Ober St. Veit – Sancto Vito
Dr. Wilhelm Twerdy nennt in seinem Buch "Beiträge zur Geschichte des Wienerwaldes" die Besitzer St. Veits von der ersten urkundlichen Nennung 1194 an bis zur Auflösung der Grundherrschaften im Jahr 1848.
0000
Die Feste St. Veit, beherrschend 234 m hoch, wurde am Südufer der Wien als Sperre des Eintrittes des Wientales in das Gebirge, zum Schutze der Straße nach Purkersdorf und nach Gablitz errichtet. Das Dorf wurde nach einer Pfarrkirche benannt, deren Patrozinium vorwiegend in den von Slaven besiedelten Gebieten Verwendung fand. Die Kirche kommt andererseits in den Passauer Urbaren nicht vor. Die Ansiedlung müsste eigentlich sehr alt sein.
1194
Verhältnismäßig spät, erst aus der Zeit, als Österreich bereits Herzogtum war, wurden Albertus und Ernst de St. Vito als Zeugen für einen Rechtsentscheid Herzog Friedrichs für das Kloster Formbach genannt. (OÖUB I, 692, 221, Lohrm. 250). Die Zuordnung ist nicht voll gesichert, da unmittelbar darauf ein gänzlich anderes Geschlecht als Inhaber erscheint. Falls die Zuordnung richtig ist, wäre auf Ernestus de Michelstetten hinzuweisen, der 1128 und 1136 genannt ist. (1128. o. D., A. Johanniter, Prag, MA f. NÖ, 1908, S 357 et 1136, F II/4, 211)
1200 (um)
Ein Heinrich von Michelstetten, seine Brüder Wernhardus und Ernst werden genannt (F II/4,439).
1203
Ein Wichard de St. Vito und sein Vater Hugo werden genannt (A. Heiligen Kreuz, Lohrmann 278).
1207
Wichard de St. Vito ist Zeuge. Für zugefügten Schaden schenken 3 Brüder Rapoto, Heinrich und Wichart von St. Veit dem Stift Heiligenkreuz 1 Hufe und 6 Mansen in Dornbach (12077/03, Watzl, in loco, S 92, U 60, Lohrm. 297). Ein Heinrich und sein Bruder Rapoto nennen sich 1204 nach Perchtoldsdorf (30. März, Schwadorf, HHSTA). Wichard wird weiterhin 1208, 1212, 1213, 1216 und 1221 genannt (1208. 4. November, BUB I, 168, S 213 et 1212; 13. Mai, MHDC I, 437 et 1213, o. D., BUB I, 257, 187, Lohrm. 322 et 1216. 11. November, F II/11, BUB II, 203 et 1221. 5. März, FII/4, 191, BUB II, 54,235).
1230 (um)
Es gibt einen Rapoto aus diesem Geschlecht (1230, o. D., HHSTA, OÖUB II, 691).
1271 (auch 1275 und 1277)
Ein Rapoto II. wird für St. Vito genannt (1271, o. D., F II/81, 102 et 1275. 3. April, F II/11, 194, CCXI et 1277. 23. Oktober, Pettenegg, 556).
1281
Es gibt einen Vergleich über den passauischen Zehent zu Mannswerd zwischen Bischof Wichard von Passau und Rapoto von St. Veit (22. April, MB 29, 35).
1282
Rapoto ist Zeuge für Heinrich von Zinzendorf (1282, o. D., DOZA, Q I/9, 17226).
1270
Rapoto gibt von Wildeck den Wald Mitterhart an die Abtei Heiligenkreuz, er hatte diesen Wald um 1 Talent von Rapoto von St. Veit abgelöst (12. Mai, Heiligenkreuz, F II/11, 172, CLXXXV). Dieser Waldteil könnte ein Besitz des Geschlechtes gewesen sein und dürfte mit der Herrschaft St. Veit nicht im Zusammenhang stehen (Twerdy). Andererseits muss überraschen, dass ein so weit entfernter Wald erst sehr spät abgegeben wurde. Hat die Herrschaft damals noch nicht über den großen Wald verfügt, der 1361 Bestandteil des Kaufvertrages wurde (Twerdy)? Laut P. Watzl handelte es sich um den heute Hetzerberg genannten Wald, der in der Ortsgemeinde Grub liegt.
1305
Der Sohn des Rapoto, Michel von St. Veit kauft von Poppo von Liebenberg und dessen Hausfrau Gertrud und von Engelprecht von Liebenberg das halbe Haus St. Veit (25. Juli, DA, 10605 B). Die Brüder von Liebenberg nennen Wichart von Toppel, den späteren Besitzer Oheim. Offensichtlich zur Geldbeschaffung verkauft Michel von St. Veit wenig später 1 /4 des Hauses Rastenberg (Twerdy: 1305. 24. Feber, HHSTA). Auch hier kann eine Verbindung der Geschlechter, die zu diesem Besitz führte, nicht nachgewiesen werden. Käufer sind nicht die von Rastenberg. Im gleichen Jahr verkaufen die Brüder von Liebenberg an Herzog Rudolph 81 Eimer Bergrecht und 51 Pfennig Voitrecht und 2 öde Weinwachs am Hackenberg (1305. 30. Oktober, HHSTA). Der Hackenberg ist nur an seiner Ostseite gerodet. Der Vater der Brüder, ebenfalls Poppo mit Namen, hat eine Offmey zur Gattin, die eine Schwester des Wichart von Toppel ist. Dieser halbe Hausanteil, den Michel kauft, müsste (lt. Twerdy) aus Toppelbesitz gekommen sein. Unter Haus ist hier nicht die Herrschaft, sondern das feste Haus, die spätere Feste, zu verstehen.
1221
Eine Tochter des 1207 etc. genannten Wichard de St. Vito ist die Gattin des Ott von Plankenstein (1221. 5. März, Kl. Neuburg, F II/4, 191; BUB II, 54, 235, Lohrm. 370). Sie dürfte keinen Besitzanteil von St. Veit erhalten haben, sondern andere, unbekannte Familiengüter. Die Zuordnung des Albertus und des Ernst de St. Vito zu St. Veit an der Wien wird deswegen angenommen, weil alle anderen Zeugen in dieser Gruppierung aus dem Umfeld stammen. Werden sie vernachlässigt, so weisen die fast zur gleichen Zeit genannten Hugo, Wichart und Heinrich auf Karlstetten, ein Gut das auch später im Toppelbesitz erscheint. Auf alle Fälle kann St. Veit als im Besitz der von Toppel sicher angenommen werden. [Anmerkung Twerdy: Von dieser Besitzfamilie wird es auch von Herzog Rudolph 1361 angekauft. Wie ersichtlich, sind verschiedene Urkunden aus früherer Zeit mit diesem Kauf übergeben worden. Doch war es üblich, den Lehensherrn oder die Besitzfolge in der Urkunde anzugeben, dies fehlt aber 1361. Seit 1353 war Lupold von Bebenberg Bischof von Bamberg. Er war 1356 in Wien und im September 1361 in Wolfsberg und im Oktober in St. Veit in Kärnten. Seit 1334 gab es Bündnisverträge zwischen dem Bistum und den Habsburgern (1353, September 1361, Oktober 1361, W. Baum, Rudolph IV, S 198 ff. Der Bischof war am Reichshoftag 1360 in Nürnberg anwesend. S 118). Gab es eine Abmachung mit Herzog Rudolph IV., die es ermöglichte, den Lehensherrn zu übergehen? Ähnlich geschah dies beim Ankauf von Purkersdorf, so dass vermutet werden kann, dass hier bewusst etwas ungeklärt bleiben solle. Letztlich war der Landesherr als späterer Besitzer über alle Zweifel erhaben. Festgehalten soll werden, eine bedeutende Herrschaft hatte einen großen Besitzanteil im nördlichen Teil des Wienerwaldes. Dieser Wald, der nach dem Kaufe der Herrschaft entzogen wurde, wurde dem Wienerwald einverleibt - ohne dass seine frühere Zugehörigkeit jemals erwähnt wurde].
