Das Königinkloster

Das Nonnenkloster zu St. Maria, Königin der Engel. Es hatte auch Waldbesitz im heutigen Lainzer Tiergarten.
01.03.2023

Vom Königinkloster besteht heute noch die Klosterkirche – als evangelisch-lutherische Stadtpfarrkirche und ein Trakt, der in das Pfarrhaus umgewandelt wurde. Dieses Klarissinnenstift war das räumlich größte Kloster der Innenstadt. Es reichte vom Josephsplatz bis zur Stallburggasse und von der Breunerstraße bis zur Dorotheergasse. Eine kleine Ecke – Dorotheergasse-Augustinerstraße gehörte nicht dazu. Gestiftet wurde das Kloster 1581 von der Witwe Karl IX., Königs von Frankreich, Elisabeth. Diese war eine – allerdings von ihrer spanischen Mutter streng erzogene – Tochter des Kaisers Maximilian II. Jakob Vivian, ein städt. Maurermeister, plante den Bau und führte ihn auch aus. Bereits 1583 wurde die in der Dorotheergasse gelegene, jedoch von der Straße nicht betretbare Kirche geweiht und bald darauf waren auch die Klostergebäude fertig und wurden von den aus München berufenen Nonnen bezogen. Weihetitel der Klosterkirche war „Maria, Königin der Engel“. Dieser Umstand und die Stiftung durch die Königin von Frankreich führten zum Namen „Königinkloster“.

Da aus der franz. Apanage genug Geld zur Verfügung stand, wurde dieses Stift reich ausgestattet. Viele Häuser und Liegenschaften zinsten hierher, u. a. auch ein Haus auf der sogen. Bettlerstiege im 6. Bezirk, das dann später der Gasse den Namen gab (Königsklostergasse). Reich war auch die Ausstattung an Paramenten, Monstranzen, Kelchen, Ziborien und Reliquien in kostbaren Fassungen. So war z. B. die berühmte Leopoldimonstranz – heute im Diözesanmuseum – oder die kostbar gefassten Knochen der hl. Elisabeth von Thüringen im Besitz des Klosters.

Am 22. Jänner 1782 wurde das Kloster aufgehoben. Es war ein Blitz aus heiterem Himmel. Keine der Nonnen hatte damit gerechnet. Im Kloster lebten 40 Schwestern. Fast alle traten in andere Klöster ein. Am 13. Juni verließ die letzte Schwester das Kloster und am 25. wurde bereits die Kirche exsuriert. Zwei wertvolle Altäre – der sogenannte „Goldaltar“ und der „Silberaltar“ wurden zerlegt gelagert und waren bis 1955 erhalten. Dann verschwanden sie spurlos. Das Gnadenbild – eine der ersten Kopien der Maria Maggiore, das vom hl. Franz Borgia der Königin übergeben worden war, kam in die Augustinerkirche und verschwand erst vor etwa 10 Jahren hinter den Klostermauern von St. Augustin. Die umfangreichen Ländereien des Klosters – z. B. Erlaa – wurden zugunsten des Religionsfonds verkauft. Dazu gehörte auch ein Wald im Lainzer Tiergarten, der ehemalige Schallautzer-Wald, der am 26. September 1615 dem „Khünigl. Neustift in Wienn“ in Person der Äbtissin Agneß Lachlofskhin verkauft worden war. Dieser der Gemeinde St. Veit an der Wien und einem Wald des Bistums Wien benachbarte Wald kam schließlich in den landesfürstlichen Besitz.

Nun ging man an den Verkauf des Klostergebäudes. Der erste Plan war, einen Gasthof daraus zu machen (Absteige für den Adel). Am 13. März 1783 fand die Versteigerung statt. Die Kirche wurde von der lutherischen Gemeinde – das Eckgrundstück zur Stallburggasse von den Kalvinern erworben – und den Rest kaufte der Graf Moriz Fries, der bald darauf durch den Architekten Hohenberg sein Stadtpalais hier errichten ließ (heute Pallavicini). In der Sakristei der ehemaligen Klosterkirche hat sich eine kleine Glasscheibe aus der Gründungszeit erhalten. Auf ihr steht: ELISABETHA REGINA GALLORUM!

Das Nonnenkloster zu St. Maria, Königin der Engel. Nach der in Herzog's Cosmographia Franziscana erhaltenen Vogelperspective vom Hare 1740, gedr. b. F. Bauer, Wien, 1833, Stich J.W. Zinke sc.
<p><b>Das Nonnenkloster zu St. Maria, Königin der Engel</b></p><p>Nach der in Herzog's Cosmographia Franziscana erhaltenen Vogelperspective vom Hare 1740, gedr. b. F. Bauer, Wien, 1833, Stich J.W. Zinke sc.</p>

Quellen:
Mazakarini, Prof. Dr. Leopold: Verschwundene Klöster der Innenstadt. Manuskript eines Vortrages vom 10. November 1988, gedruckt für die Mitglieder der Gesellschaft für Natur- und Heimatkunde, Wien 1990;
Grenzbeschreibungen im Waldbuch 1572

hojos
im März 2023