Historisches zu den Friseuren
Das oben abgebildete Wappen der Friseure, Raseure und Perückenmacher aus dem Wappenfries der Versorgungsheimkirche wird von Dr. Jakob Dont wie folgt beschrieben: Von Silber und Rot geteilt, oben durch eine gestürzte, eingebogene blaue Spitze gespalten, in der eine goldene Barbierschüssel, das alte Kennzeichen der Rasierstuben, erscheint; oben links ist ein Rasiermesser, rechts ein schwarzer Kamm angebracht. Im unteren Felde erscheint ein Damenkopf in natürlichen Farben, von einem goldenen Handspiegel und ebensolcher Haarbürste beseitet. Wie man sieht, wird das Herren- und das Damengeschäft durch die Figuren der beiden Schildhälften zum Ausdruck gebracht. Da die Genossenschaft weder ein Siegel noch Wappenbild besaß, musste, weil die alten Wappen der Barbiere und Baderzünfte für die heutige Genossenschaft nicht mehr anwendbar waren, ein entsprechendes Bild neu geschaffen werden.
Allgemein-historisches zum Stand der Bader, Barbiere und Friseure
Den ersten Eindruck von einem Menschen erhält man durch seine äußere Erscheinung. Das Gesicht und dessen Umrahmung durch das Kopfhaar sind dabei von entscheidender Wirkung. Daher sind Pflege und Gestaltung des Haares schon mit den frühesten Kulturen verbunden und Teil der Kulturgeschichte.
Die tägliche Haarpflege tat man selbst oder half sich gegenseitig, aber schon seit frühester Zeit gab es auch Spezialisten, die diese Aufgabe übernahmen. Je nach Kultur konnten das Sklaven, Bedienstete oder gewerbliche Anbieter sein.
Bei Ausgrabungen babylonischer Städte wurden Gegenstände gefunden, die der Körper-, Haar- und Bartpflege dienten. Diese Gegenstände waren etwa 5000 Jahre alt. Die Grabbeigaben ägyptischer Pharaonen enthielten u. a. Scheren, Messer, Lippen- und Augenbrauenstifte. Die vornehmen Ägypter sollen auch schon Perücken und Umhängebärte getragen haben.
Griechische und römische Skulpturen zeigen oft schöne und ausgeprägte Haartrachten, die vielen Stilepochen als Vorbild dienten. Die griechischen Männer bevorzugten kurzes Haar und die Frauen langes Haar, das glatt oder gelockt von einem Mittelscheitel ausgehend nach hinten geführt und am Hinterkopf in einem Knoten oder einem knotenähnlichen Arrangement endete. Die Römer übernahmen mit der griechischen Kultur auch die Frisuren, die Frauen ließen sie aber prunkvoller werden und verzierten sie reichlich. Vornehme Römerinnen sollen sich gerne mit dem rotblonden Haar der Germaninnen geschmückt haben.
Bei den Germanen war die Haarpflege gleich mit dem Bad verbunden; deren Vorliebe für das Baden und Waschen ging sogar in die römische Literatur ein. Lange Bärte vermittelten Würde, langes Haar galt als Zeichen der Freiheit, das Abscheren als entehrende Strafe.
Das Friseurhandwerk in unserem Sinne entstand zur Zeit Karls des Großen (768–814). In seiner Zeit lassen sich die ersten Barbierwerkstätten in Klöstern nachweisen. Allerdings war das Mittelalter an Frisuren unergiebig. Es herrschten schlichte Frisuren vor, auch gegen das Ende des Mittelalters blieben sie einfach und streng. Als schmückende Details sind nur Zöpfe, Spitzhauben und Netzgeflechte zu erwähnen.
Es dauerte daher lange, bis sich der auf die Haar- und Bartpflege spezialisierte Friseur deutlich genug abgrenzte und allgemein etablierte. Die Berufe, die dies früher besorgten, hießen Feldscher, Bader oder Barbiere und sie hatten auch zahlreiche andere Aufgaben: Die Feldscher zur Zeit der Kreuzzüge waren auch für die Wundbehandlung und die Körperpflege der Soldaten zuständig. Daraus entwickelte sich der Bader. Er übte sein Handwerk – wie schon der Name sagt – in Badestuben aus. Er verabreichte Bäder, zog Zähne, schröpfte, ließ zur Ader, rasierte und schnitt Haare. Der spätere Barbier beschränkte sich dann auf die Haar- und Bartpflege, das Zahnziehen und das Schröpfen.
