140. Geburtstag Franz Schmidt

Franz Schmidt (1874–1939) war ein bedeutender österreichischer Komponist, Musiker und Pädagoge. Er schrieb symphonische Musik, Kammermusik, Opern, Chorwerke und Orgelkompositionen. Er wohnte auch in der Auhofstraße 145 und in der Elßlergasse 26.
01.06.2005

Franz Schmidt wurde am 22. Dezember 1874 in Preßburg (Bratislava) im Grenzland des ungarischen Teils der Österreichisch-Ungarischen Monarchie geboren. Schmidts Vater war halb deutscher, halb ungarischer, die Mutter ungarischer Abstammung. Ersten Klavierunterricht erhielt er von seiner Mutter. Anfang 1888 studierte er kurz bei Theodor Leschetizky, der auch Lehrer großer Pianisten wie z.B. Paul Wittgensteins, war. Für Paul Wittgenstein, der seinen rechten Arm im Ersten Weltkrieg verlor, schrieb Franz Schmidt später mehrere Klavierwerke, darunter 1923 die „Konzertanten Variationen über ein Thema von Beethoven für Klavier und Orchester".

Die Übersiedlung der Familie nach Wien 1888 ermöglichte dem jungen "Wunderkind" ein Studium am damaligen "Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde". Franz Schmidt studierte Komposition bei Robert Fuchs und Violoncello bei Ferdinand Hellmesberger. Die ersten Kompositionen (Vier kleine Phantasiestücke nach ungarischen Nationalmelodien für Cello und Klavier) entstanden bereits 1892, drei davon wurden 1926 herausgegeben.
 
Franz Schmidt war von 1896 bis 1911 Mitglied der Wiener Philharmoniker und bis 1913/14 auch im Verband des Hofopernorchesters als Cellist engagiert. Als Pädagoge für Klavier, Violoncello, Kontrapunkt und Komposition bildete er an der Akademie für Musik und darstellende Kunst zahlreiche bedeutende Musiker, Dirigenten und Komponisten aus, u.a. Theodor Berger, Marcel Rubin, Alfred Uhl und Friedrich Wührer. Von 1925 bis 1927 war er Direktor, von 1927 bis 1931 Rektor dieser traditionsreichen Ausbildungsstätte.

Franz Schmidt war als Solist, Kammermusiker, Begleiter und Dirigent gleichermaßen anerkannt und gefeiert. Phänomenal soll sein musikalisches Gedächtnis und seine Literaturkenntnis zu allen musikalischen Gattungen gewesen sein. Walter Panhofer, österreichischer Pianist und ebenfalls Schüler von Schmidt, berichtete dass Franz Schmidt jederzeit die gesamte Literatur auswendig und konzertreif spielen konnte, ohne zu üben.

Als Komponist gilt Franz Schmidt als letzter Meister der österreichischen Spätromantik, der der romantischen Tonsprache noch einmal eine eigenpersönliche Farbe geben konnte. Er war ein „echter" Symphoniker, der die Ära Johannes Brahms – Anton Bruckner beschlossen hat. In seinen Kompositionen spiegelt sich das Wesen des Wienerischen, Österreichischen und Ungarischen wider. Nach dem Tod Alban Bergs und Franz Schrekers sowie der Emigration von Arnold Schönberg und Alexander Zemlinsky galt Franz Schmidt als der bedeutendste Komponist der damaligen „Ostmark“. Die vom Regime eingeforderte Kantate „Deutsche Auferstehung“ blieb unvollendet.

Franz Schmidts Werk umfasst zwei Opern („Notre Dame“, „Fredigundis“), vier Symphonien, Orchesterwerke (Karnevalsmusik und Zwischenspiel aus der Oper „Notre Dame“, „Variationen über ein Husarenlied“, Orchesterchaconne cis-Moll), zwei Klavierkonzerte, Kammermusik (drei kleine Phantasiestücke nach ungarischen Nationalmelodien für Violoncello und Klavier, zwei Streichquartette, drei Quintette) und ein gewaltiges Orgeloeuvre mit Einzel- und Sammelwerken. Sein wichtigstes Werk ist das Oratorium „Das Buch mit sieben Siegeln" nach Motiven der biblischen Offenbarung des Johannes (UA 1938). Es ist der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien zur Feier des 125. Bestandes gewidmet und wurde im Goldenen Saal des Musikvereins am 15. Juni 1938 uraufgeführt. Unter den Mitwirkenden waren u.a. der junge Sänger Anton Dermota sowie der Orgelvirtuose Franz Schütz, der zum Pionier in der Pflege des Schmidtschen Orgelschaffens wurde. Beide Künstler waren wie Franz Schmidt auch in Ober St. Veit wohnhaft. Eine vollständige Auflistung aller Werke sowie einiger interessanter Buch- und CD-Veröffentlichungen mit Musik von Franz Schmidt finden Sie auf www.bocksmusicshop.at.

Franz Schmidts geselliges Wesen ließ ihn auch zum geschätzten Mitglied der Wiener Gesellschaft werden. Er wohnte von 1905 bis 1909 in der Auhofstraße 145 und von 1912 bis 1922 in der Elßlergasse 26 und verkehrte häufig in der ehemaligen „Pessl“-Villa in der Ghelengasse 3. Dort musizierten regelmäßig bis 1937 Mitglieder der Wiener Philharmoniker gemeinsam mit Musikstudenten. Franz Schmidt übersiedelte später nach Perchtoldsdorf, wo er bis an sein Lebensende wohnte.

Schon zu Zeiten seiner Anstellung bei den Wiener Philharmonikern hatte er gesundheitliche Probleme mit dem Herzen. Seine letzten Lebensjahre waren von schwerer Krankheit gezeichnet, am 11. Februar 1939 starb er an einem Herzanfall.

Zu Franz Schmidts Auszeichnungen zählen der „Kaiserlich-Österreichische Franz-Joseph-Orden" und die Ehrendoktorwürde der Universität Wien zu seinem 60. Geburtstag. 1951 erfolgte die Gründung der „Franz Schmidt Gesellschaft", deren Aufgabe und Ziel es ist, die wissenschaftliche Erforschung der Biographie und des musikalischen Schaffens des Komponisten bzw. die Interpretation seines Oeuvres zu fördern. Zum 100. Geburtstages 1974 gab die Österreichische Post eine Sonderpostmarke heraus.

2005 wurde dem Meister in Ober St. Veit zwischen Ghelengasse, Prehausergasse und Schweizertalstraße ein Park gewidmet und dort ein Denkmal errichtet (siehe Foto oben). Es wurde von einem unbekannt bleiben wollenden Spender (Büste) und vom Präsidenten der Franz Schmidt-Gesellschaft Dr. Wilhelm Sinkovicz (Musikkritiker der „Presse“, er spendierte den Sockel bzw. die Säule) bezahlt.

Am 16. Juni 2005 wurden Park und Denkmal feierlich übergeben.

Weitere Informationen können der Webseite der Franz Schmidt-Gesellschaft www.franzschmidtgesellschaft.at entnommen werden.

hojos, Dieter Bock
im Juni 2005, ergänzt im November 2014