1313
Herzog Friedrich besitzt bereits Holz bei St. Veit, es war ihm nach der Ächtung des Chunrad des Breitenfelder zugefallen (1313. 15. Juni, AÖG II, 529, 34). Später wird es als „in der Penzenau“ liegend bezeichnet. Diese Au muss sich von Mauer (Twerdy ?) bis nach St. Veit erstreckt haben.
1315
Ab diesem Jahr ist es urkundlich bezeugt, dass St. Veit Wichard von Toppel gehört, denn in diesem Jahr teilen die Söhne aus seinen beiden Ehen das Erbe St. Veit (10. April, NÖLA, U 5405). Es fiel den Söhnen aus der zweiten Ehe mit Gertrud von Haichenbach zu. Haichenbach, heute Ruine liegt in der Schlinge der Donau in Oberösterreich, heute Schlögen genannt. Von dort kann der Besitz nicht stammen, Wichart von Toppel muss St. Veit selbst besessen haben.
1323
Im September verkauft Michel von St. Veit mit seiner Hausfrau Reichkart an „Freund“ Weichart von Toppel den Älteren um 86 Pfund die Hälfte des Hauses St. Veit, ohne weiteres Zubehör (Samstag nach S. Mattheus, Kaltenegger 1,16,13). Trotz Erbteilung hat der „Alte“ noch dazugekauft. Er stirbt am 21. März 1325.
1331
Weichart, Sohn des Weichart von Toppel des Älteren aus der zweiten Ehe, und dessen Hausfrau Elisabeth verkaufen ihren 1/4 Anteil am Hause St. Veit ihrem Bruder Friedrich und dessen Gattin Chunigunde um 50 Pfund (1325. 21. März, F II/81, 487 et 1331. 13. August, NÖLA, U 5422, HHSTA, W 49, Bd. 1,387). Anna, die Tochter aus dieser Ehe, ist die Gattin des Wilhelm von Kreuspach, des Sohnes des von Herzog Rudolph zum Obrist Jägermeister ernannten Weltenfahrers Friedrich von Kreuspach. Nach Wilhelms Tod, er ist ebenfalls Obrist Jägermeister, wird Anna Schwester in St. Clara in Wien, wo auch Herzogin Katherina, die Schwester Herzog Rudolphs, Äbtissin ist. Der Obrist Jägermeister Friedrich hatte von Perichtold dem Schifer und seiner Hausfrau Margret Mannschaft und Lehenschaft gekauft, sein Sohn Wilhelm verkaufe diese nicht näher bezeichneten Güter 1365 an Herzog Rudolph um 200 Pfund (für das Allerheiligenstift). Margret hatte es von ihrem früheren „Ehewirt“ Praun von Chernebrunn erhalten (1362. 10. November, Wien, NÖLA, U 5353 et 1365. 17. März, Wien, Rentamtbuch DA, St. Veit 10561 und Rep., DA, Lehen, N 2). Sohn Weichard aus der ersten Ehe war Pfarrer in Walthersdorf bei Ebreichsdorf (1336. 30. Mai, BSU 70).
Ebenfalls 1331
Friedrich von Toppel zu St. Veit verkauft zusammen mit seinem Bruder Stephan und dessen Hausfrau Gertrud Geld auf 13 Joch Weingärten auf dem hinterm Berge zu Breitensee (1331. 15. Juli, Q I/10, 17887).
1335
Mit Gattin Chunigunde gibt Friedrich von Toppel an Herzog Albrecht II. einen Lehensrevers über 10 Pfund auf 20 Joch Weingärten zu Breitensee (21. Juni, Q I/3, 3016)
1343
Friedrich von Toppel ist in zweiter Ehe mit einer Kathrey verheiratet. Mit ihr verkauft er 1343 mit Einwilligung seiner Brüder Ortolf, Pfarrer von Ratze, Ulrich, Weichart dem Hofrichter und Stephan dem Sohn seines verstorbenen Bruders Stephan, 12 Joch Weingarten in den Altenberg und in der Schmelz in Breitensee und 24 Joch Weingärten an Dietrich den Urbetsch und dessen Hausfrau Kathreyn (10/17. Jänner, Q II/1, 254).
1347
Der Pfarrer zu St. Veit, Ulrich der Kirchenknopf, ist auch Kaplan der Burgkapelle in Wien (27. März, Pettenegg 1213). Im August verpflichtet sich Friedrich von Toppel dem Sattler Nezuger gegenüber, den Getreide Zehent, den er an diesen verkauft hat, nach Eintreffen des Herzogs sofort zu übergeben. Erst im Jahr 1348 beurkundet Herzog Albrecht, dass ihm Friedrich von Toppel den Zehent gelegen „zu den Höfen“ auf 5 Lehen, aufgesendet habe (1347. 24. August, Q II/l, 314 et 1348. 9. Juli, Q II/1,322).
1353
Friedrich von Toppel verkauft einen Viertel Zehent des Bischofs von Passau, den er bisher mit seinen Geschwistern oder Geschwisterkindern besessen hatte, um 130 Pfund an seinen Vetter Stephan von Toppel (25. Mai, Kaltenegger, I, S 97, GB XV, 584). Der Pfarrer von St. Veit, der ebenfalls Stephan heißt, vertauscht mit Hand der Kirchlehenherren zu St. Veit, Weichart von Toppel, zu den Zeiten auch Hofrichter, dessen Brüdern Friedrich, ihres Vetters Stephan, Sohn des Stephan und ihrer Vettern Ulrich und Weichart, den Söhnen des verstorbenen Ulrich von Toppel, mit Propst Ortolf von Klosterneuburg Besitzungen zu Enzersdorf unter dem Bisamberg gegen solche der Pfarrkirche. Zu diesem Zeitpunkt ist St. Veit, insbesonders das Kirchlehen im Besitze der Erben nach Wichart dem Älteren (1355. 27. März, F II/10, CCCLXVIII). Warum Friedrich von Toppel, der sich ausdrücklich nach St. Veit nennt und Stephan von Toppel, ständig Besitzverkäufe tätigen, ist nicht bekannt.
