Firmiangasse 13 (Haus CNr. 120)
Dieses Haus repräsentiert den ältesten im St. Veiter Ortskern vertretenen Haustyp. Ebenerdige, ehemals mit Schindeln gedeckte und mit der Giebelseite zur Straße gerichtete Häuser waren im historischen Straßenbild St. Veits vorherrschend. Heute sind sie, abgesehen von der Firmiangasse 13, nur mehr in den Häusern Firmiangasse 7 sowie Glasauergasse 20 und 24 zu erkennen.
Die Dokumentation über dieses Haus reicht weit zurück: Im Jahre 1648 wurde es von der Gemeinde St. Veit samt zugehörigem 1/8 Hofstatt-Weingarten von der Kartause Mauerbach erworben (Kaufvertrag vom 24. Jänner 1648). Im Erdgeschoß war ein Gasthauslokal, das stets verpachtet war [Gewährbuch St. Veit L (WStLA Gb 5/19a) fol. 57; letzte Gewährserneuerung Dienstbuch St. Veit A 1761-1846 (WStLA Gb 5/6) fol. 11 bis 1.1.1830]. Aus 1820 erfahren wir, dass der jährliche Pachtzins 600 fl. W.W betrug, wovon 300 fl. W.W. an die Herrschaft als Gegenleistung für die Überlassung der Schankgerechtigkeit weiterzubezahlen waren [Special-Ausweis über den Inventarial-Werth des bey den zur dießseitigen Herrschaft unterthänigen Gemeinden mit Ende December 1820 vorfindigen Communvermögens, WStLA Gemeinden XII1/4, A 3/1 Miszellen].
Das Haus wird in den Urkunden immer wieder (in leicht variierenden Schreibweisen) als "gemainhauß", also Gemeindehaus bezeichnet und war offensichtlich der Ort, an dem die Gemeindegeschäfte geführt wurden und vor allem der Ort, an dem Richter und Geschworene zu Sitzungen zusammenkamen. Im Gewährbuch St. Veit N (WStLA GB 5/20) fol. 350 heißt es ausdrücklich "Hauß und Hofstatt so zu ihrem Gmainhauß gebrauchen".
1832 trennte sich die Gemeinde von diesem Haus [Gewährbuch St. Veit H (WStLA Gb.5/47) fol. 283] und tauschte es im Zuge eines größeren Abtauschgeschäftes (mehrseitiger Tauschvertrag vom 18.5.1832) gegen andere Häuser.
Als nachfolgende Eigentümer sind im Grundbuch ab 1832 Franz und Franzika Faßhold, ab 1866 Ignaz und Anna Fashold eingetragen, ehe es 1866 durch Liquidation ins Eigentum des Baumeisters Franz Trillsam und seiner Frau Franziska kam. Die Faßholds bzw. Fasholds waren Krämer, von einem Gasthausbetrieb ist zu deren Zeit nichts mehr dokumentiert. Nach einem späteren Eigentümer wird dieses Objekt auch Del-Fabro-Haus genannt.
Aktuell gibt es ein Umbauprojekt, das von der MA 19 positiv beurteilt wurde. Vorgesehen ist der Abbruch und Neuaufbau eines Hofflügels im jetzigen Stil, der Umbau des anderen Hofflügels im jetzigen Stil, die Errichtung einer Tiefgarage und eine Verbreiterung des Einfahrtstores. Die Fassade muss erhalten bleiben, sodass sich die Wirkung auf das Ortsbild nicht ändert.
Der Umbau des Gebäudes wurde in den Jahren 2012 bis 2014 wie angekündigt durchgeführt. Die Fassade blieb nahezu unverändert, nur das Dach hat drei in ihrer Größe vertretbare Gaupen erhalten. Das Ortsbild hat somit von der grundlegenden Renovierung des schon sehr desolaten Gebäudes profitiert.
Auch der Eigentümer Dr. Riklin ist sehr zufrieden: „Wir haben hier ein sehr, sehr schönes Grundstück, und der Umbau ist so geworden, wie wir uns das vorgestellt haben. Wo es möglich war, haben wir die Substanz erhalten. Dieses Flair im Hof war uns sehr wichtig, wir wollten das Leben im Hof und im Garten unbedingt erhalten.“ Wahrscheinlich wäre der Umbau nicht viel anders geworden, auch wenn es hier keine Schutzzone gegeben hätte, weil „die Atmosphäre der alten Mauern kann meines Erachtens mit einem Neubau nicht hergestellt werden. Die originale historische Substanz ist ganz einfach ein wichtiger Faktor!“
Auch am heutzutage erwarteten Komfort mangelt es nicht. Die Räume der sechs Wohnungen und der Ein-Zimmer-Wohnung sind hell und haben wie auch die Nebenräume schöne Grundrisse. Die Haustechnik ist „State oft the Art“, mit Ausnahme der Straßenfassade sind alle Mauern wärmegedämmt, Fußbodenheizung und Deckenkühlung geben in jeder Jahreszeit ein angenehmes Klima. Energietechnisch wird mit 15 Tiefenbohrungen zu je 100 Meter voll auf Erdwärme gesetzt und daraus die Wärme für Heizung und Warmwasser und die Kälte für die Raumkühlung bezogen. Dr. Riklin weist aber auch gleich auf das Verbesserungspotential hin: „Von außen kommt noch der Strom für die Wärmepumpen und den restlichen Haushaltsbedarf. Wir können die Nachhaltigkeit und die Unabhängigkeit durch die vorgesehene und jederzeit installierbare Fotovoltaik erhöhen.“
Ein Umbau in dieser Art ist aber keinesfalls ein „Renditeobjekt“. Die sich aus der Substanzerhaltung ergebenden Vorgaben und die behördlichen Auflagen verteuerten das Projekt gewaltig. Besonders schwierig war unter diesen Vorgaben die Errichtung der Tiefgarage, doch angesichts der Parkraumnot im Bezirk ist eine Tiefgarage für so ein Objekt sehr wichtig. „Aber das ist so, das haben wir gewusst und ich finde die Schutzmaßnahmen gut, denn nur so werden alte Substanzen erhalten“, gibt Dr. Riklin den Schutzverordnungen letztendlich Recht. „Trotz aller Unkosten es ist hier etwas Schönes entstanden, das seinen Wert behalten wird.“