / 2. Bezirk / 642
Lichtspielbühne Universum / 15. Bezirk / 640
Stafa-Kino / 7. Bezirk / 638
Heimat-Kino / 9. Bezirk / 638
Luna-Kino / 17. Bezirk / 634
Haydn-Kino / 6. Bezirk / 620
Lichtspieltheater Hernais / 17. Bezirk / 611
Schönbrunn-Kino / 13. Bezirk / 609
Wr. Urania / 1. Bezirk / 600
Wiedner Grand-Kino / 4. Bezirk / 600
VBH Stöbergasse / 5. Bezirk / 600