Der Ober St. Veiter Friedhof
12.06.2003
Kein Ort dieser Erde fördert die Nachdenklichkeit besser als ein Friedhof. Dies gilt allerdings nur für die Besucher des Gottesackers und nicht für seine Kunden. Auch zählt der Grund des Besuches, ist es reine Pflichterfüllung oder innerer Antrieb. Wer jedoch ein wenig innehalten möchte, um der Vorfahren zu gedenken, dem wird sich bald eine Welt aus zahllosen Einzelschicksalen und einer gemeinsamen Suche öffnen.
Hervorragend geeignet für diese Erfahrungen ist der Ober St. Veiter Friedhof. Herrlich gelegen am südlichen Rand des Gemeindeberges, mit Blick weit über den Süden Wiens bis über das Leithagebirge oder nördlich davon sogar nach Pressburg hinein, oder über das Wiener Becken und die Wiener Hausberge, soweit, dass man den Schneeberg hinter dem Hörndlwald zu sehen vermeint. Dies alles an klaren Tagen, wohlgemerkt, denn an trüben bleibt nur die Sicht auf die künstlichen Türme unten in der Stadt. Leider hat der Ort schon sehr an den modernen Zutaten gelitten, aber die gute Luft und das üppige Grün erfreuen uns noch immer.
Hervorragend geeignet für diese Erfahrungen ist der Ober St. Veiter Friedhof. Herrlich gelegen am südlichen Rand des Gemeindeberges, mit Blick weit über den Süden Wiens bis über das Leithagebirge oder nördlich davon sogar nach Pressburg hinein, oder über das Wiener Becken und die Wiener Hausberge, soweit, dass man den Schneeberg hinter dem Hörndlwald zu sehen vermeint. Dies alles an klaren Tagen, wohlgemerkt, denn an trüben bleibt nur die Sicht auf die künstlichen Türme unten in der Stadt. Leider hat der Ort schon sehr an den modernen Zutaten gelitten, aber die gute Luft und das üppige Grün erfreuen uns noch immer.
Betritt man nun den Friedhof durch sein nüchternes Tor, so öffnet sich ein breiter Weg, dank einer jungen Baumreihe links fast schon eine Allee, gerade den grabbestückten Hang hinauf, immer steiler bis zum oberen Ende des Friedhofs mit seinen pompösen Mausoleen am Fuße des noch steileren Gemeindeberges. Die mächtigen Vorgänger der jungen Alleebäume waren in die Gräber hineingewachsen und mussten weichen. Links vom Eingang das Büro des Friedhofsverwalters. Seine Funktion ist traditionellerweise mit der des Friedhofsgärtners verbunden und so dient der Platz vor dem Büro an manchen Tagen auch dem Wettbewerb mit dem gegenüberliegenden Blumengeschäft „Noll“. Links vom Büroeingang hängt die Tafel mit den allgemeinen Hinweisen und der Liste von der Gemeinde Wien erhaltener Ehrengräber. Elf bekannte Namen sind zu lesen und die ersten Gedanken kommen.
Ein Platz auf halbem Wege hinauf birgt ein großes Kreuz, gesäumt von vielen Lichtern für die weit entfernt begrabenen oder vermissten Toten. Am Sockel dieses Kreuzes ist eine Tafel angebracht, die den 2.11.1876 als Tag der Einweihung des Friedhofes ausweist. Zwei mal hatte der Ober St. Veiter Friedhof seinen Standort verändert: der ursprüngliche Platz neben der Ober St. Veiter Kirche wurde schon Mitte des 18. Jahrhunderts zu beengt und daher gegen einen anderen kirchlichen Grund, dem heutigen Streckerpark, eingetauscht. Die rege Bautätigkeit des prosperierenden Ortes brandete aber bald an alle Seiten des neuen Platzes und hemmte auch dessen weitere Ausdehnung. Nach einigem hin und her wurde nun dieses von der Gemeinde erworbene Grundstück am Fuße des Gemeindeberges zum neuen Friedhof auserkoren. Der alte wurde zum Streckerpark, benannt nach dem Bürgermeister Alexander Strecker. Er war bei einer Wahl seinem berühmten Vorgänger Hentschel wegen dessen unglücklicher Hand in einer Sache überlegen, in der darauffolgenden aber schon wieder unterlegen. Allerdings dauerte es viele Jahre, bis der alte Friedhof tatsächlich seine Pforten schloss und zum Park wurde. Der Brauch des Familiengrabes war bereits etabliert und alle Grabbesitzer von der Notwendigkeit der Verlegung des Grabes und der Exhumierung ihrer Verstorbenen zu überzeugen, war ein gehöriges Stück Arbeit.
