Gerhard Weissenbacher: In Hietzing gebaut, Band I und II

Architektur und Geschichte eines Wiener Gemeindebezirkes. Diese vorerst bildlose Internetversion beider Bände ist in Arbeit.

Baukultur und Baustruktur - Ein neues Bild von Hietzing

Wien hat, allein durch die Tradition der Volksbildung, eine besondere Tradition der Stadtforschung "von unten". In den zwanziger und dreißiger Jahren haben vor allem historisch und kulturgeschichtlich engagierte Lehrer ausgezeichnete Heimatbücher (etwa "Mariahilf", "Favoriten") geschaffen, die den Versuch unternahmen, die Geschichte eines Bezirkes von allen nur denkbaren Aspekten aus darzustellen, und die bis heute lebendige und spannend zu lesende Quellen der Kulturgeschichte Wiens geblieben sind.

Gerhard Weissenbachers Versuch ist neu: Er stellt die Baugeschichte von Hietzing nicht nur in den großen Entwicklungslinien, abgehandelt an einzelnen Objekten, dar, sondern erfaßt die gesamte Bausubstanz, soweit sie ihm nur irgendwie von historischer, kultur- und wirtschaftsgeschichtlicher, städtebaulicher oder architektonischer Bedeutung erscheint.

Man muß nicht erwähnen - und ich weiß, wovon ich rede -, daß ein solches Vorhaben, das nicht schwerpunktmäßig hauptberuflich durchgeführt werden kann und hinter dem auch kein wie immer gearteter "Apparat" steckt, ein geradezu grenzenloses Engagement, eine forscherische Besessenheit verlangt, die der Autor in einer über zehn Jahre währenden Grundlagenforschung aufgebracht hat. Gerhard Weissenbacher ist Kunsterzieher und Maler, sein Interesse ist also kein fachspezifisches sondern, wenn man es so ausdrücken darf, ein bürgerliches, das eines schauenden und reflektierenden Bürgers und Bewohners Hietzings, der von seinem Wohnfeld mehr wissen will und in die Falle des Jägers und Sammlers gegangen ist. Die scheinbare Begrenztheit des Forschungsumfeldes hat ihn in diese Falle gelockt, das Bedürfnis nach Genauigkeit und Vollständigkeit hat ihn auf ein unbegrenztes Terrain geführt.

Gerhard Weissenbacher versteht sich in seiner Arbeit als Chronist, der in seinen Beschreibungen das Faktische festhält. Er enthält sich jeder Spekulation und läßt die gesammelten Informationen für sich sprechen. Diese Haltung scheint mir, bei einem so verführerischen Thema, eine besondere Tugend zu sein.

Vermutlich wird dieses Buch auch den Mythos von Hietzing, wo das näselnde Schönbrunnerisch gesprochen wird, etwas korrigieren, indem es einen Gemeindebezirk zum Vorschein bringt, den man sozialgeschichtlich als eine Art Widerspiegelung von ganz Wien bezeichnen könnte. Hietzing ist ein sehr gemischter, spannungsreicher und vielfältiger Bezirk, in dem nicht nur Villenviertel liegen, sondern auch große Spitalsanlagen, kleinbürgerliche, ja fast bäuerliche Quartiere und nicht zuletzt große und bedeutende Wohnanlagen und Siedlungen der Gemeinde Wien.

Gerhard Weissenbacher hat alle diese Spuren festgehalten und zu einem eindrucksvollen Mosaik zusammengefügt. Ich wünsche dieser Dokumentation eine große und neugierige Leserschaft und auch ein Vorbildwirkung für andere Bezirke.

Wien, 2.8.1996, Friedrich Achleitner

Vorwort

Hietzing und seine Bauwerke bieten sich aus mehreren Gründen als lohnende Untersuchungsobjekte an. Das Außergewöhnliche der Topographie des Bezirkes wird durch seine Lage an den letzten Ausläufern des Alpenvorlandes und eine durch den Wienfluß erfolgende natürliche Abgrenzung gegen Norden deutlich. Die Lage am westlichen Rand Wiens sowie Westeinfahrt und Westbahn an der Nordgrenze weisen dem Bezirk die Eigenschaft eines Stadtentrées zu.

Unterschiedliche historische und soziale Entwicklungen der einzelnen Bezirksteile führten zu einer weit aufgefächerten Bautypologie, vom Hakenhof der Wein- und Milchbauern zum Schloß- und Villenbau, zu Biedermeierlandhäusern, Manufakturen, Fabriksanlagen und Sozialbauten bis zu wegweisenden Beispielen des modernen Einfamilienhauses. Die Darstellung der historischen Entwicklung der einzelnen Bezirksteile und - ab ihrer Eingemeindung nach Wien - des aus ihnen gebildeten 13. Bezirkes ist daher die Grundlage für die Untersuchung des Baugeschehens und wurde den einzelnen Objektbeschreibungen vorangestellt.

Die heutige allgemeine städtebauliche Diskussion betrifft auch wieder die Peripherie. Der Umgang mit dem Nebeneinander verschiedener Bauausformungen war in Hietzing bereits vor 100 Jahren thematisiert und wurde im Zuge der Eingemeindung zur zwingenden Aufgabe. Die Art, wie Baulücken zwischen den damaligen Orten Hietzing, Unter-St. Veit und Ober-St. Veit geschlossen wurden, kann einen praktischen Bezug zur Gegenwart herstellen. Nicht Satellitenstädte, sondern das auf konzeptioneller Ebene erfolgende Eingehen auf vorhandene Strukturen und ihre Weiterentwicklung könnten eine Lösung sein.

Die Beschäftigung mit dem Baugeschehen in Hietzing ist aber auch eine Auseindersetzung mit der Architektur der gesamten Stadt. In diesem Bezirk sind alle wesentlichen Bauphänomene Wiens der letzten 150 Jahre in überzeugenden Beispielen vorzufinden.

Die Konzentration der Forschung auf ein flächenmäßig relativ eng begrenztes Gebiet ermöglicht sowohl eine über bereits vorhandene Dokumentationen bedeutender Bauwerke des Bezirkes hinausreichende Wissensvertiefung als auch eine bessere Zusammenschau einzelner Phänomene. Die bestehende Literatur zu diesem Thema beschreibt verschiedene Baubeispiele unterschiedlicher Zeitspannen; eine Dokumentation wesentlicher Bautypen vom ausgehenden 17. Jahrhundert - einzelne Sakralbauten und frühe Wehrbauten gehen auf das 12. Jahrhundert zurück - bis zur Gegenwart sowie ihr Bezug zur Topographie und zur kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklung ist bis jetzt für den 13. Bezirk noch nicht versucht worden.

Ein besonderes Anliegen dieser Dokumentation ist die Auseinandersetzung mit der sog. "anonymen" Architektur und mit jenen Bauwerken, die zwar nicht mehr bestehen, jedoch von kulturhistorischem oder architektonischem Wert waren. Wichtig war uns auch die Aufnahme jener Objekte, die weniger durch ihre architektonische Qualität als durch ihre Dominanz und Unübersehbarkeit auffallen; sie prägen auf besondere Weise das Stadtbild.

Intensive Beschäftigung mit "Umgebung" kann Vertrautheit und auch beruhigende Geborgenheit vermitteln. Ein und dieselbe Straße, Hausecke, Dachlandschaft in den Verwandlungen durch das Licht der verschiedenen Tages- und Jahreszeiten, in der Kenntnis ihrer Entstehungsgeschichte erlebt, vermitteln eine besondere Art von Nähe. Darüber hinaus ist diese Beziehung zur gebauten Umwelt auch auf noch Fernes, Fremdes, das vielleicht eine ebensolche Erkenntnismöglichkeit bereithält, übertragbar.

Diese Aufforderung zur Suche war ein anfänglicher Beweggrund für die vorliegende Arbeit, die als bescheidener Versuch an einem Wiener Gymnasium begann, die aber in bezug auf Quantität eine Eigendynamik entwickelte, die uns den geplanten Zeitrahmen bei weitem zu überschreiten zwang. Was bleibt, und was ich allen Leserinnen und Lesern wünsche, ist die Faszination der Beschäftigung mit scheinbar stummen Zeugen, die, wenn wir es zulassen, zu aussagekräftigen und beredten Begleitern werden. Über sich hinausweisend, sind sie verschieden deutliche Botschaften von der Vielfalt menschlicher Existenz.

Hinweise für die Benützung

  • Innerhalb der einzelnen Kapitel sind die Bauwerke im Sinne der Siedlungsentwicklung chronologisch gereiht.
  • Der Zusatz "Urkundl." vor einer Jahreszahl bedeutet die erstmalige urkundliche Erwähnung, läßt jedoch selten exakt auf das Baualter schließen.
  • Die Jahreszahlen unter den Baumeister- und Architektennamen zu Beginn einer Objektdokumentation bedeuten die reine Bauzeit ohne Planungszeit.
  • Mit Rücksicht auf historisch gewachsene Siedlungsstrukturen sind Objekte eines geschlossenen Ensembles im Zusammenhang dokumentiert, scheinen daher nicht in dem entsprechenden typenbezogenen Kapitel auf (z. B. ist die Pfarrkirche Ober-St. Veit unter dem Titel "Wolfrathplatz" im Zusammenhang mit anderen Bauten des Ortszentrums von Ober-St. Veit beschrieben und nicht innerhalb des Kapitels "Sakralbauten").
  • Ein Bezirksplan dient als Orientierungshilfe.
  • Die Dokumentation der einzelnen Objekte ist in "Baugeschichte" und "Baubeschreibung" gegliedert, wobei es sich bei den Beschreibungen in erster Linie um die Darstellung des ursprünglichen Bauzustandes handelt.
  • Die Fußnoten des Buches wurden in den Text dieser Internetversion eingearbeitet oder weggelassen. Die Literaturangaben erfolgen hier in Kurztiteln, die kompletten Titel sind im Literaturverzeichnis enthalten.
  • Redaktionsschluß Band I: 30. Juni 1996
  • Die zur Zeit des Redaktionsschlusses gültige Rechtschreibung wurde in dieser Internetversion belassen.

HISTORISCHE ENTWICKLUNG

Geographische Voraussetzungen
Frühe Besiedelungsspuren
Die einzelnen Bezirksteile bis zur Eingemeindung 1891
Die Eingemeindung der Vororte
Siedlungs- und Sozialentwicklung
Anhang
Verteilung der Bevölkerung im Gebiet des h. Landes Wien von 1700–1910 in %
Die Ortsteile im Bereitungsbuch von 1590, das zur Steuererfassung angelegt wurde und heute die älteste erhaltene Häuserstatistik von Niederösterreich darstellt
Einwohner- und Gebäudezahlen
Detaillierte Gebäudezahlen im 13. Bezirk. Volkszählung 1981
Detaillierte Gebäudezahlen im 13. Bezirk. Volkszählung 1991
Städtebauliche Entwicklungsperioden
Flächennutzung
Grünnutzung
Schutzzonen

Geographische Voraussetzungen

Hietzing, der 13. Wiener Gemeindebezirk, besteht aus den ehemals selbständigen Ortsgemeinden Hietzing, Ober-St. Veit, Unter-St. Veit, Hacking, Lainz, Speising sowie aus der Katastralgemeinde Schönbrunn und liegt im Westen der Stadt auf den hügeligen Ausläufern des Wienerwaldes. Mit 37,69 km2 Fläche ist er nach dem 22. und 21. Bezirk der drittgrößte von Wien.

Beherrschende morphologische Elemente der Landschaft sind die Anhöhen des Hagenberges (411 m), Nikolaiberges (268 m), des Künigl- und Gemeindeberges (261 m, 321 m) sowie die Hügelreihe von Rotem Berg (262 m, sein Name weist auf die Beimengungen von eisenhaltiger Verwitterungserde hin), Girzen- und Trazerberg (285 m, 277 m). Diese Juraklippen bestimmen Wasserläufe, Verkehrserschließung und Siedlungsentwicklung.

Die Vegetation der Gegend war eine Gebüschlandschaft, wie sie heute beispielsweise noch am Leopoldsberg zu finden ist. Der Waldbestand reichte näher an die Stadt Wien heran.

Der geologische Untergrund aus Flysch, einem wasserundurchlässigen Sediment, läßt Niederschläge an der Erdoberfläche abrinnen. Vor den umfangreichen Kanalisierungsarbeiten in den neunziger Jahren des vorigen Jahrhunderts überschwemmten daher bei starken Regenfällen die aus dem Wienerwald kommenden Bäche und Flüsse das umliegende Gebiet, das damals vorwiegend aus Äckern und Wiesen bestand. Im Dorf Hietzing wurden Hochwässer durch den Wienfluß und seine Nebenarme verursacht: 1741 kam es zur Überflutung des Schönbrunner Schloßgartens, 1851 wurde der höchste Wasserstand erreicht. In Ober-St. Veit führte nicht selten der Marienbach Überschwemmungen herbei, in Lainz und Speising der Lainzerbach.

Neben den Überflutungen des Wienflusses wurde seine Verschmutzung durch Anrainer und erste Industrieanlagen zu einer großen Belastung. Ein Spottgedicht von Franz Xaver Karl Gewey aus dem Jahr 1812 bezieht sich darauf:

"Was deine Nachbarn nicht im Hause dulden,
Das drängen sie dir schmählich auf.
Du wirst oft lästig ohne dein Verschulden,
Und olivenfarbig ist dein Lauf.
Zum Höllenflusse ganz dich umzustalten
Vermaß sich dieser Frevler Hohn:
Du bist der Styx, der Phlegethon der Alten."

Seit 1770 gibt es kaum Fische in der Wien, seit 1830 auch keine Flußkrebse mehr.

Immerhin errichtete man zwischen 1831 und 1839 nach einer Choleraepidemie an beiden Seiten des Wienflusses nach Plänen von Cajetan Schiefer, dem späteren Baudirektor der Stadt Wien, Sammelkanäle mit einer Gesamtlänge von 9,7 km. Sie führten, bei der Wienflußmündung beginnend, bis zur Hollergasse bzw. bis zum Schönbrunner Schloß und nahmen Abwässer und Fäkalien, die vorher direkt in den Fluß abgeleitet worden waren, auf.

Bereits 1781 war von Wilhelm Beyer ein Entwurf zur Wienflußregulierung vorgelegt worden. Er plante im oberen Flußlauf zur Vermeidung von Hochwässern Reservoirs; die Regulierung sollte ohne Tümpelbildung Fäulnisfieber und epidemische Krankheiten verhindern. Der Streit mit einem anderen Projektanbieter und die Einwände der am Fluß angesiedelten Färber verhinderten die Realisierung des Vorhabens. Erst 1891 konnte jenes Projekt ausgearbeitet werden, das in den Jahren 1894 bis 1906 im Zusammenhang mit dem Stadtbahnbau verwirklicht wurde (Abb. 4, 5).

Der Lainzerbach (Abb. 6), der im h. Lainzer Tiergarten in der Nähe des Rohrhauses entspringt, floß ehemals entlang der Speisinger Straße, Gallgasse und Feldkellergasse bis zur Bergheide, dann längs der Fasangartengasse (Abb. 7) und der Lainzer Straße. Sein weiterer Verlauf führte entlang des Küniglberges an der Stelle der h. Alois-Kraus-Promenade, wo sich bis Anfang der zwanziger Jahre unseres Jahrhunderts das Lainzer Bad befand. Ab der Gloriettegasse floß der Bach links neben der Lainzer Straße bis zum damaligen Gasthof "Zum Schwarzen Hahn" (h. "Hietzinger Bräu"), weiter parallel zur Hietzinger Hauptstraße, dann über den Grund des h. EKAZENT und hinter dem Casino Dommayer (h. Parkhotel) zum Wienfluß.

Der Lainzerbach bestimmte auf maßgebliche Weise den Verlauf der entlang seiner Ufer geführten Straßenzüge. In zwei Schritten (1895/96 und 1903) erfolgte seine Ableitung durch einen Sammelkanal unter der Speisinger und Lainzer Straße.

Auch der Marienbach (Abb. 8) in Ober-St. Veit entspringt innerhalb des Lainzer Tiergartens, und zwar in der Talmulde zwischen den St. Veiter Lissen und der Baderwiese. Er floß vor seiner wahrscheinlich schon in maria-theresianischer Zeit erfolgten partiellen Einwölbung entlang der h. Ghelengasse bzw. Schweizertalstraße, querte den NW-SO verlaufenden Teil der Vitusgasse, floß zwischen Glasauergasse und Firmiangasse und schließlich entlang letzterer in den Wienfluß. Zwischen Ghelengasse 6 und Ghelengasse 8 begann die Einwölbung. Sie erstreckte sich - mit einer ca. 80 m langen Unterbrechung oberhalb der Querung der Vitusgasse - bis zur Einmündung in den rechten Wienflußsammelkanal. Bei starken Regenfällen stauten angeschwemmte Hölzer an der vergitterten Öffnung in der Lainzer Tiergartenmauer das Wasser, sodaß die Mauer an dieser Stelle immer wieder einbrach. Das talwärts strömende Regenwasser wurde durch Zuflüsse entlang der Erzbischofgasse, Veitlissengasse und Winzerstraße zum Hochwasser, das die alte Einwölbung nicht zur Gänze aufnehmen konnte und zuletzt am 1. 6. 1898 verheerenden Schaden anrichtete (Abb. 9). Damals wurde durch Einsturz einer unterwaschenen Wand im Haus Hietzinger Hauptstraße 155 ein Kind tödlich verletzt. Das teilweise eingestürzte Bachgewölbe oberhalb der Vitusgasse ist in einem Rekonstruktionsplan aus dem Jahr 1898 erkennbar (Abb. 10).

Erst die 1905-10 durchgeführten umfangreichen Einwölbungsarbeiten mit dem Einbau eines Sandfanges an der Einmündung in den rechten Wienflußsammelkanal schlossen ähnliche Katastrophen aus.

Entlang der Jagdschloßgasse floß in Form eines Rinnsals der Lackenbach. Da durch ihn bei ergiebigen Regenfällen die Keller der angrenzenden Gebäude überflutet wurden, leitete man ihn 1903/04 ab der Rotenberggasse in einen neu geschaffenen Kanal.

Frühe Besiedelungsspuren

Schon aus der Altsteinzeit sind Funde belegt, die menschliche Besiedelung im Gebiet des h. 13. Bezirkes erweisen. Beim Haus Titlgasse la wurden 1969 Reste eines Mammutstoßzahnes sowie Abschlagmaterialien von Steinwerkzeugen entdeckt. Diese Zeugnisse aus der Zeit zwischen 25000 v. Chr. und 20000 v. Chr. sind der älteste urgeschichtliche Besiedelungsnachweis im Wiener Raum. 

Aus der Mittelsteinzeit stammen die mit etwa 6000 v. Chr. datierten Funde an dem zur Wlassakstraße hin gelegenen Südhang des Gemeindeberges.

Aus der Jungsteinzeit sind Funde am Schönbrunner-, Girzen-, Gemeinde- und Nikolaiberg sowie am Roten Berg, in den Bereichen der Wenzgasse und der Auhofstraße 221 bekannt. Die Ausgrabungen am Gemeindeberg, wo sich eine bedeutendere Ansiedlung befand, bezeugen überwiegend Kulturbeziehungen nach dem Norden. In der Gegend der h. Gober-, Steinhardt- und Jagdschloßgasse lag ein Bergbaubetrieb der Jungsteinzeit, in dem man Hornstein abbaute.

In der Bronze- und Eisenzeit führte, da das Tal des Lainzerbaches versumpft war, die Nord-Südverbindung am Osthang des Roten Berges über den Lainzer Sattel. Zwischen Veitingergasse und Tolstojgasse fand man einige Gräber mit Beigaben, u. a. einem 75 cm langen Schwert, aus der Eisenzeit.

Aus römischer Zeit stammen Gräber in der Sauraugasse und Gebäudereste in der Veitingergasse und Lainzer Straße 119 sowie etliche Kleinfunde. Ecke Veitingergasse und Rotenberggasse fand man Siedlungsnachweise, z. B. einen Ziegel mit dem Stempel der X. Legion und ein kleines Gräberfeld. Die Funde Ecke Sauraugasse/Gobergasse bestehen aus zwei Steinsarkophagen, einem Ziegelgrab und einer einfachen Erdbestattung. Eine Wasserleitung, die über den Rosenhügel in das Legionslager Vindobona führte, verlief entlang der h. Fasangartengasse und am Fuße des Küniglberges. Wahrscheinlich im ersten Jahrhundert n. Chr. erbaut, wurde sie frühestens im zweiten Jahrhundert verbessert und vermutlich während der Völkerwanderungszeit zerstört. Den Lainzerbach entlang verlief eine römische Straße, die an der Stelle der h. Kennedybrücke in einer Furt den Wienfluß überquerte. Von der Römerstraße, die über den h. Flötzersteig in das Wiental führte, zweigte in der Gegend der h. Einsiedeleigasse ein Nebenweg durch die Lainzer Mulde ab.

Seit der Mitte des sechsten Jahrhunderts durchstreiften nomadisierende Awaren von der Ungarischen Tiefebene aus das Gebiet zwischen der Enns und den östlichen Ausläufern des Wienerwaldes, ein "Niemandsland" an der Grenze gegen die Bayern. Nach ihren Niederlagen gegen Karl den Großen wurden in Niederösterreich keine awarischen Gräberfelder mehr belegt.

1860 fand man im Zuge des Baues der Verbindungsbahn mindestens vier awarische Reitergräber und einige Frauengräber. Leider wurde damals nicht exakt dokumentiert, vieles wurde zerstört, u. a. auch einige Latène-Gräber, sodaß die Funde nicht mehr genau lokalisierbar sind. Sie dürften zu einem Gräberfeld, das Teil eines militärischen, vielleicht auch politischen Zentrums war, gehört haben. Die Beigaben bestanden u. a. aus Ohrschmuck, einer Mantelschließe, Goldblech-Zierbeschlägen, Bronzeschnallen, Pfeilspitzen, Äxten sowie aus Eisen geformten Waffen (Beil, Säbel) und Steigbügeln.

1910 stieß man bei einem Wasserleitungsbau in der vier Jahre vorher angelegten Spohrstraße auf mindestens sechs awarische Gräber und mindestens eine latènezeitliche Bestattung an der Kreuzung Spohrstraße, Schrutkagasse, Tolstojgasse. 1953/54 wurde in der Dostojewskijgasse 30 beim Aushub für ein Wasserbecken ein awarisches Grab zerstört, 1955 in der Dostojewskijgasse 28 ein Grab angeschnitten.

Aus der Spätawarenzeit (achtes Jahrhundert) stammen jene drei Gräber, die im Juni 1956 im Bereich Käthe-Leichter-Gasse 17/Spohrstraße 4 gefunden wurden. Beigaben waren Feuerschläger aus Eisen, Rasiermesser und je eine Bronze- und Eisenschnalle. Ein bayrisches Gefäß weist auf Handelskontakte hin. Im selben Jahr fand man in der Fichtnergasse 4 ein Gefäßrandfragment.

Unter der Herrschaft der Awaren lebten einige Slawenstämme, die seit dem ausgehenden sechsten Jahrhundert von Osten her weit in den Alpenraum vorgedrungen waren. Ihre Gräberfelder sind mit den meist typisch awarischen Beigaben archäologisch nur sehr schwer von jenen der Awaren zu unterscheiden. Erst mit der abnehmenden Bedeutung der Awarenmacht ist eine Differenzierung zu erkennen, und es gibt seit dieser Zeit eigene slawische Begräbnisplätze.

Die slawischen Siedlungen werden wohl die karolingische Phase und die ungarische Herrschaft im zehnten Jahrhundert überdauert haben und sind erst in der zweiten deutschen Siedlungswelle verschwunden. Viele Ortsnamen, besonders am Abhang des Wienerwaldes, dokumentieren die Anwesenheit der Slawen im Wiener Raum, z. B. Liesing (lesu/lesnica = Waldbach), Mödling (medlihha = langsam rinnendes Gewässer) oder Döbling (topl = sumpfige Stellung). Im Namen "Trazerberg" (früher Grazerbühel ) dürfte "gradec", slawisch "kleine Burg", stecken. Die slawische Herkunft des Namens Lainz ist umstritten.

Die deutsche Besiedelung erfolgte in zwei Schüben. Der erste unter den Karolingern wurde durch ungarische Einfälle gestoppt. Erst nach der Niederlage der Ungarn auf dem Lechfeld (955) konnte die deutsche Kolonisation voll einsetzen. Die ältesten Nennungen von urkundlich belegten deutschen Ortsnamen östlich des Wienerwaldes nach 1000 sind um 1015 Godtinesfeld, das spätere St. Veit, und 1028 Simmering. Die ansässige slawische Bevölkerung lebte weitgehend von Viehzucht und lernte den Pflug erst durch die neuen Siedler kennen. Ihr Land fiel dem deutschen König als Kriegsbeute zu, sie selber spielten danach bei der Kultivierung keine Rolle mehr; vielmehr zog man Neusiedler als Kolonisten heran, und an den Ausläufern des Wienerwaldes wurde ein Kranz von Dörfern angelegt. Die Herkunft der führenden Schicht ist unbekannt, da keine Familie der neu Angesiedelten namentlich eindeutig festgestellt werden konnte.

Der alte Name der Gemeindeberggasse, "Hausberg-Straße", weist auf eine einfache Wehranlage aus dem 9. bis 12. Jahrhundert auf dem Gemeindeberg hin. Konkrete Anhaltspunkte für ein derartiges Bollwerk etwa in Form eines von Palisaden umgebenen und auf einem Steinfundament errichteten Holzturmes sind allerdings bis jetzt nicht nachweisbar.

Vermutlich befand sich auch auf dem Trazerberg eine Hausberganlage aus dem 11. oder 12. Jahrhundert. Spuren von zwei Teilen des Hochwerkes einer Wehranlage sind feststellbar.

Im Mittelalter führte der Verkehrsweg nach Westen nördlich des Wientales durch die Orte Baumgarten und Hütteldorf. Deshalb nahmen die abseits liegenden Siedlungen Hietzing, St. Veit, Hacking, Lainz und Speising eine relativ eigenständige Entwicklung. Eine immer größere Rolle spielte aber die Nähe zur Stadt Wien.

Die einzelnen Bezirksteile bis zur Eingemeindung 1891

Hietzing

Hietzing leitet seinen Namen von "Hezzo", einer im niederen Adel gebrauchten Kurzform für "Heinrich", ab; die Endung "-ing" bei Ortsnamen ist für die bajuwarische Besiedelung im frühen Mittelalter typisch. "Hietzing" bedeutet also "Ort, an dem die Leute des Hezzo wohnen".

Erstmals genannt wird der Ort "Hiezingen" um 1120/30; um 1130 erwähnt der Klosterneuburger Traditionskodex einen Rupertus de Hezingen als Schenkungszeugen.

Ab 1200 ist die Form "Hizzing" oder "Hiezing" gebräuchlich; die h. Schreibung "Hietzing" ist 1548 erstmals belegt.

1253 tauschte der Deutsche Ritterorden unter dem Komtur des Deutschen Hauses für Österreich und Steiermark, Ortolf von Traiskirchen, mit dem Propst von Klosterneuburg, Konrad, einen Meierhof in "Hyezingen" gegen Besitzungen in Stockstall, Ziersdorf und Dürnbach und übergab dabei die an der Stelle der h. Pfarrkirche stehende Kapelle; sie war mit zwei Weingärten und 18 Eimern Wein Bergrecht dotiert. Dieser Vertrag wurde 1255 bestätigt. Das älteste Verzeichnis der Einkünfte des Stiftes von Klosterneuburg, das Urbar aus dem Jahre 1258, nennt den genauen Besitzstand: danach gab es in Hietzing beiderseits der h. Altgasse, der Hauptzeile der Siedlung, acht "beneficia" und sieben "curtes" , von denen eine leer stand (Abb. 14).

Die Bewohner Hietzings unterstanden zunächst der Verwaltungsstelle für die Außenbesitzungen des Stiftes ("officium") in Nußdorf; ab 1340 wurden die Einnahmen aus Hietzing - die Zahl der Ämter war mittlerweile vermehrt worden - im "Meidlinger Amt" notiert.

Das Urbar von 1340 verzeichnet keine "curtes" mehr, sondern eine "curia" (bestehend aus sechs Benefizien) sowie ein ganzes und drei Drittelbenefizien (Abb. 14).

Das Stift Klosterneuburg erwarb im Laufe der Zeit alle grundherrlichen Rechte. So verzichtete z. B. auch Rudlo, genannt "Hyetzinger", 1263 gegen eine lebenslängliche Rente auf sein Erbteil in Hietzing, das der letzte Fremdbesitz gewesen war.

Die Dienstleistungen der Untertanen mußten entweder direkt an das Stift, an den Meierhof in Hietzing oder an die Hietzinger Kapelle, die dadurch eigene Mittel zu ihrer Versorgung bekam, erbracht werden. Nach einer Verwaltungsreform im frühen 16. Jahrhundert, wahrscheinlich unter Propst Georg Hausmannstetter, gingen die meisten Einkünfte direkt an den Grundherrn, das Stift.