1360
Herzog Rudolph gibt der Pfarre St. Stephan zu Wien einen an der Wien bei Weidlingau gelegenen Wald. Er umfasst 4 Berge und ist im Süden durch die Wien begrenzt, im Osten durch den Wurzbach, im Norden durch den Höhenweg und den Gipfel des Buchberges, im Westen durch den Prunngraben. Die Namen der vier Berge sind: Aichberg, Buchberg, Mitterkogel und Außerkogel. Holz darf daraus zur Notdurft geschlagen werden, Wildprät aber auch Gold und Silberfunde sollen dem Propst zustehen. Der Herzog hat diesen „geschenkten Wald“ mit großem Gefolge umritten (1360. 14. Juli, DA 10587, HHSTA, W 49, Bd. 7. 50, 75, DA St. Veit, K 1. In der Urkunde vom 17. Juli heißt es, dass der Erzherzog die Stephanskirche und die Pfarre zu einer Propstei und zu einem Dom erhob, die Waldschenkung erging daher auch an die Kanoniker. HHSTA, Lichn. IV./192).
1361
Aber Stephan von Toppel der Jüngere, der sich meist nach Wasserburg nennt, verkauft an Herzog Rudolph IV. das Haus St. Veit mit Kirchlehen, allem Zubehör, darunter 800 Joch Holz um 1.400 Pfund (1361. 19. Dezember, DA Wien, Orig., Herzog Rudolph war noch Ende Oktober in St. Veit in Kärnten mit Bischof Lupold von Bamberg zusammengetroffen. W. Baum, Rudolph IV., S 381, Itinerar).
„Des ersten das Haus zu St. Veit und swas dazugehört
item ein Hof zu Chargenawe mit Zehent mit alle und mit anderer Zugehörung
item 3 Lehen Pawer zu St. Veit in den Velde
item 24 Tagwerk Wismad daselbst
item 13 Pfund Geld auf bestifteten Holden
item von der Weide zu Liuntz 1 Pfund
item 800 Joch Holz die auch dazu gehört
item die Vischweid in der Wien von Hekking unz vor daz Weydach
item das Kirchlehen zu St. Veit
item 1/2 Pfund und 2 Pfennige auf Überländ
item daselbst auf 1 Hof in dem Dorf 32 Pfennige Geld
item Zehent und Bergrecht von den Weingärten in den vier Bergen, des ersten in der Hagenau von achtzehnhalb Joch Weingärten, dient man 5 halb und 50 Eimer Wein zu Bergrecht und 4 Schillinge und 10 Pfennige zu Voitrecht
item in den Setzen von achthalb Joch Weingärten und von einen Achtteil Weins zu Bergrecht und an ein Ort 46 Pfennige zu Voitrecht
item in der Praitten von 5 Joch und einen Achtteil Weingarten, Bergrecht und Zehent
item von 4 Joch und einem Achtteil Weingarten in den Linsäcker, dient man Zehent und Bergrecht
item von den vorgenannten zwei Bergen, dient man 7 und 20 Eimer Wein Bergrecht und 3 Schillinge und 10 Pfennige zu Voitrecht
item von 1 Joch Weingarten leit bei der Praitten, davon dient man 3 Schilling Pfennige
item auf Weingarten liegend 13 Schillinge und 16 Pfennige verlehens Gutes Summe der Dienste von den Weingärten Pfennig bringt dritthalb Pfund minder 40 Pfennige
item Summa der Bergrechte von den Weingärten ist 100 und 4 Eimer und 5 Achtteil Wein
item Summa der Voitrechte ist 14 Schilling und drei Ort
item Zehent von 14 Krautgärten bei St. Veit und danach einen Zehent, zu den Schotten nach Wien, den man dient von den Äckern, die man gen Speising baut, das alles zu dem Haus St. Veit gehört.“
Folgende Riedbezeichnungen haben sich bis 1785 erhalten:
Praitten: Ried auf der kurzen Praiten, Ried auf der langen Praiten
Linsäcker: Ried lange Linsäcker, Ried kurze Linsäcker
Hagenau: Ried Obersommerhagenau, Ried Sommerhagenau, Ried Mitterhagenau, Ried Niederhagenau
in den Setzen: Ried Altsatz auf dem Graben, Ried Altsatz Stock im Weg
der Hof in der Chargenaw: Ried Karingau
in dem Veld: Ried Veitinger Feld, stößt an Freiheit der Herrschaft Hietzing - hier lag also das Gottesfeld!
Liuntz ist Lainz, Speising, beides Nachbargemeinden im Süden gelegen. Der Besitz war teilweise Eigen, teilweise bereits Lehen des Herzogs.
Wird der Name Gottesfeld hier bewusst vermieden? Als das Domkapitel St. Veit erhält, bekommt es wahrscheinlich auch Grundbücher ausgehändigt, die nicht mehr erhalten sind. Wie wäre es sonst möglich, dass es in den späteren Grundbüchern heißt: „Von einer Mühl am Gottsfeldt bei St. Veit mit ihrer Zugehörung“?
1362
Noch ist Stephan von Toppel Hofmeister Herzog Friedrichs, der am 10. Dezember dieses Jahres stirbt und in der Fürstengruft zu St. Stephan beigesetzt wird. Später ist er Hofmeister Herzog Leopolds (1362, Eritag nach Prehentag, NÖLA, HS 5, Bd. 5, 121. Herzog Friedrich + 10. 12. 1362, Wilhelm Baum, Rudolph IV., der Stifter, 1996, Genealogie. 1367. 17. März, Wien, NÖUB II, 545, et 1368. 24. April, HHSTA). Ob Herzog Rudolph mit diesem Kaufe bereits im Sinne hatte, die Propstei St. Stephan zu dotieren, ist offen gelassen. 1362 belehnte er noch Kathrey, die Witwe seines Schreibers Chunrat von Walthersdorf, nun Gattin des Jans des Putreich mit 13 1/2 Schillingen Bergrecht auf 3 1/2 Joch Weingärten zu St. Veit in der Sommerhagenau und 1/2 Eimer Bergrecht auf 1/2 Joch Weingärten daselbst, auch mit dem Zehent auf den Weingärten, Lehenschaft der Feste St. Veit, die von Friedrich von Toppel angefallen war, als der Brief sagt, den wir (der Herzog) darüber haben. Dieser genannte Brief dürfte nicht mehr erhalten sein, er beträfe das feste Haus, die Feste St. Veit, die im Kaufbrief von 1361 nicht direkt genannt ist (1362, 24. November, HHSTA)
1363
Wegen der Abtretung Tirols an den Herzog von Österreich war es zum Krieg mit Bayern gekommen. Herzog Rudolph muss den Pfarrer Eberhard von St. Veit beauftragt haben, alles anzukaufen, was zur Herrschaft St. Veit gehört hatte. So erwirbt dieser 1363 rechtes Eigen 1/2 Pfund und 24 Wiener Pfennige Geld gelegen zu St. Veit auf bestifteten behausten Holden und 20 Pfennig Geld auf Weingärten der Vogler, heißt der Ger um 11 Pfund von Niclas dem Würfel und dessen Hausfrau Margret (1363, St. Veitabend, DA 10603.)