Einige nahmen ihre Denkmäler mit und retteten damit einzelne Biedermeiergrabsteine mit ihren typischen Mohnkapseln auf Kränzen, die Köpfe nach unten, den Engeln und Urnen, den ewiges Licht symbolisierenden Öllampen und den gesenkten Fackeln bis in die heutige Zeit. Viele aber ließen die Gräber neu errichten, und da zu dieser Zeit gerade der Jugendstil in Mode war und es viele gut gestellte Familien im Einzugsgebiet gab - der Friedhof stand den Ober- und Unter St. Veitern sowie den Hackingern offen - verfügt der Ober St. Veiter Friedhof über mehr Jugendstilgräber als vergleichbare andere. Die Pracht wurde später noch gefördert durch gelockerte Zugangsbestimmungen für betuchte Familien außerhalb der Region. Jede Zeit findet somit ihren Stil und dementsprechend ist die Vielfalt. Die schon genannten Biedermeier- und Jugendstilgräber gemeinsam mit neugotischen Grabdenkmälern und eindrucksvollen Grabsteinen und Skulpturen aus der Hand berühmter Bildhauer, wie zum Beispiel eines Heinrich Krippel, geben mit ihren klar erkennbaren Merkmalen dem Friedhof seinen kunsthistorischen Schliff. Insgesamt überwiegen natürlich die neueren Stätten aus verschiedensten Formen und Materialien. Von rustikal bis modern, reich verziert oder nüchtern, manchmal mit symbolischen Elementen und vielem mehr geben sie der Individualität der Verstorbenen oder vielmehr ihrer Kinder unterschiedlichen Raum.
Die Wege durch das Friedhofsgelände bieten in allen Richtungen das gleiche Ambiente, viel Grün durch Bäume, kürzlich gepflanzte Eibenhecken und kleine Wiesenstücke, manchmal idyllische kleine Plätze, Gräber mit Steinplatten bedeckt oder begrünt, manche ein kleiner Prachtgarten für sich. Von den zahlreichen Orden der Region zeugen die umzäunten Areale mit ihren Wiesen und den unzähligen Tafeln darin, exakt gereiht und mit drei, vier oder auch mehr Namen von Schwestern darauf, manchmal um die Gruft der Oberinnen angeordnet.
Vom Gedenken an die Toten zeugen die zahllosen Kerzenlichter in den Laternen, nur selten versucht jemand diesen Anschein mit Batterielicht zu erwecken. Ein bisschen bequem dürfen wir alle sein, deshalb sind die meisten „grünen“ Gräber mit Stöcken verziert, auf denen die Namen der beiden konkurrierenden Friedhofsgärtnereien zu lesen sind. Deren Arbeiter sind dann auch – so man einen Wochentag für seinen Friedhofsbesuch wählt – eifrig bei der Arbeit, mit Schläuchen und Gartengerät hantierend, in einer wesentlich nüchterneren Stimmung als der Besucher selbst, ohne jegliche Ehrfurcht vor den hier Bestatteten. Diese Einsicht löst wohl das erste Nachdenken aus, denn wieso erwartet man von Menschen, die ihrer täglichen Arbeit auf einem Friedhof nachgehen, mehr als von anderen. Auch die Technik auf den Friedhöfen ändert sich. Davon kündet der in einer Ecke abgestellte Spezialbagger, der nicht nur im Frost des Winters die Arbeit der Totengräber erleichtert.
