Über die Weihnachtsbäckerei
Historisches über Mehl und Zucker oder Historisches über Bäckereien und Konditoreien.
Ein Teil der Weihnachtsbäckerei geht noch mit bestimmten Bräuchen einher und die Opferung oder der Verzehr sollen persönliches oder allgemeines Wohlergehen fördern. Dazu werden meist gewöhnliche Hausbrotformen oder „Gebildbrote“ in unterschiedlichster äußerer Gestaltung und unter Verwendung kräftiger Nahrungsmittel wie Dörrobst, Mohn oder Nüssen verwendet.
Der andere Teil der Weihnachtsbäckerei dient ohne tieferer Bedeutung nur der Erhöhung der Festtagsfreude. Auf den Tisch kommen „bessere“ Hausbrote, Kletzenbrote, Weihnachtsstriezeln, Christstollen, Gugelhupfe und sonstige Kuchen, Mohn-, Nuss- und viele andere Strudeln, Beugeln, Brezen, Krapfen, Lebzeltereien usw.
Den Christbaum verzieren Stücke aus Mürbteig, Lebkuchen, Zuckermasse, Marzipan, Windmasse und anderen Materialien, viele davon halb- oder ganz in Schokolade getunkt oder aus reiner Schokolade.
Die höchste Ausprägung findet die individuelle Kreativität in den zahllosen Keksen und sonstigem Konfekt, das kunstvoll aus den verschiedensten Zutaten gefertigt und effektvoll auf Platten und Schüsseln aufgelegt wird: Was wäre Weihnachten ohne einem Vanillekipferl?
Gebacken wird auch heute noch gerne in der eigenen Küche, darüber hinaus versorgen uns die Bäcker, die Zuckerbäcker und natürlich die Industrie.
Das Gewerbe der Zuckerbäcker - ab 1744 in einer eigenen Zunft organisiert - war immer in einer schwierigen Position. Zunächst war ihm das Mehl von der Bäckerzunft vorenthalten worden und bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts sorgte der kostspielige importierte Rohrzucker für einen elitären Charakter der Zuckerwaren. Wer immer sich dieses teure Vergnügen leisten konnte, verfügte über eigenes Personal zu dessen Herstellung. Auch die Bevölkerung, die noch lange mit Honig süßte und erst viel später mit Zucker, versorgte sich selbst, da blieb nur wenig Geschäft für das Zuckerbäckergewerbe.
Eine wesentliche Erweiterung des Repertoires der Zuckerbäcker (neben dem Gefrorenen und den Likören) brachte die Schokolade. Auch hier war es der Zucker, der die von den Spaniern zunächst als „Sautränke“ abgekanzelten gerösteten und zerquetschten Kakaobohnen Mexikos genießbar machte. Schokolademacher gab es in Österreich ab der Mitte des 18. Jahrhunderts, in die Konditoreien hielt dieses Produkt aber erst viel später Einzug.
Dies war, als die Dehnes und Demels zeigten, welche Möglichkeiten der Zucker tatsächlich birgt und Konditoren wie Lehman, Heiner und Gerstner (unter anderem mit zuckerbehangenen Christbäumen) ihrem Beispiel folgten. Die Konditoreien waren aus ihrem phlegmatischen Dasein am Rande erwacht und hatten sich zu prunkvollen Attraktionen entwickelt. Einem Nicht-Zuckerbäcker namens Sacher war es dann vorbehalten, mit einem dunklen, glasig-glatten Tortenüberzug die damals beliebte Linzer-Torte auf den zweiten Platz zu verweisen. Dies alles änderte aber nichts an der Konditorei als elitäre Bühne für die (Erfolg-) Reichen.
Wirklich demokratisiert wurden die süßen Verführer erst, als der Rübenzucker den Rohstoff verbilligte. Die Konditoreien profitierten kaum, denn zur nach wie vor übermächtigen Konkurrenz der privaten Haushalten gesellten sich auch noch Großbetriebe wie z.B. Victor Schmidt und nicht zuletzt das Gebot der schlanken Linie.
Erst der deus ex Espresso-Maschine ermöglichte den Konditoreien ein etwas besseres Leben. Sie wurden zu Café-Konditoreien und konnten etwas anbieten, was bisher nur den Kaffeehäusern vorbehalten war. Das Auto trieb ihnen dann noch weitere Anhänger zu, schließlich gestattete der promillefreie Betrieb nur Fruchtsäfte statt Whisky. Endgültig zum Allgemeingut wurden die Café-Konditoreien durch die dem Massenbetrieb Rechnung tragenden Nivellierungen einer Aida oder Janele.
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