1364
Der Herzog gibt an diesen Pfarrer 14 1/2 Schillinge Bergrecht und 1 Pfund Wiener Pfennige, gelegen in der Sommerhagenau auf 4 1/2 Joch Weingärten, die er von den Erben nach Chunrat von „Walchesdorf“ gekauft hatte (1364, Eritag vor 12000 Mägdelein, DA 10585). Im gleichen Jahr kauft der Pfarrer wiederum für den Herzog um 47 Pfund von Niclas dem Haspeck und dessen Gattin Anna rechtes Eigen, ein Holz bei St. Veit am Stockhimbelweg und ein weiteres, das Lehen des Herzogs war, weiters Geld auf 2 bestifteten, behausten Holden und auf Krautgärten, genannt in dem Egelsee und Geld auf der Brandstatt der Mühle bei Hietzing am Gern (1364. 22. April, DA 10590 B). Im gleichen Jahr erwirbt der Herzog von Jans von den Minderbrüdern Gülten, die alle zu St. Veit liegen, an dem Gries bei Wien, 10 bestiftete Hofstätten gelegen in der Preitten, aus 12 Lehen bestiftetes Gut sind 11 Lehen, ein Halb-Lehen und eine Hofstatt geworden. Weiters 2 Überlandlehen und ein halbes Überlandlehen, Besitz in Wien und die Mühle am Gottesfeld, die bereits der Pfarrkirche St. Veit am Griess dient. (1364. 16. Oktober, DA 10550 A). Anna, die zweite Frau des Jans I. ist vermutlich Witwe nach Weichart von Toppel gewesen. Gegen Ende des Jahres gibt er an die Pfarrkirche St. Veit das Bergrecht, das früher Chunrad von „Walchesdorf“ von ihm zu Lehen gehabt hatte. Zeugen sind Fürst Peter, König zu Jerusalem und zu Cypern, „unser lieber Oheim“, Herzog Wentzla von Sachsen, Herzog Walthasar von Braunschweig, ebenfalls Oheim des Herzogs, Johann Bischof zu Brixen, unser Fürst und Kanzler, Peter Bischof zu Marcopol, Weihbischof zu Passau, Abt Johann zu Melk, Abt Clemens von den Schotten, die Oheime Graf Ulrich und Graf Heinrich von Schaunburg, Graf Heinrich von Cilli, Hauptmann zu Krain u.a., darunter Wilhelm von Chreuspach als Obrist Jägermeister (1364. 16. Oktober?, Wien, Rentamtbuch St. Veit, DA, 10585. König Peter hat an K. Karl IV. ein Partikel des Kreuzes Christi gegeben, W. Baum, Rudolph IV., S 40, als Besucher in Wien wird er richtig für 1364 genannt, derselbe S 101, A 82, nach Koch 1967. Peter, Weihbischof von Passau wird für 1365 genannt, S 213, Die Herzöge Wenzel von Sachsen und Balthasar von Braunschweig haben mit Herzog Rudolph an der Belagerung von Ried teilgenommen. W. Baum, S 303, Herzog Wenzel von Sachsen war auch 1358 in Wien, wie vor, S 59, A 32, Balthasar wäre der Sohn des Thüringer Landgrafen Friedrich II. von Meißen, der 1344 mit der Tochter Karl IV. verlobt wurde, obwohl diese bereits Herzog Rudolph verlobt war. wie vor, S 22).
1365
Erst nach Ankauf der zersplitterten Teile des Besitzes gibt der Herzog am 16. März 1365 die Herrschaft St. Veit an die Propstei Allerheiligen, jedoch ohne den von ihm 1361 miterworbenen Wald, als Bestandteil der großen Stiftsbriefe. (1365. 16. März, DA Wien, Orig., aber siehe die Waldstiftung 1360). Auch Niklas der Haspeck und seine Gattin Anna gehören zur Familie der Toppel, sie nennen Stephan von Toppel unsern lieben Oheim. Sowohl die Pfarre St. Veit als auch die Allerheiligenstiftung verfügten nun über Waldbesitz. Aus einer einzigen alten Urkunde kann entnommen werden, wo das zur Herrschaft St. Veit gehörende Holz gelegen haben könnte. Da nur das Schätzungsausmaß von 1361 in Höhe von 800 Joch bekannt ist, darf angenommen werden, dass das gemessene Ausmaß wohl doppelt so groß gewesen sein müsste. Somit wäre ein Wald im Ausmaß von circa 1500 Joch zu suchen. In der Bürgerspitalurkunde vom 15. Juni 1315 (1315. 15. Juni, BSU 34, Q II/5) heißt es: „Greif von Maria am Gestade verkaufte an das Wiener Bürgerspital gekauftes eigenes Holz und eine Leiten mit einem Wiesfleck zu Aw, hebt sich an am Reytpach und stosset beidenhalb in den Graben, einhalb in die Frazleite, die zu diesen Zeiten des Kienberger war, anderhalb an die „Gemein, die des Zunten“ war und stosset zu Herrn Weycharts Holz von Toppel und beide Hölzer scheidet der Rittsteig“.
Die „Gemein, die des Zunten war“, war Hütteldorf, und Weichard von Toppel besaß damals St. Veit. Leider dürften die Bezeichnungen Reytpach, Frazleiten und Rittsteig nicht mehr bekannt sein. Kienberger Holz könnte zur Feste Hacking gehört haben. Der Hagenberg, heute innerhalb der Tiergartenmauer, trägt zwar in den Karten die Bezeichnung Deutsch-Ordenswald, doch dies ist aufzuklären. Tatsächlich war der Hagenberg in den Besitz des Landesfürsten gekommen. Dem Besitzer der Herrschaft Hacking, Wolf Kneissl, war es gelungen, diesen Berg zu seiner Herrschaft als Lehen zu bekommen. Erst Christoph Abele von Lilienberg gelang es, als Inhaber von Hacking diesen Berg käuflich zu erwerben. Der Berg war mit 9 Steinen ausgemarkt. Die Herrschaft Hacking gelangte erst später an den Deutschen Orden, daher die irreführende Bezeichnung Deutsch-Ordenswald.