Allmählich wird der Besucher von dieser besonderen Friedhofsstimmung ergriffen, gefördert durch das Lesen der Inschriften auf den Grabsteinen, vor allem der älteren. Denn nur sie geben öfters Auskunft über den Toten, über seine Herkunft, seinen Stand, seinen Beruf und vielleicht auch sein Schicksal. „Letzter Bürgermeister von Unter St. Veit“ steht da geschrieben oder „Präsident der Vereinigten Färbereien AG“ oder "Leiterin der Kinderbewahranstalt Ober St. Veit" und auch Zusätze wie "wegen seiner Kirchentreue aus Frankreich vertrieben". Natürlich bei weitem zuwenig, um über die Person tatsächlich informiert zu werden, aber genug, um die Phantasie anzuregen und zu tiefschürfenderen Gedanken zu kommen. Die jüngeren Gräber sind natürlich das Ergebnis unserer nüchternen Zeit und geben außer Namen, Geburts- und Sterbejahr kaum etwas über den Verstorbenen preis. Nur in wenigen Fällen geben Zusätze, zum Beispiel in einem Gebetstext, einen winzigen Hinweis.
Vom Gedenken an die Toten zeugen die zahllosen Kerzenlichter in den Laternen, nur selten versucht jemand diesen Anschein mit Batterielicht zu erwecken. Ein bisschen bequem dürfen wir alle sein, deshalb sind die meisten „grünen“ Gräber mit Stöcken verziert, auf denen die Namen der beiden konkurrierenden Friedhofsgärtnereien zu lesen sind. Deren Arbeiter sind dann auch – so man einen Wochentag für seinen Friedhofsbesuch wählt – eifrig bei der Arbeit, mit Schläuchen und Gartengerät hantierend, in einer wesentlich nüchterneren Stimmung als der Besucher selbst, ohne jegliche Ehrfurcht vor den hier Bestatteten. Diese Einsicht löst wohl das erste Nachdenken aus, denn wieso erwartet man von Menschen, die ihrer täglichen Arbeit auf einem Friedhof nachgehen, mehr als von anderen. Auch die Technik auf den Friedhöfen ändert sich. Davon kündet der in einer Ecke abgestellte Spezialbagger, der nicht nur im Frost des Winters die Arbeit der Totengräber erleichtert.
Allmählich wird der Besucher von dieser besonderen Friedhofsstimmung ergriffen, gefördert durch das Lesen der Inschriften auf den Grabsteinen, vor allem der älteren. Denn nur sie geben öfters Auskunft über den Toten, über seine Herkunft, seinen Stand, seinen Beruf und vielleicht auch sein Schicksal. „Letzter Bürgermeister von Unter St. Veit“ steht da geschrieben oder „Präsident der Vereinigten Färbereien AG“ oder "Leiterin der Kinderbewahranstalt Ober St. Veit" und auch Zusätze wie "wegen seiner Kirchentreue aus Frankreich vertrieben". Natürlich bei weitem zuwenig, um über die Person tatsächlich informiert zu werden, aber genug, um die Phantasie anzuregen und zu tiefschürfenderen Gedanken zu kommen. Die jüngeren Gräber sind natürlich das Ergebnis unserer nüchternen Zeit und geben außer Namen, Geburts- und Sterbejahr kaum etwas über den Verstorbenen preis. Nur in wenigen Fällen geben Zusätze, zum Beispiel in einem Gebetstext, einen winzigen Hinweis.
Ideal ist es, kundige Begleitung zu haben. Diese muss nicht unbedingt vom Kaliber eines Felix Steinwandtner, Leiter des Bezirksmuseums Hietzing sein, wie zuletzt bei einem „Raiffeisenspaziergang“ am 12.6.2003, der zu jedereinem und allem zu berichten weiß. Es genügen ältere Verwandte, Eltern oder Großeltern, die beim passieren der Gräber zur unerschöpflichen Informationsquelle werden und oft aus tiefster Erinnerung erstaunliche und unerwartete Dinge hervorholen. Völlig belanglos bleiben dabei Ruhm und Wichtigkeit des augenblicklichen Subjektes der Erzählung, über jeden gibt es eine spannende Geschichte.
