Arnold Schönberg

Er wohnte von 1910 bis 1911 in der Hietzinger Hauptstraße 113 und von 1915 bis vermutlich September 1917 in der Gloriettegasse 43 in Wien-Hietzing.
14.09.2017

Arnold Schönberg war einer der bedeutendsten österreichischen Komponisten des 20. Jahrhunderts und zählt mit Alban Berg und Anton von Webern zu den Hauptvertretern der Neuen Wiener Schule. Für kurze Zeit war Schönberg Schüler von Alexander Zemlinsky, der sein Freund und später auch sein Schwager wurde.

Der Wiener Nobelbezirk Hietzing mit seinen zahlreichen historischen Villen und den üppigen Grünflächen übte schon immer eine besondere Anziehungskraft auf Künstler aller Art aus.

Berühmte Persönlichkeiten wie der Schriftsteller Hermann Bahr, die Schauspieler Paul Hörbiger, Hans Moser, Rudolf Prack sowie Maler wie Gustav Klimt und Egon Schiele und die Komponisten Alban Berg, Leo Fall, Carl Goldmark, Franz Schmidt und Johann Strauss Sohn waren hier ansässig.

Der Komponist, Maler und Musiktheoretiker Arnold Schönberg (geb. 1874 in Wien, gest. 1951 in den USA) bezog mit seiner Familie im Jänner/Februar 1910 eine Wohnung in einem Haus mit Garten in der Hietzinger Hauptstraße 113 in Ober St. Veit.

Zu dieser Zeit arbeitete er u. a. an seiner Oper „Die glückliche Hand op. 18“, an den „Sechs kleinen Klavierstücken op. 19“, an der Fertigstellung der „Gurre-Lieder“ und an seinem theoretischen Hauptwerk „Harmonielehre“. Im Juni 1910 beendete er den Text zu seiner Oper „Die glückliche Hand, op. 18“, die dazugehörige Komposition begann er erst am 9. September desselben Jahres und vollendete sie im November 1913.

Schon einige Jahre früher entdeckte Schönberg die Malerei als zusätzliche Ausdrucksform seiner Kreativität, in seinem neuen Heim beschäftigte er sich nun intensiver damit. Familienmitglieder und Freunde standen ihm dazu Modell. Seine erste Ausstellung mit 47 Ölbildern und Aquarellen wurde am 10. Oktober 1910 in der Wiener Buch- und Kunsthandlung Hugo Heller am Bauernmarkt eröffnet.
Sein Schüler, der Komponist Alban Berg (1885–1935), war u.a. auch ein engagierter Hobby-Fotograf, der mehrere Portraits von Schönberg und dessen bildnerischem Werk machte. Alban Berg wohnte zwischen 1905 und 1908 in der Hietzinger Hauptstraße 6, bevor er 1911 in ein Haus in der Trauttmansdorffgasse 27 zog. Arnold Schönberg, der Alban Berg seit 1904 unterrichtete, wurde ihm auch zum Vorbild und Mentor.

Arnold Schönberg vor seinem Schreibtisch in seiner Wohnung Hietzinger Hauptstraße 113. Aufgenommen 1911 von Alban Berg. © Arnold Schönberg Center
<p><b>Arnold Schönberg vor seinem Schreibtisch in seiner Wohnung Hietzinger Hauptstraße 113</b></p><p>Aufgenommen 1911 von Alban Berg. </p><p><i>&copy; Arnold Schönberg Center</i></p>

Im August 1911 kam es zu einem ziemlich überstürzten Auszug Schönbergs aus seiner Wohnung. Schon Ende Juli berichtete er seinem Schüler Anton von Webern (1883–1945), dass er Opfer antisemitischer Hetze durch einen Nachbarn wurde, der im selben Hause wohnte. Dies endete in offener Feindseligkeit, so dass sich Schönberg mit seiner Familie zum Auszug genötigt sah.

Es dauerte bis zum Oktober 1915, ehe Schönberg wieder nach Hietzing zog. Durch Vermittlung von Gustav Mahlers Witwe Alma lernte Schönberg die Mäzenin Lilly Lieser (Henriette Amalie Landau, genannt Lilly, 1875–1943) kennen, die ein Haus in der Gloriettegasse 43 besaß. Sie lud ihn und seine Familie ein, dort kostenfrei zu wohnen, stellte ihm ein Klavier zur Verfügung, setzte sich für seine Konzerte ein und gewährte ihm darüber hinaus eine monatliche Unterstützung. Von seiner neuen Wohnadresse waren es nur ein paar Gehminuten bis zum Haus seines Freundes Alban Berg in der Trauttmansdorffgasse 27.

Im Dezember musste Schönberg zum k.k. Regiment Hoch- und Deutschmeister Nr. 4 einrücken, von März bis Mai 1916 absolvierte er die Brucker Reserveoffiziersschule, wurde aber im Juli wegen Atembeschwerden in die Ersatzkompanie versetzt. Dadurch blieb ihm ein Fronteinsatz erspart. 1917 wurde er nochmals zum Militär einberufen, aber bereits im Dezember wegen körperlicher Untauglichkeit endgültig entlassen.

Die Schrecken des ersten Weltkrieges belasteten den hochsensiblen Komponisten so sehr, dass in diesen Jahren mit Ausnahme des Textes zu „Die Jakobsleiter“ für Soli, Chor und Orchester keine größeren Werke entstanden.

Schönberg komponierte für einen Einjährigen-Kameradschaftsabend den Marsch „Die eiserne Brigade“ für Streichquartett und Klavier. Es erfolgten auch noch Bearbeitungen für zwei Märsche und am 1. November 1916 die Vollendung der „Vier Lieder für Gesang und Orchester op. 22“. Im Jahr 1917 konzipierte Schönberg ein „Liebeslied“ für Violine, Bratsche, Violoncello und Harmonium nach einem Text von Rainer Maria Rilke, das aber unvollendet blieb.

Im Herbst 1917 verlängerte Lilly Lieser das kostenlose Mietverhältnis nicht mehr. Im Frühjahr 1918 übersiedelte er mit seiner Familie nach Mödling in die Bernhardgasse 6. 1933 musste er in die USA emigrieren wo er 1951 starb.

Weitere Informationen sowie Bücher, CDs und DVD-Veröffentlichungen zu Alban Berg und Arnold Schönberg finden Sie auf www.bocksmusicshop.at. Ich bedanke mich herzlich bei Herrn Eike Feß (Arnold Schönberg Center) für die hilfreichen Informationen und das zur Verfügung gestellte Foto.

Dieter Bock
Im September 2017