Schon im 14. Jahrhundert dürfte die Kapelle einige Bedeutung erlangt haben, denn die Gemahlin Albrechts II., des Weisen, Johanna von Pfirt, stiftete 1340 auf dem Brigitta-Altar eine ewige Messe für ihr eigenes und ihrer Vorfahren Seelenheil. Die Kapelle muß also mehrere Altäre besessen haben. 1394 wurden in einem Ablaßbrief des Papstes Bonifatius IX. allen, welche die Kapelle besuchten und zu ihrer Erhaltung beitrugen, Ablässe gewährt. Damals wurde die Kapelle mit ziemlicher Sicherheit renoviert. Zwischen 1414 und 1419 erfolgte eine wesentliche bauliche Erweiterung und die Weihe auf den Titel "Mariae Geburt" (-> Pfarrkirche Hietzing).

Der erwähnte Meierhof, der im 15. Jahrhundert in den "großen" (vier Benefizien) und "kleinen" (zwei Benefizien) Hof geteilt wurde, lag, geschützt gegen drohende Wienflußüberschwemmungen, an der südlichen Seite der Dorfstraße, h. Altgasse 5-13 (einbezogen ein Stück der h. Fasholdgasse, ehemals Meyerhofgasse). In dieser Zeit wurden die beiden Höfe vorübergehend von Nonnenklöstern bewirtschaftet. 1428 wurden die Klarissen als Besitzerinnen des "kleinen Hofes" angegeben, 1439 verkauften die Himmelpförtnerinnen den "großen Hof". Beide Höfe hatten seit dem 16. Jahrhundert oftmals adelige Besitzer, z. B. seit 1588 den Wiener Burggrafen Jakob von Haag. Die vereinigten Höfe blieben später über Jahrzehnte in den Händen von Beamten und Hofbediensteten, wie dem Hofkriegssekretär Ferdinand Khatzenstainer (1622) oder dem kaiserlichen Hofpastetenkoch Hans Michael Biancolin (1632). 1657 verkauften Nathal de Paolo, "königl. Mayestät in Ungarn und Böheimb wolbestellter türckhischer curir", und seine Frau, welche die Gewähr (in etwa gleichbedeutend mit Pacht, konnte auf bestimmte Zeit oder auch auf Lebenszeit erteilt werden) über diese Liegenschaft hatten, dieselbe an das Stift Klosterneuburg.

Im Garten des Meierhofes errichtete man 1792 zwei Häuser. Um 1800 wurde der Meiereibetrieb aufgelöst, da die zum Stift gehörenden Äcker und Weiden - das Gebiet zwischen den h. Straßenzügen Lainzer Straße, Altgasse, Maxingstraße und Hanselmeyergasse - Bauland wurden. 1839 versteigerte das Stift die verfallene Realität als drei Baustellen. Im Bereich der alten Anlage des Meierhofes wurden dann auch 1840 drei Häuser erbaut: Altgasse 13 und Fasholdgasse 4 und 6.

Für 1428 sind in Hietzing 20 bewohnte Güter bezeugt, fünf Wohnstätten bei der Kirche (an der Stelle der h. Häuser Am Platz 1 und 2, an der geraden und an der ungeraden Seite der h. Maxingstraße 1-13), die anderen an der Dorfstraße, der h. Altgasse. Das Benefizium der Kapelle wurde später mit den Nebenhäusern zum Pfarrhof vereinigt (Abb. 15).

Nördlich der Siedlung erstreckte sich eine mehr oder weniger offene Fläche bis zum Augelände am Wienufer, die wegen der häufigen Überschwemmungen nur als Viehweide genutzt werden konnte. Südlich, am Hang des Küniglberges - benannt nach dem kaiserlichen Prokurator Wolfgang Künigl, der im 16. Jahrhundert die Güter der Pfarre Hütteldorf verwaltete -, lagen nur einige Äcker, dafür aber ausgedehnte Weingartenfluren.

Der Weinbau war lange Zeit die wichtigste Einnahmequelle der Hietzinger. Bis zur Zweiten Türkenbelagerung 1683 verlief die Grenze zwischen Acker- und Weingartenland von Atzgersdorf über den Bereich des Schönbrunner Schloßparks zum Wienerberg. Die Fluren zwischen dem Wienerwald und dieser Linie waren bis 1683 fast ausschließlich Weinland. Der Weinbau war zwar nicht die älteste Bebauungsform, aber es wurde, da die Nachfrage nach Wein groß war, viel Ackerland in Weingärten umgewandelt und auch viel Gebüsch zur Anlegung von Weinfluren gerodet. Der Höhepunkt des Weinbaues vom 13. bis zum 15. Jahrhundert entspricht einer wirtschaftlichen und kulturellen Blütezeit Wiens. 1525 gab es in Hietzing mit Ausnahme einiger Hausgärten nur noch Weinfluren.

Die Weingründe waren nicht mit dem Besitz eines Hauses verbunden, sondern einzeln verkäuflich oder verpachtbar. Viele Anlagen waren daher nicht Besitz ansässiger Hietzinger, sondern gehörten Bewohnern der umliegenden Dörfer Penzing, Speising, St. Veit, Baumgarten, Meidling, Lainz, Hütteldorf und Gumpendorf oder Bürgern der Stadt Wien.

Im Dienstbuch von 1428 sind zwei große Rieden verzeichnet: Hietzingerberg-Oberschoß und -Unterschoß. Im 18. Jahrhundert gab es drei Rieden: das Unterschoß (Gloriettegasse-Weidlichgasse), das Mitterschoß (Weidlichgasse-Hanselmeyergasse) und das südlich anschließende Oberschoß (Abb. 16).

Der Küniglberg war von Gestrüpp überwuchert und diente als Weide, ebenso das Heideland östlich des Hetzendorfer Weges (Maxingstraße). Auf dem Heideland befand sich ein seit dem 14. Jahrhundert urkundlich nachweisbarer Steinbruch (Abb. 16). Möglicherweise wurde hier Material für den Bau des Stephansdomes gewonnen. Noch im 19. Jahrhundert hießen die Äcker auf dem Boden des h. Hietzinger Friedhofes "Auf der Haid in der Steingruben". Der Steinbruch lieferte auch Material zum Bau von Schloß Schönbrunn.

1346 wird erstmals eine Mühle "an dem Gern" (-> Faistenmühle) genannt (Abb. 16). Die Bezeichnung verweist auf ihre Lage zwischen Lainzer Straße und dem Vorläufer der h. Auhofstraße. Dieser Winkel wurde als "Gern" bezeichnet. Nach einem späteren Besitzer nannte man sie "Faist-Mühl". Dieser Name ist erstmals 1751 urkundlich belegt. Ein Rest des einst ausgedehnten Mühlengebäudes ist das Haus Lainzer Straße 10.

In das Jahr 1467 fällt die Errichtung der Schleifmühle durch den Müller Wolfgang Herczog und seine Gattin Elsbeth ("negst an dem khayl. thüergartten gelegen" , "zunegst des prikhls gegen der martersäulen" ). Gespeist wurde sie durch einen Nebenarm der Wien, verstärkt durch den Lainzerbach. Um 1512 war der Besitz verödet. Unter Maria Theresia baute man an Stelle der Schleifmühle das Kaiserstöckl (-> Kaiserstöckl) für ihren Leibarzt Gerhart van Swieten. Die Martersäule stand an der Abzweigung der alten Hietzinger Dorfstraße von der Straße nach St. Veit. In der Kirchlichen Topographie des Erzherzogtums Österreich (1835-40) wird sie als "am Weg nach St. Veit" stehend beschrieben. Heute befindet sie sich an der nördlichen Außenmauer der Hietzinger Pfarrkirche.

Die Hietzinger Bevölkerung wurde durch Kriegsereignisse hart getroffen, da ihre Einkünfte fast zur Gänze aus dem Weinbau stammten. Die nach den Verwüstungen neu gesetzten Weinstöcke brauchten mehrere Jahre, bis sie trugen. Schon 1461 durch die Zwistigkeiten zwischen dem späteren Kaiser Friedrich III. und seinem Bruder Albrecht VI. in Mitleidenschaft gezogen, wurde 1484 beim Zug des ungarischen Königs Matthias Corvinus gegen Wien die Hietzinger Kirche zerstört, wahrscheinlich sogar das ganze Dorf. Die Weinrieden lagen öde, und es mangelte an Arbeitskräften zur Bestellung. Erst 1493 wurden wieder Gewähren erteilt.

1529 verwüsteten im Zuge des Türkensturmes die Truppen des Paschas von Anatolien, Chossan Michalogli, die wahrscheinlich nur aus Lehm und Holz gebauten Häuser. Die Kirche "Zu unserer lieben Frau" und zehn Wohnstätten wurden zerstört. Verödete Gründe und Brandstätten zog der Grundherr ein, sobald niemand mehr Anspruch darauf erhob. Sie wurden verkauft, wobei Neuzuzügler, die vor allem aus der Steiermark kamen, viele Begünstigungen erhielten.

In dieser Zeit spielt die Legende von der wundersamen Befreiung der vier von Janitscharen gefangenen Männer durch eine Marienerscheinung, die ihnen "Hiet's enk!" zugerufen haben soll. Davon habe der zerstörte Ort, dessen Name vergessen worden sei, seinen neuen Namen erhalten.

Während der Aufbauphase erfreute sich Hietzing wachsender Beliebtheit als Wallfahrtsort ("Mariae Hietzing"). Türkenkriege und Epidemien, besonders die Pest von 1713, förderten religiöses Empfinden. Dazu gehörten auch Wallfahrten zu beliebten Marienverehrungsstätten. Wallfahrten nach Hietzing sind seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesen. Die Marienverehrung überstand auch die Reformation, die hier nicht besonders wirksam wurde, denn 1618 sollen noch alle Einwohner katholisch gewesen sein. Von Klosterneuburg wurde alljährlich zu Mariae Geburt (8. September) eine Prozession nach Hietzing geführt, 1767 wurde sie auf das Fest Mariae Heimsuchung (2. Juli) verlegt. 1738 wurden in Hietzing angeblich 20 Messen pro Tag gelesen, annähernd 6000 Menschen sollen jährlich die hl. Kommunion empfangen haben. Bis 1772 fanden Wallfahrten nach Hietzing statt.

Die Gerichtsbarkeit, mit Ausnahme der über Leben und Tod, oblag dem Grundherrn, dem Stift Klosterneuburg. Der von ihm bestellte Richter hielt jedes Jahr am St. Georgen-Tag einen Banntaiding, einen Gerichtstag, ab. Jeder Ansässige hatte hier bei Strafe zu erscheinen. Zwei Wochen später fand ein Nachtaiding statt. Wegen der Kleinheit des Ortes mußten sich - zumindest bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts - die Einwohner Hietzings zum Banntaiding in Meidling einfinden. Der Stiftsdirektor Lamprechtshauser schreibt in der Meidlinger Banntaiding-Handschrift: "(...) müssen die Hietzinger allbei genn Mewrling zu dem pantäding kommen; sind der Hietzinger alle nur sechzehn."

Während das Stift Klosterneuburg die Grundherrschaft und damit die niedere Gerichtsbarkeit ausübte, galt die Kirche in Hietzing als Filiale der Pfarre von Penzing, das vor allem durch seine Lage an der Hauptstraße nach Westen (h. Linzer Straße) größere Bedeutung hatte. Diese Situation führte zu einem Rechtsstreit über das Patronat. Die Pfarre Penzing lag nämlich in dem von den Habsburgern lange zur Stärkung ihrer Bedeutung angestrebten und schließlich 1469 von Papst Paul II. eingerichteten Bistum Wien, während Klosterneuburg zur Diözese Passau gehörte. Die Einsetzung des Seelsorgers war folgendermaßen geregelt: Der Propst von Klosterneuburg schlug den Anwärter vor, der vom Bischof von Wien bestätigt werden mußte. Diese Vorgangsweise ist für 1506 und 1518 belegt. 1531 wollte aber der Pfarrer von Penzing, Johann Zuckenriegl, die Stelle in Hietzing erlangen, der Propst Georg Hausmannstetter stellte ihn jedoch trotz einer Empfehlung Ferdinands I. nicht ein. Der Pfarrer wandte sich an den päpstlichen Nuntius Vincenzo Pimpinella, der ihm das Benefizium mit jährlichen Einkünften von drei Mark Silber aus eigener Machtvollkommenheit verlieh. Dagegen wandte sich Propst Hausmannstetter an Rom mit dem Hinweis, er wolle die von den Türken zerstörte Kirche wieder aufbauen, könne dies aber nur tun, wenn sie dem Kloster gehöre. Als Schiedsrichter wurde der neue päpstliche Nuntius Pietro Paulo Vergerio angerufen, der 1534 aufgrund eines Gutachtens des Abtes vom Schottenstift, Konrad Weichselbaum auf eine Inkorporierung der Kirche in das Stift entschied. Dies bedeutete die Übertragung der seelsorglichen Betreuung an die Chorherren in Klosterneuburg. Der Rechtsstreit war damit aber nicht beendet; Johann Fabri (Heigerlein), Bischof von Wien, beschwerte sich bei der Regierung über den Eingriff in seine Jurisdiktion und löste damit eine sich über drei Jahre hinziehende Auseinandersetzung mit dem Stift aus. 1538 verfügte die Regierung schließlich zugunsten Klosterneuburgs. Die Streitigkeiten, in die später auch Passauer Bischöfe involviert waren, flammten jedoch immer wieder auf und dauerten bis zur Pfarrerhebung Hietzings im Jahr 1786.

Nach den Verwüstungen am Anfang des 16. Jahrhunderts erlebte das Dorf einen neuen Aufschwung als Weinort, da die ungarische Konkurrenz wegen der Besetzung des Landes durch die Türken ausfiel. Bald gab es wieder so viele Weinanbauflächen, daß die Versorgung mit Grundnahrungsmitteln gefährdet war. Die Landesfürsten erließen daher Einschränkungen und Verbote: z. B. wurde 1595 verfügt, daß nur solche Gründe, welche nicht mit dem Pflug bearbeitet werden könnten, für den Weinbau verwendet werden dürften.
An der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert ging der Weinbau vor allem infolge der Aufsplitterung der Besitztümer zurück. Ab der Mitte des 17. Jahrhunderts wurden die nicht bewirtschafteten Weingärten wieder in Ackerland umgewandelt. Im Gewährbuch - in ihm wurden Zahlungen, die der Hausbesitzer oder Hausmieter an den Grundherrn zu leisten hatte, festgehalten - verzeichnet der Schreiber im Jahr 1641 zum ersten Mal in Äcker umgewandelte Weingartengründe (15/11 fol. 109 v.).
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Beim Einfall ungarischer Truppen unter Stephan Boczkay 1604/05 brannte die Kirche ab, wurde jedoch unter Prälat Thomas Rueff wieder aufgebaut. Die Mariensäule blieb erhalten. Etwa 1630 wurde der Grundstein des Gebäudes für Klosterneuburger Stiftsherrn, dem späteren Pfarrhof (-> Pfarrhof Hietzing), gelegt (Abb. 17).
Der Dreißigjährige Krieg verschonte zwar die Wiener Umgebung, belastete aber die Bevölkerung durch hohe Steuern und Abgaben.
1679 wurde aus Ungarn die Pest eingeschleppt. Sie forderte mehr Opfer als die Seuche von 1713, bei der 21 Tote, zumeist Kinder und Jugendliche, zu beklagen waren. Die genaue Zahl ist nicht zu ermitteln, da die Matriken der Pfarre Penzing, zu der Hietzing damals gehörte, erst 1709 einsetzen.
Die Zweite Türkenbelagerung brachte neue Zerstörungen und fast gänzliche Entvölkerung. Unter anderem wurden der Meierhof in der h. Altgasse, der Pfarrhof und das herrschaftliche Schankhaus, welches als Einkehrgasthaus für Wallfahrer diente (CN 2 = Am Platz 2), niedergebrannt. Alle 17 Häuser, die der Grundherrschaft Klosterneuburg unterstanden, wurden eingeäschert. Wieder brannte die Kirche. Das Gnadenbild, die Liebfrauenstatue, war vorher entfernt und in das Chorherrenstift Wittingau in Böhmen (Trebon) gebracht worden; den Kirchenschatz hatte man nach Wien in den Klosterneuburger Stiftshof (Wien 1., Renngasse 10) verlagert.
Die Weinstöcke wurden wieder vernichtet, den wenigen Überlebenden fehlte die Lebensgrundlage. Nur in drei Fällen lassen die Quellen Beziehungen unter den Besitzern vor und nach der Katastrophe erkennen: erstens das Haus in der Altgasse CN 46 (es entspricht den h. Hausnummern 17-19) im Besitz der Familie von Aichen; die Gewährnehmer bewohnten es allerdings nie selber, da sie in Wien lebten; zweitens das Haus in der Altgasse CN 40 (h. Maxingstraße 2, Altgasse 2). Es gehörte seit 1669 Katharina Ponauer. Sie und ihre Familie verbrachten die Zeit der Belagerung wahrscheinlich in Klosterneuburg. Sie leisteten nur bis 1685 an der Brandstatt Wiederaufbauarbeit, da ihnen in diesem Jahr die Realität CN 3 (h. Maxingstraße 1) zufiel. Das Haus CN 40 wurde 1686 samt Zubehör an Gründen um 50 Gulden an Ursula und Thomas Koller, den Kirchendiener in Hietzing, vergeben. Schon 1688 fiel eine Haushälfte durch Kauf wieder an die Familie Ponauer zurück; drittens das Haus CN 3 (h. Maxingstraße 1), welches Katharina Ponauer durch Erbschaft erhielt. Gemeinsam mit ihrem Gatten, dem Dorfrichter Martin Ponauer, wurde sie 1685 an die Gewähr geschrieben. Seit 1668 hatte diese Liegenschaft dem Dorfrichter Veit Lehner und seiner Gattin Katharina gehört, die beide von den Türken verschleppt wurden. Als einzige aus Hietzing stammende Person kehrte Katharina Lehner aus der Gefangenschaft zurück.

