Die jüngste Afrikareise Klaus Biebers
Der Enkel des Ober St. Veiter Afrikaforschers Friedrich Julius Bieber reiste vom 18. bis 27. März 2011 über Istanbul und Addis Abeba nach Bonga, der Hauptstadt Kaffas. Dort nahm er am 22. März 2011 an der Einweihung des UNESCO-Kaffa-Biosphärenreservates teil.
Kaffa ist ein Gebiet im Südwesten Äthiopiens und kann auf eine Jahrhunderte währende, geheimnisvolle Geschichte zurückblicken. Trotz der Dezimierung der einst ausgedehnten Wälder Äthiopiens auf wenige Prozent verfügt Kaffa noch immer über eine üppige Vegetation mit einer Fülle von Tier- und Pflanzenarten. Vor allem ist es aber die Urheimat des Kaffees und birgt nach wie vor einen genetischen Schatz: wild wachsenden Arabica-Kaffee.
Was verbindet nun dieses ferne Kaffa mit Ober St. Veit? Der Name Bieber! Der Afrikaforscher Friedrich Julius Bieber, der die meiste Zeit seines Lebens in der Auhofstraße 144 lebte, hatte es 1905 erforscht. Sein Enkel Klaus Bieber hatte vor Kurzem Gelegenheit, diese Verbindung wieder zu aktualisieren: Er war Teilnehmer einer vom NABU (Naturschutzbund Deutschland e.V.) organisierten Reise nach Bonga, der Hauptstadt Kaffas, und konnte dort am 22. März 2011 an der Einweihung eines der ersten UNESCO-Biosphärenreservate in Äthiopien teilnehmen.
Der NABU und seine zahlreichen Partner setzen sich seit 2003 für den Erhalt dieser dramatisch dezimierten Wälder, die nachhaltige Nutzung des Wildkaffees, die Regionalentwicklung und vor allem den Aufbau des weltweit ersten UNESCO-Kaffee-Biosphärenreservats ein. Im Juni 2010 wurde das rund 760.000 Hektar große Kaffa-Biosphärenreservat von der UNESCO anerkannt.
Ein Besuch bei den Waldbauern, die über ihr Leben mit dem Wildkaffee erzählten, sowie die Besichtigung der Weiterverarbeitungsstationen des Kaffees brachten den Besuchern die Einzigartigkeit der Region und dieses erfolgreiche Beispiel für Regionalentwicklung näher. Die Region soll ihre natürlichen Schätze behalten können. Allerdings zeigte sich NABU-Präsident Olaf Tschimpke trotz der Erfolge besorgt über die Zukunft der wertvollen Wälder Äthiopiens, denn Investoren für Monokulturen, zunehmende Wetterextreme wie Hitzeperioden und Starkregenfälle und stetiges Vorrücken der Bevölkerung setzen die alten Bergnebelwälder zunehmendem Druck aus.
Klaus Bieber konnte auf dieser Reise viele unauslöschliche Eindrücke sammeln und erhebende Momente erleben. Sein Großvater Friedrich Julius Bieber ist Äthiopien-Kennern und vor allem den in Kaffa lebenden Menschen nach wie vor ein Begriff. Seine beiden ethnografischen Bücher über das nach der Eroberung durch Kaiser Menelik 1897 untergegangene Kaiserreich und dessen verschwundene Kultur sind nach wie vor Standardliteratur zu Äthiopien.
Dieses Werk hat jetzt sogar eine besondere Relevanz, weil nach einem Jahrhundert der Unterdrückung eine Rückbesinnung auf die eigenen Wurzeln erfolgt. Eine Schrift hatte es im alten Kaiserreich Kaffa nicht gegeben, und alles war über die Jahrhunderte nur mündlich von Generation zu Generation weitergegeben worden.
Friedrich Julius Bieber war einer der Wenigen, die noch als Augenzeugen über das alte Kaffa berichten konnten, und kein anderer tat es so ausführlich und fundiert wie er. Damit waren und sind seine Bücher (die jetzt auch ins Englische übersetzt werden) eine der wesentlichsten Quellen für jede Äthiopienforschung und jetzt auch für die auflebende Geschichts- und Kulturforschung in Kaffa selbst. Der Ausbau des Regionalmuseums, die Errichtung eines Kaffeemuseums und die Wiedererrichtung alter Strukturen wie z. B. der ehemaligen Kaiserpfalz oberhalb der Hauptstadt Bonga sind die sichtbaren Zeichen dieser Rückbesinnung. Der Dank der Kaffitscho äußerte sich nun auch in einer Straßenbenennung: In Bonga gibt es jetzt eine „Bieber-Avenue"!
Die Afrikaleidenschaft blieb in der Familie Bieber erhalten. Sohn Otto Bieber bereiste Afrika mehrmals, hielt Vorträge und war gesuchte Auskunftsstelle für Afrika-Reisende. Enkel Klaus Bieber verbrachte fast 50 Jahre seines Lebens in Afrika, von 1973 bis 2008 war er österreichischer Honorarkonsul für Sierra Leone. Zuletzt unterstützte er die deutsche Archäologin Dr. Ruth Sandner im Zusammenhang mit dem Museumsprojekt in Bonga und war eben Teil der NABU-Delegation in Kaffa.
Übrigens: Im Bezirksmuseum Hietzing gibt es eine permanente Ausstellung über Friedrich Julius Bieber und noch vor dem Sommer 2011 wird das Bezirksmuseum eine Broschüre mit einer Biografie Friedrich Julius Biebers herausgeben!
Mehr zum Nabu und dem Kaffa-Projekt erfahren Sie auf http://international.nabu.de.
Mehr zum Biosphärenreservat Kaffa erfahren Sie auf www.kafa-biosphere.com.
Die folgenden Fotos wurden vor, während und nach der Einweihung des Kaffa-Biosphärenreservates aufgenommen.