Kurt Schwertsik

Ein Zeitgenössischer Meister der Tonalität
19.05.2015

Wenn die Attribute schön, sympathisch, ironisch, humorvoll, interessant und unverwechselbar zugleich auf die Musik eines zeitgenössischen österreichischen Komponisten zutreffen, dann auf die von Kurt Schwertsik.

Kurt Schwertsik wurde am 25. Juni 1935 als Sohn von Stephan und Violetta Schwertsik in Wien geboren. Von 1949 bis 1957 studierte er an der Wiener Musikakademie Komposition bei Joseph Marx und Karl Schiske und Horn bei Gottfried von Freiberg. Daraufhin folgten weitere Studien bei Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel, Luigi Nono und John Cage in Darmstadt und Köln. Prägend war für ihn auch die Begegnung mit dem Zürcher Dadaismus. Die Musik des Franzosen Erik Satie beeindruckte ihn ebenso wie die Popmusik der Beatles.

Wie viele zeitgenössische Komponisten beschäftigte er sich mit der seriellen Kompositionstechnik, kehrte aber bald wieder zur tonalen Schreibweise zurück. Seit den 1970er-Jahren interessiert sich Kurt Schwertsik für versunkene Musikkulturen, so auch die der Kelten, wie sein Alphornkonzert „in keltischer Manier" op. 27 (1975) sowie „Twilight Music" op. 30 (1976) (Keltische Serenade für Oktett) beweisen. Von 1955 bis 1989 war er mit Unterbrechungen als Hornist bei den Niederösterreichischen Tonkünstlern und den Wiener Symphonikern tätig.

Mit dem Komponisten Friedrich Cerha gründete er 1958 das bis heute bestehende Ensemble „die reihe" für Neue Musik. Der Name bezieht sich auf die „Zweite Wiener Schule" und deren Nachfolger. Gemeinsam mit dem Komponisten und Pianisten Otto M. Zykan veranstaltete er am 7. Mai 1965 in Wien das 1. Salon-Konzert. Im Jahr 1968 gründete er mit Otto M. Zykan und Heinz Karl Gruber das Ensemble „MOB art & tone ART". Für diese Formation schrieb Schwertsik u.a. die „Symphonie im MOB-Stil" op. 19 (1971, rev. 1984).

Bereits 1966 war er ein gefragter Pädagoge und übernahm eine Gastprofessur für Komposition und Analyse an der University of California, Riverside, USA. Von 1979 bis 1988 leitete er die Kompositionsklasse am Konservatorium der Stadt Wien. Danach war er bis zu seiner Emeritierung 2003 ordentlicher Professor für Komposition an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst Wien. 1989 widmete ihm das österreichische Fernsehen ein Filmportrait mit dem Titel „Ein schwerer Fall von Optimismus. Kurt Schwertsik und die neue Musik". Beim Musikfestival „Wien modern" 1992 war mit ihm erstmals ein Komponist neuer tonaler Musik einer der vier Hauptprotagonisten.

Kurt Schwertsik erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise wie z.B. den Würdigungspreis der Republik Österreich (1974), den Preis der Stadt Wien für Musik (1980) und den Großen Österreichischen Staatspreis für Musik (1992). Er ist auch Präsident der 2006 gegründeten Joseph-Marx-Gesellschaft.

Schwertsiks Oeuvre umfasst bisher mehr als 100 Werke, darunter Bühnen- und Filmmusik, Orchesterwerke, Solokonzerte für Violine, Alphorn, Gitarre, Kontrabass, Pauken und Flöte, Kammermusik und Liederzyklen. Zu seinen bedeutendsten Kompositionen zählen u.a. die fantastische Oper „Das Märchen von Fanferlieschen Schönefüßchen" op. 42 (1981) (nach Clemens Brentano), der Orchesterzyklus „Irdische Klänge" op. 37 (1980), die „Sinfonia-Sinfonietta" op. 73 (1995/96), der Liederzyklus „Starckdeutsche Lieder und Tänze für Bariton und Orchester" op. 44 (1980-82) und „Adieu Satie" op. 86 (2002) für Streichquartett und Bandoneon.

Einige wichtige Orchesterwerke Schwertsiks sind auf zwei CDs des Radio Symphonieorchesters Wien erschienen. Sein Schaffen für Streichquartett ist auf einer Doppel-CD des Koehne Quartetts dokumentiert. Eine Auflistung weiterer Werke sowie einige interessante CD-Veröffentlichungen mit Musik von Kurt Schwertsik finden Sie auf www.bocksmusicshop.at.

Der Komponist ist seit 1970 mit der Schauspielerin und Sängerin Christa Schwertsik verheiratet, mit der er schon viele erfolgreiche Liederabende veranstaltet hat. Das Ehepaar wohnt seit 40 Jahren in Wien-Penzing.

Anlässlich seines 80. Geburtstages findet im Rahmen der Hietzinger Bezirksfestwochen am 25. Juni 2015 ein Festkonzert für und mit Kurt Schwertsik statt. Das RaSumOvsky Ensemble Wien, die Pianistin Ilse Schumann, der Klarinettist Siegfried Schenner und der Bandoneonist Milos Todorovski präsentieren kammermusikalische Meisterwerke von Kurt Schwertsik.

Weiters wird in diesem Festkonzert mit der Aufführung zweier Kompositionen Alban Bergs an dessen 130. Geburtstag gedacht.

Dieter Bock
im Mai 2015