Und die Nachdenklichkeit wächst, in die verschiedensten Richtungen weisen die Gedankenströme bis hin zum Sinn des Lebens. Die vielen Menschen, die hier begraben liegen haben alle eine Geschichte. Sie hatten eine lange Zeit auf dieser Erde verbracht und dabei viel erlebt und gelernt. So wie die Großmutter, die neben mir steht und aus ihrer reichen Erinnerung schöpft, so hatten auch sie den Kopf voller Wissen aus den verschiedensten Bereichen, oft weit in die Vergangenheit reichend und mit geschichtlicher Dimension. Sie kannten Ereignisse, Menschen die deren Zeitgenossen waren, schöne Plätze auf dieser Welt, lehrten allerlei Wissenschaften und so fort. Die vielen Jahre eines ganzen Menschenlebens hatten sie aufgewandt, dieses Wissen zu erwerben und dann, plötzlich, von einen Tag auf den anderen haben sie es in das Grab mitgenommen, unwiederbringlich, für ewig verloren, möglicherweise völlig ungenutzt verschwendet. Man müsste eigentlich jeden Bürger verpflichten, sein Wissen für die Nachwelt zu speichern statt es egoistisch mitzunehmen.
Oder ist es doch keine Bringschuld, sondern eine Holschuld? Sind nicht wir - die Nachfahren - verpflichtet, uns mehr mit den Alten zu beschäftigen, sie zu befragen, ihr Erbe an Wissen und Erfahrungen zu achten und weiterzugeben? Früher war es wohl so, die Jungen haben die Geschichten, Lieder und Rituale, die Träger der Überlieferung aufgenommen und wiedergegeben. Diese Fähigkeit haben wir gleichzeitig mit unserem Gedächtnis verloren, wir benötigen sie wohl nicht mehr, denn alles Wesentliche ist schriftlich festgehalten. Offensichtlich eine Täuschung, denn von den meisten, die hier unter der Erde liegen, steht nichts festgeschrieben. Warum wohl? Früher konnten noch viele erzählen, heute aber nur die Wenigsten schreiben. Und außerdem, in einer schnelllebigen Zeit wie der unseren, zählt die Erfahrung aus der Vergangenheit nur wenig.
Mit diesen oder ähnlichen Gedanken im Kopf hat man den Friedhof bald durchschritten, an einer Unzahl von Gräbern vorbei, meist mit unbekannten Namen oder, besser gesagt, unbekannten Verstorbenen, denn die Namen wiederholen sich und sind selten fremd. Die Gräber sind gut gepflegt und erhalten, manchmal sogar einer Kultstätte gleich, die Toten sind daher noch nicht vergessen. Manche aber bleiben ungepflegt, fast unberührt, an deren Seelen denkt wohl keiner mehr. Dann wieder zeigen sich prominente Namen wie Friedrich Julius Bieber, Carl Geyling, Gustav Klimt, Kramer-Glöckner, Otto Stoessl, Namen von verdienstreichen Menschen, die in der Region geboren wurden oder hierher gezogen sind. Viele der Namen sind eng mit der lokalen Geschichte verbunden, Glasauer, Premreiner, Sommerer, Strecker und Wimpissinger, um nur einige zu nennen.
Und die Nachdenklichkeit wächst, in die verschiedensten Richtungen weisen die Gedankenströme bis hin zum Sinn des Lebens. Die vielen Menschen, die hier begraben liegen haben alle eine Geschichte. Sie hatten eine lange Zeit auf dieser Erde verbracht und dabei viel erlebt und gelernt. So wie die Großmutter, die neben mir steht und aus ihrer reichen Erinnerung schöpft, so hatten auch sie den Kopf voller Wissen aus den verschiedensten Bereichen, oft weit in die Vergangenheit reichend und mit geschichtlicher Dimension. Sie kannten Ereignisse, Menschen die deren Zeitgenossen waren, schöne Plätze auf dieser Welt, lehrten allerlei Wissenschaften und so fort. Die vielen Jahre eines ganzen Menschenlebens hatten sie aufgewandt, dieses Wissen zu erwerben und dann, plötzlich, von einen Tag auf den anderen haben sie es in das Grab mitgenommen, unwiederbringlich, für ewig verloren, möglicherweise völlig ungenutzt verschwendet. Man müsste eigentlich jeden Bürger verpflichten, sein Wissen für die Nachwelt zu speichern statt es egoistisch mitzunehmen.