Der Wald der Herrschaft St. Veit könnte auch nördlich der Wien gelegen sein, denn Hütteldorf lag nur nördlich und diese Gemeinde wurde als Grenze genannt! Von späterer Hand trägt die zitierte Urkunde den Vermerk: „Weidlingauerwald und Weydawiesen, zuerst ein Holz bei Au, ...“
Der Kaufpreis für Purkersdorf betrug 1333 mit allen Wäldern 1000 Pfund. St. Veit kostete 1400 Pfund und diesen Kaufpreis hat viele Jahre später König Maximilian I. als überhöht bezeichnet und ordnete eine nachträgliche Überprüfung an. Niemand konnte damals sagen, welche Wälder mitgekauft wurden. Auch über das Herzstück des heutigen Lainzer Tiergartens gibt es keinen Besitznachweis. Reichte der Wald der Herrschaft St. Veit bis an die Wälder der Herrschaft Purkersdorf? Zusammengefaßt, zum Lainzer Tiergarten würden dann Wälder gehören, die durch Kauf erworben worden sind, die keine Lehen oder Schenkungen waren. Dass sie an Herrschaften, an Orden und an Private weitervergeben waren, hat damit nichts zu tun.
1366
Auch wenn das Datum 1366, Montag nach dem 25. Juli im Widerspruch steht, der Inhalt der Urkunde müsste echt sein: Gebhard von Aschpach und seine Hausfrau Chlar verkaufen an Herzog Rudolph Getreide Zehent zu St. Veit zu seiner Allerheiligenstiftung (1366. 25. Juli, DA 10593). Herzog Rudolph war am 27. Juli 1365 in Mailand gestorben. Sein Erbe übernahmen seine Brüder Herzog Leopold III. und Herzog Albrecht III. gemeinsam. Der erste war 16, der andere 14 Jahre alt.
1367
Herzog Albrecht kann noch einmal eine Vervollkommnung des Besitzes St. Veit für das Domkapitel zu Wien erreichen. Friedrich Marschall von Pappenheim, ein Sohn des Heinrich Marschall, der auf Seite König Friedrichs gekämpft hatte und in Österreich geblieben war oder bleiben musste, gibt den Zehent auf dem Hausbau zu St. Veit, den er an Hagen von Spielberg verliehen hatte, im Tauschwege an den Herzog und erhält hiefür das Dorfgericht zu Charchan. (1367. 6. Dezember, DA 10598 B, HHSTA, W 49, Bd. 7, 59).
1376
Propst Jans (von Maierhofen) widmet dem Domkapitel zu St. Stephan ein Gehölz zu St. Veit und Besitz zu Speising für einen Jahrtag. Herzog Albrecht III. bestätigt diese Jahrtags Stiftung mit dem von Hans dem Greif erkauften Holz (1376. 14. Juli, Q 1/4, 3574 et 20. Juli, Q 1/4, 3575).
1377
Ein Jahr später bekennt Ursula, Tochter des verstorbenen Perichtold des Pollen, Gattin des Niclas des Würfel des Jüngeren, dass ihr Propst Johann von St. Stephan, nun Bischof von Gurk eine Urkunde eingeantwortet habe. Friedrich von Toppel und sein Aidam, der Schenk von Haspach hatten an Hans von den Minderbrüdern 52 Eimer Bergrecht und anderthalb Viertel Wein und 9 Schillinge und 10 Wiener Pfennige Voitrecht auf Weingärten datz St. Veit in der Hagenau um 24 Pfund gegeben. Dieses Gut hatte der Bischof gelöst, als er Propst war. Ursula überlässt diese 24 Pfund und weitere 4 Pfund als Jahrtag für die Grablege ihres Vaters in St. Stephan (1377. 1. April, Wien, Orig., DA Wien, Mitich i. d. Osterfeiertagen, HHSTA, W 49, Bd. 7, 69).
Im gleichen Jahr belehnt Herzog Albrecht seinen Hofmeister Hans von Liechtenstein mit dem Weingarten der Slozzer in St. Veit am Heckenberg, der dem Herzog ledig geworden war. Früher war er im Besitz des Niklas des Rauscher und seiner Frau Anna, dieser war ein Neffe des Forstmeisters Wernher der Schenk (1377. 14. April, Q I/3, 3339).
1389
Seyfried Schauer verkauft mit seiner Hausfrau Kathrey die Mühle und Au hinterhalb St. Veit zu Gottesfeld, die dem Propst zu Wien, Jörg von Liechtenstein jährlich 14 Schillinge und Hans dem Schwab, dem Koch 3 Pfund zu Burgrecht dient, um dritthalbhundert und 40 Pfund an Ott den Churtzhals von Gottesfeld und seine Hausfrau Margret (1389, nächster Pfinztag nach St. Andrä, W 49, Bd. 7, 82, 116).
1395
Der Propst von St. Stephan genehmigt einen Verkauf aus dem 1376 genannten Stiftungsgut, darunter einen Wald bei St. Veit an Ulrich den Zink, weiters ein Holz gelegen bei Au und Güter zu Speising (1395. 31. Jänner, Q 1/4, 3576).
1398
Der Herzog bestätigt den Verkauf eines Holzes bei St. Veit in der Penzenau durch Rudolph und Ludwig von Tirna an den Diener des Herzogs, Johann Radeunel (1398. 13. August, F II/18, CCCLXXVIII).
1414
Christian Tribel ist Richter in St. Veit (1414, Montag nach St. Niclastag, Dr. Th. Wiedemann, Mauerbach, in BuMdAV XIII, 1873, nach HHSTA, Cod. 165, p 128. Pertold Ply von St. Veit und Anna verkauften eine Wiese an Mauerbach, der Richter als S.).
1423 (um)
Tribel und Thomas Struz zu St. Veit erhalten ein Holz zu St. Veit in der Penzenau zu Burgrecht, zunächst des Zinken Holz und des Holzes des Propstes von Wien, das in die Kapelle St. Dorothea in Wien dient (um 1423, LB A V, 582).
1429
Wilhelm der Kreuspach gibt testamentarisch an seine Gattin Dorothea, Tochter des Larenz von Zinzendorf u.a. „ein Holz gelegen bei der Mauer in der Penzenau und stößte an der von Winden Holz und der Tumerstorfer Holz.“ (1429. 30. September, A. St. Dorothea).
1433
Die Erben nach Sigmund Tumersdorfer verkaufen das 1429 genannte Holz in der Penzenau an St. Dorothea (1433. 8. Jänner, Q 1/3, 2643, A. St. Dorothea).
1437
Das Holz, das Zink besessen hatte, datz St. Veit in der Penzenau, es diente bereits St. Dorothea, gibt Herzog Albrecht ebenfalls an St. Dorothea (1437. 6. April, A. St. Dorothea).
1446
Auch Dorothea, Witwe nach Wilhelm dem Kreuspeck, nun Gattin des Friedrich des Rindpeck verkauft ihr Holz an dieses Kloster (1446, vor St. Niclas, HKA, HA, W 61/B, 12).
Unter Propst Wilheln dem Turs verspricht Ulrich der Höffler, der Viehhalter zu St. Veit nach Gefängnishaft, das Vieh in Zukunft treu zu hüten (HHSTA, W 49, Bd. 7).
1469
Mit der Erhebung Wiens zum Bistum kommt St. Veit zur bischöflichen Mensa (1469. 18. Jänner, Flieder, S 204).
1511
Jacob der Arnstaller wird zum Richter in St. Veit bestellt (1511, Montag nach Innocavit, HKA, GDB 18, f 47).
