Der Bildhauer und Graphiker Heinz Satzinger
Chronik eines Weltreisenden mit Etablissement in Ober St. Veit
18.10.2018
1921
Heinz Satzinger wird am 24. Juni geboren.
1940
Gleich nach der Matura muss Heinz Satzinger an die Front. Den Krieg mit allen seinen Gräueln erlebt er vorwiegend am östlichen Kriegsschauplatz.
1948
Beginn des Studiums an der Akademie der bildenden Künste unter Prof. Franz Santifaller. Er muss ohne finanzielle Unterstützung von zu Hause auskommen und sein Studium durch Maurer- und Steinmetzarbeiten finanzieren.
1951
Heinz Satzinger erhält sein Diplom als akademischer Bildhauer.
1952
Eheschließung mit Dr. Ingeborg Kunewalder.
1953
Im Februar folgen die Satzingers einer Einladung zu einer Vortragsreise nach Indien. Sie werden jedoch „versetzt“ und müssen sich mit Gelegenheitsarbeiten helfen. Die Präsentation von zwei mitgebrachten Kleinplastiken auf Ausstellungen macht sie mit G. D. Birla bekannt. In seinem Haus starb Mahatma Gandhi, und er ist mit dessen Schützling und Ministerpräsidenten Jawaharlal Nehru eng befreundet. Die Anfertigung einer Porträtbüste und einer überlebensgroßen Bronzestatue Nehrus entledigt die Satzingers der finanziellen Sorgen. Sie leben in New Delhi und sind fortan intensiv mit weiteren Aufträgen, Vorträgen an Universitäten und Akademien und Studienreisen beschäftigt.
1954
Im Sommer kehrt das Ehepaar Satzinger nach Wien zurück und etabliert sich in den kommenden 5 Jahren beruflich und familiär. Die Familie bezieht das Haus in Ober St. Veit, Josef-Gangl-Gasse 1b. Das Grundstück für das Haus war ihnen von Stadtplaner Schimka, den sie aus Indien kennen, angeboten worden. Es war Teil des Gemeindegrundes, auf dem Roland Rainer und Carl Auböck die aus 15 Einfamilienhäusern bestehende Fertigteilhaus-Mustersiedlung (auch Rainersiedlung genannt) in den Jahren 1953/54 geplant und errichtet hatten. Die Satzingers hatten Prof. Rainer auch gebeten, ihr Haus zu bauen, beauftragt wurde schließlich sein Assistent Sepp Müller. Später wird das Haus um ein Atelier erweitert. Das Objekt mit dem bisherigen Atelier Satzingers am Margaretengürtel musste den Bundesbahnen zurückgegeben werden.
Trotz des Aufenthaltes in Ober St. Veit wird Heinz Satzinger nie mit einem Auftrag aus dem 13. Bezirk betraut. Das liegt aber sicherlich auch daran, dass er die meiste Zeit seines weiteren Lebens wieder im Ausland verbringt.
1959
Ingeborg Satzinger erhält im Rahmen des Aufbaus der österreichischen Kulturinstitute eine Stelle als Referentin in Kairo und zieht mit ihrem Mann für zehn Jahre dorthin. Heinz Satzinger arbeitet während dieser Jahre als Bildhauer, Aussteller und Gastprofessor und unternimmt zahlreiche Reisen innerhalb Ägyptens und in Länder des Nahen Ostens.
1961
Heinz Satzinger schließt sich den österreichischen archäologischen Ausgrabungen in Nubien als Restaurator und Zeichner an. Seit damals nimmt er, wann immer es ihm möglich ist, an den Ausgrabungskampagnen teil, sowohl in Nubien als auch später in Luxor und Tell el Daba’a.
1969
Die nunmehr 4-köpfige Familie kehrt nach Österreich zurück. Todesfälle, Umstellungsschwierigkeiten und die Weiterarbeit Heinz Satzingers in Luxor überschatten diese zweite Wiener „Zwischenzeit“.
1975
Erst die Versetzung seiner Frau an die österreichische Botschaft in Tokyo gestattet Heinz Satzinger nach einiger Zeit des Einlebens in Japan wieder künstlerische Arbeit. Mit der Kunst des japanischen Holzschnittes und der intensiven Auseinandersetzung mit der japanischen Kunst eröffnet sich ein neues Schaffensgebiet. Seine Reise- und Ausstellungstätigkeit konzentriert sich auf die südostasiatischen Länder.
1986
Die Familie Satzinger kehrt endgültig heim nach Wien - Ober St. Veit. Das Haus war während der langjährigen Auslandsaufenthalte vermietet.
1988
Die Österreichische Galerie im Belvedere veranstaltet eine Ausstellung mit Werken des Heimgekehrten. Heinz Satzinger arbeitet noch einige Zeit als Bildhauer, eine letzte, der japanischen Kunst gewidmete Ausstellung wird in Mödling ausgerichtet. Dann verlegt er seine Tätigkeit zunehmend zur weniger anstrengenden Holzschnitzerei; unter anderem macht er Weihnachtskarten und ähnliche kleinere Arbeiten.
2001
Das Ehepaar beschließt den Rückzug in ein Pensionistenwohnheim in Hainburg. Es gibt viele Angebote für das Haus, manche wollen des Atelier in eine Wohnlandschaft verwandeln. Heinz Satzinger will aber nicht verkaufen, sondern höchstens vermieten. In der Zeitung des Künstlerhauses bzw. des Bildhauerverbandes wird die Ateliersauflösung und die Abgabe des Werkzeuges veröffentlicht. Der Bildhauer Wolfgang Karnutsch ist der erste Interessent und verliebt sich sofort in dieses Objekt. Nach vielen Gesprächen beschließen die Satzingers die Weitergabe des Hauses an den jungen Künstler. Im November wird der Vertrag unterschrieben.
2003
Heinz Satzinger beendet seine Laufbahn. Nur mehr fallweise arbeitet er in seinem in Hainburg eingerichteten Atelier.
Heinz Satzinger war somit Bildhauer, Grafiker, stellte Holzschnitte her, war Restaurator und Zeichner. Im Mittelpunkt des plastischen Schaffens von Heinz Satzinger stand der Mensch, wobei er sich nach frühen, naturgetreuen Arbeiten bald der Reduktion auf das Wesentliche mit klarer, einfacher Formensprache zuwandte. Eisen- und Bronzeguss bevorzugte er gegenüber Arbeiten mit Kunststein, Holz und anderen Materialien. Die langen Auslandsaufenthalte führten ihn tief in andere Kulturen, mit entsprechender Auswirkung auf die Vielfalt seiner Werke bis hin zur Verbildlichung japanischen Empfindens für Schönheit. Die Ohnmacht und Verletzlichkeit des Individuums zieht sich aber wie ein roter Faden durch seine Werke, geprägt von seiner Sensitivität und den schrecklichen Kriegserlebnissen in frühen Jahren. Anerkennende Rezensionen zu Werk und Ausstellungen sowie mehrere Preise bestätigen seine Kunst.