Oder ist es doch keine Bringschuld, sondern eine Holschuld? Sind nicht wir - die Nachfahren - verpflichtet, uns mehr mit den Alten zu beschäftigen, sie zu befragen, ihr Erbe an Wissen und Erfahrungen zu achten und weiterzugeben? Früher war es wohl so, die Jungen haben die Geschichten, Lieder und Rituale, die Träger der Überlieferung aufgenommen und wiedergegeben. Diese Fähigkeit haben wir gleichzeitig mit unserem Gedächtnis verloren, wir benötigen sie wohl nicht mehr, denn alles Wesentliche ist schriftlich festgehalten. Offensichtlich eine Täuschung, denn von den meisten, die hier unter der Erde liegen, steht nichts festgeschrieben. Warum wohl? Früher konnten noch viele erzählen, heute aber nur die Wenigsten schreiben. Und außerdem, in einer schnelllebigen Zeit wie der unseren, zählt die Erfahrung aus der Vergangenheit nur wenig.
Mit diesen oder ähnlichen Gedanken im Kopf hat man den Friedhof bald durchschritten, an einer Unzahl von Gräbern vorbei, meist mit unbekannten Namen oder, besser gesagt, unbekannten Verstorbenen, denn die Namen wiederholen sich und sind selten fremd. Die Gräber sind gut gepflegt und erhalten, manchmal sogar einer Kultstätte gleich, die Toten sind daher noch nicht vergessen. Manche aber bleiben ungepflegt, fast unberührt, an deren Seelen denkt wohl keiner mehr. Dann wieder zeigen sich prominente Namen wie Friedrich Julius Bieber, Carl Geyling, Gustav Klimt, Kramer-Glöckner, Otto Stoessl, Namen von verdienstreichen Menschen, die in der Region geboren wurden oder hierher gezogen sind. Viele der Namen sind eng mit der lokalen Geschichte verbunden, Glasauer, Premreiner, Sommerer, Strecker und Wimpissinger, um nur einige zu nennen.
An manchen Stellen und vor allem höher den Berg hinauf, häufen sich die repräsentativen Grabstätten und Grüfte einst oder noch immer wohlhabender Familien, und ganz oben, am der höchsten Stelle des Friedhofes steht man schließlich vor einer Front eindrucksvoller Mausoleen. Wohl ist die Pracht vom Zerfall bedroht und in den Gesamteindruck mischt sich etwas von versunkener Kultur, das Flair dieser Stätte berührt aber nach wie vor.
Einige der Mausoleen beherbergen einst reiche Menschen von außerhalb der Region wie der neugotische Bau der Familie Huber oder der riesige, an die Luegerkirche im Zentralfriedhof gemahnende der Familie Schmidleitner, aber auch lokale Prominenz wie die Familien Rohrbacher und Trillsam sind darunter. Bald jedoch wird man von diesen Bauwerken abgelenkt, denn eines der Mausoleen zur Linken zieht die volle Aufmerksamkeit auf sich. Es ist in den Berg hineingebaut, sozusagen in die Klippen des Gemeindeberges und an beiden Seiten dicht verwachsen. Der wuchtige Bau wird deshalb erst aus der Nähe in seiner vollen Größe sichtbar, dann allerdings mit erstaunlicher Wirkung auf den Betrachter: Aus riesigen behauenen Steinen errichtet, jeder Stein in Kleinwagengröße nahtlos aufeinandergeschichtet, verschlossen von einem nicht minder wuchtigen, zweiflügeligen Bronzetor und passend dazu eine Einfriedung aus schweren Gittern und mit stacheligen Feuerbehältern links und rechts. Ein durch und durch mystischer Anblick, den Betrachter in den düsteren Rahmen einer deutschen Heldensage versetzend. Wagt man es nun, diesem sehr eigenwilligen Mausoleum näher zu treten, wird die Mystik fast schon körperlich fühlbar. Durch die massiven Gitter des Bronzetores blickend erkennt man in der Dunkelheit nur schemenhaft eine steinerne Personengruppe an der hinteren Wand, und erst allmählich, vor den an die Finsternis gewöhnten Augen, tritt die Gruppe deutlicher hervor. Es sind die drei Nornen – germanische Schicksalsgöttinnen – des bekannten Bildhauers Heinrich Natter. Man glaubt, in eine geheimnisumwitterte Grotte zu blicken, tief im Inneren eines Berges und erfüllt von unsagbaren Dingen. Es bedarf nur wenig Fantasie, um sich Urdr, Verdandi und Skuld lebendig vorzustellen, einen Schicksalsfaden spinnend, vielleicht den Schicksalsfaden des gerade ins Dunkel Spähenden. Leise raunen sie ihre Geheimnisse in sein Ohr.