1523
Dr. Ulrich Kaufmann, Kustos und Domherr des Domstiftes und Offizial des Bischofs Johann von Revellis, gibt Schloss und Herrschaft St. Veit pflegeweise an Christoph Haundler, mit dem Ungeld, jedoch nur für seine Person, mit keinerlei Verfügung über Gefangene und mit Bau- beziehungsweise Veränderungsverbot (1523. 7. Dezember, HHSTA, W 49, Bd. 7, 164).
1529
St. Veit wird durch die Türken schwer in Mitleidenschaft gezogen.
1539
Niclas Pitti zu Hadersdorf, Waldmeister in Österreich unter der Enns vermarkt im Auftrag des Stiftes St. Dorothea ein Gehölz in Wienerwald hinter der Penzenwies gelegen, in Anwesenheit des Hofmeisters Thomas Tharsperger für Bischof Johann von Wien, Pfarrers Achazi von St. Veit, für Marx Beck von Leopoldsdorf der Diener Martin Jeger, für Sigmund von Hermannstein, Hans Ekker, Kellermeister im Hubhaus, für Jörg Kessler am Schweizerhof, die Brüder Franz von Urschen und Jeronimus (1539. 25. August, A. St. Dorothea). Die Bereitung findet am Montag nach St. Bartolomeus ohne Irrungen statt. Das Holz reint an des Hochenauer zu St. Veit Gehölz, an des Pfarrers von St. Veit Holz, an das Holz des Schweizerhofes, der Herrschaft Mauer, an das Gehölz des Herzogs und an das der Frauen von St. Clara.
1543
Daniel Cordatus, dem Superintendent des Bischofs zu Wien, wird auferlegt, Schloss St. Veit mit Proviant, Büchsen und Pulver für 14 Tage zu versehen. Er selbst darf das Schloss nicht betreten, er soll nur aufsperren (1543. 2. Juli, HKA, HA, V 2)
1578
Bischof Johann Caspar von Wien genehmigt einen Verkauf aus dem Besitz des Pfarrhofes zu St. Veit an der Wien. An Helmhard Jörger werden Untertanen zu Erndorf, Ranzenberg und Raidling, Überländ zu Hauzenfeld, Erdprestorf, Egendorf, Raidling und Zwentendorf verkauft. Die am 22. Mai 1578 taxierte Gült beträgt 5 Talente (1578. 14. April, NÖLA, AE, OW 67, f 96).
1657
Durch den Hofmeister des Wiener Bischofs werden ein Graben aufgeworfen und viele Truhen Sand zum „Schloßgepäu“ nach St. Veit geführt. Dabei wird die Baumgartner Freiheit verletzt. Der Formbachische Verwalter Wolfgang Fink beschwert sich und Abt Placito von Formbach schreibt dem Wiener Bischof ein „Handbriefel“. Eine Kommission unter dem Viztum Carl Constantin Ulrich von Genghofen wird zur Klärung eingesetzt (1657, o. D., HA, H 80, f 196. Bischof Anton Wolfradt, OSB, Abt von Kremsmünster, erster Fürstbischof von Wien starb 1639. Sein Nachfolger Fürstbischof Philipp Friedrich von Breuner dürfte den von Wolfradt begonnenen Bau fortgesetzt haben).
1683
Die Herrschaft erleidet wieder Zerstörungen durch die Türken.
1697
Eine „Verrainung, eine Versteinerung“ des Jesuitenwaldes in St. Veit findet statt, unterer Anrainer war St. Jacob. Grenzen gibt es mit den Hölzern von St. Dorothea, der Herrschaft Vösendorf, der Herrschaft St. Veit und des Bistums Wien. Die Vermarkung geschieht mit dem Vorbehalt, dass die zu des „Becken und Gastgeb zu Speising“ vorhandenen 2 Hauswiesen nicht inbegriffen wären. (1697. 9. September, NE, UW 1 et 24).
1723
Wien wird zum Erzbistum erhoben.
1728
Das Bistum Passau erklärt, St. Veit wäre zu Unrecht beim Erzbistum Wien (1723. 24. Feber, Flieder, S 204 et 1728. 18. Oktober, S 242).
1751
Die Sozietas Jesu macht ihre Einlage: ein Wald zu St. Veit und ein Wald zu Hütteldorf, die jährliche Nutzung wird mit 97 Pfund und 31 Schillingen angegeben (1751. 15. Xbris, NE, UW 1).
1762
Mit Kaufkontrakt vom 1. Feber 1762 gehrt die Herrschaft St. Veit auf Wunsch des Kaiserhauses in landesfürstlichen Besitz über, sie wird also dem Erzbischof abgekauft. Laut Dekret vom 9. September 1762 soll es so gehalten werden, wie es mit Penzing gehalten worden war (1762. 1. Feber et 9. September, NÖLA, NE, UW 43).
1764
Unter Kaiserin Maria Theresia wird St. Veit der k.k. Vicedomschen Administration unterstellt, dies wird im Gültbuch eingetragen (1764, NÖLA, Gültbuch 50).
1776
Es findet eine Licitation der ehemaligen Jesuitenwälder zu St. Veit und zu Hütteldorf statt. Der Erlös, 7400 fl, wird zu Händen der k.k. Milden-Stiftungskommission eingezahlt. Der Kaufbrief wird erst 1777 erstellt (1776. 13. September et 1777. 1. März, NE, UW 1 et UW 24).
1777
Die k.k. Wirtschaftsdirektion unter Direktor August Holzmeister verkauft laut Hofkonsens vom 21. Hornung 1777 138 1/4 Joch Wald, worin 11 51 2/8 Wiesen, die Rohrwiesen inbegriffen sind, den Wald, genannt der Jesuiten Wald des Akademischen Kollegs, an Abt Benno von den Schotten. Im Mai wird der Vertrag durch Ignatz Castelli, k.k. Resident der n.ö. Jesuitengüter bestätigt (1777. 24. Mai, NE, UW 1).
1779
In einer Resolution wird der Wiederverkauf von St. Veit an die Erzdiözese festgelegt. Der Preis ist 70.000 fl, doch werden die Wälder mit 10.500 fl abgezogen, da sie im Besitz der Waldherrschaft verbleiben sollen. So beträgt der Kaufpreis 59.500 fl. (1779. 4. Feber, NE, UW 43).
1780
Im April ersucht das Bistum um Zuschreibung. Die Verordneten der n.ö. Landschaft Philipp von Managetta-Lerchenau, Zeno von Montecuccoli, Ambros Propst von Klosterneuburg, Andreas Abt von Säusenstein und August Abt von (unleserlich) senden wegen der Änderung der Gülten ein Dekret an den Buchhalter Joseph Dietmayr. Auch Christoph Kardinal von Migazzi von Waal und Sonnenturn, Administrator des Bistums Waizen, der hohen Dom Stiftsgüter Trient, Brixen und Olmütz Canonikus, Capitularius Propst ad St. Egid und Leonhard, sucht nach Tod des Johann Josef Graf von Trautson zu Falkenstein, des heiligen römischen Reiches Fürst und Erzbischof zu Wien, um Zuschreibung der Gülten an seine Person an, darunter das Gut Neudorf und die sogenannten Heiligengeistgüter (1780, April und Juli und 14. April, NE, UW 43. Die Resolution zum Wiederverkauf trug das Datum 1779. 4. Feber, ohne Waldungen, Von der Gesamtsumme wurden daher 10.500 fl abgezogen, so dass 59.500 fl verblieben).