• Die Entwicklung Hietzings nach dem Neubau des Schlosses Schönbrunn
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Bis zur zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts unterschied sich Hietzing in seiner wirtschaftlichen, sozialen und baulichen Struktur kaum von den umliegenden Dörfern. Herrschaftliche Gebäude, wie das heute noch bestehende in der Lainzer Straße 14 (-> Lainzer Straße 14, "Kleines Herrschaftshaus"), bildeten vereinzelte architektonische Höhepunkte. Die Bevölkerung lebte schlecht und recht von Wein- und Ackerbau. Größere Bedeutung als Hietzing hatte St. Veit mit seinem Erzbischöflichen Schloß und mit dem Sitz des Landgerichtes. Erst der Neubau des Schlosses Schönbrunn (-> Schloß Schönbrunn) brachte einen Wandel. Unter Leopold I. (1658-1705), Joseph I. (1705-11) und Karl VI. (1711- 40) baute man von 1696 bis 1713 nach einem reduzierten Entwurf Fischer von Erlachs ein neues Schloß. Unter Maria Theresia (1740-80) erhielt es zwischen 1743 und 1749 im wesentlichen seine heutige Gestalt.
Die kaiserliche Hofhaltung wurde ein Anziehungspunkt für Adelige und Bürger, aber auch für Schmarotzer und Spekulanten. Die soziale Struktur des Ortes änderte sich grundlegend. Das Interesse am Ackerbau schwand, das Vermieten bot einträglichere Verdienstmöglichkeiten.
Vor 1683 war nur ein Haus im Besitz von Wienern, von 1683 bis 1720 waren es bereits fünf Häuser. In ihnen lebten der Pfarrer, ein Ziergärtner, ein Briefträger, ein Zimmermeister und ein Hofmaler. In den folgenden Jahrzehnten verstärkte sich die Entwicklung der Neuansiedlungen in einer Weise, die das Ortsbild wesentlich prägte.
Der Josephinismus brachte bedeutende Änderungen im Pfarrwesen von Hietzing. Am 24. 12. 1782 hob Joseph II. im Zuge der Pfarrneuordnung die geistliche Betreuung Hietzings durch die Klosterneuburger Chorherren auf und unterstellte die Kirche wieder der Pfarre Penzing als Filiale. Hietzing zählte damals nur 273 Einwohner; deshalb wurde die Bitte der Gemeinde an den Kaiser um Pfarrerhebung im März 1783 abgewiesen. Der Pfarrer von Penzing trachtete während der nächsten Jahre, die Erhebung seiner Filiale zur Pfarre zu verhindern, doch die Nähe zu Schönbrunn ließ den Ort wachsen. Am 10. 12. 1785 erklärte sich Propst Floridus Leeb von Klosterneuburg bereit, die Filiale zu einer eigenen Pfarre zu erheben und die seelsorgliche Betreuung durch Stiftsgeistliche ausüben zu lassen. Im folgenden Jahr genehmigte Joseph II. die Errichtung einer Pfarre Hietzing, die nun mit der Filiale Schönbrunn 839 Einwohner zu betreuen hatte.
1787 verlegte man den bestehenden Friedhof an den oberen Teil des Hetzendorfer Weges. Bereits 1794 erweitert, wurde er 1817 erneut vergrößert und mit Zypressen und Trauerweiden bepflanzt. Nach mündlicher Überlieferung soll ein alter Friedhof beim h. Haus Maxingstraße 6, an dem sich ein zur Hälfte eingemauerter Bildstock mit den Jahreszahlen 1619 und 1897 befindet - die erste Hausanlage erfolgte hier 1786/87 -, gelegen sein.
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1789 wurde die erste ca. 260 m2 große Schule am h. Am Platz 2 errichtet. Die Kosten trug das Stift Klosterneuburg. Das mit Wohnräumen und einem Hof ausgestattete Gebäude bot für ca. 90 Schüler Platz. Leiter war der jeweilige Pfarrer. 1829 wurde die Schule in ein neues Gebäude neben dem ehemaligen Meierhof in der h. Fasholdgasse 8 verlegt, wo sie bis 1866 blieb. Seither befindet sie sich wieder Am Platz 2. Bis 1899 war sie in jenem Trakt untergebracht, der heute das Bezirksmuseum beherbergt (Abb. 19); In diesem Jahr erfolgte in geringem Abstand zum alten Schulhaus der dreigeschoßige Zubau für 12 Klassen. In dem alten Bau lagen ab 1899 die Aufnahmskanzlei, eine Schuldienerwohnung sowie das Konferenz- und Lehrmittelzimmer. Ein Gang im ersten Stock verband die beiden Trakte. 1968 wurde ein weiterer Anbau hinzugefügt.
Immer mehr Adelige, Hofbedienstete und Wiener Bürger zogen nach Hietzing und erwarben hier Grundbesitz. Als Sommeraufenthalt bevorzugten den Ort z. B. der Königlich preußische Gesandte, der Kurfürstlich sächsische Gesandte, Joseph von Sonnenfels, Franz Alois von Zeiller, der Schöpfer des noch heute geltenden Bürgerlichen Gesetzbuches, der Schriftsteller Franz Xaver Karl Gewey und Lord Stewart, der spätere Marquis von Londonderry, außerordentlicher Gesandter von England in Wien.
Die damit verbundene rege Bautätigkeit schildert anschaulich Adalbert Stifter in seinen 1844 erschienenen "Landpartien":
"Da ist zum Beispiel Hietzing, ein Dorf am Ende des Schönbrunner Parks, wo es im Sommer so gedrängt ist, wie fast in keinem Teil der Stadt selbst. Das Dorf vergrößert sich aber auch so, daß es eigentlich eine Stadt ist, mit Gassen, in denen man sich in der Tat vergehen kann."
Wer in der Nähe des Schloßparks ein Haus bauen wollte, mußte die Zustimmung des Hofbauamtes einholen. Es wurden allerdings nur zwei Stock hohe Bauten (ca. 15 m hoch) genehmigt.
Ein typisches Beispiel für einen adeligen Wohnsitz in unmittelbarer Nähe des Schlosses stellt die 1793 für Raimund Wetzlar von Plankenstern erbaute Villa XAIPE dar (-> Villa XAIPE, Bd. II, h. Schönbrunner Straße 309, Katastralgemeinde Schönbrunn, ehemals Katastralgemeinde Obermeidling).
Wegen der Unrentabilität durch die beschränkte Grundausnützung und infolge der hohen Grundpreise konnten sich hier nur wohlhabende Leute ein Haus leisten. Wohnungen in Hietzing zählten lange Zeit zu den teuersten im Umkreis von Wien.
"Überall, wohin der Blick sich wendet, erfreut ihn der Anblick der wogenden Aehrenfelder, der schattigen Waldberge und der prächtigen Anlagen und Villen, wodurch der Reichthum und Geschmack ihrer Besitzer die Gegend um Hietzing zu verschönern wußte."
Frédéric Chopin, der sich 1831 in Wien aufhielt, schreibt an seine Familie:
"(...) - Aber es gibt Tage, da man keine zwei Worte aus mir herauspressen, mit mir überhaupt nicht zurande kommen kann; und dann fahre ich für dreißig Kreuzer nach Hitzing oder irgendwo in die Umgebung Wiens, um mich zu zerstreuen."
Interessante Beispiele für Bauten des Adels in Hietzing in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts sind u. a. die auch als "Schloß" bezeichnete Villa am Hetzendorfer Weg, h. Maxingstraße 24 (-> Villa Thienne de Rumbek, Maxingstraße 24, Bd. II), die um 1830 errichtete Villa des kaiserlichen Leibarztes Johann Malfatti am nördlichen Abhang des Küniglberges (-> Villa Malfatti, Bd. II), die 1850 für Erzherzog Ferdinand Maximilian, den späteren Kaiser von Mexiko, auf der Höhe des Schönbrunner Hügels am Hetzendorfer Weg erbaute "Villa Maxing" (-> Villa Maxing, Bd. II) und die um 1840 für den Naturforscher und Reiseschriftsteller Karl Alexander Anselm Freiherr von Hügel errichtete Villa in der Auhofstraße 15 (-> Villa Hügel, Bd. II). Der Bau wurde 1854 von Ludwig Wilhelm Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel erworben. Die vier Bauwerke sind nicht mehr erhalten. Das heute noch bestehende sog. "Braunschweigschlössl" in der Auhofstraße 18 (-> Villa Braunschweig, Bd. II) ist eine Dependance der ehemaligen Villa des Herzogs.
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Ein ebenfalls nicht mehr bestehender adeliger Besitz war die Villa in der Auhofstraße 6. Das Hauptgebäude, von dem leider keine Ansichten zugänglich waren, lag direkt an der Auhofstraße und stammte aus der Zeit um 1810. Zu dem Bau gehörte eine weitläufige Parkanlage, die im Norden bis zum Ufer des Wienflusses (später Uferpromenade) und im Westen bis zur h. Braunschweiggasse reichte. Diese Anlage im englischen Stil war von Wasserläufen durchzogen. In den sechziger Jahren des 19. Jahrhunderts gehörte der Bau dem k. k. Regierungsrat Dr. Johann Ritter Herz von Rodenau. Er ließ an der Westgrenze des damals bereits wesentlich verkleinerten Gartens durch Josef Kopf ein imposantes Wintergartengebäude planen. Ob der Bau damals zur Ausführung kam, ist ungewiß. Ein Photo um 1900 (Abb. 20) zeigt die Grundkonzeption von Josef Kopf, jedoch in Metallkonstruktion und in veränderten Details. Entweder wurde der Wintergarten um diese Zeit modernisiert oder überhaupt erst gebaut. Der Besitz kam 1900 an den Patronenfabrikanten Georg Roth. Das alte Hauptgebäude wurde abgetragen und an seiner Stelle im selben Jahr von Franz Roth eine neue Villa gebaut (Abb. 21). Der im französischen Frühbarock gehaltene Bau mit vorschwingendem Mittelrisalit war in Hochparterre (mit Wohn- und Gesellschaftsräumen) und Mansardengeschoß gegliedert. Die Marmorbüste mit den beiden Putten über dem Dachgesims schuf Viktor Tilgner. Im Garten wurden ein Stallgebäude und eine Wagenremise mit Gärtnerwohnung errichtet. Alle baulichen Anlagen auf dieser Liegenschaft wurden 1957 abgetragen. Heute steht an ihrer Stelle ein von Viktor Adler gebautes mehrgeschoßiges Wohnhaus.
Ein weiteres Beispiel für eine repräsentative Villa mit adeligem Auftraggeber befindet sich in der Vinzenz-Hess-Gasse 14. Der Bau wurde 1881/82 für Carl Freiherr Seutter von Loetzen errichtet (-> Villa Seutter, Bd. II).
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Eines der letzten in Hietzing vor 1918 für den Adel großzügig angelegten Gebäude ist die Villa in der Hietzinger Hauptstraße 42c, die seit 1952 dem polnischen Staat gehört (h. Botschaft der Republik Polen). Das Anwesen wurde 1902/03 von Josef Hudetz gebaut und 1913 für den aus böhmischem Adel stammenden Vinzenz Freiherr von Gecmen-Waldek und seine Frau Margherita von Ludwig Schmidl zu einem Herrschaftshaus erweitert (Abb. 22). Zu der Anlage gehörten auch die im selben Jahr hauptsächlich für Dienstboten errichteten und ebenfalls repräsentativ wirkenden Gebäude in der Auhofstraße 19, 19a (Abb. 23) und 19b. Im Haus 19 gab es u. a. eine Kegelbahn mit Gesellschaftssalon; an der Auhofstraße befand sich weiters ein stattliches, 1906 gebautes Glashaus. Bis auf letzteres sind - zum Teil stark verändert - noch heute alle vier Gebäude dieses Besitzes erhalten. Durch den Garten floß einst der Mühlbach zur Faistenmühle in der Lainzer Straße.
Manche Villen bargen bedeutende Kunstsammlungen, z. B. die Antikensammlung des Ministerialsekretärs Karl Ritter von Hartl in der Auhofstraße 15 oder die Plastiken-Sammlung Wix de Zsolna in der Reichgasse (h. Beckgasse) 30.
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Im Zuge der regen Bauentwicklung überlagerte eine gartenstadtähnliche Besiedelungsform die alten blockartigen Fluren des Dorfes Hietzing. Die Verbauung erfolgte planmäßig mit einem modernen Gassennetz südlich der Altgasse (Abb. 24). Hauptdurchzugsstraße war der Hetzendorfer Weg (h. Maxingstraße, Abb. 25). "Von dieser langen Hauptgasse ziehen sich zu Rechten mehrere Seitengassen hinein. Die Häuser, aus welchen sie gebildet werden sollen, sind Theils im Entstehen, Theils der Vollendung nahe." Die Aufschließungsstraßen "Erste doppelte Hauptgasse", später Neue Gasse (h. Wattmanngasse, Abb. 26, 27), "Zweite doppelte Gasse" bzw. "Untere Zwerchgasse" , später Allee-Gasse und in ihrer Verlängerung Schmied-Gasse (beide bilden die h. Trauttmansdorffgasse, Abb. 28) wurden als Parallelen zum Hetzendorfer Weg angelegt. Außerdem plante und verwirklichte man die "Obere lange Zwerchgasse" (h. Gloriettegasse, Abb. 29) und die "Mittlere Zwerchgasse" (h. Woltergasse).
Die alten Dörfer der Umgebung wurden in die der Barockzeit entsprechende Landschaftsgestaltung und Gartenanlage einbezogen: Vom Westtor des Schönbrunner Schloßparks führt eine Achsenstraße nach Ober-St. Veit (ehemals Maria-Theresia-Straße, h. Hietzinger Hauptstraße); von der Gloriette aus wurde 1775 eine Allee in der Achse der Gloriettegasse mit Blickrichtung auf die Ober-St. Veiter Kirche angelegt.
"(...) die Gloriettegasse, eine breite Straße, welche einen Rasenplatz mit Alleen enthält, von seiner Form scherzweise das 'Bügeleisen' genannt. Hier ist es schon viel ländlicher. Pferche vor den Häusern, offene Abzugsgräben beurkunden die Entfernung von dem eleganten Theile des Dorfes." Auf dem Rasenplatz fanden Aufführungen von wandernden Schauspielern und Zirkusleuten statt.
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Der 1906 abgerissene sog. "Matschakerhof" in der Gloriettegasse 11 (Abb. 30) war ein Beispiel für die ehemals bäuerliche Siedlungsform. In der Trauttmansdorffgasse 31 (Abb. 31) steht das letzte äußerlich noch relativ unveränderte Bauernhaus von Alt-Hietzing, ein ebenerdiger Bau, in dessen linkem Hoftrakt ein Dachbodenaufzug für Heu eingerichtet war; zwei Pferdeköpfe (Abb. 32) in der Dachgaupe weisen auf die ehemalige Funktion als Stallgebäude hin (-> Villa Wolter, Trauttmansdorffgasse 33, Bd. II).
Um 1780 ist ein Teil der Nordseite der Hietzinger Hauptstraße - etwa zwischen den h. Hausnummern 18-28 - durch sieben Häuser verbaut, ebenso schon Teile der Südseite. In den achtziger Jahren des 18. Jahrhunderts entstanden die ersten Häuser an der Hietzinger Hauptstraße zwischen Wienfluß und Kirchenplatz.
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Im Jahr 1800 wurden neun, 1801 sieben, 1802 eine, 1803 neunzehn, 1804 fünfundzwanzig und 1805 neun Baustellen vergeben. Die Kriege mit Napoleon unterbrachen diese rege Bautätigkeit. Nachdem 1806 noch sechs Baustellen genehmigt worden waren, erfolgten bis 1819 nur vier Grundbucheintragungen. Immerhin stieg die Gesamtzahl der Häuser in Hietzing von 29 im Jahr 1788 auf 160 im Jahr 1819 . Darunter fällt auch die Verbauung der linken Seite der unteren Lainzer Straße bis zur Gloriettegasse. Im weiteren Verlauf der Lainzer Straße kam es erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zur Verbauung mit großteils bürgerlichen Landhäusern und vereinzelten freistehenden Villen. Ein Beispiel hiefür ist die nicht mehr bestehende Villa Kirsch in der Lainzer Straße 89 (Abb. 33).
Der alte Ortskern um die Altgasse blieb den eingesessenen Kleinbauern und Taglöhnern, während im neuen Ortsteil zwischen der h. Maxingstraße und der Lainzer Straße die zugezogene Bevölkerung seßhaft wurde. In der Trauttmansdorffgasse siedelten sich u. a. wohlhabende Handwerker an, die fast ausschließlich für den kaiserlichen Hof arbeiteten. Innerhalb dieses "eleganten Theiles" Hietzings, in der Trauttmansdorffgasse 18, wurde 1816 von Joseph Kornhäusel ein festes Theater (-> Hietzinger Theater) gebaut, in dem auch Ferdinand Raimund öfters auftrat. Nach dem Abbruch des Baues errichtete man an dieser Stelle ein dreigeschoßiges Gebäude, in dem u. a. die Gemeindeverwaltung und später auch das Bezirksgericht untergebracht waren.
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Um 1800 sind als neu angesiedelte Gewerbetreibende Bäcker, Schneider, ein Apotheker (CN 17 = Hietzinger Hauptstraße 24, das Haus bzw. Grundstück, wo sich die Apotheke noch heute befindet, Abb. 34), ein Kaffeesieder an der Stelle des späteren Dommayerschen Casinos zu finden.
In der Trauttmansdorffgasse (ehemals Allee- bzw. Schmiedgasse) Nummer 13 befand sich der ebenerdige, erst 1961 abgerissene Bau der Gemeindeschmiede.
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Zahlreiche Gaststätten - zum Teil in Kombination mit Hotelbetrieb - wurden errichtet. Die bekannteste war das Dommayersche Casino (-> Dommayers Casino) in der Hietzinger Hauptstraße 12 (später 10-14), welches vor allem durch seine Konzertaufführungen und Ballveranstaltungen zu einem Begriff in ganz Wien wurde. In der Hietzinger Hauptstraße 22 bestand schon in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts das "Hotel Vogelreuther", später Hotel "Hietzinger Hof" (-> Hotel "Hietzinger Hof"). Ein bis in die jüngste Zeit bekannter Gasthof war der "Weiße Engel" Am Platz 5. Der alte Bau stand schon vor 1750. Franz Schubert war mit seinen Freunden Gast; Josef Lanner, Johann Strauß Sohn und Franz von Suppé gaben hier Konzerte. Das Gebäude wurde 1898 durch einen Neubau mit einem Restaurant gleichen Namens ersetzt. An der Stelle Hietzinger Hauptstraße 3 errichtete man 1907 nach Plänen von August Belohlavek das Hotel "Zum Weißen Engel" (Abb. 36). In dem Nachbargebäude Am Platz 6/Hietzinger Hauptstraße 1 richtete Carl Witzmann 1936 das "Café Gröpl" ein. Der Innenraum (Abb. 37) zeichnete sich durch klare Linienführung sowie durch eine heitere und zugleich gediegene Atmosphäre aus. In dem von Künstlern gerne besuchten Café waren u. a. Musiker des Schönberg-Kreises und Rainer Maria Rilke zu Gast. Heute befindet sich hier das "Café Bawag".
38, 39, 40
Schon 1649 war an der Stelle des h. "Café-Restaurant Dommayer", das mit dem alten "Casino Dommayer" nur den Namen gemeinsam hat, ein "Schenckhauß" gebaut worden. Es blieb bis 1796 im Besitz der Gemeinde St. Veit. In diesem Jahr erwarben Karl und Katharina Schakoller das Anwesen mit Garten und zugehöriger Gast- und Schankgerechtigkeit. Sie waren auch schon Besitzer eines neueren, ebenerdigen Gebäudes an der Stelle des h. Restaurants "Hietzinger Bräu", das in einem Plan aus der Zeit um 1765 (Abb. 38) mit der Benennung "Neuer Hann" eingezeichnet ist. Vor dem Haus standen Kastanienbäume, und zwei kleine Brücken führten über das offene Gerinne des nahe vorbeifließenden Lainzerbaches. Die Bezeichnung "Zum Schwarzen Hahn" fand bereits um 1700 Verwendung. Sie steht möglicherweise mit dem ehemaligen Brauchtum des Huhnopfers in St. Veit in Zusammenhang. Noch heute weist das Hauszeichen aus dem Jahr 1743 darauf hin. 1888 erfolgten ein Umbau der "Restaurations-Localitäten" und eine Vergrößerung des damals bereits angegliederten Hotelbereiches durch Stadtbaumeister Josef Wenz; 1902/03 errichtete Stadtbaumeister Franz Vock nach Plänen von Franz v. Neumann einen Neubau, die Restauration und Pension "Ottakringer Bräu" (Abb. 39, 40). Der Garten und die gedeckte Veranda boten Platz für ca. 2000 Personen. In den beiden Obergeschoßen war die Pension mit Familienappartements (je drei bis vier Wohnräume, Bad, WC, Dienerzimmer) untergebracht.
Neben der axialen Beziehung dieses Gebäudes zu Schloß Schönbrunn bestehen auch innerhalb der Fassade formale Anklänge an den Barockbau.
Zwischen Lainzer Straße, Neue-Welt-Gasse und Hietzinger Hauptstraße gab es von 1867 bis etwa 1882 das Vergnügungsetablissement "Neue Welt" (-> Neue Welt). Nach dem Niedergang des Unternehmens parzellierte man den Grund, legte Aufschließungsstraßen an und es entstand ein neues Villenviertel, das "Hietzinger Cottage".
1810 ließ der Schottenfelder Seidenfabrikant Matthias Opferkuch an der Wien in der h. Dommayergasse 8-10 (früher Bad-Gasse) ein Reinigungsbad errichten.
Es entstanden auch Manufakturen, z. B. 1808 eine Wachsleinwandfabrik in der Gloriettegasse 13, deren erster Besitzer, Stephan Edler von Wohlleben, k. k. Rat und Bürgermeister von Wien war, 1811 die Essig- und Likörfabrik des Mathias Fresidy in der Wattmanngasse 25 und die Teppichfabrik des Wilhelm Greul, "(...) welche unter die ältesten Fabriksanstalten gehörte und Tapeten lieferte, die über 30000 Gulden zu stehen kamen."
Die Verkehrssituation entwickelte sich günstig. Für die Wochenendausflüge nach Hietzing reichten noch die Zeiselwägen, einfache, von einer Plane überdeckte Wägen mit Holzbänken, und Stellwägen (-> Stellwagen), die ursprünglich einen kutschenartigen Aufbau, später Waggonform hatten. 1825 richtete man die Linie nach Hietzing ein. Die Fahrt vom Zentrum Ober-St. Veits bis zum Mehlmarkt in der Inneren Stadt dauerte eineinhalb bis zwei Stunden.
Als aber immer mehr Menschen in Hietzing und Ober-St. Veit seßhaft wurden, benötigte man effizientere Verkehrsverbindungen. An phantasievollen Projekten hiefür mangelte es nicht. Sie reichten von sog. "atmosphärischen Bahnen" (hiebei bewirkt ein mittels Dampfmaschinen erzeugter Unterdruck die Bewegung eines Kolbens in einem über die gesamte Strecke geführten Rohr; der Wagen ist mit dem Kolben verbunden) Anfang der vierziger Jahre bis zu Bahnen mit Seilzugbetrieb. Einen konkreten Plan einer mit Dampfmaschinen von einem Seil gezogenen Eisenbahn von Wien nach Hietzing entwickelte der Oberingenieur Friedrich Scotti. Sein 1848 und 1851 eingereichtes Projekt, das auch eine Regulierung des Wienflusses vorsah, wurde von dem zuständigen Ministerium wegen technischen Dilettantismus und der gravierenden Kostenverschätzung abgelehnt. Das vernichtende Gutachten schrieb Karl Ritter von Ghega, der Erbauer der Semmeringbahn; er wies auch auf die damals bereits in Erwägung gezogene und 1858 tatsächlich eröffnete Kaiserin Elisabeth-Bahn (Westbahn) hin, welche in etwa dieselbe Trassenführung wie die von Scotti projektierte Bahn aufwies.
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1869 wurde nun tatsächlich eine Pferdetramwaylinie von der Ecke Mariahilferstraße-Gürtel zur h. Kennedybrücke (später bis zur Dommayergasse) geführt. Ab 1883 verkehrte eine Dampftramway (-> Stationsanlagen für die Dampftramway) von der Kennedybrücke, damals "Kaiser-Franz-Josephs-Brücke", nach Perchtoldsdorf, vier Jahre später eine Linie nach Ober-St. Veit. Von 1897 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges wurden die Linien nach und nach elektrifiziert.
Einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung des öffentlichen Verkehrs zwischen den einzelnen Orten, die 1891 zum 13. Bezirk zusammengefaßt wurden, leistete die ab 1883 vom Bahnhof Hütteldorf an der Westbahn abzweigende Verbindungsbahnstrecke (-> Verbindungsbahn) mit den Stationen St. Veit, Lainz, Speising und Maxing.
1898 wurde die Stadtbahn (-> Stadtbahn) im Wiental in Betrieb genommen; erst 1968 entschloß man sich zum Bau einer U-Bahn (-> U-Bahn).