Einige der Mausoleen beherbergen einst reiche Menschen von außerhalb der Region wie der neugotische Bau der Familie Huber oder der riesige, an die Luegerkirche im Zentralfriedhof gemahnende der Familie Schmidleitner, aber auch lokale Prominenz wie die Familien Rohrbacher und Trillsam sind darunter. Bald jedoch wird man von diesen Bauwerken abgelenkt, denn eines der Mausoleen zur Linken zieht die volle Aufmerksamkeit auf sich. Es ist in den Berg hineingebaut, sozusagen in die Klippen des Gemeindeberges und an beiden Seiten dicht verwachsen. Der wuchtige Bau wird deshalb erst aus der Nähe in seiner vollen Größe sichtbar, dann allerdings mit erstaunlicher Wirkung auf den Betrachter: Aus riesigen behauenen Steinen errichtet, jeder Stein in Kleinwagengröße nahtlos aufeinandergeschichtet, verschlossen von einem nicht minder wuchtigen, zweiflügeligen Bronzetor und passend dazu eine Einfriedung aus schweren Gittern und mit stacheligen Feuerbehältern links und rechts. Ein durch und durch mystischer Anblick, den Betrachter in den düsteren Rahmen einer deutschen Heldensage versetzend. Wagt man es nun, diesem sehr eigenwilligen Mausoleum näher zu treten, wird die Mystik fast schon körperlich fühlbar. Durch die massiven Gitter des Bronzetores blickend erkennt man in der Dunkelheit nur schemenhaft eine steinerne Personengruppe an der hinteren Wand, und erst allmählich, vor den an die Finsternis gewöhnten Augen, tritt die Gruppe deutlicher hervor. Es sind die drei Nornen – germanische Schicksalsgöttinnen – des bekannten Bildhauers Heinrich Natter. Man glaubt, in eine geheimnisumwitterte Grotte zu blicken, tief im Inneren eines Berges und erfüllt von unsagbaren Dingen. Es bedarf nur wenig Fantasie, um sich Urdr, Verdandi und Skuld lebendig vorzustellen, einen Schicksalsfaden spinnend, vielleicht den Schicksalsfaden des gerade ins Dunkel Spähenden. Leise raunen sie ihre Geheimnisse in sein Ohr.
Es ist das Mausoleum der Familie Flesch, Fabrikanten - zunächst Leder, später was immer Gewinn versprach - in Unter St. Veit. Durch das Gitter blickend sind keine Gräber zu entdecken, sondern nur eine, in den Boden eingelassene, große Steinplatte. Würde man sie heben, so käme man in einen darunter liegenden Raum der nichts birgt als vier, an eine Wand gereihte Sarkophage. Aus schwerem Metall und prachtvoll verziert sind sie alle vier, am schönsten und wuchtigsten aber der erste. Er beherbergt die sterblichen Überreste des Stammvaters der Wiener Linie der Flesch-Familien.
Für den Rückweg stehen wieder viele Wege zur Verfügung, einer beginnt mit der Gruft des Theaterdirektors Tschauner und endet mit dem Grab von Rudolf Slatin, in die Geschichte eingegangen als Slatin Pascha. Zurück in der irdischen Realität wird einem bewusst: selbst eine Berühmtheit braucht viel Glück, um nicht vergessen zu werden.
Für den Rückweg stehen wieder viele Wege zur Verfügung, einer beginnt mit der Gruft des Theaterdirektors Tschauner und endet mit dem Grab von Rudolf Slatin, in die Geschichte eingegangen als Slatin Pascha. Zurück in der irdischen Realität wird einem bewusst: selbst eine Berühmtheit braucht viel Glück, um nicht vergessen zu werden.