Kieferorthopädie

Ein Fachartikel der Zahnärztin Dr. Wenning Li
09.09.2014

Im Rahmen meiner zahnärztlichen Tätigkeit und als gelernte Kieferorthopädin beschäftigt mich dieser Fachbereich ganz besonders. Folgende Fragen meiner Patienten habe ich am häufigsten zu beantworten:

Warum soll eine Gebissfehlstellung korrigiert werden?

Fast jeder zweite Mensch bringt von Natur aus eine Zahn- und Kieferfehlstellung mit. Der häufigste Grund für eine Zahnspange ist die Ästhetik. Harmonische, regelmäßige Zähne machen Ihr Lächeln selbstbewusst und gewinnend. Die Zahn- und Kieferfehlstellung führt allerdings auch häufig zur Entstehung von Karies, Zahnhalteapparatabbau, Zahnabnutzung und sogar zur ungünstigen Belastung des Kiefergelenks. Dabei kann es letztendlich zu Craniomandibulären Dysfunktionen (CMD) kommen. Bei bestehenden Symptomen wie Kopf-, Schulter-, Rücken- oder Hüftschmerzen, Schluckbeschwerden, Schwindelgefühl oder Ohrgeräuschen liegt oft die Schuld bei der Zahn-/Kieferfehlstellung.

Wie funktioniert die Kieferorthopädie (KFO)?

Unsere Knochen und somit auch die Kieferknochen befinden sich in einem ständigem Auf- und Abbauprozess. Diese Eigenschaft unseres Körpers wird von der Kieferorthopädie benutzt, um die fehlstehenden Zähne zu den richtigen Stellen zu bewegen. Dafür werden kleine dosierte Kräfte durch aktive Elemente wie Draht, Federn, Gummizug, Schrauben etc. gezielt angebracht und die Zähne werden im Knochen zu den vorbestimmten Positionen bewegt. Bei Kindern und Jugendlichen beeinflusst die KFO auch das Kieferwachstum. Die körpereigenen Kräfte wie Zungen, Lippen, Wangenmuskeln werden durch die kieferorthopädische Apparatur gezielt gesteuert, das ermöglicht eine bessere Entwicklung von Ober- und Unterkiefer.

Welche Behandlungsmethoden gibt es bei der KFO?

  • Herausnehmbare Zahnspangen:
    - bei Milchzahngebiss und Wechselgebiss kann durch Einsetzen der Geräte das Gesichts- und Schädelwachstum positiv beeinflusst werden.
    - Bei Erwachsenen dienen diese Geräte als Retention nach der festsitzenden kieferorthodontischen Behandlung.
  • Festsitzende Zahnspangen:
    Mit dieser bewährten Methode bewegt man die Zähne effizient, schonend und präzise, sie kommen bei der Jugend und auch im Erwachsenenalter zum Einsatz.
  • Unsichtbare Zahnspangen (z.B. Invisalign)
    Sie sind digital maßgefertigte Kunststoffschienen, die alle zwei Wochen gegen einen neuen, speziell gefertigten Satz getauscht werden. Sie sind herausnehmbar, komfortabel, hygienisch und nahezu unsichtbar.

Wann soll sich mein Kind einer KFO-Behandlung unterziehen?

Der Behandlungsbeginn hängt von der Situation Ihres Kindes ab. In bestimmten Fällen wie funktioneller Kreuzbiss, extrem offener/tiefer Biss beginnen wir bereits im Alter von 5–6 Jahren mit einer abnehmbaren Zahnspange; häufig ist im Alter von 11–14 Jahren der ideale Zeitpunkt für eine kombinierte abnehmbare/festsitzende Zahnspange, dadurch kann man den Kieferknochen auch mitbehandeln. Sind bereits alle bleibenden Zähne durchgebrochen, ist die festsitzende Zahnspange das Mittel der Wahl. Es ist empfehlenswert, mit Ihrem Kind ab dem 5. Lebensjahr zur KFO-Kontrolle zu kommen, damit der optimale Zeitpunkt einer eventuellen Behandlung festgestellt werden kann.

Wie lange dauert die Behandlung?

Je nach Fehlstellung und Behandlungsmethode dauert die Behandlung 2–4 Jahre; ein entscheidender Faktor für die Dauer der Behandlung ist die Mitarbeit des Patienten.

Dr. Wenning Li, Kieferorthopädin in Ober St. Veit
www.zahnarzthietzing.at

im September 2014