St. Veit

42, 43 nach Überschrift
Der Name "Sankt Veit" ist seit 1194 nachweisbar. Ein Bürger aus Wien namens Wergand lieh sich für eine Wallfahrt nach Jerusalem vom bayrischen Stift Formbach (Vornbach) bei Passau, das auch Besitzungen in Baumgarten hatte, Geld aus. Als Pfand stellte er einen Weingarten. "Albertus et Ernst de Sancto Vito" sind als Zeugen genannt. Daß sicher unser St. Veit gemeint ist, beweisen die weiteren Zeugen: Erchenkret de Hekkin (=Hacking) und Marquard von Utelndorf (=Hütteldorf).
Karl Hentschel, 1869-77 Bürgermeister von Ober-St. Veit, führte den Namen populärwissenschaftlich auf eine "uralte" Sage der Vinden oder Vindonen zurück, die hier um 900 vor Christus gelebt hätten. In dieser sehr gewagten These kann nur der keltische Stamm der Vindeliker (Vindelizier) gemeint sein, der allerdings frühestens im 7. Jahrhundert vor Christus im Raum südlich der Donau vom Bodensee bis über den Lech nachweisbar ist.
In der Tat gab es eine ältere Ortschaft, die aber nicht wie das h. Ober-St. Veit auf der Anhöhe, sondern in der Ebene bei Unter-St. Veit im Bereich der h. Verbindungsbahn lag. Dieser Ort hieß "Godtinesfeld". Er wird in einer Urkunde vom 5. 7. 1015 erwähnt, in welcher Kaiser Heinrich II. in Regensburg dem Domkapitel zu Bamberg 30 Königshufen mit allem dazugehörigen königlichen Eigentum am Ort Godtinesfeld ("in loco qui dicitur Godtinesfeld in pago Osterriche") schenkte. Die eigentliche Rechtshandlung hatte schon ein Jahr früher stattgefunden, beurkundet wurde sie aber erst 1015. 30 Königshufen sind ungefähr 300 bis 400 Joch, das sind 1,7 bis 2,3 km2; sie könnten ungefähr das Gebiet von der alten Hietzinger Grenze zu St. Veit (Beginn der Lainzer Straße) bis zur Seuttergasse umfaßt haben. Etwa um 1150 wurde der Ort, vielleicht nach einer Überschwemmung des Wienflusses, auf eine Anhöhe, auf den Boden des h. Ober-St. Veit, verlegt und gleichzeitig nach dem hl. Vitus, einem der 14 Nothelfer, umbenannt.
Keine Flurform der Neuzeit deutet auf den alten Ort hin; noch 1819 befanden sich hier nach dem Franziszeischen Katasterplan nur große Gewanne, quadratische oder rechteckige Feldstücke.
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Der Ortsname "Godtinesfeld" erhielt sich aber als Familienname bis in das 14. Jahrhundert. In Wien erscheint mehrfach im 13. Jahrhundert ein ritterliches Geschlecht von Gottesfeld oder Goteinsveld. Von einem Wolfger de Gottinesvelde könnte der Flurname "Wolkersbergen" abgeleitet sein. Eine Mühle "in Gottesfeld", die dem Bischof von Wien grunddienstpflichtig war, wird 1364 erstmals erwähnt; sie lag an einem vom Wienfluß abgeleiteten Mühlbach im Bereich der h. nach ihr benannten Feldmühlgasse, an ihrem Ausgang zur Wien hin (h. Auhofstraße 78a, 78b, Hügelgasse 1, 3). Das ebenerdige, langgestreckte Gebäude (Abb. 44) besaß eine symmetrisch gegliederte Fassade mit Mitteleingang. Zum Mühlbach hin schlossen zwei Seitenflügel und ein Quertrakt an, sodaß ein Innenhof gebildet wurde. Das Mühlengebäude bestand bis 1914. In der Bezeichnung Feldmühlgasse hat sich bis in die Gegenwart indirekt ein Teil von "Godtinesfeld" erhalten.
Schon im frühen Mittelalter stand in St. Veit an der Stelle des Schlosses (-> Erzbischöfliches Schloß) eine kleine Burg , die von Anfang des 13. Jahrhunderts bis 1361 den Herren von Topel (Toppel) gehörte. Die Herkunft der Hauptlinie konnte bis jetzt urkundlich nicht festgestellt werden. Die Begräbnisstätte war Stift Lilienfeld. Die ältesten bisher bekannt gewordenen Mitglieder der Familie Topel sind das Ehepaar Heinrich und Elisabeth von Topel, deren Sohn Wiccard 1237 in Lilienfeld zu Ehren des hl. Mauritius eine Kapelle stiftete. In den Urkunden wird die Familie meist "de Sancto Vito" genannt. Ein Nachkomme, Stephan von Topel, Hofmeister des Herzogs Leopold, verkaufte die Herrschaft im Jahre 1361 an Herzog Rudolf IV. den Stifter. Dieser schenkte vier Jahre später "die vest ze sand Veyt auf der Wienn und swas darzu gehort, daz wir mit unser selbes leib umbriten haben und auzgemercht haben" , dem von ihm gestifteten Allerheiligenkapitel, der späteren Propstei von St. Stephan. Der Herzog hatte selbst das nicht genau abgegrenzte Gebiet, einen Wald bei dem Ort Weidlingau, umritten und mit Grenzsteinen versehen lassen. Außerdem verlieh er dem Kapitel die Gerichtsbarkeit über Leben und Tod.
Das Patronat über die Kirche hatte immer der Besitzer der Herrschaft St. Veit. Nach mittelalterlichem Kirchenrecht war der Gründer einer Pfarre auch Herr über die Kirche und ihren Besitz. Er verwaltete ihr Vermögen und setzte mit Einverständnis des zuständigen Bischofs den Pfarrer ein. Von 1361 bis zur zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wuchs der Besitzstand der Herrschaft auf das doppelte.
1433 ließ der Dompropst von Wien, Wilhelm Tuers (Turss) von Asparn (nach ihm ist die Tuersgasse im 13. Bezirk benannt), als Patronatsherr eine neue Kirche (-> Pfarrkirche Ober-St. Veit) an der Stelle eines älteren, bereits dem hl. Veit geweihten Gotteshauses erbauen. Ein Baurest dieser Anlage aus dem 12. Jahrhundert ist die noch erhaltene und mit einem Mittelpfeiler versehene Krypta unter dem Chor. Von dem Neubau aus dem 15. Jahrhundert kündet eine Marmortafel am südöstlichen Strebepfeiler des Chores mit der lateinischen Inschrift : Anno domini [MCCCC] XXXIII fundatu(m) est [templum hoc] p(er) d(ominu)m Wilhelmum Turs p(rae)po(s)itu(m) Wienne (Im Jahr des Herrn 1433 wurde dieses Gotteshaus aufgerichtet von dem Herrn Wilhelm Tuers, Propst zu Wien). Dieser gotische Bau mit "sieben herrlichen Säulen" wurde zwischen 1742 und 1745 barockisiert.
Die Pfarre gehörte ursprünglich wie fast alle Pfarren in Niederösterreich zur Diözese Passau. Den niederösterreichischen Teil der Diözese verwaltete seit 1315 ein Generalvikar, Offizial genannt; sein Amtssitz war der Passauerhof in Wien (h. 1., Salzgries 21). Durch die 1469 erlassene Bulle "In supremae dignitatis specola" Papst Pauls II. wurde das Bistum Wien gegründet, worauf die Habsburger schon lange hingearbeitet hatten. Die Pfarre St. Veit sollte aus dem Bistum Passau ausgeschieden und dem neugegründeten Bistum Wien hinzugefügt werden. Doch der Widerstand des Passauer Bischofs Ulrich III. verzögerte die Durchführung bis 1480. Nominell seit 1469, tatsächlich aber erst seit 1480 gehörte die Pfarre zum Bistum Wien, dem sie eine Unterbrechung zwischen 1762 und 1779 ausgenommen auch über die Aufhebung der Grundherrschaft 1848 hinaus bis heute untersteht.
Wie viele Orte in Niederösterreich litt St. Veit zwischen 1485 und 1490 unter der ungarischen Besetzung durch König Matthias Corvinus. 1491 hausten im St. Veiter Schloß, der früheren Burg, ehemals im Dienst von Matthias stehende böhmische Söldner.
Beim Türkeneinfall 1529 wurden Kirche, Pfarrhof, Schloß und Häuser niedergebrannt. Die Bewohner flohen in die nahegelegenen Wälder, der Pfarrer in die Steiermark. Schon ein Jahr später waren Kirchenschiff und Kirchturm wieder eingedeckt; das Schloß konnte jedoch bis 1534 nicht bewohnt werden. Von 1530 bis 1539 scheinen in den Grundbüchern noch immer neunzehn Brandstätten auf. Das Schloß wurde erst zwischen 1650 und 1654 durch Bischof Philipp Friedrich Graf Breuner wieder aufgebaut.
Während der Reformationszeit bekannte sich die weltliche Herrschaft Hacking zeitweise zum Protestantismus, wogegen die bischöfliche Herrschaft St. Veit größtenteils katholisch blieb. Dennoch konnte um 1575 drei Jahre lang kein geeigneter Pfarrer für St. Veit gefunden werden. Allerdings empfing am 16. 6. 1576 Melchior Klesl, der später als Bischof von Wien eine wichtige politische Rolle in der Gegenreformation spielen sollte, in der Pfarrkirche zu St. Veit die niederen Weihen.
Die Herrschaft St. Veit hatte die niedere und hohe Gerichtsbarkeit über St. Veit, dem wichtigsten Ort in der Gegend, sowie über Hacking, Baumgarten, Penzing, Hietzing, Speising und Lainz inne. Sie umfaßte auch das Jagdrecht, ausgenommen im Lainzer Tiergarten. Erst 1661 überließ Bischof Breuner dieses Kaiser Leopold I., dem schon der Tiergarten und die dort befindliche Jagd gehörten, gegen eine jährlich an die Herrschaft zu entrichtende Wildpretabgabe.
Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges waren Soldaten und Heiducken im Ort einquartiert. Der Kirchenschatz wurde 1619 und 1621 zum Schutz vor eventuellen böhmischen Einfällen nach Wien gebracht. Vom Kriegsgeschehen, ausgenommen die böhmische Belagerung Wiens im Jahr 1619, waren die Dörfer nicht direkt berührt. Allerdings gab es immer wieder Rekrutierungen, und die österreichischen Länder mußten die Kosten der Kriegsführung tragen, sodaß die Lebenshaltungskosten stiegen. Landesfürstliche Regelungen sollten einen Ausgleich schaffen, wurden jedoch unterlaufen; dazu kam die beträchtliche Geldentwertung, die u. a. durch Prägung minderwärtiger Kupfermünzen in Böhmen hervorgerufen wurde.
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Eine Ansicht aus Georg Matthaeus Vischers "Topographia" (Abb. 45) zeigt die Kirche um 1670. Sie sah recht einfach aus. Der Turmkörper ist mit großer Wahrscheinlichkeit derselbe wie heute. Zwischen 1742 und 1745 erhielt er den barocken Helm. Auch der damalige Zustand des Schlosses ist dem heutigen bis auf den unter Kardinal Sigismund Graf Kollonitsch (1677 1751) abgetragenen Schloßturm ähnlich.
Während der Zweiten Türkenbelagerung wurde der Kirchenschatz am 4. 7. 1683 wieder nach Wien in den Bischofshof (h. 1., Rotenturmstraße 2) in Sicherheit gebracht. Die Türken zerstörten systematisch alle Dörfer; bei der ersten Belagerung hatten sie diese nur gelegentlich niedergebrannt. Die meisten Einwohner kamen ums Leben, da die Flucht in die nahen Wälder selten Rettung brachte, weil die Türken Suchhunde einsetzten. Das Dorf St. Veit war 1686 noch immer nicht völlig aufgebaut. Die Bevölkerung erhielt jedoch in den folgenden Jahren durch Siedler, besonders aus der Steiermark, aus Oberösterreich und Bayern, Zuwachs.
Die Pest von 1713 hat angeblich in St. Veit, verglichen mit den Dörfern der Umgebung, am stärksten gewütet. Vom 12. 7. bis zum 14. 11. soll es in 49 von 87 Häusern der Pfarre mindestens einen Todesfall gegeben haben; 208 Personen starben, 128 konnten geheilt werden. Die Pesttoten wurden auf der Kreuzwiese bestattet. Heute befindet sich dort am oberen Ende der Schweizertalstraße gegen die Ghelengasse eine kleine Parkanlage. Hier stand jene Pestsäule, die 1896 von der Gemeinde Wien in den Hackinger Schimonpark versetzt wurde, wo sie heute noch steht.
Zwischen 1742 und 1745 ließ Kardinal Sigismund Graf Kollonitsch das Schloß von Grund auf erneuern. Auch die Pfarrkirche wurde renoviert, umgebaut und um die Fläche des alten Schloßturmes erweitert. Ihre Bausubstanz aus 1433 war 1529 und 1683 nur notdürftig ausgebessert worden.
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Um die Kirche lag bis zu seiner Auflassung im Jahr 1756 der alte Friedhof. Fünf Jahre vorher hatte man in der Auhofstraße an der Stelle des h. Streckerparks (dieser ist nach dem Ober-St. Veiter Bürgermeister Alexander Strecker benannt und wurde 1908 eröffnet) einen neuen angelegt (Abb. 46); er mußte 1889 aus Platzmangel aufgegeben werden, aber bereits 1876 war der noch gegenwärtig existierende Friedhof in der Gemeindeberggasse eingerichtet worden.
Bald nach dem Kirchenumbau ließen sich in St. Veit mit Erlaubnis und finanzieller Unterstützung von Kardinal Kollonitsch zwei Einsiedler nieder, Leopold Zetl, vormals Schreiber der Reichskanzlei, und ein ehemaliger Stallmeister des Prinzen Hildburghausen. Sie traten der Einsiedlerbruderschaft, deren Zentrum in Judenau lag, bei und nannten sich Bruder Arsenius und Bruder Konrad. 1748 bauten sie in den Weinbergen eine Einsiedelei (-> Einsiedelei).
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Die hier lebenden Einsiedler standen bis 1764 unter geistlicher Aufsicht des Franziskanerordens, bis 1782 unter bischöflicher Aufsicht. Sie durften die Einsiedelei nicht ohne Erlaubnis des Pfarrers von St. Veit verlassen und mußten von ihrer Arbeit oder von Almosen leben. Joseph II. hob 1782 die Einsiedlerbruderschaft auf. An der Stelle der Klause wurde ein Landhaus, später durch Anbau das weithin bekannte Einkehrgasthaus "Zur Einsiedelei" (Abb. 47) errichtet. Heute befindet sich hier ein Rekonvaleszentenheim für die "Kongregation der Schwestern des III. Ordens des hl. Franz von Assisi"(-> St. Josefs-Heim).
1762 verkaufte Kardinal Christoph Anton Graf Migazzi die Herrschaft St. Veit an Maria Theresia. Das Schloß wurde von Nikolaus Pacassi, der auch Schönbrunn umbaute, verändert. 1779 erwarb Migazzi die Herrschaft wieder zurück, allerdings mit Ausnahme des dazugehörigen Herrschaftswaldes, der im Lainzer Tiergarten lag. Das Schloß diente als geistliches Exerzitienhaus und Wohnstätte der Alumnen und war Sommeraufenthaltsort des Erzbischofs von Wien. 1805 richtete Erzbischof Sigismund Anton Graf Hohenwarth ein Lazarett für Franzosen ein, 1808 wohnte hier der französische Gesandte Graf Andreossy, 1809 wurde der Bau durch die Besatzung geplündert, wodurch vor allem im Inneren großer Schaden entstand. Die Wiederherstellung erfolgte 1817 durch Erzbischof Hohenwarth und 1823 durch Erzbischof Leopold Maximilian Graf Firmian. Dieser ließ Alleebäume entlang der h. Hietzinger Hauptstraße pflanzen.
Ein Relikt aus den Napoleonischen Kriegen ist das "Sachsenkreuz" auf dem Grundstück Schweizertalstraße/Abzweigung Mariensteig. Dort wurden einige 1809 gefallene Sachsen, die in einem Armeekorps des mit Napoleon verbündeten Königreiches Sachsen gedient hatten, begraben.
48, 49 vor Absatz
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Um die Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstand in der Ebene unterhalb von St. Veit, im Veitinger Feld, eine "Neudörfl" genannte Ansiedlung. 1803 wurde die "wilde" Siedlung von einem durch die Grundherrschaft eingesetzten Pächter legalisiert und zwischen Feldmühle und Hietzinger Hauptstraße ein Bauplatz für etwa 100 Häuser geschaffen. In dem 1819 angelegten Franziszeischen Grundsteuerkataster ist der Ort bereits mit dem Namen "Unter-St. Veit" als eigene Katastralgemeinde ausgewiesen. 1850 verlor die Ansiedlung diese Eigenständigkeit infolge der durch die Revolution von 1848 ausgelösten Neuordnung der Verwaltungsverhältnisse. Die beiden Ortsteile von St. Veit, das alte Dorf auf den Hügeln und das ehemalige "Neudörfl", wurden erst wieder durch eine kaiserliche Entschließung vom 2. 10. 1867 (kundgemacht am 28. 3. 1870, Abb. 50) zu zwei selbständigen Gemeinden erklärt. Erster Unter-St. Veiter Bürgermeister war der Fabriksbesitzer Berthold Flesch.
Pfarrlich war Unter-St. Veit Ober-St. Veit unterstellt. Nach langen Mühen und durch große Opferbereitschaft der Bevölkerung konnte 1865 der Bau einer Filialkirche (-> Pfarrkirche Unter-St. Veit) realisiert werden, aber erst über hundert Jahre später, 1968, wurde Unter-St. Veit zur selbständigen Pfarre erhoben.
Die Bevölkerung bestand ursprünglich vor allem aus Gewerbetreibenden, die in der aufkommenden wassergebundenen Industrie beschäftigt waren, wie Färber, Drucker, Gerber und Weiker. Sie belieferten in erster Linie die Textilindustrie in Penzing und Mariahilf. Es entstanden verschiedene Fabriksanlagen, u. a. Anfang des 19. Jahrhunderts eine Farbenfabrik im Besitz des Baron Ignaz Freiherr von Leykam, die Kreideweiß, Wiener- und Bleiweiß, Berggrün und Berlinerblau herstellte. Sie befand sich in unmittelbarer Nähe der Feldmühle, die Leykam 1818 erwarb. Die Maulbeerpflanzung in Ober-St. Veit es gibt heute noch im Garten des Hauses Ecke Auhofstraße/Diabelligasse einige Maulbeerbäume könnte mit der "Seidenzucht im Kleinen" des Freiherrn von Leykam zusammenhängen; er betrieb diese Pflanzung bis 1814 und erzeugte jährlich 200 Pfund Kokons.
In den dreißiger Jahren befand sich in Unter-St. Veit auch eine "Galvano-plastisch-artistische Anstalt" für die Herstellung besonderer Relief- und Druckplatten aus Kupfer. Ihr kunstsinniger und kreativer Besitzer Franz Theyer erfand neue Methoden zur Herstellung von Papiersiegeln und gepreßten Papieren, verschaffte den Thonet Bugholzsesseln Erfolge in England und beschäftigte sich u. a. mit dem fotografischen Verfahren der Daguerreotypie. Er gründete mit Erwin Waidele das erste galvano-plastische Atelier in Wien. Das bis in das 18. Jahrhundert zurückreichende Geschäft der Firma für Malmaterial und Papierwaren in der Inneren Stadt, Ecke Kärntner Straße/Weihburggasse, wurde später unter dem Namen "Theyer und Hardtmuth" weitergeführt und existiert noch heute.
51, 52
Der Italiener Giuseppe Bossi gründete 1855 in der Auhofstraße 82-84 eine Schafwolldruckerei (Abb. 51, 52), die bis zu 700 Arbeiter beschäftigte und deren Produktionsmaschinen über 350 PS verfügten. Innerhalb des Fabriksgeländes war neben Wohnungen für die Arbeiter auch eine Schule für deren Kinder eingerichtet. Bossi verkaufte die Industrieanlage 1888 an die Fa. J. M. Miller & Co. Am 2. 7. 1890 wurde sie durch einen Brand stark beschädigt. Die Gebäude fanden später bis 1940 als Hutfabrik Verwendung, zuletzt durch die "Bossi" Hutfabriks-AG Wien, 1970 kam es zum Abbruch; an ihrer Stelle befindet sich heute eine Wohnhausanlage bzw. eine Autofirma.
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1859 findet im Merkantilregister erstmals die Lederfabrik des Sigmund Flesch Erwähnung. 1866 kam es unter ihm und seinen drei Söhnen zu einem Neubau der Fabriksanlage Ecke Fleschgasse 9/Kremsergasse (Abb. 53, 54), in der bis zu 100 Arbeiter beschäftigt waren. Durch die starke Geruchsentwicklung stellte sie allerdings für die unmittelbare Umgebung eine erhebliche Belastung dar.
Von 1940 bis 1995 befand sich auf dem Areal dieser Anlage die Fleisch- und Wurstwarenfabrik Wiesbauer; an ihrer Stelle wurde eine Wohnhausanlage errichtet.
Die von Georg und Anna Weidmann 1851 gegründete Lederwarengalanteriefabrik in der Feldmühlgasse 6-8 kam durch Erbschaft 1894 an den Sohn Josef Weidmann. Er knüpfte internationale Handelskontakte und gelangte durch sein aufgeschlossenes Wesen, seine kulturellen Interessen und sein Mäzenatentum zu beträchtlichem Ansehen. 1901 verkaufte er die Fabrik, fünf Jahre später wurde die Anlage von der Fa. Merinsky & Hansch erworben, die ebenfalls Ledergalanteriewaren erzeugte. Der Werkstättentrakt stand bis 1948, die anderen Gebäudeteile wurden 1972 abgetragen. An der Stelle der Fabrik steht heute eine Wohnhausanlage.
In der Auhofstraße 78 befand sich die Lampen- und Metallwarenfabrik Brunner & Co. 1895 plante man, die Anlage in die Auhofstraße 22 zu verlegen und zu erweitern. In den Plänen sind neben einem Wohnhaus das Fabriksgebäude, ein Maschinen und Kesselhaus, Gießerei, Lackiererei, Verzinnerei, Druckerei, diverse Nebengebäude sowie ein Glashaus eingezeichnet. Ein vom Wienfluß abgeleiteter Kanal sollte das Wasserrad des Maschinenhauses antreiben. Zur Durchführung ist es nicht gekommen.
1880 ließ Gustav Ziegler am Hietzinger Kai 101 eine Färberei errichten, die bis 1937 bestand.
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Zwischen 1893 und 1897 ließ Friedrich Adolf Richter durch Adalbert Witasek ein ausgedehntes, eingeschoßiges Gebäude mit zwei Höfen zu einer Fabrik, die Steinbaukästen - ein damals sehr beliebtes Spielzeug - herstellte, adaptieren (Abb. 55). Das in der Eitelbergergasse 6-14 gelegene, um 1865 errichtete Gebäude war ursprünglich ein Depot für Stellwägen der "Wiener Allgemeinen Omnibus-Actien-Gesellschaft". Obwohl die Fabrik wegen der Nähe zu Schönbrunn keinen Schlot besitzen durfte, suchte Richter 1893 um die Bauerlaubnis eines solchen an. Auf dem lithographierten Prospekt aus dem Jahr 1919 (Abb. 56) sind sogar mehrere Schlote zu sehen.
Bereits 1925 wurde "Richters Anker-Steinbaukasten"-Fabrik beträchtlich verkleinert, ein großer Teil der Gebäude mußte abgetragen werden; die Konkurrenz des "Matador" dürfte zu groß geworden sein. Ab dieser Zeit führte man die Larochegasse, die bis dahin nur bis zur Fabrik reichte, bis zur Wenzgasse weiter. 1926 erhielt die Firma den Namen "F. Ad. Richter u. Cie-AG. Chemische Werke", was auf die Auflassung der Steinbaukastenerzeugung hinweist. Fünf Jahre später wurde der gesamte Besitz verkauft. Die nun für Wohnzwecke adaptierten Gebäude standen noch bis 1971. Heute befindet sich an ihrer Stelle eine Wohnhausanlage (Eitelbergergasse 6/Larochegasse 3a, 3b).
Neben diesen Gewerbetreibenden siedelten sich auch Küchengärtner an. 1870 gab es in Unter-St. Veit bereits ebenso viele Gärtner wie Gerber (jeweils 11,4% der selbständigen Unternehmer).
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Eine Schmiede befand sich in der Auhofstraße 51/Feldmühlgasse. Ecke Hietzinger Hauptstraße/Feldmühlgasse lag das Mehlmesserhaus (Abb. 57), welches in Zusammenhang mit der ehemaligen Feldmühle steht.
58, 59
Bereits 1820 gab es eine Schule, in der ein "ambulanter Gehülfe" unterrichtete. Sie befand sich möglicherweise Ecke Wittegasse/Feldmühlgasse. 1874 wurde das Haus Auhofstraße 49, in dem vorher auch eine Gastwirtschaft untergebracht war, zur Schule adaptiert (Abb. 58). 1893 errichtete man nach dem Abbruch dieses Gebäudes an dessen Stelle das heute noch bestehende Schulhaus. Zu den Wohnhäusern und Werkstätten der Gewerbetreibenden Unter-St. Veits kamen bald bescheidene Landhäuser. "Auch einige Städter erbauten hier bereits Landhäuser, welche durch größeren Umfang und größere Solidität des Baues sich vor den übrigen Hütten auszeichnen."
Während in Unter-St. Veit vorwiegend ärmere Gewerbetreibende lebten, siedelten in Ober St. Veit vor allem Bauern; die alten Bezeichnungen der Glasauergasse und der Firmiangasse verweisen auf den Erwerb der Bewohner: Die Glasauergasse nannte man ehemals "Bauernzeil" (1408 als "Pawrnzeil" erstmals genannt) , im 19. Jahrhundert hieß sie bis 1894 Rudolfsgasse und dann nach dem Ober-St. Veiter Bürgermeister Karl Glasauer (1819 74). Die Firmiangasse, die "Hauerzeil" (1545 als "Praittn Zeil" erstmals genannt) , hieß bis 1894 Langegasse. Seither ist sie nach dem Wiener Fürsterzbischof Leopold Maximilian Graf Firmian (1766 1831) benannt.
Noch heute sind die ebenerdigen, ehemals mit Schindeln gedeckten und mit der Giebelseite zur Straße hin gerichteten Häuser in den Grundzügen zu erkennen (Firmiangasse 13, Glasauergasse 7, 20, 24). Die Bewohner lebten hauptsächlich vom Weinbau. Die den Ort erwähnenden mittelalterlichen Urkunden hängen daher zumeist mit den Weingärten von St. Veit zusammen. Die Weinrieden wurden nach der Qualität des Bodens, nach der Form des Grundstückes, nach alten Rechtsverhältnissen und ehemaligen Besitzern wie auch nach Pflanzen und Tieren benannt. Die Bezeichnungen sind seit dem 14. Jahrhundert in Urkunden, ab 1408 in den Grundbüchern festgehalten.
In guten Jahren soll hier ein "wohlschmeckender Gebirgswein" geerntet worden sein. Der "Niederösterreichische Landkompaß" des Stefan Sixus von 1637 zählt den St. Veiter Wein innerhalb des Viertels unter dem Wienerwald zur mittleren Qualität, den von Hütteldorf, Hacking, Lainz und Speising zur schlechteren.
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Daneben kam die Milchwirtschaft auf. 1820 gab es ungefähr 60 ha Weingärten, 1890 nur mehr 10 ha. Die letzten Weingärten lagen am südlichen Abhang des Gemeindeberges (bis Ende der fünfziger Jahre) und in der Adolfstorgasse (bis etwa 1925, Abb. 60). Der Name der Winzerstraße erinnert noch an diese Erwerbstätigkeit, so wie die Gartenformen hier von den schmalen Weinrieden bestimmt werden. In der Schweizertalstraße 18 (-> Schweizertalstraße 18, ehem. Weinhauerhaus) steht ein bis in die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückreichendes ehemaliges Weinhauerhaus. Einer der ältesten Heurigen Ober St. Veits befand sich im heute nur mehr an der Fassade erkennbaren Haus Schweizertalstraße 4 (-> Schweizertalstraße 4, "Puraner"). Durch Generationen wurde er von der Familie Puraner geführt.
61, 62
Auch das Nachbargebäude Schweizertalstraße 6 war ehemals ein Weinhauerhaus. Es wurde 1874 aufgestockt und erhielt damals durch die Veränderung der Fassaden einen städtischen Charakter (Abb. 61, 62). 1908/09 kam es nach Abbruch zur Errichtung des gegenwärtig noch bestehenden, ursprünglich als Einfamilienwohnhaus geplanten Gebäudes.
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Im Weinhauerhaus Schweizertalstraße 14 wurde 1894 ein Stall in eine Heurigenschank umgewandelt; das später dort eingerichtete Weinhaus "Grombass" (Abb. 63) hatte einen ausgedehnten Garten und bestand bis 1930.
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Bis 1971 stand auch noch das Haus Schweizertalstraße 7, ebenfalls ein Heuriger, der "Siebener-Puraner" (Abb. 64).
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Die Umstellung vom Weinbau zur Milchwirtschaft muß schon im Vormärz begonnen haben, denn ab 1830 wird der Milchhandel als hauptsächlicher Erwerbszweig genannt. 1835 soll es in Ober St. Veit an die 150 Kühe gegeben haben; 1869 wurden 273 Kühe, 118 Pferde, 101 Schweine, 62 Ziegen, und 92 Bienenstöcke gezählt. Eine der bekanntesten Meiereien, jene "Auf den Himmeln", war in der Himmelhofgasse Nr. 17-19 (-> Meierei am Himmelhof). Die Familien Glasauer (Glasauergasse 34 [Abb. 65, 66]) und Wimpissiger (Hietzinger Hauptstraße 143), alteingesessene Bewohner Ober-St. Veits, waren noch bis 1946 bzw. 1962 Meiereibesitzer. Die Frauen fuhren um 4 Uhr früh in die Vorstädte und in die Stadt, um ihre Erzeugnisse zu verkaufen (Abb. 67). So wurde z. B. die Milch der Meierei Eisenhuber in der Firmiangasse 5 an einem Stand bei der Mariahilfer Kirche angeboten.
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Eine Besonderheit des Meiereibetriebes der Familie Glasauer war das Stallgebäude. Es wurde 1899/1900 an der Stelle eines alten Stalles neu errichtet und war vorerst für ca. 25 Kühe und sechs Pferde gedacht. 1904 wurde eine Rampe in den ersten Stock gebaut, um dieses Geschoß, das vorher Heuboden gewesen war, ebenfalls als Stall nützen zu können. 1909 setzte man einen weiteren Stalltrakt mit einer verbesserten, gekurvten Rampe an (Abb. 68, 69).
Zuzug erhielt Ober St. Veit in erster Linie aus Wien, da viele Wiener Bürger Sommerwohnungen mieteten und allmählich ständige Wohnsitze bauten.
Es entstanden zahlreiche Ausflugsgasthöfe, z. B. die oben erwähnte Meierei am Himmelhof oder das Weinhaus Doll in der Ghelengasse 44. Der bereits erwähnte Ledertaschenfabrikant und Hoflieferant für Galanteriewaren Josef Weidmann - seine Fabrik war in Unter-St. Veit, das Geschäft in der Babenbergerstraße 7 - hatte auf einem ca. 30000 m2 großen Grundstück längs der Tiergartenmauer 4000-5000 Obstbäume gepflanzt und am "Stock im Weg" um 1890 ein unterkellertes Holzblockhaus im Schweizer Stil für Sommeraufenthalte errichten lassen. In dem mit Altertümern aus aller Welt eingerichteten Haus empfing das Ehepaar seine Gäste, unter denen sich neben den Burgschauspielerinnen Katharina Schratt und Charlotte Wolter auch die Volksschauspielerin Pepi Glöckner befand. Am 24. Mai 1892 war Kaiserin Elisabeth auf der sog. "Huben" zu Besuch. Ungewöhnlich war der Diener des Fabrikanten, der aus Ober-Ägypten stammende Mohamed Medlum, bekannt als "Mohr von Hietzing".
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An Josef Weidmann erinnert eine kleine, gemauerte Kapelle an dem Weg zum Haus. In ihrem Inneren sind Gedenktafeln für seine Eltern Georg und Anna angebracht. Der Vorgängerbau dieser Gedenkstätte war eine aus Holz gebaute Kapelle mit Glockenturm (Abb. 70).
Nach dem Tod Josef Weidmanns verkaufte seine Schwägerin das Areal 1907 an die Stadt Wien, welche es zur Verpachtung anbot. Der erste Pächter, Alfred Doll, gestaltete das Gebäude zu einem Weinhaus um und machte es zu einem bekannten und beliebten Ausflugsziel. In unmittelbarer Nähe ließ er einen Festsaal aus Naturholz mit Lehmboden bauen, der nach einer Ober-St. Veiter Sage "Lindwurmsaal" benannt wurde. Entstehung und Herkunft der Sage sind unbekannt. In ihr wird von einem im Jahr 1115 Unheil verbreitenden giftigen Lindwurm berichtet, der, in einem hohlen Baum hausend, das Leben von Mensch und Tier bedrohte. Erst dem heiligen Vitus sei es gelungen, das siebenköpfige Ungeheuer zu töten.
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Das alte Haus Weidmann bestand bis 1963; das Saalgebäude brannte bereits um 1935 ab. 1936 errichtete man etwas nordöstlich vom alten Haus ein neues Gebäude (Abb. 71) - das h. Gasthaus "Lindwurm" - dessen erster Stock aus einem wiederum als Lindwurmsaal bezeichneten Raum besteht.
72, 73
1913 ließ Baumeister Anton Trillsam auf eigenem Grund und nach eigenen Plänen für sich und seine Frau Magdalena in der Ghelengasse 10 das Café-Restaurant "Hubertushof" (Abb. 72, 73) errichten. Das ausgedehnte, dreigeschoßige Gebäude in der Art eines Jagdhauses war zum Teil in Blockbauweise ausgeführt. Der Eingang in den Saal, Fenster- und Balkongestaltung sowie die Dachlandschaft erinnern an den sogenannten "Heimatstil" des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
1921 suchten die neuen Besitzer, Bertha und Alfred Leupold, um die Bewilligung für Konzert- und Varieteéaufführungen in dem 217 Personen fassenden großen Saal an. 1927 mußte für das Unternehmen der Ausgleich angemeldet werden. Zwischen 1933 und 1936 wurde ein Großteil der Räume zu Wohnungen umgebaut, der Gasthausbetrieb bestand jedoch in eingeschränktem Ausmaß bis Anfang der fünfziger Jahre. 1977 kam es zum Abbruch des Gebäudes, 1992/93 errichtete man auf dem Grundstück mehrere Wohnhäuser.
74, 75
Eine weitere Ausflugsgastwirtschaft befand sich bis 1961 in der Adolfstorgasse 26 (Abb. 74, 75). Die sog. "Auerhütte" war der Anbau an ein 1915 für den Weinhändler Franz Auer errichtetes, im Bauansuchen als "Lagerhaus" deklariertes Wohnhaus. 1920 ließ Auer einen 16 m x 8 m großen, 120 Personen fassenden Saal in Holzkonstruktion anbauen und führte ab dieser Zeit mit seiner Frau Anna den Gasthausbetrieb. 1931 wurde im stark abfallenden Vorgarten ein Schankraum mit darüberliegender Terrasse errichtet. Zu der Realität gehörte noch 1924 ein in Ober-St. Veit gelegener Weingarten. An der Stelle der "Auerhütte", die auch Versammlungsort des Ober-St. Veiter Schi-Clubs war, befindet sich heute ein Wohnhaus.
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Das Gemeindegasthaus (Abb. 76) stand bis 1872 Ecke Glasauergasse/Hietzinger Hauptstraße. Hier war der Standplatz des Stellwagens.
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Ecke Hietzinger Hauptstraße/Einsiedeleigasse befand sich - direkt über dem eingewölbten Marienbach - "A. Bauer's Restauration" (Abb. 77).
78
In der Einsiedeleigasse 5 - h. Postamt - existierte noch um 1900 ein zweigeschoßiger Bau, "Franz Kastner's Restauration" (Abb. 78). Vor dem kleinen straßenseitigen und mit einer Plane überdeckbaren Garten befand sich ein Ziehbrunnen. Ihm vorgelagert, an der Einmündung der späteren Trazerberggasse - sie wurde ehemals nur als "Füsteig nach laintz" bezeichnet - befand sich noch 1762 der Dorfpranger (Abb. 128).
79, 80
In der Auhofstraße 141 lag "Franz Rainer's Restauration zum Erzherzog Franz Karl" (Abb. 79). Die Attraktion dieses Lokales war ein besonders schöner Tanzboden. Das Gasthaus war der Sitz des "Ersten Ober-St. Veiter Drahrer-Clubs", einer geselligen Vereinigung, die alljährlich einen großangelegten, weithin bekannten Faschingsumzug abhielt (Abb. 80). Der Reinerlös wurde für die Bescherung armer Kinder zu Weihnachten verwendet. 1908 erwarb der Apotheker Paul Redtenbacher von Franz Rainer das Grundstück und ließ 1909/10 an der Stelle des Gasthofes einen dreigeschoßigen Neubau errichten. In ihm befindet sich seither die "Alte St. Veit-Apotheke", welche ursprünglich im Haus Auhofstraße 150 untergebracht war.
81, 82
In der Hietzinger Hauptstraße 141 befand sich bis 1992 das Restaurant "Heurigenwirt-Casino-Ober-St. Veit" (ehemals "Ober-St. Veiter Casino", Abb. 81, 82). In diesem Ende der zwanziger Jahre des 19. Jahrhunderts errichteten Bau war von Beginn an im Erdgeschoß eine Gaststätte eingerichtet: "St. Veit enthält (...) ein paar gute Gasthöfe, unter denen jenes zum 'Bergmann' links an der Straße, welche zur Kirche führt, eine schöne Lage hat. Zu ihm gehört ein Garten, der sich bis auf den Gipfel des Hügels zieht, wo ein Thurm (...) die Gegend überschauen läßt." Die Bezeichnung ("Casino" für das Gasthaus in der Hietzinger Hauptstraße 141 tritt erstmals 1874 auf. Damals wurde gartenseitig ein Saal angebaut. Das zeitweise auch als Beherbergungsbetrieb geführte "Casino" war ab den siebziger Jahren ein beliebter gesellschaftlicher und kultureller Treffpunkt. 1869 wurde hier die "Schützengilde Tell" gegründet, 1870 der Ober-St. Veiter Männergesangsverein, 1871 die Freiwillige Feuerwehr. Ab 1890 probte auf der Bühne im Saal die Theatergruppe der Ober-St. Veiter Jugend "Edelweiß". Am 19. 3. 1893 erklang hier zum ersten Mal der Deutschmeistermarsch von Wilhelm Jurek (1870-1934) - 1908 wurde die straßenseitig gelegene Terrasse mit beidseitigem Stiegenaufgang abgerissen und die bis 1993 bestehende Eingangssituation geschaffen. Der ausgedehnte Gastgarten wurde zuletzt 1988/89 verkleinert. Der 1993/94 erfolgte Umbau des Hauses veränderte nicht nur seine Bestimmung, sondern leider auch sein ehemals harmonisches Äußeres.
83
Auch einige Industriebetriebe siedelten sich an: 1833 wurde die "K. k. private St. Veiter Maschinen-Schokolade-Fabrik" der Franziska Kattner und 1839 im Bereich der Amalienstraße, Auhofstraße, Geylinggasse und Preindlgasse die "K. k. private St. Veiter Zuckerraffinerie" des Heinrich Wilhelm von Wertheimstein (Abb. 83) errichtet. Beide Unternehmungen hatten Niederlassungen in der Wollzeile.
84, 85
In der Hietzinger Hauptstraße 119, wo heute das 1977-79 gebaute BASF-Gebäude steht, hatte Josef Rohrbacher 1852 eine Wagenfabrik errichten lassen (seine erste Werkstätte befand sich seit 1844 in der Glasauergasse 15), in der u. a. Postwagen, ein selbstkonstruierter Pferdeomnibustyp, Eisenbahnwaggons, Wagenaufbauten für die Lokalbahn Gmunden, Wagen für das Reichskriegsministerium, sowie Straßenbahnwaggons und Omnibuskarosserien erzeugt wurden. Mit der Zeit erweiterte man die Anlage (Abb. 84, 85), deren maschinelle Ausstattung 1872 in einer Dampfmaschine, später in zwei Dampfhämmern zur Federn- und Achsenherstellung bestand. Die günstige Preisgestaltung ermöglichte Exporte nach Rumänien, Rußland, Persien, Nordamerika, Australien, Ägypten und Jawa. Die Firma wurde 1920 in eine GmbH umgewandelt und in der Folge von Geschäftsführern geleitet. 1969 kauften die Saurer-Werke den Betrieb auf; 1976 kam es zum Abbruch der Anlage.
Das Fabriksgebäude bestand aus mehreren langgestreckten, eingeschoßigen Flügel, die zwei rechteckige Höfe umschlossen. An der Straßenfront lag - flankiert von eingeschoßigen Seitentrakten - der zweigeschoßige Mittelteil mit breiter Einfahrt in der Mittelachse und darüberliegendem Balkon. In der über dem dreiachsigen, etwas vorspringenden Mittelteil errichteten Attika befand sich das Firmenzeichen. Die Erdgeschoßfassade dieses Traktes war mit bossierten Quadern verkleidet. Um die Fabrik lag ein ausgedehnter Garten.
86
1882 erfolgte die Gründung der Firma "Winkler & Schindler", einer Baumwoll- und Kunstseidenfärberei an der h. Auhofstraße 156 (Abb. 86); sie bestand bis 31. 12. 1974. Die Gebäude wurden 1978 abgetragen.
1899/1900 wurde in dem Haus Einsiedeleigasse 3 eine Fabrik für Molkereimaschinen eingerichtet.
87, 88
Die soziale Dreiteilung in Bauern, zugezogene Wiener Bürger sowie ortsansässige Gewerbetreibende und Arbeiter ist im Baugefüge faßbar: Ausgehend vom ältesten Teil, dem Kirchweiler mit Meierhof (-> Meierhof St. Veit) am Wolfrathplatz (-> Wolfrathplatz), in dessen Nähe an der Vitusgasse sich auch die erste Schule (-> Schule [Ober] St. Veit) befand, entwickelte sich am Abhang nach Norden, entlang des Marienbaches, ein 14 m bis 16 m breites Längsangerdorf. Hier hat sich der dörfliche Charakter der alten, teilweise baumbestandenen Angerzeilen erhalten. Entlang der Straßen liegen ebenerdige, teils übergiebelte Weinhauerhäuser, die bis auf fränkische Hofstellen zurückgehen. Der Hausgiebel weist zur Straße; der Toreingang, manchmal später verbaut, führt in einen langen, schmalen Hof. Bei etlichen Häusern ist der Giebel verschwunden. Einige schöne Beispiele sind aber noch in der Glasauergasse 7, 20 und 24 (Abb. 87, 88) zu finden. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts wurden die meisten in Milchhöfe umgewandelt.
89
Ecke Glasauergasse/Diabelligasse stand die sog. "Herzig-Schmiede"; sie brannte am 4. 9. 1906 ab (Abb. 89).
Zum alten Dorfkern gehörten neben der Firmiangasse und Glasauergasse die Schweizertalstraße bis zur Veitlissengasse, ein kurzes Stück der Trazerberggasse, die Vitusgasse sowie die h. Hietzinger Hauptstraße bis zur Einmündung der Einsiedeleigasse. Das Haus Hietzinger Hauptstraße 153 ist bis an den Anfang des 15. Jahrhunderts nachweisbar (-> Hietzinger Hauptstraße 153, ehem. Weinhauerhaus, Fleischerei). Die Häuser Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1 und Einsiedeleigasse 3 gehören ebenfalls zum alten Ortskern. Ihre während der Zweiten Türkenbelagerung zerstörten Vorgängerbauten gehen bis in die Zeit um 1600 zurück (-> Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1, Einsiedeleigasse 3, ehem. Weinhauerhaus, Bäckerei). Das Haus Hietzinger Hauptstraße 145 wurde 1774 für drei "Zuleuth" (Wohnparteien) errichtet und stellt somit das älteste Miethaus von St. Veit dar (-> Hietzinger Hauptstraße 145, ehem. Miethaus).
90
An der Vitusgasse (ehemals Schulgasse, Abb. 90) lagen bis in die erste Hälfte unseres Jahrhunderts mit dem Giebel zur Straße gerichtete Weinhauerhäuser. In einem von ihnen befand sich bis 1962 das Gasthaus Ekkert (später Heinrichshof, Abb. 90).
91, 92, 93, 94
Zu dem bäuerlichen Teil des Ortes kam im Südwesten und teilweise entlang der Hietzinger Hauptstraße eine bürgerliche Gewerbe- und Landhaussiedlung, welche sich um die gründerzeitlichen Nobelvillen in das Schweizertal erweiterte (Abb. 91). Ein überzeugendes Beispiel für einen adeligen, später großbürgerlichen Besitz stellte die nicht mehr erhaltene Villa in der Trazerberggasse 6 dar (-> Villa Auersperg (?), Trazerberggasse 6, Bd. II). Auch die um 1850 in Backsteinbauweise errichtete Villa (Abb. 92, 93, 94) in der Adolfstorgasse 6 (ehemals Bergstraße) mit Nebengebäude und ausgedehntem Garten existiert nicht mehr; an ihrer Stelle steht seit 1971 eine Wohnhausanlage.
Als dritten Bereich gab es die heute größtenteils aufgelassenen Betriebsstätten und die Arbeiterklein- und -miethäuser u. a. in der Auhofstraße und Amalienstraße. Die Industrialisierung ging hier jedoch gegen Ende des 19. Jahrhunderts zurück, die Produktionsstätten verschwanden oder wurden funktionslos. Die Gründe hiefür lagen u. a. in den gestiegenen Anforderungen der industriellen Produktion, wie größere Areale und Anschluß an das Schienennetz. Diese Bedingungen konnten in Floridsdorf, Simmering und in der Südbahngegend wesentlich besser erfüllt werden.
95
Schon vor Beginn der Industrialisierung stand in Ober-St. Veit im Bereich der h. Turgenjewgasse, Dostojewskijgasse und Schrutkagasse eine Windmühle (Abb. 95). Im Pharus-Plan aus dem Jahr 1907 ist sie mit dem Vermerk "Windmühle (Pechhütte) XIII., Veitingerstraße 16" zu finden. Die Veitingergasse hieß früher Ober-Sankt-Veitergasse bzw. Windmühlgasse.
Ungefähr bei der h. U-Bahnstation Ober-St. Veit wohnten die abgeschobenen Zigeuner. Der Bereich in der Nähe der h. Amalienschule hieß lange Zeit "Zigeunerdörfl". Vorher befand sich hier eine nach der alten Maulbeerau bezeichnete Kuhweide.
Die ständische Gliederung in Bauern, zugezogene Wiener Bürger sowie ortsansässige Gewerbetreibende und Arbeiter schildert Hermann Bahr in seinem 1910 veröffentlichten Roman "O Mensch!" (S. 244): "Hier ist alles durcheinander: noch sind aus der alten Zeit, wo das ein Dorf von Weinbauern war, liebe kleine Häuser geblieben, gelb oder weiß oder blau getüncht, mit ein paar Blumenstöcken in den engen Fenstern, aber daneben sind andere, die sich schon eher als Villen benehmen, eine halb schweizerisch, die nächste mehr barock, keines ganz sicher, ob es eigentlich ein Jagdhaus oder ein Waldschlößl, mehr ländlich oder mehr fürstlich sein soll, alle vor 30 oder 40 Jahren erbaut, damals als der Ort auf einmal den Ehrgeiz bekam, eine Sommerfrische zu werden; mitten unter ihnen aber auch schon solche trostlose Zinshäuser mit vier Stöcken, wo die Staubtücher, aus braunen Fenstern herab, auf billige Karyatiden ausgebeutelt werden, vorgeschoben von der nachdrängenden großen Stadt, die rings alles verschlingen will."
Hacking
96, 97 nach Überschrift
98
Die ursprüngliche Ortsform ist heute kaum mehr erkennbar. Es dürfte ein von einer Festung überragter Weiler am Fuß des 411 m hohen Hagenberges gewesen sein. Die seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bestehende Festung (Abb. 98) war ein strategisch wichtiger Punkt im Wiental. Von einem Erdwall umgeben, stand sie an der Stelle des später dort errichteten Schlosses (-> Hackinger Schloß), wo sich heute das Jugendgästehaus befindet. Sie bot bis zur ersten Türkenbelagerung auch für die Bewohner von Hütteldorf Zuflucht. Am 10. 7. 1515 nächtigte in ihr, von Augsburg kommend, Kaiser Maximilian.
Eine Erweiterung des Weilers Hacking erfolgte zeilenmäßig entlang der Auhofstraße und fand ihren Abschluß bei der Nikolai- bzw. Eustachiuskapelle.
Es gibt wenige Quellen über die Geschichte des Ortes. Nur über die Festung und ihre Besitzer ist einiges überliefert.
In das Jahr 1156 fällt die erste Erwähnung "de Hakkingin". Heinrich Weigl leitet die Bezeichnung von einem Personennamen "Haggo" ab. Das Geschlecht derer von Hacking gehörte zu den Gefolgsleuten der Babenberger und unterstützte sie bei der Erwerbung dieses Gebietes.
Im 14., 15. und 16. Jahrhundert vergaben die Habsburger das Lehen Hacking. 1388 erhielt den Ort Hertlein von Herzogbierbaum als Lehen von Albrecht III., 1411 Hans Stupfenweicher von Albrecht V., 1494 war Nikolaus Zwittar Lehensträger, 1506 Niklas Prundler. In einer Urkunde aus dem Jahr 1620 ist vermerkt, daß das "Gut Hagging an der Wien" seit alters ein "Kaiserliches und Landesfürstliches Lehen" war. Es ist "an die röm. Kaiserl. und Königl. Majestät Maximilian I. und Ferdinand eigentümlich gekommen, durch den Kaiserl. Pfleger verwaltet, samt allen Ein- und Zugehörigen innegehabt und regiert worden, weiter von Kaiserl. Maj. Ferdinand zu Lehen gemacht und von Wilhelm Putscher geliehen" und schließlich an Sebastian Portinger bis zu dessen Tod, 1546, vergeben worden. Zu dieser Zeit lagen am Hagenberg (auch Hackingberg) sechs Weingärten, zwei davon am Ostabhang.
Bei den Türkeneinfällen 1529 wurde die Feste zerstört, die Grundmauern standen öde bis 1535. In diesem Jahr, als der königliche Rat und Sekretär Wilhelm Putsch in Anerkennung seiner Verdienste die Anlage als Lehen erhielt, wurde ihm ein Betrag zur Eindeckung der Burg bewilligt.
1546 kam Hacking an Heinrich Wolfgang Kneißl, dessen Nachkommen den Ort bis 1591 besaßen. Um 1654 ist für Schloß und Gut Hacking der Hofkammersekretär und spätere Universitätsprofessor Johann Carl von Aichbühel als Besitzer genannt, für 1682 Christoph Ignaz Freiherr von Abele von und zu Lilienberg.
Nach 1683 verfiel die Festung.
Ursprünglich war der Ort pfarrmäßig geteilt. Eine Hälfte unterstand der Pfarre St. Veit, die andere der Pfarre Penzing. 1663 bewilligte Bischof Friedrich Philipp Graf Breuner auf Bitte von zwölf Hausbesitzern in Hacking die Umpfarrung nach St. Veit, weil diese gewohnt waren, wegen des kürzeren und gefahrloseren Weges - es mußte nicht mehr die bisweilen Hochwasser führende Wien überquert werden - dort dem Gottesdienst beizuwohnen.
Die Nikolaikapelle (-> Nikolaikapelle) im Lainzer Tiergarten gehörte im 14. Jahrhundert zur Pfarre Hütteldorf. Ihre erste Erwähnung fällt in das Jahr 1321 als "(...) sand Nichlas chapelle auffe leit (...)". Stilistische Merkmale weisen in die Zeit um 1200; sie ist also das älteste Gebäude in der weiteren Umgebung.
Nach neuesten Forschungsergebnissen lag 150 m südlich der Kapelle, im Quellgebiet der Nikolaiwiese, bereits im zweiten Jahrhundert n. Chr. eine römische Ansiedlung, die Hofgröße kaum überschritten haben dürfte. An der selben Stelle sind von der Mitte des 11. bis in die Mitte des 13. Jahrhunderts Siedlungsspuren nachweisbar; sie gehören zu einer Ausgangssiedlung für den Bau und die Versorgung der bewohnten, hausbergartigen Wehranlage direkt bei der Kapelle. Vom 14. Jahrhundert bis in die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts befand sich in diesem Bereich noch immer oder wieder eine Ansiedlung - St. Nichlas -, die durch schriftliche Quellen belegbar ist. Es handelte sich um einen Herrensitz mit Meierhof und Nebengebäuden. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde die Anlage zur Zeit der Türkeneinfälle um 1530 zerstört.
Ein Wasserreservoir, das Hacking versorgte und durch Quellen am Hagenberg gespeist wurde, befand sich in der Nähe der h. Erzbischofgasse.
1752 zählte der Ort 25 Häuser.
Maria Theresia ließ 1762 eine Maulbeerpflanzung zur Förderung der Seidenindustrie anlegen (-> Faistenmühle) und gestattete dem Hofrat von Froidevaux die Benützung derselben für seine Versuche. Durch die Wiedererwerbung von Oberitalien und die damit verbundene übermächtige Konkurrenz verlor diese Industrie aber an Bedeutung.
Um 1770 waren u. a. ein Schuster, ein Schneider, ein Weber- und ein Ledermeister tätig.
1778 erwarb nach Verhandlungen, die vier Jahre dauerten, der Deutsche Ritterorden unter seinem Landkomtur Karl Graf Colloredo Hacking von Ludwig von Hacque, der 1763 als Herr der Herrschaft von Hacking erwähnt wird.
Sein Vater, der Wirkliche Kaiserliche Kammerrat Peter von Hacque, besaß 1717 den Ort. Das Geschlecht stammte aus den Spanischen Niederlanden.
99, 100
Ein kleiner Teil der Gemeinde mit einer Mühle (-> Mühle, Hackinger Straße 48) und einer Lederei lag am linken Wienufer (Abb. 99); nur die Reste des Gasthofes "Zum Deutschen Orden" (-> Gasthaus "Zum Deutschen Orden", Abb. 100) und die Deutschordenstraße erinnern heute noch an den ehemaligen Besitzer, dem Teile von Hacking bis in die siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts gehörten.
Auf dem Anteil Hackings am linken Wienufer sind spätestens seit 1724 Manufakturen nachweisbar. Eine Lederei (-> Lederey) wurde schon vor 1684 errichtet. Der Mühlbach, an dem sie lag, wurde vom Mauerbach abgeleitet, floß ostwärts parallel zur Wien, überquerte in einem Trog den Halterbach, nahm in Hütteldorf den Rosentalbach in sich auf und mündete etwa an der Stelle des h. Preindlsteges in die Wien, die hier aufgestaut war. Von diesem Stauwasser wurde ein weiterer Mühlbach an der rechten Wienseite gespeist, der die Feldmühle und in der Folge die Faistenmühle, Schleifmühle und Steyrermühle antrieb.
Einen Teil des Hackinger Ledereibetriebes erwarb 1830 in einer Versteigerung der k. u. k. Cottondruckfabrikant Franz Maurer. Er stattete die ehemals an der Ecke der h. Hackinger Straße/Deutschordenstraße gelegene Kattunmanufaktur (-> Baumwollmanufaktur) mit 35 Drucktischen aus und baute eine Bleicherei an. 1831 wurde die Zitz- und Kattunmanufaktur mit einer Walzendruckmaschine ausgerüstet. 1846 kaufte Gustav Seidel (1880-87 Bürgermeister von Hacking) die Anlage und richtete eine Baumwoll- und Seidenfärberei mit Merzerisieranstalt zur Veredelung der Wolle ein.
101, 102
Ein 1830 erneuerter Holzsteg über die Wien an der Stelle der h. Zufferbrücke verband die beiden Ortsteile und schuf eine Verbindung zur Linzer Straße, dem bedeutendsten Verkehrsweg nach Westen. Vor dem Neubau des Steges führte bereits um 1820 an dieser Stelle ein einfacher Übergang aus Holz über den Wienfluß (Abb. 101). Am 8. 7. 1878 wurde die "Franz Karl-Brücke" (Abb. 102) eröffnet, welche den Steg und die seit alters her benützte Furt ersetzte. Die Brücke wurde nach Erzherzog Franz Karl (1802-78), dem Vater des späteren Kaisers Franz Joseph, benannt. Seit 1934 heißt sie "Zufferbrücke" nach dem Brückenbauingenieur Josef Zuffer (1850-1909).
Der Bau der Westbahn, die am 15. 12. 1858 den Betrieb aufnahm, erforderte Grundstücksabtretungen auf der linken Wienseite.
1854/55 bis 1898 befand sich an der Stelle der zwischen 1898 und 1900 errichteten Häuser Auhofstraße 186 a-e ein öffentliches Freibad.
In Hacking ist das bauliche Erbe der Biedermeiersommerwohnungen und -häuser zum Teil besser erhalten als in Ober-St. Veit. 1826 schreibt J. G. Seidl, daß sich unter den 35 Häusern "einige recht niedliche Landhäuser" befänden. Wegen der Einengung der Siedlungsfläche durch den Tiergarten und den Wienfluß wurde jedoch die weitere bauliche Entwicklung eingeschränkt.
103
Lediglich in der Auhofstraße (Abb. 103) und am Nordhang des Hagenberges, z. B. in der Vinzenz-Heß-Gasse und Schloßberggasse, stehen einige Gründerzeit- und Jugendstilvillen.
Für das Ortsbild prägend ist die 1885/86 errichtete Dominikanerinnenkirche in der Schloßberggasse 17. An sie schließen Kloster und Schulgebäude an (-> Dominikanerinnenkirche, -> Internatsanlage des Konvents der Dominikanerinnen).
1887 kaufte Univ. Prof. Dr. Moritz Rosenthal von Alfred Biedermann die Liegenschaft Seuttergasse 6 und Auhofstraße 189 und damit die ehemaligen Häuser mit den Konskriptionsnummern 23, 24 und 136 sowie diverse Grundstücke.
104
Rosenthal ließ 1888 von Stadtbaumeister Wilhelm Klingenberg auf das ebenerdige Haus in der Auhofstraße 189 ein Stockwerk aufsetzen, fügte einen Neubau im rechten Winkel zum Altbestand an und adaptierte das Gebäude für ein "Sanatorium für Nervenleidende". Das noch bestehende Haus in der Seuttergasse wurde ebenfalls aufgestockt und adaptiert (Abb. 104), in ihm waren u. a. ein Speisesaal und eine Veranda untergebracht. Die kleine Kapelle im Parterre war einstmals auch für Gottesdienste öffentlich zugänglich.
Nach einer Werbeschrift aus dem Jahr 1888 hatte das in einem vier Joch großen, schattigen Garten gelegene Sanatorium 24 kleinere und größere Zimmer, einen Speisesaal, Spielzimmer, Lesezimmer und eine verglaste, zum Park gerichtete Veranda.
105
1908/09 ließ Dr. Robert Rosenthal, der 1905 die Anstalt übernommen hatte, durch Arpád Mogyorosy in der Auhofstraße 189 einen Neubau mit 50 Zimmern errichten, ein "Sanatorium für Nervenkranke mit Ausschluß von Geisteskranken und Epileptischen" (Abb. 105).
1930 kaufte die "Genossenschaft der Schwestern vom Göttlichen Heiland" (Salvatorianerinnen), h."Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Heiland", die Anlage und richtete in dem Hauptgebäude das "St.-Josefs-Krankenhaus" ein (-> Ehem. Kapelle St.-Josefs-Krankenhaus).
1986-88 erweiterten Winfried Pichorner und Oswald Lindenbauer das Krankenhausgebäude, 1989/90 errichteten die selben Architekten eine neue Kapelle (-> Neue Kapelle St.-Josefs-Krankenhaus). Dem Erweiterungsbau fiel allerdings das 1907 von Karl Fischl für den Bildhauer Carl Wollek erbaute Atelierhaus (-> Villa Wollek, Bd. II) zum Opfer.