1786
In der Josephinischen Fassion erhält St. Veit die Nummer 296 im VUWW. Johann Schauer ist Wirtschafter des Fürst-Erzbischofs von Wien, Franz Mathern ist Verwalter zu St. Veit. Die Grenzbeschreibung wird am 12. November 1786 verfasst.
Folgende Riede werden verzeichnet:
Ortsplatz, Viertel Ober Gut, Theresia Gasse, Viertel Bauernzeile, Viertel Breitenzeil, Hofstädte.
Ried: in kurzen Praitten
Ried: auf der langen Praitten
Ried: Haggenberg
Ried: lange Linsäcker
Ried: kurze Linsäcker
Ried: Altsatz auf dem Graben
Ried: auf der Schinaweiß
Ried: Steiner
Ried: Gmäuer
Ried: Aichhammer
Ried: Altsatz Stock im Weg
Ried: Stock im Weg
Ried: Neukräften
Ried: Karingau
Ried: Ober Sommerhaugenau
Ried: Sommerhagenau
Ried: Mitterhagenau
Ried: Gratzerbügel, Kreuzwiese
Ried: Nieder Hagenau
Ried: Froschau
Ried: Ackerl oder Roßpoint
Ried: Vorderer Miesenkogel
im Ried Vorderer Miesenkogel: Gemeinberg 920, Wald 7 51/64 Joch 24 Klafter
Ried: Sauzagel
Ried: Hinterer Miesenkogel
Ried: Eisengarten
Ried: Roßpoint
Ried: Wolkersperg
Ried: Veitinger Feld
Ried: Zwerchäcker
Ried: Anhapen, Gemeine Viehweide am Wienfluß
Ried: Rosenberg, lange Lüsten, kurze Lüsten.
(1787. 17. Mai, NÖLA)
1787
Von St. Veit besteht eine Wasserleitung zum k.k. Schloss Schönbrunn.
1796
Das Stift Klosterneuburg kauft vom Wiener Erzbistum den Teil der Herrschaft St. Veit, der an Hietzing anschließt, mit der Gernmühle und der Gottesfeldmühle. 12 Häuser werden damals abgeschrieben (1796. 6. Juli, Gültbuch 50).
Bis 1848 bleibt die Herrschaft St. Veit mit dem Landgericht beim Erzbistum Wien.
Godtinesfeld
Mit der Geschichte von St. Veit an der Wien untrennbar verbunden, ist das verschwundene Gottesfeld. Klebel hat 1932 diese Schenkung noch im Stadtgebiet von Wien vermutet. Dieses sagenhafte „Godtinesfeld in pago osterrichi in comitatu Heinrici" schenkte Kaiser Heinrich II. im Jahre 1014/15 an Poppo, den Präpositus der Kirche in Babenberg – Bamberg (1014. 5. Juli, Regensburg, MG D H II, S 398, BHSTA, Kaiserselekt, 286). Die Urkunde ist im Original erhalten geblieben. Poppo, der Bruder des Markgrafen Heinrich I. der Mark an der Donau in Ostarrichi, war ein Sohn des Markgrafen Liutpold L, der 994 starb. Ein Jahr nach der Schenkung wurde Poppo Erzbischof von Trier. Er starb 1047 (1047, Gesch. Ö. in Stichworten, Hirt, Teil 1). Das Hochstift Bamberg war eine Gründung Kaiser Heinrichs II., des Sohnes des Bayernherzogs Heinrich des Zänker, der vorerst seines Herzogstums enthoben wurde. Nachdem er es wieder erhalten hatte, schlug er 991 die Ungarn. Er starb am 29. August 995 (991, o. D., M. Spindler, HB d. bayr. Gesch., Bd. I, S 306). Das Predium Nochlinga in pago Osterriche wurde 998 seinem Sohn verliehen, offensichtlich um diesen Sieg zu würdigen (998, o. D., MGDD O III, S 711). Möglich ist aber auch, dass Gottesfeld damals an den Bayernherzog kam, vielleicht stand es örtlich in Zusammenhang mit dem Sieg von 991. Die Geschichtsforschung meint, dass diese Schenkung später an die Vögte des Stiftes übergegangen sei, vermutlich an die Grafen von Formbach-Ratelnberg. Der Ort scheint in den urbarialen Aufzeichnungen des Domstiftes Bamberg des 12. Jahrhunderts nicht mehr auf (Nachricht des Staatsarchives Bamberg vom 11.6. 1997).
Um 1120/22 bis 1130 wurde ein Pabo de Gottinesfeld genannt, circa 1130 auch sein Bruder Erchenger (1120/22, F II/4, 201, 204, 210, 211, 251 et 1130, OÖUB I., 647, LXV). Die Kirche in Formbach erhielt damals von Bruno von Bisamberg in Anwesenheit des Markgrafen einen Stallhof bei Wienenvort, mit Weingärten und Zubehör. Auf Bitte des Abtes Dietricus von Formbach und in Anwesenheit des Vogtes Graf Eckbert von Formbach, gab der Markgraf eine Wiese „in monte Comageni“ genannt Wolvesgrube, die einer seiner Ministerialen entfremdet hatte, dem Stift zurück. Es muss vermutet werden, dass Bamberg diesen zu entlegenen Besitz mit dem 1040 gegründeten Kloster Formbach abgetauscht hat. So wäre der Formbacher Besitz nachweisbar, der sich auch nördlich der Wien erstreckte. Wolfsgrube ist eine Riedbezeichnung in Hütteldorf, die Lokalisierung des Rückstellungsgutes wäre somit gesichert. Hiezu meine Vermutung, der Wald der Herrschaft St. Veit habe sich auch nördlich der Wien erstreckt. Haben noch die Bamberger die Kirche St. Veit gegründet, die erst viel später durch ein festes Haus geschützt wurde?
Ein Oheim der beiden nach Gottesfeld genannten Brüder war Otto, der Burggraf von Mödling. Dieser Castellanus hatte 1114 an Kloster Neuburg sein Predium Meissau gegeben, so gilt er als der Stammvater der Meissauer. Ohne Zweifel hatte ein angesehenes Geschlecht Gottesfeld inne. Um 1150 wurde ein Dietmar de Gottesfeld für andere Geschlechter des Wienerwaldes als Zeuge genannt (ca. 1150, F II/4, 480, Lohrm. 104). Um 1170 bezeugte ein Wolfker de Gottesfeld zusammen mit seinen Brüdern Udalricus und Merch für Wernhart von Utendorf die Übergabe eines Gutes an der Wienfurt an das Stift Formbach für das Seelenheil seiner nicht genannten Eltern (1170, o. D., OÖUB I., 676, 677, CLXIX, 369).