Wie alle Handwerker schlossen sich auch die Bader und Barbiere zu Zünften zusammen. Im Unterschied zu den meisten anderen Zünften, die zum Ausgang des Mittelalters in voller Blüte standen und hohes Ansehen genossen, wurden die Bader und Barbiere zu den „unehrlichen“ Zünften gerechnet und verachtet (siehe diesbezügliche Ausführungen zu den Schindern, Abdeckern und Wasenmeistern). Die Autorität war wohl mit dem Leben und Treiben in den Badestuben nicht einverstanden. Erst am Ende des Mittelalters wurden die Bader- und Barbierzünfte vom Augsburger Reichstag 1548 zu ehrlichen Zünften erklärt.
Etwas Bewegung in die Frisuren brachte zunächst die Renaissance, deren Gemälde reich geschmückte Zopfmotive in den verschiedensten Varianten zeigen. Eigenartig wirkt die hohe Stirne durch den wegrasierten Haaransatz an Stirn, Schläfen und über den Ohren.
Starke Impulse zur Entwicklung des Friseurberufes kamen schließlich aus Frankreich; der französische Hof bestimmte zunehmend die Lebenskultur des Adels und war damit auch in Schönheitsfragen richtungsweisend. Dieser Einfluss stimulierte den Friseurberuf in seiner Ausdehnung und Bedeutung.
Zunächst verbreitete sich die von den französischen Königen (Ludwig XIII. und XIV.) eingeführte Perückenmode. Sie wurde zum unentbehrlichen Bekleidungsstück an vielen europäischen Höfen; die Allongeperücke ist heute noch Teil der Berufskleidung hoher Staatsbeamter und Richter in England. Als logische Folge löste sich das Perückenmachergewerbe aus dem Bader- und Barbierberuf und bildete ab der Mitte des 17. Jahrhunderts eigene Zünfte, manchmal auch gemeinsam mit den Badern und Barbieren.
In weiterer Folge wuchsen die Frisuren der Damen zu fantastischen Gebilden von gewaltigem Ausmaß, die eine weitere Spezialisierung förderten: die des Mannes als Frisurenformer der Dame. Zu den Badern, Barbieren und Perückenmachern war der Damenfriseur hinzugekommen. Die Frisuren waren reich verziert, hängende Locken und durch Papillotieren (das nasse Haar wurde gerollt und eingeschlagen mit warmen Eisen trockengequetscht) erzeugte Wellenteile vervollständigten das Bild. Das Rokoko trieb die Modetorheiten mit gepuderten und auf Drahtgestellen errichteten Frisuren auf die Spitze.
Die Kunstrichtungen nach der französischen Revolution wechselten im Gefolge der sozialen Umwälzungen immer rascher. Sie waren wesentlich nüchterner, zunächst wieder den griechischen Vorbildern verbunden und über lange Jahre für den Friseur „nicht sehr bemerkenswert“. Aus unserer Sicht ist die Biedermeierzeit mit Lockentuffs, den kunstvoll geflochtenen Zopfarrangements, dem Mittel- oder Dreieckscheitel und den Korkenzieherlocken hervorzuheben; es war eine der seltenen Zeiten mit der Donaumonarchie als „Trendsetter“ in modischen Belangen.
Die Blütezeit der Perückenmacher und Damenfriseure war allerdings vorbei. Sie fanden zwar als Theaterfriseure einen gewissen Ausgleich, eine weitere Entwicklung bot sich aber keineswegs. Badern und Barbieren war noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts Wundheilung, Zähneziehen, Aderlassen usw. gesetzlich zugestanden, doch wurde die Gesundheitspflege immer mehr von spezialisierten Ärzten übernommen. Aus den artverwandten Berufen der Bader, Barbiere, Perückenmacher und Damenfriseure entstanden daher die handwerklichen Berufsverbände der Friseure.
Eines darf allerdings nicht aus den Augen verloren werden: Die bisherigen Ausführungen betrafen ausschließlich die oberste Gesellschaftsschicht. Die meisten Frauen richteten ihr Haar selbst oder mithilfe von Nachbarinnen. Der Damenfriseur als Dienstleister für jederfrau ist eine Erfindung der neueren Zeit. Bis ins 20. Jahrhundert hinein waren 90 Prozent der Friseure für die Männer tätig: Haareschneiden, Rasieren und Pflege des Bartes (Backenbart, Kaiserbart, Schnurbart...). Damenabteilungen etablierten sich erst in der Zwischenkriegszeit.