Lainz und Speising

106, 107 nach Überschrift
Das Schicksal dieser Orte ist eng miteinander verbunden. Sie waren zur Zeit ihrer Entstehung im 11. oder 12. Jahrhundert kleine Wohnsiedlungen von Holzfällern und Bauern. Die früheste Nennung von Lainz, einem Grabenangerdorf entlang der Lainzer Straße zwischen den Einmündungen der h. Veitingergasse und Fasangartengasse, ist für das Jahr 1313 als "Lventz" belegt; 1317 wird der Ort als "Luntz an dem Miesenchobel" , 1441 erstmals in der Form "Laintz" erwähnt. Im selben Jahr sind ein "Obern Laincz", 1467 auch ein "Nidern luencz" urkundlich festgehalten. Die Herkunft des Namens - ob slawisch oder nicht - ist umstritten. Ferdinand Oppl nimmt neuerdings wieder eine slawische Wurzel an.
Auch der Name Speising ist nicht geklärt. Vielleicht hängt er mit "spiso" zusammen, der mittelalterlichen Bezeichnung für den Speisemeister am herzoglichen Hof. Der Name scheint erstmals 1355 in der heutigen Form auf.
Lainz und Speising gehörten zur Dotation, mit der Herzog Rudolf IV. 1365 seine neugegründete Propstei St. Stephan bedachte. In der Folge wechselten sich viele Familien im Besitz beider Orte ab, so die Chrudner (1411 übergab Herzog Albrecht V. beide Orte als Lehen den Herren Peter und Alexius Chrudner), Rattmannsdorf (diese Familie besaß von 1527 bis um 1600 Teile des Ortes Lainz) und Saurau. 1637 war Anna von Saurau die Eigentümerin von Lainz. Bereiche dieses Ortes waren jedoch im Besitz des Wiener Bistums, was zu immer wieder auftretenden Streitigkeiten zwischen den Herrn von Rattmannsdorf und Saurau einerseits und dem Bischof andererseits führte.
Nach der Ersten Türkenbelagerung 1529 ist in Lainz "alles verhert, verprent, der haibtail volck umbpracht", ebenso wie 1531 "zu Speysin (...) yetzunt noch alles in öden ligt, das volck gefangen und gestorben" , ist.
In der Reformationszeit wird 1537 von sieben Lainzern berichtet, die den Empfang der heiligen Sakramente verschmähten; noch 1630 sollen sich drei Bewohner geweigert haben, katholisch zu werden. 1644 berichtete aber der Pfarrer von Penzing, Hans Löchl, dem beide Dörfer unterstellt waren: "In meiner Pfarre ist kein formalis haereticus".
1609 wird Lainz als Au und Jagdort des späteren Kaisers Matthias (1557-1619) genannt.
Rechtsnachfolger der Herren von Rattmannsdorf und Saurau wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Jesuitenkonvent; nach dessen Aufhebung erhielt das Bistum die Anteile von Lainz. 1780 wurden schließlich Lainz und Speising der Herrschaft St. Veit unterstellt, unter dessen Landgericht sie sich schon befunden hatten.
Für die Beliebtheit von Lainz als Jagdgebiet zeugen das um 1700 errichtete Jagdschloß (-> Jagdschloß, Lainzer Straße 138) an der Stelle des h. Bildungs- und Exerzitienhauses der Jesuiten neben der Lainzer Pfarrkirche sowie das um 1750 gebaute und in veränderter Form noch bestehende Gartenpalais de Pauli (-> Gartenpalais de Pauli, Lainzer Straße 162).
108
Die später dem Patrozinium der H1. Dreifaltigkeit geweihte Lainzer Kirche (-> Alte Pfarrkirche Lainz) wurde 1428 vollendet; um sie herum legte man den Friedhof an. 1683 war das Gotteshaus so baufällig, daß man es abreißen mußte. Auf Anordnung von Kardinal Sigismund Graf von Kollonitsch errichtete man einen neuen Bau, der 1736/37 fertiggestellt, aber erst 1746 eingeweiht wurde (Abb. 108).
Der Friedhof lag nun an der Nordseite der Kirche. Er wurde 1748 von den Bürgern des Ortes gestiftet und bestand bis in die dreißiger Jahre des 19. Jahrhunderts. Wegen Platzmangels wurde schon um 1785 eine neue Begräbnisstätte an der h. Fasangartengasse 21 (ehemals Hetzendorferstraße) gewählt. Dieser Friedhof existierte bis 1894; an seiner Stelle legte man 1907 eine kleine Parkanlage an. Seit 1876 befindet sich der Lainzer Friedhof auf der Höhe des Stranzenberges.
109
Das um 1750 erbaute Pfarrhofgebäude in der Lainzer Straße 154 (Abb. 109) wurde 1806 in das Eigentumsrecht der Pfarrpfründe einverleibt, nachdem bereits 1754 zum ersten Mal eine Gewährserteilung erfolgt war, die man in den Jahren 1764, 1774, 1784 und 1794 erneuerte.
Die größte Bedeutung hatte Lainz zur Zeit der Pestepidemien im späten 17. und in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Da man besonders die H1. Dreifaltigkeit als Schutz vor der Pest anrief, es in Wien aber bis zur Epidemie von 1679 keine diesem Patrozinium unterstellte Kirche gab, wurde Lainz ein Zentrum der Pestwallfahrt. Wie die Pfarrchronik berichtet, trug dazu auch bei, daß die Lainzer Bevölkerung in den großen Pestjahren 1679 und 1713 von der Seuche verschont blieb.
Eine Dreifaltigkeitssäule aus dem Ende des 17. Jahrhunderts beim Haus Lainzer Straße 117 verweist auf dieses Patrozinium. Sie stand ursprünglich in der Verlängerung der Stadlergasse und wurde durch den Bau der Verbindungsbahn versetzt. 1679 gelobten das Personal der "Münzstätte", die sich damals in der Wollzeile befand, und die Gemeinde von St. Ulrich (7. Bezirk) eine jährliche Wallfahrt nach Lainz. 1703 beschlossen dies auch die Mitglieder der Fleischhauerinnung und im Laufe des 18. Jahrhunderts unter vielen anderen die Buchbinder, Hutmacher und die Wiener Dreifaltigkeitsbruderschaft, eine Laienbruderschaft unter geistlichem Vorstand, welche während der Gegenreformation gebildet worden war und 1783 aufgehoben wurde. Im 19. Jahrhundert versiegte langsam der Zustrom der Wallfahrer.
Im 1820 erschienenen zweiten Band der Kirchlichen Topographie von Österreich (S. 164) wird schon für das Jahr 1737 in Lainz eine Schule genannt. Es ist ungewiß, ob sie sich bereits an der Stelle des um 1840 errichteten, 1872 von den Gemeinden Lainz und Speising je zur Hälfte gekauften Schulhauses in der Lainzer Straße 148 befand. Dieses Gebäude wurde 1912 für Wohnzwecke von Bediensteten des Lainzer Versorgungsheimes adaptiert, nachdem bereits 1908 Baumeister Matthäus Bohdal ein neues Schulgebäude in der Steinlechnergasse 5, 7 errichtet hatte.
110, 111
Diese mit interessantem plastischem Fassadenschmuck ausgestattete "Knaben Volks- und Bürgerschule" ist die h. Volksschule (Abb. 110, 111); 1994/95 führte F. G. Mayr einen Zubau mit zwei Obergeschoßen und ausgebautem Dach für vier Klassen und einen Turnsaal aus.
112, 113 vor Absatz
114
Bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts waren für die Bewohner von Lainz und Speising die Haupterwerbszweige Holzschlägerung und -verarbeitung sowie Kohlenbrennerei und Pechsiederei. Gegenüber diesen Tätigkeiten gewannen jedoch der Acker- und Weinbau - dieser besonders am südlichen Abhang des Küniglberges (Abb. 114) - wie auch Milchwirtschaft und Gärtnereibetriebe an Bedeutung.
115
Eine der bekanntesten Milchmeiereien war der "Wambacher" (-> Wambacher) in der Lainzer Straße Nr. 121, 123 (Abb. 115). Das Anwesen dieser Familie, die 1884 mit Karl Wambacher den Bürgermeister von Lainz stellte, bestand mit großer Wahrscheinlichkeit schon 1589 und war ab den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts bis zum Ende der Monarchie ein beliebter Treffpunkt von Mitgliedern des kaiserlichen Hofes, des Adels und des Großbürgertums. Zu den Besuchern zählten auch die Burgschauspielerinnen Katharina Schratt und Charlotte Wolter. Man genoß die ungestörte Atmosphäre, den idyllischen Garten und nicht zuletzt den berühmten Kaffee. Heute wird der Betrieb als Heurigen-Restaurant geführt.
Eine andere Milchmeierei wurde von der Familie Steinböck in der Lainzer Straße 139 betrieben.
116
Das Haus Lainzer Straße 131 (Abb. 116), dessen Altbausubstanz mindestens bis in das 18. Jahrhundert zurückreicht, beherbergte nach mündlicher Überlieferung u. a. die Gemeindestube und den Gemeindekotter, auch die Gemeindegastwirtschaft bis 1970. Der Gasthausgarten mit seinem alten Baumbestand ist heute noch erkennbar. Zu diesem Betrieb gehörten neben Schank und Extrazimmer ein ausgedehnter Saal im linken Seitenflügel, eine 1913 gebaute Veranda, ein Eishaus und eine Räucherkammer. Der Saal dürfte bemerkenswerte Details aufgewiesen haben, denn für 1908 ist in den Bauakten die "Rekonstruktion eines Gasthaussaales im städtischen Haus Lainzer Straße 131" vermerkt. 1985 konnte das devastierte Gebäude vom Abbruch gerettet und nach Renovierung der Fassaden und Umgestaltung des Inneren einem neuen Zweck, dem eines "Einkaufsgartens", zugeführt werden.
Im Haus Lainzer Straße 156 lag wahrscheinlich die Dorfschmiede. Bei einem Umbau im Jahr 1908 stieß man auf die geschwärzten Mauern der Esse.
Um die Hochwassergefahr des Lainzerbaches einzuschränken, errichtete man schon früh im Ortsgebiet auf beiden Seiten des Baches Ufermauern; Stege verbanden die Fahrwege, die auf beiden Seiten dem Bach entlang führten. Diese Situation ist noch auf einem Aquarell aus der Zeit um 1850 (Abb. 107) ersichtlich. Gegen die Kirche zu befand sich wegen der erhöhten Überschwemmungsgefahr durch die Bachbiegung Fasangartengasse/Lainzer Straße eine Schutzmauer aus Ziegeln unterhalb des h. Straßenniveaus. Sie war während der Aufgrabungsarbeiten, die vor einigen Jahren an dieser Stelle durchgeführt wurden, vor den Häusern Lainzer Straße 152 und 154 erkennbar.

117, 118
Speising, das nie eine eigene Kirche besaß, wurde 1783 nach Lainz eingepfarrt. Es war eine selbständige Ortsgemeinde, deren Zentrum die h. Speisinger Straße von ihrem Beginn bei der Verbindungsbahn bis hin zur Gallgasse war. Letztere lag mit ihrer Häuserzeile und den dazugehörigen kleinen Hofäckern direkt am Lainzerbach; sie wurde vor 1894 mit Bezug auf die Meiereiwirtschaft Mayerhofgasse genannt. In der Speisinger Straße 50 stand bis 1973 der letzte Bauernhof von Alt-Speising, ein ebenerdiger Vierkanter mit sieben Fensterachsen und den ursprünglichen Haustorflügel an der Straßenseite.
Die ersten Gärtnereibetriebe Speisings lagen in der Gallgasse (1848) und in der Speisinger Straße (1860).
119
Das h. eingeschoßige "Gasthaus Schlusche" in der Speisinger Straße 2 bestand schon 1818 als Gasthaus "Zum braunen Hirschen". In der Feldkellergasse 30 befindet sich der 1840 errichtete ebenerdige Bau des ehemaligen Café-Restaurants "Zum Feldkeller" (Abb. 119). In der Speisinger Straße 41 stand die alte Schmiede; später wurde in dem Anfang der fünfziger Jahre unseres Jahrhunderts abgetragenen Bau ebenfalls ein Gasthaus eingerichtet.
Die Volksschule in der Speisinger Straße 44 wurde 1897, erst einige Jahre nach der Eingemeindung zu Wien, gebaut.
120
In der Speisinger Straße 104 steht das ehemalige Linienamtsgebäude (Abb. 120). Seit 1829 hob man entlang des Linienwalls (in etwa der Verlauf des Gürtels) die sog. Verzehrungssteuer ein. Nach der Eingemeindung der Vororte erstreckte sich der Verzehrungssteuerrayon auf das gesamte neue Gemeindegebiet. Der ab dieser Zeit gesenkte Tarif wurde bis 1922 in den Linienämtern, die nun an der Stadtgrenze lagen, eingehoben.
1824 wurde in Speising, im Gasthaus "Zum alten Jagdschloß" in der Fehlingergasse 31, ein Theater gegründet, das bis 1893 bestand. Gespielt wurde nur im Sommer. Am 7. 8. 1887 trat hier erstmals die beliebte Volksschauspielerin Hansi Niese auf; ihr Elternhaus steht in der Speisinger Straße 28.