Fast ein Jahrhundert erfolgte keine Nennung nach Gottesfeld. Die Nachkommen der drei genannten Brüder könnten sich nach einem anderem Ansitz genannt haben. Siegel oder Wappen dieses alten Geschlechtes sind nicht erhalten geblieben. 1262 wurde ein Heinrich von Gottesfeld genannt, der bis 1281 in Urkunden aufscheint (1262. 2. Oktober, Doc. Liecht., 30. November, Doc. Liecht., 1267, Q II/1, 5, 1269. 13. Juli, BHSTA, Pass. U 151, 3. August, Joh. Wien, U 5, 1270. o. D., F II/81, 100, 24. Feber, Q 1/9, 17211, 1272. 4. Dezember, K. Maiberg, U 42, 1273. 1. Feber, Doc. Liecht., 28. Mai, Joh. Wien, U 8, 5. September, Q II/ 1, 9, 1274. 1. August, F II/10, 189, 1275. 23. März, HHSTA, o. D., F II/81,112,1276, o. D., F II/51,159, F II/11, 202,1278, Joh. Wien, U 14,1. April, F II/11, 213,1281. 7. Feber, F II/ 10,32). Hanthaler hat das Siegel dieses „Kellermeisters“ für 1270 abgebildet, doch bei der Beschreibung der Urkunde wird vermerkt, dass das Siegel fehle. Dies gilt auch für das Jahr 1275, in beiden Fällen handelt es sich um Lilienfelder Urkunden. Nach Hanthaler hätte das Siegel eine Futterschneidemaschine gezeigt. Dieses Wappen führten nachweislich die Veusel von Alland. 1269 gab es auch einen Heinricus de Alaht, als Zeuge für König Ottokar genannt.
Heinrich von Gottesfeld war Kellermeister oder Magister Cellarius (Keller=Meister , L. Cellarius, Cellerarius, der erste unmittelbare Vorgesetzte eines großen, besonders herrschaftlichen Bier= oder Wein=Kellers, welcher sowohl den Einkauf des Getränkes, als auch dessen Erhaltung, zu besorgen hat. Er wird an einigen Höfen Haus= oder Hof=Kellner genannt, ist aber an andern noch von demselben unterschieden. Siehe auch Kellerey und Kellner.). 1280 wurde er mit seinem Bruder Chunradus genannt und letzterer wenig später mit seinen Sohn Heinrich (1280. 13. Oktober, HHSTA et 1284. 11. Mai, Duellius, R. H., S 58).
Im Jahr 1310 wird berichtet, dass ein Jans der Gottesfelder 1 Eimer Wein Bergrecht aus seinem Hofe zu Baumgarten (an der Wien) verkauft habe. Neben einer Jeutte wird 1303 Ilian die Gottesfelderin genannt (1300. 17. Oktober, U. Gloggnitz 9 et 1303. 24. April, Q II/1, 10). Wichtig für dieses Geschlecht scheint die letzte erhaltene Nachricht zu sein. Ein Heinrich der Gottesfelder wird 1310 vom Hauptmann zu Marchegg Heinrich von Wartenfels als „mein Landrichter“ bezeichnet (1310. 29. Juni, U Melk, L, 444, 815). Wartenfels liegt bei Thalgau in Salzburg, doch das Geschlecht war in Niederösterreich tätig. Erzbischof Ulrich von Salzburg gestattete 1259 einem Konrad von Kaiheim die Burg Wartenfels zu bauen. Um 1300 waren die Wartenfelser Burggrafen in Anger an der March.
Da die Siegel dieses Geschlechtes nur durch Hanthaler bekannt wurden, ist zweifelhaft, ob sie richtig sind, da sie nicht mehr vorhanden sind. Nach dem Ort Gottesfeld wurde noch 1389 Otto der Churtzhals mit seiner Gattin Margret genannt, als er in diesem Jahre die Gottesfeldmühle um 290 Pfund kaufte. Diese diente bereits dem Propst von St. Stephan, Jörg von Liechtenstein (1389, nächster Pfinztag nach St. Andrä, Wien, DA, Wien, HHSTA, W 49, Bd. 7, 82, 116). Das Geschlecht „breve collis“ wird in Heiligenkreuzer Urkunden oft genannt, schon die Kaufsumme weist darauf hin, dass den Kauf ein Vermögender tätigte. Bei der Geschichte von St. Veit an der Wien ist festgehalten, dass 1361 Stephan von Toppel auch das „Feld“, das frühere Gottesfeld an Herzog Rudolph IV. verkaufte. Das „Haus St. Veit“, wie es Michel von St. Veit erwarb oder auch wiederverkaufte, hatte keinen hohen Preis, das Wappen dieses Michel war kein Gottesfelder Wappen. Sollten die Toppler Gottesfeld erworben haben, um es mit St. Veit wieder zu vereinen? Heinrich und Chunrat sind Namen, die bei den frühen Topplern sehr häufig vorkommen. Gottesfeld, soweit es nördlich der Wien lag, wurde Formbacher Besitz. Gottesfeld südlich der Wien wurde St. Veit genannt. Durch Jahrhunderte erhalten blieb die Gottesfeldmühle, am Südufer der unregulierten Wien, im heutigem Unter St. Veit gelegen. Der Name dieser Mühle wurde auch zum Beweis, wo diese Schenkung gelegen haben muss. Sie hieß später nur mehr Feldmühle, als solche ist sie noch in den Plänen zur Josephinischen Fassion von 1764 - 87 eingetragen.
Der erste Besitzer der Gottesfeldmühle unter der Propstei St. Stephan als Inhaber, dürfte Seyfried der Schauer mit seiner Gattin Katherina gewesen sein. Er verkaufte 1389 an Ott den Churtzhals. Alle späteren Mühlenbesitzer sind namentlich bekannt. 1654 gelangte die Mühle in den Besitz der Elisabeth (Agnes) Breiner als Obristin des Klosters Himmelpforten (1654. 3. März, GB 19 b, f 95 v, Bistum Wien). 1671 wurde Anna Jacobina von Questenberg als Obristin an die Gewähr geschrieben (1671. 29. Juli, GB 19 b, f 95 v, Bistum Wien). Kurze Zeit später folgte Maria Augustina Gräfin von Cavriani als Obristin. Nach deren Tod wurde Anna Antonia Gräfin von Breiner als Obristin an die Gewähr geschrieben (1688. 3. Feber, nach dem Tode der Oberin Maria Anna, Gräfin von Cavriani, GB 19 b, f 400 v, Bistum Wien, A. Wien). Diese verkaufte 1695 mit der Dechantin Maria Sebastiana Buccellini und dem Convent, die Mühle an Seyfried Christoph Graf Breuner (Breiner), den damaligen Hofkammerpräsidenten (1695. 28. März, GB 19 b, f 524 L, A. Wien).