Eine Reihe von Erfindungen bzw. Entwicklungen waren ausschlaggebend für die Entwicklung des Friseurberufes.
• Um 1870 erfand der Franzose Marcel Grateau die Ondulation (= Herstellung einer gewellten Frisur mithilfe eines Onduliereisens). Sie löste den Siegeszug der Welle aus.
• Seit 1880 gibt es die mechanische Haarschneidemaschine, seit 1910 auch mit elektrischem Antrieb.
• Seit 1885 gibt es elektrische Trockenhauben.
• 1901 entwickelte ein gewisser Herr Gillette den praktischen Handgriff samt Halter mit eingespannter Rasierklinge.
• 1903 rührte der Berliner Hans Schwarzkopf (ein bis heute geläufiger Firmenname) das erste Haarshampoo zusammen. Dieses Pulver in kleinen Papiertüten wurde zu Deutschlands erstem kosmetischen Markenartikel.
• 1909 erfand der Franzose Eugene Schueller die „moderne“ Haarfarbe und gründete die „Französische Gesellschaft für harmlose Haarfärbungen“, aus der ein Jahr später die bis heute wichtige Kosmetikfirma „L’Oreal“ wurde.
• 1906 wurde der erste Dauerwellenapparat in London vorgestellt, er wurde von dem Deutschen Karl Nessler entwickelt. Das Haar wurde spiralförmig auf Stäbe gewickelt, mit alkalischer Flüssigkeit benetzt und mit darüber geschobenen Hülsen zum Kochen gebracht. Allerdings war neben der Verätzungsgefahr auch die Verbrennungsgefahr hoch: 220 Volt speisten die elektrischen „Lockenwickler“.
• Ab 1925 brachte die Erfindung der Flachwicklung statt der sehr aufwendigen Spiralwicklung eine Vereinfachung. Nach wie vor verlangte die Heißdauerwelle aber das Dehnen des Haares und damit eine sehr straffe Wicklung. Übrigens war die Heiß- oder Stromdauerwelle in den Kriegsjahren von 1943 bis 1945 verboten. Daher feierte in dieser Zeit die Hochsteckfrisur eine kurze Renaissance, sie wurde auch „Entwarnfrisur“ genannt. Als Grund für das Verbot sind der hohe Stromverbrauch denkbar oder der Gedanke an einen Fliegeralarm mit Frauen unter dem Apparat.
• 1947 wurde in Österreich erstmals die in den Vereinigten Staaten von Amerika entwickelte Kaltdauerwelle angewandt. Bei uns hieß sie „Amerikanische Kaltdauerwelle“. Die lästigen Apparate und der Kochprozess fielen weg, die Umformung des Haares erfolgte bei Zimmertemperatur.
Über diese Entwicklungen hinaus war auch die Emanzipation der Frau für den starken Aufschwung im Friseurgewerbe maßgeblich. Als Ausdruck dieser Gleichberechtigung brachte das Jahrzehnt nach dem Ersten Weltkrieg den Bubikopf. Die seit dem Bubikopf aktuelle Kurzhaarmode dauert bis heute an, natürlich mit vielen Wandlungen in der tatsächlichen „Kürze“ des Haares und in modischen Noten.
Die Bader, Barbiere und Friseure in unserer Region
Den bisherigen Ausführungen entspricht es, dass erstmals die Volkszählung des Jahres 1880 einen Friseur in Ober St. Veit dokumentiert. Er wohnte im Haus CNr. 196 (Ecke Firmiangasse 47/Auhofstraße 155) und übte seinen Beruf vermutlich im selben Gebäude aus. Heute bietet darin Gabriele’s Haaratelier seine Dienste an, somit gibt es diesen Friseurstandort seit ca. 130 Jahren.
1931 haben sich die Änderungen in Kultur und Frisiertechnik bereits stark ausgewirkt und es gab schon 12 Friseure in Ober St. Veit:
Bappberger, Edmund, Auhofstraße 199
Bednar, Leopold, Auhofstraße 167
Brennig, Johann, Tuersgasse 3
Hipp, Anna, Auhofstraße 155
Jellinek, Anton, Amalienstraße 1
Klima, Josef, Hietzinger Hauptstraße 116
Kloucek, Wenzel, Auhofstraße 181
Kropf, Franz, Auhofstraße 186c
Macha, Hans, Amalienstraße 29a
Mannheim, Marie, Glasauergasse 6
Pawlasek, Auhofstraße 116
Pecha, Josef, Hietzinger Hauptstraße 145
Taschlmeyer, L. Schweizertalstraße 10