121
Das Gut Rosenberg auf dem "Rosenhügel" (Abb. 121) war eine Katastralgemeinde mit eigener Hausnumerierung, gehörte aber zur Ortsgemeinde Speising. Von diesem Gut sind keinerlei Baureste erhalten. Nach dem 1819 erstellten Franziszeischen Kataster bestand es zu dieser Zeit aus neun Gebäuden. Im englischen Garten, an den sich ein französischer anschloß, lagen fünf Teiche. Für das Jahr 1818 sind in der Riedlgasse gegenüber den Nummern 24, 26 und 28 Ziegelöfen belegt. Später befand sich hier ein Meierhof; südlich hievon gab es eine Lehmgrube.
Auf dem 257 m hohen Hügel, früher mit Rosenkulturen bepflanzt, befindet sich seit 1873 das Hauptreservoir der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung (-> Hauptreservoir der Ersten Wiener Hochquellenwasserleitung).
1925 wurde auf dem Hügel der erste große Wiener Radiosender installiert; er konnte im Oktober dieses Jahres provisorisch in Betrieb genommen und am 30. 1. 1926 als "RAVAG-Sendeanlage Rosenhügel" offiziell eröffnet werden.

Der Lainzer Tiergarten

122 nach Überschrift
Die Gegend des h. Lainzer Tiergartens, eines 23,8 km2 großen ummauerten Naturschutzgebietes, war von jeher ein beliebtes Jagdrevier der Landesfürsten. 1495 werden ein "Wolfsgarten" beim Auhof (-> Auhof), 1497 bei Laab im Walde ein "Tiergarten" erwähnt. Wolfsjagden waren vor allem für die Forstmeister eine zusätzliche Einnahmequelle.
Für die Bauern der Umgebung brachte der Wald jedoch viele Belastungen: Das Wild schädigte die Saaten, Wölfe rissen weidendes Vieh. Der letzte Wolf in dieser Gegend wurde 1833 (nach anderen 1846) erlegt. Deshalb versuchte man schon zu der Zeit, als die Weingärten in dem Gebiet des h. Grinzing, Hütteldorf und Lainz der Kartause Mauerbach (1313 von Friedrich dem Schönen gegründet) gehörten, eine Abplankung zu errichten. Aber erst in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts führte eine hölzerne Planke, ein "Gattern", vom Kahlenbergerdorf über Ottakring, St. Veit nach Lainz und wahrscheinlich sogar bis Mauer.
Unter Karl VI. wurde um das heute als Lainzer Tiergarten bezeichnete Areal ein Zaun aus Eichenpfosten gezogen. Der Kaiser bevorzugte dieses Jagdrevier immer mehr gegenüber dem einst so beliebten Gebiet um Schönbrunn. Dringender Bedarf nach neuem Jagdgebiet ergab sich, als die kaiserlichen Jagdflächen im Prater (1766) und im Augarten (1775) für die Bevölkerung geöffnet wurden.
Maria Theresia verfügte in einem 1772 erlassenen Patent den Bau einer Steinmauer um den Lainzer Tiergarten; zur Ausführung kam es jedoch erst unter ihrem Sohn Joseph II. Die bäuerliche Bevölkerung sollte von der argen Belastung durch Schäden des Schwarzwildes befreit werden. Joseph II. ließ den Bau 1781 öffentlich ausschreiben. Ein mittelloser Maurer aus Alland, Philipp Schlucker (1748-1818) - von seinem Namen leitet sich die Bezeichnung "armer Schlucker" ab -, unterbot alle anderen Offerte bei weitem. Niemand konnte sich vorstellen, wie er mit seiner Familie allein diese Riesenarbeit bewältigen würde. Doch nur fünf Jahre, von 1782 bis 1787, benötigte der Allander Maurer für den Bau der 24 km langen, 2,2 m hohen und 50 cm starken Mauer aus Bruchsteinen mit Ziegeleindeckung, die Johann Nestroy später als ein "Junges der Chinesischen Mauer" bezeichnete. Die Steine kamen größtenteils aus den Steinbrüchen des Tiergartens beim großen Teich und im Glasgraben.
Da Philipp Schlucker die Arbeiten zur vollen Zufriedenheit ausführte, belohnte ihn Kaiser Joseph II. mit einem in der Nähe von Baden bei Wien gelegenen Grundstück, auf dem sich Schlucker ein Haus baute; Kaiser Franz I.(II.) bedachte ihn mit der Stelle eines Waldamtsbaumeisters.
Ursprünglich sollte im Tiergarten nur Schwarzwild gejagt werden. Die höchsten Schwarzwildbestände (1200-1700 Wildschweine) wurden zwischen 1820 und 1848 gezählt. Jährlich fanden zwei Sperrjagden statt, in deren Verlauf je 300 Stück erlegt wurden.
Der Stand des Rotwildes stieg von nur 79 im Jahr 1810 auf 1263 im Jahr 1825, was bis heute den höchsten Rotwildbestand bedeutet.
Bereits Ende des 18. Jahrhunderts brachte man das Damwild ein; sein Bestand blieb relativ konstant zwischen 150 und 300 Stück.
1840 kam das Muffelwild (Mufflon), eine mit großer Wahrscheinlichkeit aus Sardinien und Korsika importierte Schafart, von Schönbrunn in den Tiergarten. Nach anfänglichen Anpassungsschwierigkeiten erhöhte sich der Stand von ursprünglich 20 auf 77 im Jahr 1866. Bis 1918 vergrößerte sich die Zahl auf 100.
123
Der Forstmeister hatte seinen Sitz im Auhof (Abb. 123), einem knapp außerhalb des Tiergartens am Wienfluß liegenden Gebäude. Der Name "Auhof" läßt sich urkundlich bis zum Ende des 12. Jahrhunderts zurückverfolgen. Die h. Anlage stammt aus dem Jahr 1779.
124
Der älteste Bau auf dem Gebiet des Lainzer Tiergartens ist die um 1200 errichtete Eustachius- bzw. Nikolaikapelle (Abb. 124), das erste Haus innerhalb des von einer hölzernen Planke umzäunten Tiergartens war ein auf der Rohrwiese 1774 errichtetes "Wachthäusl" gegen Raubschützen.
Um 1740 kam es im Zusammenhang mit dem Wasserleitungsbau für Schloß Schönbrunn zum Aushub des "großen Teiches". An ihm erbaute man das sog. "Teichhaus" in dauerhafter Bauweise mit tiefen Fundamenten. Erzherzog Franz Karl ließ sich 1832 ein Zimmer als Übernachtungsstätte einrichten.
125
1782 erfolgte der Bau des Jagdhauses "Hirschg'stemm" (Abb. 125), das 1879 neu aufgemauert und nach 1918 zu einem Volksrestaurant umgestaltet wurde.
Das Gebäude Ecke Hermesstraße/Dr.-Schober-Straße war ehemals ein Jägerhaus. Es wurde 1850 erbaut und besaß ursprünglich einen achteckigen Observatoriumsturm, der 1875 abgetragen wurde. Den Bau, der seit der Mauerverlegung außerhalb des Tiergartens liegt, kaufte 1938 die Gemeinde Wien und richtete in ihm eine Volksschule ein.
Das bedeutendste profane Gebäude im Tiergarten ist die "Hermesvilla" (-> Hermesvilla, Bd. II), ein Jagdhaus im historistischen Stil. Kaiser Franz Joseph ließ es 1882-86 für seine Frau Elisabeth von dem Ringstraßenarchitekten Carl von Hasenauer erbauen.
Der Kaiser führte die letzten Teile fremden Besitzes im Tiergarten durch Ankauf oder Tausch in hofärarisches Eigentum über; dazu gehörten die Enklaven der Gemeinden Inzersdorf und Mauer (Faßlberg), die erst 1910 bzw. 1913 erworben wurden.
Einige Flurnamen zeigen noch die ehemaligen Besitzer, vor allem Klöster, an, zum Beispiel Schotten-, Königskloster-, Laurenzer-, Augustiner- und Deutschordenswald. Der Bischofswald, der Bischofsmaiß und die zwei Bischofswiesen nehmen auf den Ober-St. Veiter Sommersitz des Erzbischofs von Wien Bezug.
1914/15 baute man im Lainzer Tiergarten mit Hilfe von 4000 Arbeitern Schützengrabenlinien und andere Befestigungsanlagen, um einem befürchteten Vormarsch der russischen Armee entgegentreten zu können. Im Winter 1918/19 drangen Teile der Wiener Bevölkerung über die an mehreren Stellen stark beschädigte Mauer in den Tiergarten, um sich mit Brennholz zu versorgen.
Am 20. 4. 1919 wurde der damals 25,5 km2 große Naturpark öffentlich zugänglich gemacht. Während des Sommers konnten ab nun die Wiener den Tiergarten gegen die Entrichtung einer geringfügigen Eintrittsgebühr betreten.
Ab 1920 verwaltete der mit Staatsgesetz vom 18. 12. 1919 geschaffene Kriegsgeschädigtenfonds den Tiergarten und die Hermesvilla. Ein Teil des Areals zwischen dem h. Lainzer Tor und dem Lainzer Krankenhaus wurde infolge der damals herrschenden Wohnungsnot zur Besiedelung freigegeben. Pläne zur Verbauung des Hörndl- und Leitenwaldes bestanden bereits während des Ersten Weltkrieges; sie wurden nicht verwirklicht.
Ein Versuch, die allgemeine Not nach dem Krieg zu lindern, war die Errichtung der sog. "Eisenbahner Farm Auhof". Das Gebiet zwischen Auhofwiese und Grünauer Graben wurde von der Staatsbahndirektion Wien West gepachtet, um Eisenbahnern den Bau einer Kleintierfarm zu ermöglichen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Areal in 145 Kleingartenlose für Bundesbahnbedienstete aufgeteilt, allerdings erst 1984 als "Erholungsgebiet Kleingarten" rechtlich anerkannt.
1920 begann man mit der Errichtung der Siedlung Auhofer Trennstück (-> Siedlung SAT, Bd. II), 1921 legte man den Grundstein für den Bau der Siedlung Friedensstadt (-> Siedlung Friedensstadt, Bd. II). Zu Beginn der dreißiger Jahre entstanden die Zollwache-Siedlung (1931/32) und die Polizei-Siedlung (1932/33), 1953 wurde die Kongreß-Siedlung gebaut. Die Fläche des Tiergartens wurde infolge der Errichtung dieser Siedlungen gegenüber dem Jahr 1918 um 2,2 km2 reduziert. Die nunmehr notwendig gewordene neue, ca. 1,5 km lange Mauerbegrenzung zwischen Wittgensteinstraße und Hörndlwaldtor entstand 1934 und wurde wie auch das Torwächterhaus am Ende der Hermesstraße vom Arbeitsdienst errichtet.
Von 1927 bis zum Beginn der vierziger Jahre lagen auf einem Teil der Penzingerwiese - zwischen der Allee zum Lainzer Tor und dem gekrümmten Weg zur Hermesvilla - und auf der Hohenauerwiese (oberhalb des Teiches an der Allee zum Lainzer Tor) die Spielfelder eines Golfklubs. Das einstöckige Klubhaus des "International Country Club", das an der Stelle eines ehemaligen Glashauses lag, brannte 1954 ab.
Ab 1930 organisierte ein privates Busunternehmen regelmäßige Fahrten von Schloß Schönbrunn zum Lainzer Golfplatz. Der Country Club führte auch ein in den Stallungen der Hermesvilla eingerichtetes Reitinstitut sowie einen Tennisbetrieb. Formell bestand der "International Country Club" bis 1944.
Im Jänner 1938 kam der Tiergarten in den Besitz der Gemeinde Wien. Sie übernahm damit auch die Aufgabe, ihn als Naturschutzgebiet zu erhalten.
Durch die Kampfhandlungen 1945 und durch die Besetzung litt der Tiergarten schwer: Mauern wurden niedergerissen, der Tierbestand dezimiert. Erst nach jahrelanger, intensiver Arbeit gelang es, diese Schäden zu beseitigen.
1951 errichtete man in unmittelbarer Nähe der ehemaligen "Eisenbahner Farm Auhof" ein Umspannwerk der Wiener Stadtwerke-E-Werke sowie eines der Österreichischen Bundesbahn.
Der Bau der Westautobahn führte zu der bis heute letzten Flächenveränderung des Tiergartens. Es wurden allerdings die 42 ha Verlust durch die 1960 erfolgte Erwerbung einer 95 ha großen Fläche (der bereits in Niederösterreich liegende Deutschordenswald westlich des Dianatores) mehr als ausgeglichen. Die Ummauerung dieses neuen Gebietes wurde 1963-65 durchgeführt.
Welche Auswirkungen der geplante Bahntunnel unter dem Tiergarten (sog. "Wildschweintunnel") für denselben haben könnte, ist derzeit nicht abzusehen.
Heute ist der Tiergarten mit Rot- und Schwarzwild, seinen Gehegen für Mufflons, Damwild, Wildpferde und Auerochsen, mit 80 km Wanderwegen, drei Rasthäusern, der 1934 auf der Kuppe des Kaltenbründlberges errichteten, 18 m hohen Hubertuswarte, sowie einer beeindruckenden Naturlandschaft mit zum Teil 350 Jahre alten Eichen ein ideales Erholungsgebiet. Der Besuch ist unentgeltlich. Im Herbst und Winter ist der Tiergarten Jagdgebiet und bis auf ein kleines Areal um die Hermesvilla gesperrt.

Die Eingemeindung der Vororte

Mit der Ausdehnung der Stadt Wien wurde die Stadtbegrenzung immer mehr gegen die Vororte gedrängt. Andererseits dehnte sich Hietzing - auch infolge der Nähe des kaiserlichen Schlosses Schönbrunn - durch Bevölkerungszuwachs nach Süden und Südwesten aus.
Die Siedlungsentwicklung führte zu verwaltungstechnischen Veränderungen. Schon im 16. Jahrhundert wurde der "gezierkh (...) von ainer Meil weegs" , so formuliert in einer landesfürstlichen Urkunde vom 12. 4. 1543, als engerer Einflußbereich von Wien angesehen, innerhalb dessen die Bewohner verpflichtet waren, Mauerrobot zu leisten. 55 Orte und Dörfer werden aufgezählt, die den täglichen Markt in Wien belieferten, darunter St. Veit, Hacking und Wiental.
Große Veränderungen brachte die Revolution von 1848, die u. a. auch das Ende der Grundherrschaften bedeutete. Die Gemeinden brauchten keine Abgaben mehr an die Grundherrschaft abzuführen, sondern mußten Steuern an den Staat zahlen. Durch das am 7. 9. 1848 erlassene Gesetz wurde das Untertänigkeitsverhältnis mit den daraus resultierenden Lasten aufgehoben: "Die Freiheit der Personen und des Grund und Bodens soll eine allgemeine und gleiche seyn, und in Zukunft alle Staatsbürger nur landesfürstlichen Behörden in der politischen Amtsverwaltung und in der Justizpflege unterstehen."
Mit Kaiserlichem Patent vom 17. 3. 1849 (R.G.B. 1849, Nr. 170) erließ man ein provisorisches Gemeindegesetz, das nach der Min. Vdg. vom 7. 3. 1850 durch Erläuterungen und nähere Bestimmungen ergänzt wurde. Das Reichsgemeindegesetz vom 5. 3. 1862 (R.G.B. 1862, Nr. 18) legte endgültig die grundsätzlichen Bestimmungen zur Regelung des Gemeindewesens fest.
Bis 1850 stand an der Spitze der Dorfgemeinde der Ortsrichter, den die Herrschaft bestellte und der von ihr abhängig war. 1851 wählte man in Niederösterreich zum ersten Mal Bürgermeister und Gemeindeausschußmitglieder. In der Regel handhabte aber die landesfürstliche und staatliche Gewalt die Gesetze strenger als die mitunter laxe Grundherrschaft.
1850 umfaßte der Wiener Polizeirayon auch Hietzing, Lainz, Speising und das h. Unter-St. Veit. Durch einen Ministerialerlaß wurden 1851 das h. Ober-St. Veit und Hacking miteinbezogen.
Die Eingemeindung der Vororte nach Wien erfolgte durch ein Gesetz vom 19. 12. 1890 , das - gemeindeweise zu verschiedenen Zeitpunkten - im Laufe des Jahres 1891 in Kraft trat. Wien hatte nun 19 Bezirke; die westlichen Vororte wurden die Bezirke 11 bis 19. Der 13. Bezirk erhielt den Namen "Hietzing" und umfaßte die bisherigen Ortsgemeinden Lainz, Hietzing, Penzing, Baumgarten, Breitensee, Unter- und Ober-St. Veit, Hacking, die Katastralgemeinden Schönbrunn und Speising und Teile der Ortsgemeinden Mauer, Hütteldorf und Hadersdorf mit dem Auhof.
Diese Eingemeindung bedeutete das Ende der selbständigen Gemeindeverwaltungen von Orten, deren Siedlungskontinuität bis in das 12. Jahrhundert zurückreicht.
Am 1. 1. 1892 nahm die Bezirkshauptmannschaft Hietzing-Umgebung ihre Tätigkeit auf. Sie umfaßte die Gerichtsbezirke Hietzing, Neulengbach und Purkersdorf und bestand bis 1938.
Aus der Eingemeindung von 34 Vororten erwuchs der Stadtverwaltung vor allem die Aufgabe, diese neuen Gebiete an die städtischen Ver- und Entsorgungseinrichtungen (Wasser, Gas, Elektrizität, Straßenbeleuchtung, Kanalisation, Straßen, Brücken, Verkehrsverbindungen usw.) anzuschließen.
Die Fläche der Stadt hatte sich verdreifacht, und die Bevölkerungszahl war von 525000 auf 1365000 gestiegen. Nach der Eingemeindung von Floridsdorf 1904 überschritt die Einwohnerzahl von Wien die Zweimillionengrenze.
Zahlreiche neue öffentliche Bauten wurden notwendig, wie die Magistratischen Bezirksämter (-> Magistratisches Bezirksamt).
Mit der 1893 erfolgten Novelle zur Bauordnung von 1883 geschah erstmals eine Zuordnung nach Gebäudehöhen. In den ehemaligen westlichen Vororten wurde die maximale Haushöhe mit vier Geschoßen festgesetzt.
Mit dem Gemeideratsbeschluß vom 24. 5. 1905 schuf man den Wald- und Wiesengürtel, der an den westlichen Teil des 13. Bezirkes grenzt und - die Lobau mit eingeschlossen - einen 4400 ha großen unverbauten Luft- und Erholungsraum sichert.
Mit Reichsgesetz vom 1. 10. 1938 (R.G.Bl. I, S. 1333) und Verordnung des Bürgermeisters von Wien (VOBl. für den Amtsbereich des Bürgermeisters von Wien, 9. Stück, Nr. 23 vom 15. 10. 1938) wurden die Teile nördlich der Wien - Hütteldorf, Baumgarten, Breitensee und Penzing - abgetrennt und dem 14. Bezirk angeschlossen. Hietzing verlor sozusagen über Nacht zwei Drittel seiner ursprünglich 150 000 Einwohner.
Mit Landtagsbeschluß vom 21. 10. 1955 wurde der Lainzer Tiergarten, der ebenfalls ab 1938 nicht mehr zum 13. Bezirk gehört hatte, diesem wieder hinzugefügt.

Siedlungs- und Sozialentwicklung

Die naturräumliche Gliederung der Gewässer und Geländeformen bestimmt die Anlage der Siedlungen. Zwei Dörferreihen bildeten sich entlang des Wienflusses: im Norden Hütteldorf, Ober- und Unterbaumgarten sowie Penzing, im Süden Hacking, St. Veit und Hietzing. Im Nebental des Lainzerbaches entstanden Lainz und Speising. Fast alle Orte befinden sich am Talboden, ausgenommen St. Veit, das auf dem Abhang eines Hügels liegt. Das St. Veiter Schloß und die Hackinger Festung wurden - geschützt gegen Überschwemmungen und aus strategischen Gründen - auf Anhöhen errichtet.
Die Waldgrenze darf man sich nicht so scharf gezogen wie gegenwärtig vorstellen. In einem fließenden Übergang schloß sich an den Wald eine breite Buschzone an. In karolingischer Zeit wurden einzelne verstreute Siedlungen zwischen Busch und Heide angelegt, die Bewohner lebten mehr von Viehzucht als von Ackerbau. Im 11. Jahrhundert verdichteten sich die Siedlungen. Man betrieb nun zunehmend Ackerbau und ungefähr ab 1100 vor allem Weinbau. Bis 1300 wurde fast das ganze Busch- und Heideland zu Weingartenfluren umgewandelt.
Die einzelnen Siedlungen weisen verschiedene Dorfformen auf.
Hietzing entstand an einer Furt über den Wienfluß, durch die schon in römischer Zeit eine Straße von Wien über Lainz nach Baden führte. Später errichtete man an dieser Stelle eine Brücke (-> Vorgängerbauten der Kennedybrücke). Die Hauptzeile des alten Ortes, eines Längsangerdorfes, verlief entlang der h. Altgasse. Die gartenstadtähnliche Ortserweiterung am Ende des 18. Jahrhunderts überschichtete die alten rechteckigen Fluren. Das neue Straßennetz südlich der Altgasse ist rasterartig angelegt, die Krümmung der Trauttmansdorffgasse ist durch das Ausweichen gegenüber dem bisweilen Hochwasser führenden Lainzerbach zu erklären.
126, 127
Die Straße von Hietzing nach St. Veit erhielt unter Maria Theresia, die von 1762 bis 1779 auch im Besitz des St. Veiter Schlosses war, besondere Bedeutung als direkte Verbindung dieses Schlosses mit Schönbrunn. Die h. Hietzinger Hauptstraße wurde 1764 als "Maria-Theresia-Straße" angelegt und bildet seither mit Ausnahme von zwei leichten Krümmungen an den Einmündungen der Kirchmeyergasse und Einsiedeleigasse einen schnurgeraden Verbindungsweg zwischen Hietzing und Ober-St. Veit (Abb. 126). Die Krümmung an der Kirchmeyergasse wurde durch die ehemals dort liegende Faistenmühle verursacht. Vor 1764 war die Auhofstraße die kürzeste Verbindung der beiden Orte (Abb. 127).
128
In St. Veit ist der alte Ortskern heute noch am besten erhalten. Es ist ein von Kirche und Schloß dominiertes Längsangerdorf. Der h. Wolfrathplatz bildete als Kirchenplatz mit Pfarrhof (-> Pfarrhof und Kaplanhaus St. Veit), bischöflichem Meierhof und der nahe gelegenen Schule seit altersher das Ortszentrum (Abb. 128).
129
Das alte Längsangerdorf (Abb. 129) bestand aus einem mäßig breiten, langgezogenen Anger, durch den der Marienbach floß, und wurde durch zwei annähernd parallele Randstraßen, die Firmian- und Glasauergasse, begrenzt. Auf beiden Straßenseiten lag eine Häuserzeile. Bei der Einmündung der Glasauergasse in die Firmiangasse führte ein Steg über den Marienbach; an ihn erinnert noch die barocke Statue des hl. Johannes Nepomuk. Sie wurde 1745 errichtet und stand ursprünglich an der Einmündung der Sommerergasse in die Hietzinger Hauptstraße. Zu einem nicht mehr feststellbaren Zeitpunkt erhielt sie ihren heutigen Platz.
130
Die vorherrschende Hofform ist der Streckhof mit seiner Variante, dem Hakenhof (Abb. 130). Dieser hat den Wohntrakt direkt an der Nachbargrenze. Den Haken bildet eine quergestellte Scheune. Zur Straße hin begrenzt eine Tormauer den Hof. Beim Streckhof liegen Scheune und Wohntrakt in der Längsrichtung. Diese Hofformen sind vor allem auf schmalen und langen Grundstücken zu finden, die auf mehrfache Hofteilungen alter Anlagen zurückgehen.
In Hacking war die ursprüngliche Dorfform ein Weiler von drei bis fünf Gehöften.
131
Lainz war ein Grabendorf beiderseits des Lainzerbaches (Abb. 131). Entsprechend dem Verlauf dieses Baches entwickelten sich sowohl die Fasangartengasse mit ihrer gekrümmten Zeile als auch die Lainzer Straße.
Speising war ein Gassendorf, ein planmäßig angelegter Ort mit einer regelmäßigen zweizeiligen Verbauung des schmalen Ortsweges, der h. Gallgasse.

