Sonia Wachstein
1907–2001. In dem Buch "Hagenberggasse 49" erzählt sie vor allem aus ihrem Leben in Ober St. Veit.
Sonia Wachstein ist die Tochter des bedeutenden Wiener jüdischen Historikers Bernhard Wachstein. In ihrem Buch "Hagenberggasse 49" schildert sie ihre Jugend in Wien sowie die Jahre ihrer Emigration in England. Ihre Familie war bewusst jüdisch, ohne orthodox zu sein. Schon früh entwickelte Sonia Wachstein Liebe zum Theater und zur Literatur sowie ein ausgeprägtes Sozialgefühl, das durch die Not der Zwischenkriegszeit geschärft wurde. Ihre Tätigkeit als Lehrerin am Zwi Perez Chajes Gymnasium in Wien vertiefte ihr Verständnis für die ostjüdischen Zuwanderer.
Die Erzählung beginnt in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, als Ober St. Veit durch die rege Bautätigkeit seinen ländlichen Charakter einbüßte. Als eine der vielen Villen, die damals entstanden, bauten ca. 1910 die Wachsteins ihre in der Hagenberggasse 49. Zur Sprache kommen zunächst die Kindheit, die Schulerlebnisse und Sonias politisches Erwachen in der harten Zeit während und nach dem Ersten Weltkrieg. Vieles wird vor dem Hintergrund der allmählich in ihr Bewusstsein tretenden jüdischen Identität beschrieben. Das Familienleben, die Lebensweise des Bürgertums, die Studienzeit, die Personen, die sie trifft und vieles andere sind ebenfalls Gegenstand des Buches. Unter dem Namen "Herbert" beschreibt sie einen gelähmten, etwa 10 Jahre älteren Ober St. Veiter, der nicht nur für sie, sondern auch für Elias Canetti und andere prominente Menschen eine gewisse Bedeutung erlangen sollte. Elias Canetti nennt ihn Thomas Marek.
Dramatisch sind dann die Passagen, die die Bedrohung der jüdischen Bevölkerung durch Hitler und das Schicksal ihrer Familie in dieser Zeit beschreiben. Mit der Flucht nach England verlagert sich die Erzählperspektive dorthin, mit der Überfahrt nach Amerika endet das Buch.