Rudolf Josel

Der Wiener Philharmoniker und Jazzmusiker wohnt seit fast 40 Jahren in der Meytensgasse in Ober St. Veit und feierte heuer seinen 75. Geburtstag.
22.08.2014

Rudolf Josel wurde am 24. Jänner 1939 in Graz geboren und verbrachte dort seine Jugend. Er studierte Klavier, Cello und Posaune am Grazer Konservatorium und wurde bereits mit 17 Jahren Posaunist des Grazer Philharmonischen Orchesters. Von 1964 bis 2000 war er erster Soloposaunist der Wiener Philharmoniker und des Wiener Staatsopernorchesters.

Von 1994 bis 2007 war er ordentlicher Professor für Posaune an der Universität für Musik in Wien. Rudolf Josel ist ein hervorragender Lehrer, der international anerkannte Studienwerke und Etüden für Posaune schrieb und sich stets für zeitgenössische und selten gespielte Kompositionen einsetzte. Er brachte zahlreiche eigens für ihn geschriebene Werke, u.a. von Alfred Schnittke, Rainer Bischof, Paul Fürst und Fritz Leitermeyer, zur Uraufführung.

Im Rahmen des Festivals „Orgelkunst" 1986 in Wien organisierte er die europäische Erstaufführung von „Orbits", einer Komposition für 80 Posaunen und Orgel von Henry Brant.

Seine solistische Tätigkeit und Mitwirkung in internationalen Kammermusikensembles umfasst Auftritte im In- und Ausland (Australien, Europa, Japan, USA...).

Rudolf Josel leitete vielbesuchte Meisterkurse in Japan und Israel und war als Dozent bei Posaunenseminaren und internationalen Jugendorchestern tätig (u. a. Internat. Posaunenseminar Canberra, Australien, Académie Internationale de Musique in Dijon, Frankreich, Yamaha Academy in Hamamatsu, Japan, Gustav Mahler Jugendorchester und Julliard School, New York).

Als Jazzmusiker spielte Rudolf Josel bereits in den 1950er-Jahren mit dem „Fridl Althaller Sextet" und den „Serenaders II" in Graz. Anfang 1960 gründete er ein Quartett, das aber schon bald zum „Josel Trio" wurde. Als Vorbilder dienten neben dem „Gerry Mulligan Quartet" und dem „J. J. Johnson-Kai Winding Quintet" auch das „Oscar Peterson Trio".

Im „Josel Trio" mit Anton Bärnthaler (Bass) und August Höfler (Schlagzeug) spielte Rudolf Josel manchmal auch Klavier und schrieb einige Arrangements selbst. Zum Repertoire zählten u.a. Titel wie „Milestones", „I’ll remember april", „Lover come back", „Bernie’s tune" und Josels Blues „Trois quarts pour Jacqueline". Rudolf Josel und sein Trio wirkten auch als wesentlicher Bestandteil der im Frühjahr 1961 gegründeten „New Austrian Big Band" mit.

Beim 1. Österreichischen Amateur-Jazz-Festival 1962 in Wien erreichte das Josel Trio zusammen mit der „Vienna Jazz Group" den ersten Platz. Die Teilnahme am 8. Deutschen Jazz-Festival im gleichen Jahr in Frankfurt wurde ebenfalls ein großer Erfolg für das Trio. Im März 1963 beim 2. Österreichischen Amateur-Jazz-Festival in Wien siegte das Josel Trio unangefochten in der Kategorie „Modern". Zahlreiche Auftritte bei internationalen Festivals (Deutschland, Jugoslawien, Norwegen, Schweiz, Tschechoslowakei etc.) folgten. In dieser Zeit entwickelte sich Rudolf Josel zu einem der besten Jazzposaunisten Europas. Mit Friedrich Gulda und seinem „Euro-Jazz-Orchester" absolvierte er 1964 zwei legendäre Konzerte im Grazer Stephaniensaal und im Großen Musikvereinssaal in Wien.

Ebenso wirkte er in der „Slide Hampton Big Band", in Hans Kollers „Free Sound Big Band", später auch in der Teddy Ehrenreich Big Band mit, sowie als Solist mit internationalen Jazzmusikern wie Fatty George, Dexter Gordon, J.J. Johnson, Albert Mangelsdorff, Sonny Stitt, Bill Watrous, Phil Wilson, Trummy Young und anderen.

Heute tritt er mit eigenen Formationen wie dem „Rudi Josel Quintett" oder dem „Philharmonic Jazz Quartet" sowie dem Corso Wien auf. Zahlreiche Rundfunk- und Schallplattenaufnahmen dokumentieren sein herausragendes Können sowohl als klassischer Musiker wie auch als Jazzsolist. Eine Auswahl an CDs, DVDs und Noten von und mit Rudolf Josel sind bei Bock’s Music Shop (www.bocksmusicshop.at) erhältlich.

Rudolf Josel wurde 2008 mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich ausgezeichnet.

Dieter Bock
22. August 2014