Im Mittelalter war die soziale und wirtschaftliche Lage der Bewohner dieser Orte ähnlich. Sie lebten von den Erträgen des Acker- und Weinbaus. Nicht Hietzing, sondern St. Veit war der bedeutendste Ort, da sich hier der Sitz des Landgerichtes befand.
Erst als sich das verbaute Gebiet der Stadt Wien bis zu den Vorstädten ausdehnte, kam es zu einer Differenzierung der Vororte in sozialer und wirtschaftlicher Hinsicht. Dabei spielte die Entfernung von Wien eine große Rolle: Je näher der dortige Markt für die Abnahme der landwirtschaftlichen Produkte lag, desto eher machte es sich bezahlt, ihn zu beliefern. Aber auch in der anderen Richtung war das Ausmaß der Entfernung mitentscheidend: Für einen erholsamen Ausflug war dem Wiener Bürger Hietzing gerade weit genug entfernt.
Ein wesentlicher Grund für die Bevorzugung Hietzings gegenüber den anderen Orten des h. 13. Bezirkes war die kaiserliche Hofhaltung den Sommer über in Schönbrunn; sie bildete den Anziehungspunkt für Adelige und reiche Bürger.
Die alten Weinhauerorte entwickelten sich zum Teil im 18. und 19. Jahrhundert über Milchmeierdörfer zu Sommerfrischen. Vereinzelt hielt sich der Heurigenbetrieb bis weit in das 20. Jahrhundert; so wurde beispielsweise im Haus Hietzinger Hauptstraße 26 bis 1925 während der Sommer- und Herbstmonate selbsterzeugter Wein ausgeschenkt, beim "Leitl" (Gasthaus "Zur schönen Aussicht") gegenüber dem Ober-St. Veiter Friedhof sogar bis Ende der fünfziger Jahre.
In Hietzing vermietete man zunächst einzelne Räume als Zinszimmer hauptsächlich an das Hofpersonal. Um 1830 florierte bereits das Geschäft mit den Sommervermietungen. "Alle wurden von den hübschen Häusern angezogen, welche zunächst am Mühlbache [Faistenmühle] liegen, und in so einfacher ländlicher Schönheit dastehen, daß man sie als Muster geschmackvoller Landhäuser ansehen kann."
Adolf Schmidl schreibt 1839: "Fast alle Häuser sind hier in elegantem ländlichen Stile, mit höchstens einem Stockwerk erbaut, und werden größtenteils zur Miethe gegeben. Von dem einfachsten Dachstübchen für Junggesellenwirthschaft bis zum elegantesten Appartement ist in Hietzing große Auswahl vorhanden, und dennoch sind schon im Monat März die besseren Wohnungen vergriffen. Kein Wunder, daß spekulative Baulustige in Hietzing ein wahres Goldmacherdorf fanden (...). Man kann annehmen, daß durch die Sommerpartheien die Einwohnerzahl verdoppelt wird." An anderer Stelle heißt es: "Der Landaufenthalt in Hietzing, Penzing und Meidling hat, außer der ununterbrochenen Verbindung mit der Stadt, das Angenehme, im Schönbrunner Garten eine Fülle von schattigen Spaziergängen zu haben, wie sonst nirgend (...). Der kaiserliche Thiergarten ist nicht zugänglich, und somit ist man auf das Thal der Wien beschränkt, wo aber gleich Hütteldorf, der nächste Ort, eine Stunde entfernt ist. Dazu ist die Miethe sehr hoch; man bezahlt in Hietzing für ein nettes Zimmer über den Sommer nicht unter 60 fl., für eine Wohnung von vier Zimmern mit Küche 200 fl. (...). Diesem Umstande verdankt St. Veit sein schnelles Emporblühen, auf halbem Wege von Hietzing nach Hütteldorf gelegen, wo die Miethe bedeutend billiger ist."
132, 133
Zu den bodenständigen Erwerbstätigen kamen neue Gewerbetreibende und Großhändler. Das zeigt sich in der baulichen Struktur: Alte Dorfhäuser, bürgerliche Landhäuser und zweigeschoßige Vorstadthäuser stehen bisweilen nebeneinander (Abb. 132, 133).
Nach 1870 verstädterten die Sommerfrischen; diese Entwicklung ist besonders in Penzing und Döbling zu sehen. In Hietzing hingegen erhielt sich der Bestand der Biedermeierlandhäuser teilweise geschlossen und von späteren Einflüssen unberührt (z. B. -> Gloriettegasse 31-43, Bd. II). Die alten Sommerfrischen entwickelten sich zu ständigen Wohnvororten, die Standorte der neuen Erholungsgebiete waren wegen des größeren Radius, den die Eisenbahn bot, von Wien weiter entfernt.
134
Wie beliebt die ehemaligen Sommerfrischen als ständige Wohngegend wurden, zeigen auch die bis in unsere Zeit erfolgten Zuzüge bedeutender Künstler wie z. B. der Schriftsteller Ludwig Anzengruber (Gyrowetzgasse 10), Hermann Bahr (Winzerstraße 22, -> Villa Bahr, II. Bd.), Elias Canetti (Hagenberggasse 47) und Max Mell (Auhofstraße 244), der Komponisten Johann Strauß Sohn (Maxingstraße 18), Leo Fall (Lainzer Straße 127), Alban Berg (Trauttmansdorffgasse 27), Franz Schmidt (Elßlergasse 26), Ernst Krenek (Mühlbachergasse 6) und Friedrich Cerha (Kupelwiesergasse 14), der Maler Gustav Klimt (Feldmühlgasse 3), Egon Schiele (Hietzinger Hauptstraße 101, Wattmanngasse 6) und Carry Hauser (Tirolergasse 1), der Bildhauer Carl Wollek (Hackinger Hof 2, -> Villa Wollek, Bd. II) und Otto König (Neue-Welt-Gasse 11), der Schauspielerinnen Katharina Schratt (Gloriettegasse 9, -> Villa Schratt, Bd. II), Charlotte Wolter (Trauttmansdorffgasse 33, -> Villa Wolter, Bd. II), Stella von Hohenfels-Berger (Hietzinger Hauptstraße 31, -> Villa Hohenfels, Bd. II), Hansi Niese (Speisinger Straße 28) und Josefine Kramer-Glöckner (Winzerstraße 2), der Schauspieler Hans Moser (Auhofstraße 76-78) und Rudolf Prack (Stoesslgasse 15) oder des Schauspielers, Sängers und Regisseurs Hubert Marischka (Wattmanngasse 22). Eine tragische Sonderstellung nimmt der aus ärmsten Verhältnissen stammende unbekannte Maler Leopold Zobel ein (Abb. 134). Ausschließlich seiner Kunst hingegeben, bewohnte er in den dreißiger Jahren eine Schrebergartenhütte am nahe der Tiergartenmauer gelegenen Carolaweg. Die Weigerung, dem Einberufungsbefehl zur Deutschen Wehrmacht nachzukommen, führte 1942 zu seinem Tod im Konzentrationslager Flossenbürg.
135
Um 1850 lagen die alten, zwar nun schon städtisch beeinflußten Vororte, von Gärten, Wiesen und Feldern umgeben, noch voneinander getrennt da. In der Hochgründerzeit um 1880 wuchsen die einzelnen verbauten Gebiete allmählich zusammen (Abb. 135). Ein breiter Schachbrettgürtel von aneinandergereihten Häusern verbindet die alten Ortskerne. Planmäßig angelegte Straßenzüge im Rastersystem, wie man es z. B. im Gebiet der ehemaligen "Neuen Welt" und über sie hinaus zwischen Hietzinger Hauptstraße, Lainzer Straße, Beckgasse und St. Veit-Gasse sehen kann, wurden mit Villen bebaut, wobei manche Architekten, z. B. Josef Beer, auch als Bauherren auftraten.
Das Erscheinungsbild der Straßenzüge außerhalb der Villengebiete wurde durch den 1893 erstellten und 1901 korrigierten Generalstadtplan wesentlich beeinflußt. Die neu festgelegten Straßenbreiten führten zu Vor- und Rücksprüngen der Baukörper, und oft wurden die Feuermauern älterer Gebäude nach Abriß des Nachbarhauses und der Errichtung eines den neuen Fluchtlinien entsprechenden, zurückversetzten Baues sichtbar. Die damals vorgeschriebenen Straßenbreiten blieben im wesentlichen bis heute unverändert.
Ab 1905 ersetzte die elektrische Straßenbeleuchtung - die ersten fünf Lampen standen auf dem Hietzinger Kirchenplatz - nach und nach die alte öffentliche Beleuchtung mit Gas. Eine Laterne an der Fassade des Hietzinger Heimatmuseums erinnert an sie.
136
Der Schönbrunner Park wehrte mit seiner stadtabgewandten Seite eine geschlossene Großstadtverbauung und Einflüsse der Industrialisierung ab, während auf dem anderen Ufer der Wien bis Baumgarten hinauf Zinskasernen errichtet wurden und der 14. und 15. Bezirk in den Bann der Wientalindustrie gerieten. Noch war das Flußbett nicht reguliert; es gab nur stellenweise hohe Kaimauern (Abb. 136). Bauformen verschiedener Art schlossen aneinander, Wohnhäuser an Fabriken, Lagerhallen an Werkstätten. Diese Mischung stand noch in einem ländlich geprägten Landschaftsbild, das den gesamten Wienflußlauf von Hietzing bis an die Grenzen der Inneren Stadt charakterisierte. Auch am Rande der Augebiete befanden sich Industriebauten. Sie bildeten mit bäuerlichen Betrieben und Gärtnereien ein willkürliches Nebeneinander.
137, 138
An die Stelle der spätestens in der Zwischenkriegszeit aufgelassenen gründerzeitlichen Produktionsstätten sind in den letzten Jahrzehnten Filialen und Niederlassungen großer Firmen getreten. Einige haben ihre Büros aus dem Stadtzentrum in die Randbezirke verlagert. Das Aussehen mancher Bauten, z. B. des BASF-Gebäudes (-> BASF) in Ober-St. Veit oder besonders des Wiener Allianz-Baues (-> Wiener Allianz) am Hietzinger Kai, wirkt landschaftsprägend. Die zahlreichen an der Westeinfahrt gelegenen vielgeschoßigen Gebäude (Wohnhausanlagen Hietzinger Kai Nr. 201-205f; Jugendwohnheim Ober-St. Veit mit Eingang in der Amalienstraße 51; BUWOG-Verwaltungsgebäude, Hietzinger Kai 131, Wohnhaus Eingang Amalienstraße 75; Merkur Warenhandels AG, Hietzinger Kai 133; Ford Hinteregger, Hietzinger Kai 125-127; Wiener Allianz Vers. A. G., Hietzinger Kai 101-105) bilden mit ihrer "Sky-line" (Abb. 137, 138) eine unnatürlich markante Nordabgrenzung des Bezirkes und schirmen den Wienfluß gleichsam ab, jenen Fluß, der einstmals eine natürliche Grenze war. Als Aufmerksamkeit erregende Signale künden sie lautstark dem vom Westen Kommenden nicht nur ihren Zweck an, sondern in erster Linie sich selbst.
Ein von der Gestaltung her auffallendes, technisch aufwendiges und zugleich graziles Zeichen an der Westeinfahrt Wiens setzt der 1992-94 umgebaute Hackinger Steg (-> Hackinger Steg) über Straße und Wienfluß. Die nicht unumstrittene Konstruktion verbindet Hacking mit Hütteldorf (14. Bezirk).
Ein unübersehbares Bauwerk und zugleich eine machtvolle Selbstdarstellung der ihm innewohnenden Institution ist das vor allem aus technischen Gründen an exponierter Lage errichtete ORF-Zentrum (-> ORF-Zentrum) auf dem Küniglberg.
Ein neuerer Versuch der Ortsgestaltung von Hietzing zeigte sich in der Errichtung eines Einkaufszentrums mit Hotel, Restaurants und ehemals auch Kino, dem EKAZENT (-> EKAZENT).
Seit einigen Jahren werden Überlegungen zum Bau einer Tiefgarage und Fußgängerzone um den Bereich des Hietzinger Platzes angestellt (-> Projekte für eine Tiefgarage und Fußgängerzone in Hietzing). Beide Vorhaben scheinen nur im Zusammenhang sinnvoll. Sie sind Teil des Bemühens, die alten Dorfmittelpunkte vor allem von Hietzing, Lainz und Ober-St. Veit wieder menschengerechter zu gestalten - einerseits durch Belebung mit verbesserter Infrastruktur und entsprechenden Einkaufsmöglichkeiten, andererseits durch Beruhigung des Individualverkehrs.
Auch das regulierte Wienflußbett - die rechte Seitenwand bildet die Bezirksgrenze - soll eine tiefgreifende Veränderung erfahren. 1984 wurde eine Kommission für die Neugestaltung des Gürtels sowie der Süd- und Westeinfahrt eingesetzt. 1988 empfahl sie, den Wienfluß wieder durchgehend als offenen Flußlauf zu führen. Durch Anhebung des Wasserspiegels und durch einen neuen Entlastungskanal für die Abwässer der angrenzenden Region soll es möglich werden, den Flußbereich zu einem erlebbaren und begehbaren Freizeitraum umzugestalten. Über dem neuen Kanal sollen Fuß- und Radwege führen, die eine durchgehende Verbindung von der westlichen Stadtgrenze bis zum Naschmarkt darstellen würden. Das Kanalprojekt soll bei der Wienflußmündung begonnen werden und nach 10-15 Jahren Bauzeit fertiggestellt sein.
Auf der Wienflußsohle könnte das Aufbringen einer naturnahen Substratschicht die ökologische Grundlage für Neuansiedlung von tierischem und pflanzlichem Leben fördern.
Der Straßenverkehr würde teils von der Verbauung abgerückt und teils in Kurztunnels geführt. Auch eine partielle Verlegung auf die U4-Trasse wird erwogen. Das Park and Ride-Angebot soll wesentlich erweitert werden.
Hietzing weist unter Einbeziehung des Lainzer Tiergartens mit ca. 75% den größten Grünlandanteil aller Wiener Bezirke auf; nur ca. 25% der Bezirksfläche sind verbaut. Mit 2000 ha Wald besitzt der Bezirk fast 1/3 des gesamten Waldbestandes von Wien.
Die Randlage am Wienerwald und das Luftreservoir des Lainzer Tiergartens mit seinen hügeligen Ausläufern, die teilweise zu den bewohnten Zonen zählen, die zahlreichen Kleingärten, die unverbauten Flächen des Roten Berges, Hagenberges und Hörndlwaldes sowie die Parkanlage von Schönbrunn tragen zu der hohen Wohnqualität bei. Hinzu kommt trotz ständig steigendem Wohnungsbestand - noch - eine relativ geringe Bevölkerungsdichte (1990: rund 318 Ew./ha; Wiener Durchschnitt: 397 Ew./ha). Hietzing liegt mit 56548 Einwohnern (31. 12. 1992) nur an 14. Stelle der Wiener Bezirke, obwohl es flächenmäßig der drittgrößte Bezirk ist.
139
Die Grünlage war ein nicht unwesentlicher Grund für den Bau diverser sozialer Einrichtungen, z. B. des ehemaligen Armenhauses in der Trauttmansdorffgasse 24, der ehemaligen Sanatorien am Himmelhof (-> Meierei am Himmelhof) und in der Auhofstraße (an der Stelle des h. St.-Josefs-Krankenhauses), der ehemaligen "Privatheilanstalt für Gemüths- und Nervenkranke" in der Jagdschloßgasse 23, 25 (-> Allgem. Krankenpflegeschule am Krankenhaus Lainz), des Geriatriezentrums und Spitales in Lainz (-> Geriatriezentrum am Wienerwald) (-> Krankenhaus Lainz), des Invalidenhauses in Lainz (-> Kirche zum hl. Johannes von Nepomuk), der Nervenheilanstalt am Rosenhügel - h. Neurologisches Krankenhaus (-> Neurologisches Krankenhaus d. Stadt Wien - Rosenhügel) -, des k. k. Waisenhauses und k. k. Taubstummeninstitutes in der Speisinger Straße - h. Orthopädisches Spital (-> Orthopädisches Spital) -, der ehem. "Pension für Offiziers-Witwen und -Waisen Österreich-Ungarns in Wien" in der Lainzer Straße 155/Chrudnergasse 2 (-> Pension für Offiziers-Witwen und -Waisen Österreich-Ungarns in Wien) oder des Bundesinstitutes für Gehörlosenbildung in der Maygasse (-> Bundesinstitut für Gehörlosenbildung). Das 1903 errichtete Haus St.-Veit-Gasse 59 (Abb. 139) war ursprünglich Säuglingsheim und Kindersanatorium. Carl Stöger plante das mit secessionistischen Stilelementen versehene, villenartige Gebäude für den im St. Anna Kinderspital tätig gewesenen Arzt Dr. Ernst Moro.
Die relativ große Zahl an Pensionisten- und Altersheimen im Bezirk trägt dazu bei, daß Hietzing im Vergleich zu allen anderen Bezirken Wiens mit ca. 33% den größten Anteil der Altersgruppe der über 60-jährigen aufweist (Wiener Durchschnitt: 24%).
140
Die naturverbundene Lage begünstigte aber auch die Errichtung diverser mehr oder weniger langlebiger Sportanlagen. Um 1900 bestand neben dem Hügelpark, zwischen Kupelwiesergasse, Elßlergasse, Larochegasse und Fichtnergasse, Gustav Hügels Sportetablissement "Pôle Nord". Der Eislaufplatz, der im Sommer zu einem Tennisplatz umgestaltet wurde, bestand bis etwa 1913. Der Name "Pôle Nord" lebte anfangs noch in einem Tennisverein am Gutzkowplatz weiter (h. Hietzinger Tennis Vereinigung "HTV"). Dessen leicht und pagodenartig wirkendes Clubhaus (Abb. 140) an der Premreinergasse wurde 1928/29 errichtet. Die ursprüngliche Formgebung durch Franz Bodenseher und Josef Rössler erfuhr in der Folge mehrmals Veränderungen.
Ein ungewöhnliches und mit feinen Details ausgestattetes Tennisclubhaus ist leider nicht mehr erhalten. Es befand sich an der Ecke Beckgasse/Mühlbachergasse und wurde 1928 von der Ateliergemeinschaft Franz Singer und Friedl Dicker entworfen (-> Tennisclubhaus Dr. Hans Heller).
Im Lainzer Tiergarten lag von 1927 bis zum Beginn der vierziger Jahre der schon erwähnte Golfplatz für den "International Country Club".
Auf dem Hagenberg in Hacking wurde schon ab 1900 der Schisport ausgeübt. Der Schipionier Mathias Zdarsky gründete in diesem Jahr den "Internationalen Alpen-Schi-Verein" und unterrichtete seine Schüler auch auf der Hagenbergwiese.
141
1948/49 errichtete Karl Kerschbaumer auf dem Hagenberg eine Schisprungschanze (Abb. 141) in Holzkonstruktion für die Schi-Union Wien. Die Initiative hiefür kam von Hermann Strobel, die Pläne stammen von Rudolf Schmidt, die Bauausführung erfolgte unter aktiver Mitarbeit von Mitgliedern des Ober-St. Veiter Schiclubs. Neben dem Schilaufen bestand somit auf diesem Nordhang innerhalb des Stadtgebietes von Wien die Möglichkeit des Schispringens. Bis zur letzten Sprungkonkurrenz 1978, bei der auch in einem Trainingssprung der Schanzenrekord von 46 m erzielt wurde, gab es insgesamt 60 Veranstaltungen. Die Schanze wurde am 2. 6. 1980 durch Brandlegung zerstört.

Die hohe Wohnqualität in diesem unverwechselbaren Teil von Wien wie auch die reiche und vielschichtige bauliche Vergangenheit der ehemals selbständigen Ortsgemeinden und später des gesamten Bezirkes müssen immer wieder Herausforderung sein, unverzichtbare Korrekturen dort anzubringen, wo Erhaltenswertes bedroht erscheint. Denkmalschutz einzelner Objekte, aber auch von Ensembles im Sinne des Schutzzonenplanes, kann zwar das ärgste verhindern, ausschlaggebend ist jedoch ein ständig durch die Bevölkerung einzumahnendes Kulturbewußtsein jener, die Verantwortung tragen.

Anhang

Verteilung der Bevölkerung im Gebiet des h. Landes Wien von 1700 - 1910 in %
Innere Stadt Vorstädte Vororte
um 1700 40 50 10
1754 28 63 9
1800 20,5 63,5 16
1869 7 62 31
1910 2,5 50,5 47*
* Gebiet der bereits eingemeindeten ehemaligen Vororte
Quellen: Um 1700 Schätzung aufgrund der Häuserzahlen in den Grundbüchern und Steuerkatastern.
1754 Seelenkonskription von 1754.
1795 WStLA. Hs A 110. In: Steinius, J. W. C.: Topographischer Landesschematismus oder Verzeichnis aller im Herzogthum unter der Enns befindlichen Ortschaften. 2 Bde. Wien: 1795/96.
1869 Amtliches Volkszählungsergebnis.
1910 Amtliches Volkszählungsergebnis.

Die Ortsteile im Bereitungsbuch von 1590, das zur Steuererfassung angelegt wurde und heute die älteste erhaltene Häuserstatistik von Niederösterreich darstellt
f 29 r S. Veit v Gehört herrn bischoffen zu Wienn hatt behauste güetter alda 88
Brandstätt 2
Item zway mühlen aine in Gern genanth die ander in Gottes Veld gehört auch herrn bischoffen zu Wienn
2
summa 92

f 39 v Hägging Gehört herrn Kneussel hatt behauste güetter alda 24

f 43 v Hietzing Gehört die obrigkeit herrn probstn zu Kloster Neupurg hatt behauste güetter
17

f 47 r Laintz Die dorff obrigkeit ist zwischen herrn bischoffen zu Wienn und herrn von Rattmanstorff strittig sein behauste güetter
42
Frau Khainin 2
Mühlen so herr bischoffen von Wienn die ain die Fraumühl die ander die Veldtmühl
2
summa 46

f 65 v Speising Gehört herrn grauen von Tribultz hat behauste güetter alda 18
Frau Khainin 2
Neustifftl 7
summa 27

Quelle: Nader, Helmut: Das Viertel unter dem Wienerwald im Spiegel des Bereitungsbuches von 1590/91. Diss. Wien 1974 (Dissertationen der Univ. Wien 114).

Einwohner- und Gebäudezahlen
Hacking Ober-St. Veit Unter-St. Veit Hietzing Lainz Speising Gesamt
Ew. Gebäude Ew. Gebäude Ew. Gebäude Ew. Gebäude Ew. Gebäude Ew. Gebäude Ew. Gebäude
1831 173 351 ? 1351 2101 331 1045 1602 355 48 3402 451 21233 4564
1849 297 37 1371 138 764 33 1825 160 360 47 509 41 5126 456
1869 810 137 2773 274 1009 101 3009 282 592 73 819 121 9012 988
1880 933 97 3456 329 1443 137 3006 277 836 106 1228 196 10902 1142
1890 1238 107 4074 354 2194 151 3720 313 1075 115 1481 203 13782 1243

1 1826, 2 1823, 3 1823-31 ohne Ober-St. Veit, 4 1823-31

13. Bezirk
Einwohner Gebäude
1890* 44006 2516
1900* 64564 3034
1910* 118506 3770
1934* 141207 7758
1939 45220 4923
1951 46908 5292
1981 55331 9282
1991 54909 9950

* Die Zahlen in diesen Jahren betreffen den 13. Bezirk mit den ehemaligen Ortsgemeinden Hietzing, Lainz, Speising, Ober-St. Veit, Unter-St. Veit, Hacking wie auch Penzing, Baumgarten, Breitensee und Teile von Mauer, Hütteldorf und Hadersdorf mit dem Auhof.

Quellen:
1823 Weidmann, Franz C.: Wien's Umgebungen. Bd. II. 4. Ausflug. S. 103; 5. Ausflug. S. 170; Bd. III. 9. Ausflug. S. 14.
1826 Seidl, Johann G.: Wien's Umgebungen. S. 187f.
1831 Schweikhart, Franz: Darstellungen.
1849 Angaben des Kreisamtes. Aus: Mayer, Ingeborg: Hietzing vom Vorort zum Großstadtbezirk.
1869 Orts-Repertorium des Erzherzogthumes Österreich unter der Enns. Auf der Grundlage der Volkszählung vom 31. Dec. 1869.
1880 Vollständiges Ortschaften-Verzeichnis der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder, nach den Ergebnissen der Volkszählung vom 31. December 1880. Wien: 1882.
Special Orts-Repertorium von Nieder-Österreich. Wien: 1883.
1890 Städtisches Jahrbuch. 1890. S. 13; Mayer, Ingeborg: Hietzing vom Vorort zum Großstadtbezirk.
1900 Gemeindelexikon von Niederösterreich, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1900. Wien: 1903.
1910 Spezialortsrepertorium von Niederösterreich, bearbeitet auf Grund der Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910. Wien: 1915.
1934 Die Ergebnisse der Österreichischen Volkszählung vom 22. März 1934, bearbeitet vom Bundesamt für Statistik. Wien: 1935.
1939 Groß-Wien in Zahlen. Wien: 1940. Gemeideverwaltung des Reichsgaues Wien. Statistische Abteilung.
1951 Österr. Statistisches Zentralamt. Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Juni 1951. Wien: 1952.
1981 Österr. Statistisches Zentralamt. Häuser- und Wohnungszählung 1981. Hauptergebnisse Wien. Beiträge zur Österr. Statistik. Heft 640/9.
Österr. Statistisches Zentralamt. Volkszählung 1981. Hauptergebnisse II. Wien: 1985.

Detaillierte Gebäudezahlen im 13. Bezirk. Volkszählung 1981
Gesamtzahl 9282

Bauernhöfe 2
Ein- oder Zweifamilienhäuser 4651
Drei- und Mehrfamilienhäuser 1915
Appartementhäuser, Ferienhäuser 1090
Überwiegend Wohnhäuser mit Geschäften u. Büros 652
Überwiegend Geschäfts- und Bürohäuser 190
Fabriken und Werkstätten 35
Öffentliche Gebäude 156
Sonstige 591


Detaillierte Gebäudezahlen im 13. Bezirk. Volkszählung 1991
Gesamtzahl 9950

Gebäude mit landwirtschaftlicher Nutzung 12
Ein- oder Zweifamilienhäuser, Appartementhäuser, Ferienhäuser 6102
Drei- und Mehrfamilienhäuser 1848
Wohngebäude zusätzlich anderer Nutzung (Geschäfte, Büros, etc.) 708
Überwiegend Geschäfts- und Bürohäuser 356
Fabriken und Werkstätten 117
Öffentliche Gebäude 137
Hotels, Gasthöfe, Pensionen 35
Sonstige 635


Städtebauliche Entwicklungsperioden
142

Flächennutzung
143

Grünnutzung
144

Schutzzonen
"In den Flächenwidmungs- und Bebauungsplänen können die wegen ihres örtlichen Stadtbildes in ihrem äußeren Erscheinungsbild erhaltenswürdigen Gebiete als in sich geschlossenes Ganzes (Schutzzonen) ausgewiesen werden." (§7(1)B0 Wien)
"Diese Festlegung (...) kann herangezogen werden für den Schutz ganzer Stadtteile, Häuserzeilen, Straßenzüge, Straßenraum- und Grünraumgestaltungen. Geschützt wird jeweils ein in sich geschlossenes Ganzes, d. h., daß in Schutzzonen einerseits Bauwerke enthalten sein können, die kulturhistorisch von Bedeutung sind, andererseits auch solche, die zwar keine besondere Bedeutung durch ihren Baustil oder ihre Bauform haben, aber dennoch durch ihre äußere Gestaltung das Ortsbild positiv beeinflussen. Abgeleitet von der Forderung nach einer geschlossenen Ganzheit können daher auch von Schutzzonen Gebäude erfaßt werden, die weder kulturhistorisch interessant sind, noch eine besondere Ausstrahlung auf das örtliche Stadtbild haben."
Die Schutzzonen "(...) stehen darüber hinaus unter dem Schutz der Haager Konvention zum Schutz von Kulturgütern in bewaffneten Konflikten. Sie sind dementsprechend zu kennzeichnen und dürfen nicht zerstört und nicht geplündert werden. (...) Andererseits werden alle dem Schutzziel entgegengesetzten Absichten, wie Grundstücks- und Gebäudespekulation, Abbruch und verdichteter Neubau, Veränderung und Reduzierung des überlieferten Erscheinungsbildes (z. B. Fassadenabschlagen, Zerstörung der typischen Wiener Kastenfenster, Wärmeschutzumhüllungen, Öffnung der Dachkörper, Verbauung unbebauter Hof- und Gartenflächen u. a.), Widmungsänderungen zu Ungunsten von Wohnungswidmungen und andere bestandsgefährdende Maßnahmen erschwert oder verhindert. (...) Neu- oder Umbauten [sind] in den Schutzzonen an die Nachbargebäude anzugleichen (...). Alle Abbrüche in den Schutzzonen bedürfen der Zustimmung des zuständigen Gemeinderatsausschusses und dürfen nur genehmigt werden, wenn das abzubrechende Objekt das Stadtbild stört, oder wenn die Instandsetzung der Wirkung auf das Stadtbild künstlerisch/kulturell oder technisch nicht gerechtfertigt ist."
145
Hinsichtlich der Rechtsgültigkeit der Flächenwidmungs- und der Bebauungspläne ist anzumerken: Mittels einer Verordnung des Stadtsenates vom Mai 1996 (MA21 B-VO 13/96) wurde festgestellt, daß für die dort aufgezählten Plandokumente die Flächenwidmungs- und Bebauungspläne im Sinne der Bauordnung für Wien in der Fassung des Art. 1 des Gesetzes LGBl Nr 10/1996 zu gelten haben.
Über den jeweils aktuellen Stand der rechtsgültigen Flächenwidmungs- und Bebauungsplanung gibt die örtliche Baubehörde (MA37) Auskunft, die entsprechende Plandokumente können bei der MA21 erworben werden.

BAUWERKE IM ZUSAMMENHANG MIT DER HISTORISCHEN ENTWICKLUNG

Auhof
Wolfrathplatz
Pfarrkirche Ober-St. Veit
Erzbischöfliches Schloß
Meierhof St. Veit 129
Mesnerhaus 133
Pfarrhof und Kaplanhaus St. Veit 136
Pfarrhof 136
Kaplanhaus 139
Schule (Ober-) St. Veit 140
Hietzinger Hauptstraße 153 145
Hietzinger Hauptstraße 145, Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1, Einsiedeleigasse 3 148
Hietzinger Hauptstraße 145 149
Hietzinger Hauptstraße 147/Einsiedeleigasse 1 152
Einsiedeleigasse 3 155
"Puraner" (Schweizertalstraße 4) 157
Schweizertalstraße 18 159
Hackinger Schloß 161
Mühle, "Lederey", Baumwollmanufaktur und Gasthaus in Hacking am linken Wienflußufer 166
Mühle 166
"Lederey" 169
Gasthaus "Zum Deutschen Orden" 171
Baumwollmanufaktur, später Färberei 174
Faistenmühle 178
Schloß Schönbrunn 183
Schloßkapelle 193
Theater 194
Gartenanlage 195
Gloriette 198
"Römische Ruine" 200
Menagerie 201
Tirolerhäuser 203
Meierei im ehemaligen Kronprinzengarten 206
Kaiserstöckl 207
Glashäuser in Schönbrunn 210
Großes Palmenhaus 210
Sonnenuhrhaus 215
Jagdschloß 216
Hauskapelle im alten Trakt des Jesuitenkollegs 220
"Kleines Herrschaftshaus" 221
Gartenpalais de (di) Pauli von Enzenbühl (Entzebühel) 223
"Wambacher" 227
Hietzinger Theater 230
Dommayers Casino 234
Meierei am Himmelhof 238
Neue Welt 241
Hotel "Hietzinger Hof" 243
Tennisclubhaus Dr. Hans Heller 246

SAKRALARCHITEKTUR

Vorbemerkung 250
Baubeschreibungen Sakralarchitektur 253
Nikolaikapelle (Eustachiuskapelle) 254
Pfarrkirche Hietzing 258
Pfarrhof Hietzing 265
Pfarrkirche Ober-St. Veit 268
Mesnerhaus (h. St. Vitus-Haus) 268
Pfarrhof St. Veit 268
Kaplanhaus St. Veit 268
Die ehemalige Lainzer Pfarrkirche 269
Schloßkapelle Schönbrunn 275
Kloster und Altenheim St. Josef 276
Hummel- oder Malfatti-Kapelle 280
Dominikanerinnenkirche 282
Faniteum 284
Versorgungsheimkirche 289
Kirche "Zum hl. Johannes von Nepomuk" 290
Kirche St. Josef 295
Kamillianerkirche und -kloster 296
Kapelle im Krankenhaus Lainz 298
Einsiedelei, h. St. Josefs-Heim 299
Kapelle "Zum kostbaren Blut" 302
Hauskapelle im Franziskusheim 303
Kapelle im Elisabethheim 304
Pfarrkirche "St. Hubertus u. Christophorus am Lainzer Tiergarten" 305
Kapelle im Orthopädischen Spital 309
Evangelische Friedenskirche 310
Kirche im Pallottihaus 312
Pfarrkirche "Zum Guten Hirten" 315
Pfarrkirche "St. Hemma" 319
Pfarrkirche Unter-St. Veit 321
Pfarrkirche Lainz-Speising 324
Kapelle im Oblatenkloster St. Paul 328
Don-Bosco-Haus mit Bildungshauskapelle 329
Ehem. Kapelle im St.-Josef-Krankenhaus 331
Neue Kapelle im St.-Josef-Krankenhaus 332
Synagoge 334

ÖFFENTLICHE BAUTEN

Spitalsbauten, Sanatorien, Altersheime 338
Ehem. "Pension für Offiziers-Witwen und -Waisen Österreich-Ungarns in Wien" 339
Allgemeine Krankenpflegeschule am Krankenhaus der Stadt Wien, Lainz 342
Geriatriezentrum am Wienerwald 345
Männer- und Frauenheime 347
Ehepaarheime 348
Krankenheime 348
Beobachtungshaus 348
Isolierhaus 348
Küchengebäude 349
Wäschereigebäude 349
Josef Wild´sches Stiftungshaus 349
Kirche im Geriatriezentrum am Wienerwald (Versorgungsheimkirche) 350
Einsegnungskapelle und Leichenhaus 352
Krankenhaus Lainz 353
Das Verwaltungsgebäude 357
Interne Abteilung, Gebäudeteile III und V 358
Krankensäle 358
Tuberkulosepavillon 359
Kapelle im Krankenhaus Lainz 361
Orthopädisches Spital 362
Kirche St. Josef 366
Kapelle im Orthopädischen Spital 368
Neurologisches Krankenhaus der Stadt Wien – Rosenhügel 369
Kapelle im Neurologischen Krankenhaus der Stadt Wien am Rosenhügel 374
Neurologisches Krankenhaus der Stadt Wien – Rosenhügel, Pavillon "C" 375
Schulbauten 377
Bundesgymnasium Fichtnergasse 378
Bundesgymnasium, Bundesrealgymnasium und Wirtschaftskundliches Bundesrealgymnasium Wenzgasse 383
Lyzeum 1906 384
Erweiterungsbau 1930/31 385
Erweiterungsbau 1990–92 387
Otto-Glöckel-Schule 389
Internatsanlage des Konvents der Dominikanerinnen in Wien-Hacking 392
Bundesinstitut für Gehörlosenbildung 395
Schule 396
Kindergarten 396
Heim 397
Verkehrsanlagen 398
Wiener Verbindungsbahnen 399
Stellwagen (Stallung und Remise) 402
Stationsanlagen für die Dampftramway zwischen 1886 und 1898 405
Stadtbahn 408
Haltestelle Ober-St. Veit (1896/97) 410
Haltestelle Schönbrunn (1896/97) 411
Hofpavillon (1896-99) 411
Stationsgebäude der U-Bahn 413
Station Ober-St. Veit 414
Station Unter-St. Veit 414
Station Braunschweiggasse 414
Station Hietzing 415
Station Schönbrunn 415
Kennedybrücke 417
Hackinger Steg (Umbau) 421
Wasserbehälter der Ersten Wiener Hochquellen-Wasserleitung 423
Magistratisches Bezirksamt für den 13. und 14. Bezirk 426
ORF-Zentrum Wien 428
Projekte für eine Tiefgarage und Fußgängerzone in Hietzing 431

BÜRO- UND GESCHÄFTSBAUTEN

Einkaufszentrum Hietzing (EKAZENT) 436
Ehem. Büro- und Wohnhaus Claus Grothusen OHG (bis Dez. 1989) 439
Ehem. Bürohaus Claus Grothusen OHG 441
Bank Austria 444
Verwaltungsgebäude der Wiener Allianz 446
BASF Österreich GmbH 448

SIEDLUNGEN

Siedlung "In der Hagenau" (sog. "Lainzer Cottage", "Beamten Cottage")
Ostmarksiedlung
SAT (Siedlung Auhofer Trennstück)
Siedlung Friedensstadt
Hermesstraße 77
Künstlersiedlung
Siedlung Hermeswiese / Lainz-Speising
Siedlung Lockerwiese
Malfattisiedlung
Werkbundsiedlung
Fertigteilhaus-Mustersiedlung
Siedlung Hagenberg
Wohnhausanlage Josef Afritsch
Alban-Berg-Weg 1

Allgemeine Entwicklung

In der vorliegenden Bestandsaufnahme ist "Siedlung" als eine einheitlich geplante, in der Regel genossenschaftlich organisierte, dichte Einfamilienhausbebauung im städtischen Bereich zu verstehen.

