Ein paar Vermutungen zu den Wegkreuzen/Gedenksäulen in der Region
17.10.2020
Frau Sabine Walser beschäftigte sich im Zusammenhang mit einer Abschlussarbeit zum NÖ Lehrgang Kleindenkmale mit Hinweisen, dass die Eleonorensäule, heute vor der Adresse Hauptstraße 20, 1140 Wien stehend (schräg gegenüber der Wienflussaufsicht), und der Bildstock im Franz-Schimon-Park (siehe Startfoto oben) aus der gleichen Steinmetzschule/tradition stammen.
Die Inschrift auf dem Hackinger Bildstock lautet „ÜBERTRAGEN v. VVH“, VVH steht für „Verschönerungsverein Hacking“. Zur Herkunft schreibt die Zeitung „Das Vaterland“ vom 27. März 1896 (Rubrik „Gemeinde-Zeitung. Städtischer Beirat“, Hinweis von DI Richter, Bezirksmuseum Penzing): „Über Ansuchen des Verschönerungsvereines Hacking wird genehmigt, dass die zunächst der Station Hütteldorf befindlich gewesene Denksäule auf einem geeigneten Platz in Hacking neu zur Aufstellung gelangt.“
Wegkreuze und dergleichen sind in der Regel in den drei, für unsere Region von 1780 bis 1872 erstellten Landesaufnahmen eingezeichnet. Entlang der Linzerstraße bzw. der alten Poststraße standen offensichtlich eine ganze Reihe solcher Kleindenkmäler, bloß der bereits sehr genaue Franziszeische Katasterplan von 1820 zeigt keinen einzigen nördlich des Wienflusses, von Mariabrunn bis Hütteldorf, aus welchem Grunde auch immer (eingetragen als „Martersäule). Sehr wohl aber zeigt sie wieder die Francisco-Josephinische Landesaufnahme von 1872, und zwar eine nördlich der ehem. Glutmühle (die Eleonorensäule aus 1685 nach ihrer ersten Versetzung?) und eine an der Einmündung der heutigen Deutschordenstraße. Es darf vermutet werden, dass einige Exemplare dieser vielleicht mit dem Ausbau der Poststraße von Leopold I bis Karl VI zusammenhängenden „Straßenmöblierung“ aus einer Werkstatt kamen, und eine davon in den Franz-Schimon-Park gelangte.
Eine weitere Frage ist, wohin die Ober St. Veiter Wegkreuze gekommen sind, die sogar der Franziszeische Katasterplan aus 1820 zeigt: Eines in einer Insel an der Kreuzung der Auhofstraße im Bereich des seinerzeitigen Friedhofs, des heutigen Streckerparks, und eine am Sattel der heutigen Einsiedeleigasse.
Und wohin sind diese Wegkreuze gekommen? Ein Text aus dem von Herrn Dr. Gebhard Klötzl ausgewerteten Ober St. Veiter Gemeindeausschuss-Sitzungsprotokoll vom 11. November 1876 gibt einen Hinweis:
3. Genehmigung der Transferirung der steinernen Säule am Einsiedeleiwege
ad 3) hierüber wurde der einhellige Beschluss gefaßt, die Transferirung nicht allein der am Einsiedeleiwege befindlichen im Jahre 1813 errichteten, sondern auch die auf der Kreuzung Planken = Wiengasse (Anm: heute Tuersgasse) und Auhofstraße bisher postirte Gedenksäule und deren Aufstellung im Gemeindeparke auf dem ein Viereck bildenden bepflanzten Raum zu bewilligen. Die Nothwendigkeit der Transferirung der ersteren Säule entstand dadurch, daß die durch die von Fried. M. Weil durchgeführte Parzellierung neue entstehende Straße verschoben und diese Säule fast inmitten der Straße zu stehen gekommen wäre, während die andere häufig Passagehindernisse herbeiführte.
Zu klären ist also, welche Fläche mit „Gemeindepark“ gemeint ist. Möglicher Weise die ehemalige (Sachsen-) Kreuzwiese östlich des Mariensteiges. Fest steht aber, dass diese beiden Säulen bald abhanden gekommen sind. Der rege Verkauf von Grundstücken durch die Gemeinde Ober St. Veit könnte sie in Privateigentum übergeführt haben. Die Säule im Schimon-Park ist wohl keine der beiden.