Derartige Siedlungen entstanden in den Großstädten am Ende des 19. Jahrhunderts als Reaktion auf jene sozialen und städtebaulichen Entwicklungen, die besonders in den Mietskasernen unzumutbare Wohnverhältnisse mit sich brachten. Sie gaben vielen Menschen endlich eine Chance, gesünder und würdiger zu leben. Da die Organisation der Siedlungen in den Anfängen durch ein hohes Maß an Selbsthilfe und Eigenverantwortlichkeit gekennzeichnet war, bewirkte sie eine Aufwertung des ''unfreien" Mieters zum freien Siedler und war somit ein neuer gesellschaftspolitischer und kultureller Ansatz in Richtung einer fortschreitenden Demokratisierung.

Die Verwirklichung dieser neuen Lebensform in der Großstadt setzte die Erarbeitung von gesellschaftlichen und architektonischen Visionen voraus, von denen einige bis in das 18. Jahrhundert zurückzuverfolgen sind. Zum ersten Mal versuchte man sie in jenen Ländern zu verwirklichen, welche die industrielle Entwicklung vorantrugen, in England, Frankreich und Deutschland, in Staaten also, in denen die neu entstandenen Wohnprobleme besonders dringend einer Lösung bedurften.

Ein Ansatz, der als Vorbild dienen konnte, war im ausgehenden 19. Jahrhundert die aus England stammende Gartenstadtidee. Dort hielt man selbst in den hochindustrialisierten Städten am Wohnen in den althergebrachten Einfamilienhäusern fest. In London lebten um 1900 lediglich 15% der Einwohner in Zinskasernen (zum Vergleich: in Wien wohnten zu dieser Zeit ca. 80% in mehrstöckigen Miethäusern; in Hietzing, das damals auch Teile des h. 14. Bezirkes umfaßte, ca. 60% ).

Im Jahre 1898 veröffentlichte Ebenezer Howard sein Buch "To-morrow", dessen erweiterte Fassung 1902 unter dem Titel "Garden cities of to-morrow" erschien und ein neues Denken einleitete. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, daß durch die Schaffung neuer wirtschaftlicher Verhältnisse ein Ausgleich zwischen Land und Stadt gefunden werden müsse, um das ausufernde Wachstum der Städte ebenso zum Stillstand zu bringen wie den Rückgang der Landbevölkerung. Er sieht die Lösung des Problems im neu zu schaffenden "Stadt-Land" bzw. in der Gartenstadt. Er hält sie nicht nur für eine Möglichkeit der Stadterweiterung oder eine Form der Vorstadt, sondern für den Idealtypus der Stadt schlechthin.

Howard fordert:

  1. Das Gelände der Gartenstadt hat Eigentum einer gemeinnützigen Körperschaft, die auch die Verwaltung innehat, zu sein. Die Grundstücke dürfen nicht verkauft werden, damit Spekulationen vermieden werden.
  2. Es ist ein Gesamtplan für die Stadt auszuarbeiten. Die Bevölkerungszahl soll 30 000 Einwohner nicht übersteigen.
  3. Das Gesamtgebiet der Stadt besteht aus zwei Teilen, aus dem Stadtgebiet, welches nach Bebauung aller Parzellen keine weitere Ausdehnung erfahren darf, und aus einem vorgelagerten Grüngürtel, der hauptsächlich zur Selbstversorgung landwirtschaftlich genutzt werden soll.
  4. Das Parzellenausmaß beträgt mindestens 190 m2.
  5. Der nötige Raum für Plätze und öffentliche Gebäude, z. B. Kirche und Theater, ist beim Entwurf des Gesamtplanes vorausschauend festzulegen.

Außerdem verlangt Howard noch eine Reihe anderer Maßnahmen, von denen die meisten die Infrastruktur betreffen.

Die Idee einer derartigen Stadtgestaltung fand überraschend gute Aufnahme, vor allem bei der englischen Öffentlichkeit, sodaß im Jahr 1899 die "Gartenstadtgesellschaft" gegründet werden konnte. Im Jahr 1903 wurde die erste Gartenstadt, das 50 km vom Zentrum Londons entfernte Letchworth, der Benützung übergeben. Der große Erfolg führte zur Gründung weiterer bedeutender Anlagen. Neben diesen Städten, die dem Howardschen Konzept streng folgten, haben sich eine Reihe von Gartenvorstädten, die man mit den späteren Anlagen in Wien vergleichen kann, gebildet.

Das englische Beispiel wirkte in Mitteleuropa in erster Linie durch die 1902 von Adolf Otto und Bernhard Kampffmeyer gegründete Deutsche Gartenstadt-Gesellschaft.

Am 24.2.1907 wurde in Wien die "Zentralstelle für Wohnungsreform in Österreich" gegründet. Sie strebte die Dezentralisierung des Wohnungswesens, die Durchführung einer Bodenreform, die Förderung der Gartenstadtbewegung und vor allem die Schaffung der gesetzlichen Voraussetzungen für die genannten Vorhaben an. Diese Ziele versuchte die Zentralstelle durch breite Öffentlichkeitsarbeit, wissenschaftliche Tätigkeit und regen Gedankenaustausch mit Reformbewegungen anderer Länder zu erreichen. Sie existierte bis 1921. Nach dem Tod der Obmänner Rudolf Maresch und Julius Koch wurden ihre Ziele durch den von Siegfried Sitte gegründeten "Bund österreichischer Bodenreformer" weiterverfolgt. Bemerkenswert ist, daß diesem Bund Mitglieder aller damals in Österreich bestehenden politischen Lager angehörten.

Es läßt sich feststellen, daß vor 1914 zwar das geistige Konzept der Gartenstadtbewegung in Wien einem Vergleich mit dem Ausland durchaus standhalten konnte, die praktische Entwicklung aber etwa gegenüber Deutschland um mindestens 10 Jahre zurückgeblieben war. Der Grund hiefür war in erster Linie das Fehlen rechtlicher Voraussetzungen. Eine Weiterentwicklung verhinderten aber auch soziale Probleme wie Wohnungsnot und Unterversorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln. Erst allmählich gelang es der Stadt Wien, diese Schwierigkeiten zu bewältigen. Wie leistungsfähig hingegen der intensive Gartenbau der schon vor dem Ersten Weltkrieg errichteten und ausgebauten Berliner Gartengenossenschaft war, zeigt, daß sie im Jahr 1919, selbst in großer Not, noch so viel Obst und Gemüse produzierte, daß man damit zur Versorgung der Bevölkerung Wiens beitragen konnte.

Welchen Aufschwung aber die Gartenstadtbewegung in den zwanziger Jahren in Wien nahm, läßt sich aus folgenden Zahlen erkennen: 1914 gab es rund 500 Kleingärten, 1921 waren es bereits 30 000.

Ein anderer Versuch, die eingangs erwähnten Visionen einer Verbesserung der Lebensformen in der Großstadt zu verwirklichen, ist in der Kleingartenbewegung, die vor allem durch Daniel Schreber und Leberecht Migge geprägt wurde, zu sehen. Sie vertritt eine reformierte Gesundheitsideologie, die im Bebauen eines kleinen Gartens neben den ökonomischen Vorteilen einen erfolgreichen Kampf gegen Großstadtkrankheiten, vor allem gegen die Tuberkulose, sah. In Österreich entstand der erste Schrebergarten 1904 in Deutschwald bei Purkersdorf (Niederösterreich). Auf Wiener Boden konstituierte sich der erste derartige Verein 1911 im h. 14. Bezirk, im Rosental.

Die Kleingärten waren für jene Menschen, die in Miethäusern wohnten und einen Nutzgarten am Stadtrand besaßen, der einzige natürliche private Lebensraum und damit eine Alternative zu den Siedlungen. Da aber viele Kleingärtner ohne behördliche Genehmigung ihre Gartenhäuschen zu ganzjährig benutzbaren Wohnhäusern ausbauten, kann die Schrebergartenbewegung in gewisser Weise auch als Vorläufer der Siedlungen angesehen werden.

Einen anderen Ansatz, die Fehlentwicklung im Städtebau zu korrigieren, sah der Wiener Baumeister und Städteplaner Camillo Sitte (1843-1903): "Moderne Systeme! Jawohl! Streng systematisch alles aufzufassen und nicht um Haaresbreite von der einmal aufgestellten Schablone abzuweichen, bis der Genius totgequält und alle lebensfreudige Empfindung im System erstickt ist, das ist das Zeichen unserer Zeit" . Gegen einen gleichförmigen, künstlich geschaffenen Raster stellte Sitte unregelmäßige Straßen und Plätze, wie sie sich im Laufe der Zeit entwickelten. "Eine Stadt [soll] so gebaut sein, um die Menschen sicher und zugleich glücklich zu machen. Zur Verwirklichung des letzteren dürfte der Städtebau nicht bloß eine technische Frage, sondern müßte im eigentlichsten und höchsten Sinne eine Kunstfrage sein".

Die Postulate C. Sittes fanden z. T. auch im Siedlungsbau Berücksichtigung, zumal dort, wo man versuchte, die Qualität der gewachsenen Struktur eines Ortes durch die Schaffung von Zentren und in der unregelmäßigen Anordnung von fließenden und beruhigten Zonen nachzuvollziehen.

Entwicklung in Wien

"Diese Bewegung imponierte Loos. Das erste Mal in seinem Leben lernte er Solidarität, Aufopferung, Idealismus und damit die ganze Kraft einer großen Volksbewegung kennen. Das beeindruckte ihn tief. Am Tage einer Demonstration der Siedler, bei der diese Grund und Boden, Baumaterial und Subventionen forderten, erschien ein Artikel von Loos in einer Wiener Tageszeitung. Darin hieß es: 'Die neue Bewegung, die so viele Bewohner dieser Stadt erfaßt hat, die Siedlungsbewegung, verlangt auch neue Menschen'. Der Artikel schloß mit den Worten: 'Hut ab vor den Siedlern'."

Während des Ersten Weltkrieges wurde die von Bürgermeister Dr. Karl Lueger begonnene Grunderwerbspolitik von der Gemeinde Wien fortgesetzt. Von 1914 bis 1919 konnten rund 350 ha Bauland innerhalb und außerhalb des Stadtgebietes erworben werden. 1916 wurde eine Wertzuwachssteuer für Grundstücke als Maßnahme gegen die überhandnehmende Bodenspekulation eingeführt. Gewinne sollten nicht dem einzelnen, sondern der Allgemeinheit zugute kommen. Die einsetzende Inflation machte diese Maßnahme aber vorerst wirkungslos.
Die Entwicklung der Stadt- bzw. Stadtrandsiedlungen in der Zwischenkriegszeit weist entsprechend der Geschichte der Siedlerbewegung drei wesentliche Phasen auf:

  • die aufgrund der akuten Wohnungsnot in Selbstorganisation entstandenen Siedlungen,
  • die am Beginn der zwanziger Jahre - als die Siedlerbewegung von politischen Autoritäten und auch von namhaften Architekten unterstützt wurde - von Genossenschaften angelegten Siedlungen
  • sowie die von der Gemeinde Wien errichteten Siedlungen.

1921, in der zweiten Phase, wurde Adolf Loos zum Chefarchitekt des Siedlungsamtes bestellt. Er führte diese Tätigkeit - mehr als ein Jahr lang ohne Bezahlung - mit großem Engagement für die Siedler und gegen so manche Sabotageakte der Rathausbürokratie aus. "Durch die Form und Bauart des Heims und des Gartens wollte er - sein altes Ideal - den Arbeiter zum Gentleman umformen, erziehen. Verbauungsplan und Hausform ließ er ganz vom Fruchtgarten her bestimmen und entwerfen; der stand im Zentrum jeder Siedlerstelle und hatte vielfache Jahresernte zu tragen. Sukzessiver Ausbau des Hauses, Südorientierung und maximale Verglasung des Gartens, Wohnküche, Sonnenmauern, Kellerlosigkeit, getrennte Kinderschlafzimmer, Eigenbereitung von Klima und Boden durch den Siedler, das waren seine Leitlinien. Die Siedlung sollte neue Menschen schaffen, neues Familien- und Kinderglück, sinnvolle Freizeitnützung und gesunde Nahrungsreform."

Neue Organisationen, wie die Siedlerverbundwirtschaft, leisteten der Einzelgenossenschaft Hilfsdienste aller Art. 1921 wurde die GESIBA gegründet, die Gemeinwirtschaftliche Siedlungs- und Baustoffanstalt, welche billige Baumaterialien für Siedler, aber auch Baukredite zur Verfügung stellte.

Ebenfalls 1921 wurde durch den Zusammenschluß verschiedener kleiner Siedlervereine der "Verband für Siedlungs- und Kleingartenwesen" konstituiert. Eines der wichtigsten Ziele dieser Vereinigung war es, neben Wohnungsbau und Gartenbau auch gemeinschaftliches Leben innerhalb der Siedlung durch die Errichtung von Genossenschaftshäusern, die verschiedenen Veranstaltungen dienen sollten, zu ermöglichen. Der Verband zählte 1922 bereits 50 000 Mitglieder.

Den ersten Genossenschaften gehörten vor allem Kriegsheimkehrer, Krankenhausangestellte, Eisenbahner, Straßenbahner, Bildende Künstler, Postbedienstete und auch Kleingartenvereine an. Binnen kürzester Zeit entstanden 50 Genossenschaften; die meisten standen der sozialdemokratischen Partei nahe, wenige Ausnahmen, z. B. die Genossenschaft "Heim", waren christlich-sozial orientiert. Bei der größten Wiener Siedlerdemonstration am 3.4.1921 fehlte der 1915 gegründete, christlich-sozial geprägte "Rechtsverband der gemeinnützigen Bauvereinigungen". Dies zeigt, daß die österreichische Genossenschaftsbewegung bereits in konkurrierende politische Lager gespalten war. Allerdings wurde nach dieser Demonstration 1921 das Gesetz zur Errichtung des Bundes-, Wohn- und Siedlungsfonds beschlossen, und zwar gemeinsam von christlich-sozialer Regierung und sozialdemokratischer Opposition.

Im Laufe der Zeit wurden die genossenschaftlichen Betreuungsorganisationen immer mehr von der Stadtverwaltung verdrängt, welche die Planung an Architekten ihrer Wahl vergab. Deren Konzepte wurden von öffentlichen Körperschaften verwirklicht.

In den Grundrissen der verschiedenen Haustypen wird die lange Tradition des englischen Arbeiterwohnungsbaues spürbar. Im Erdgeschoß liegen Wohnküche und, von dieser getrennt, meist die zum Garten gerichtete Spülküche sowie Kleintierställe. Unterschiede bestehen meist nur in der Anordnung der Treppe in den ersten Stock, wo sich die Schlafräume befinden.

Der gegenwärtige bauliche Erhaltungszustand der Genossenschafts- und Gemeindesiedlungen - immerhin rund 65 Jahre nach ihrer Errichtung - ist allgemein gut. Sicherlich ist dies zum Großteil auf die Opferbereitschaft und den persönlichen Einsatz der Siedler zurückzuführen, und die in der Anfangszeit geäußerte Befürchtung, die Siedlungen würden keine lange Lebensdauer haben, erwies sich als unbegründet.

Obwohl Stadtrat Franz Siegel (1876-1927), dem das Stadtbauamt unterstellt war, noch in der Gemeinderatssitzung vom 4.3.1921 den Flachbau befürwortete, was auch schon 1916 die Leiter des damals unter dem Bürgermeister Dr. Richard Weißkirchner gegründeten Wohnungsamtes getan hatten, kam es in den frühen zwanziger Jahren im öffentlichen Wohnbau dennoch zu einer Akzentverschiebung. In der architektonischen Auseinandersetzung trat der "Genossenschaftssozialismus" mit seinen Siedlungen und Kleinhausanlagen gegenüber dem "Kommunalsozialismus" mit dem später so genannten "Superblock", z. B. dem Karl Marx-Hof, in den Hintergrund.

1921 Siedlungshäuser 55% des gesamten Wohnbauprogramms
1922 Siedlungshäuser 39% des gesamten Wohnbauprogramms
1923 Siedlungshäuser 28% des gesamten Wohnbauprogramms
1924 Siedlungshäuser 14% des gesamten Wohnbauprogramms
1925 Siedlungshäuser 4% des gesamten Wohnbauprogramms
(Aus: Novy, Klaus und Wolfgang Förster: einfach bauen. S. 31.)

Eine Ursache für diese Entwicklung lag in der möglichen Geldersparnis, da vor allem Grund- und Aufschließungskosten bei der Blockbauweise geringer sind. Ein anderer nicht zu unterschätzender Grund für die Bevorzugung dieser Bauweise war aber auch die Angst der Sozialdemokratie vor Individualisierung und Verbürgerlichung der Arbeiter in den Einfamilienhäusern und dem damit verbundenen Verlust des Gemeinschafts- und Zusammengehörigkeitsgefühles, das in der Anlage der sog. Superblocks mit entsprechenden Gemeinschaftseinrichtungen nicht so bedroht erschien.

1926 ergab sich durch den "Internationalen Städtebaukongreß", der in Wien stattfand, noch einmal die Möglichkeit einer Wende. Die Tagung blieb jedoch, obwohl die Mehrzahl der Delegierten für den Flachbau eintrat, ohne tiefgreifende Wirkung. Auch die kurz vorher von Josef Frank geäußerte scharfe Kritik an den Superblocks, dem "Volkswohnungspalast" , konnte deren Bevorzugung durch die Gemeindeverwaltung nicht verhindern.

Nach 1945 überließ die Gemeinde den Flachbau fast zur Gänze privaten und gemeinnützigen Bauunternehmungen. Eine der wenigen Ausnahmen bildet die im Jahre 1949 errichtete Per-Albin-Hansson-Siedlung im 10. Bezirk.

Die große Bedeutung des Siedlungsbaues in der Zwischenkriegszeit als soziale und humane Tat, aber auch als Hilfe zur Identitätsfindung einer Gesellschaftsschicht fand nach dem Zweiten Weltkrieg aus verschiedenen Gründen keine Fortsetzung. Die nach 1945 dringend benötigten Wohnungen entstanden im Auftrag der Gemeinde zumeist in Blockbauweise. Das Ziel, die Gemeinschaft innerhalb eines Siedlungsverbandes ideologisch zu prägen, wurde vor allem in den Jahren des wirtschaftlichen Aufschwunges nicht erreicht. Die soziale und wirtschaftliche Entwicklung brachte für immer mehr Menschen einen gehobeneren Lebensstandard, der sich in einem so sensiblen Gebilde wie dem der Siedlung bemerkbar machen mußte. Die Anforderungen an die Wohnqualität stiegen, der Bedarf an Wohnfläche nahm zu. Die bestehenden Siedlungen wurden von den Bewohnern meist in Eigeninitiative den erhöhten Ansprüchen angepaßt; die derart vollzogenen baulichen Veränderungen sind dort am stärksten ausgeprägt, wo ursprünglich der geringste Komfort zu finden war, also bei den frühen Bauten und bei den Nebenerwerbssiedlungen, die von Anfang an als "Kernhaus"-Anlagen konzipiert und für einen individuellen Ausbau vorgesehen waren. Sie sind heute kaum mehr als einheitlich geplante Siedlungen erkennbar, wie dies u. a. die im 13. Bezirk gelegenen Beispiele SAT und Friedensstadt zeigen.

Leider zerstörten individuelle Eingriffe häufig das geschlossene äußere Bild. Oft wurden Anbauten ausgeführt und Details entstellt, wie beispielsweise Türen und Fenster, die ohne Rücksicht auf den Maßstab und die Ganzheit einer Fassade Veränderungen erfuhren.

Wenn Otto Neurath 1923 über die Siedlungen schreibt: "Nicht ein einzelnes Haus ist Gegenstand der Gestaltung, sondern die Häusergesamtheit: Das einzelne Haus ist wie ein Ziegel in einem Gebäude", so wurde das Gemeinsame eben durch viele Bewohner, die über der Individualität des Einzelhauses immer weniger die Gesamtheit der Anlage sahen, in Frage gestellt.

Der Verlust an Kollektivgeist machte sich dort am deutlichsten bemerkbar, wo man das Verbindende am stärksten betonte, bei den Gemeinschaftseinrichtungen. Diese wurden nach einiger Zeit kaum noch benützt, da man die Hilfe der Gemeinschaft, so scheint es, infolge der verbesserten finanziellen Situation entbehren konnte. Die Siedlungen verloren daher immer mehr ihren durch städtebauliche, soziale und kulturelle Ausstrahlung unverwechselbaren Charakter.

Der Siedlungsbau der letzten Jahrzehnte tendierte, der erwähnten Entwicklung entsprechend, immer mehr zum individuell abgeschlossenen Wohnen ohne Gemeinschaftseinrichtungen der alten Art. Gemeinschaft existierte nur mehr im kleinen Kreis als gegenseitige Hilfe, als frei gewählte Möglichkeit ohne ideologischen Hintergrund. Diese, verglichen mit der Zwischenkriegszeit, andere Art des Gemeinschaftsverständnisses war nicht nur durch veränderte ökonomische Voraussetzungen, sondern auch durch die zunehmende Entideologisierung begründet.

Entwicklung in Hietzing

Auch im 13. Bezirk finden sich Beispiele für die wesentlichen Entwicklungsphasen des Wiener Siedlungsbaues. Die bereits 1904 vom "Ersten Wiener-Beamten-Bau-Verein" errichtete Siedlung "In der Hagenau" - das sog. "Lainzer Cottage" - weist verschiedene Haustypen in Reihe um eine U-förmige Gasse auf. Die dreigeschoßigen Häuser waren für kinderreiche Familien höherer Beamter geplant und entsprachen in Dimension und Ausstattung dem bürgerlichen Mittelstand.

Die z. T. noch vor dem Ersten Weltkrieg geplante und gebaute Ostmarksiedlung (1913-15, 1921/22; Fasangartengasse, Wattmanngasse) ist stark von der englischen Gartenstadtbewegung geprägt, erhebt aber geringeren sozialen Anspruch und erweist sich im Grunde als eine auf verschiedene Art angeordnete Kombination von Einfamilienvillen, die z. T. auch freistehend inmitten eines Gartens gebaut wurden.

Die früheste Phase der Siedlungsentwicklung in Wien nach dem Ersten Weltkrieg, das Siedeln in Selbstorganisation, ist im 13. Bezirk in den mit Grundstücksbesetzungen verbundenen Anfangsversuchen zur Siedlung Friedensstadt (1920; Hermesstraße, Großer Ring, Kleiner Ring), und in der Siedlung SAT (ab 1920; Wittgensteinstraße, Speisinger Straße) verwirklicht.

Zur zweiten Phase, zu den von Genossenschaften errichteten Anlagen, gehören die Siedlungen Friedensstadt (ab 1921), die Künstlersiedlung (1922-25; Riedelgasse) und ein Teil der Hermeswiese (1923-27; untere Hermesstraße, Hochmaisgasse).

Zur dritten Phase, zum Siedlungsbau unter der Leitung der Gemeinde Wien, gehören u. a. ein weiterer Teil der Hermeswiese (1923-27, 1929; Dvorakgasse), die Siedlung Lockerwiese (1928-32, 1938; Wolkersbergenstraße, Versorgungsheimstraße) und die Werkbundsiedlung (1930-32; Jagdschloßgasse, Veitingergasse). Letztere wurde von der Heimbauhilfsorganisation der Gemeinde finanziert. Die relativ teuren Häuser konnten erworben werden, die Grundstücke blieben aber im Besitz der Gemeinde. 1939 übernahm sie die nicht verkauften Häuser in ihre Verwaltung und vermietete sie. 1951-53 wurde von der Stadt Wien in Zeilenbauweise die Kongreß-Siedlung (Dr.-Schober-Straße, Kalmanstraße, Lainzerbachstraße) errichtet. Ihr Name erinnert an den 1953 in Wien abgehaltenen 11. Internationalen Städtekongreß.

Mit Unterstützung des Bundes, der preisgünstige Gründe zur Verfügung stellte, wurden von den Eigentümern selbst die Zollwache-Siedlung (1931/32; Kalmanstraße, für Beamte der Zollwache) und die Polizei-Siedlung (1932/33; Dr.-Schober-Straße, für Polizeibeamte) gebaut.

Zwischen 1930 und 1932 entstand die Malfatti-Siedlung (Franz-Schalk-Platz), eine von der Reichsversicherungsanstalt finanzierte Anlage von 14 Zweifamilienhäusern in Reihenbauweise sowie einem Einfamilienhaus. Die Siedlung überzeugt durch Sparsamkeit im Aufwand, ohne jedoch in formaler Hinsicht und in Bezug auf die Kommunikationsmöglichkeiten der Bewohner untereinander Qualität einzubüßen.

Die erwähnte Hinwendung zum individuellen, abgeschlossenen und uneinsehbaren Privatbereich ist bei der "Fertigteilhaus-Mustersiedlung" (1953/54, Veitingergasse) zu bemerken, die darüber hinaus ein anschauliches Beispiel für ökonomisches Bauen in Serie mit weitestgehend reduzierter Konstruktion ist.

1954-56 wurde mit finanzieller Unterstützung der Wiener Städtischen Versicherungsanstalt von der "Vindobona"-Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft die Hagenberg-Siedlung (Erzbischofgasse, Himmelhofgasse) gebaut. Sie kann nur bedingt als Siedlung im eingangs definierten Sinn gelten, da es sich bei dieser Anlage nicht um Einfamilienhäuser, sondern um 20 Mehrfamilienhäuser mit je sechs bis acht Wohnungen handelt, denen individuell nutzbare Gärten fehlen. Die großzügig bemessenen Grünflächen sind allen Bewohnern gleichermaßen zugänglich. Dennoch vermittelt die Anlage der relativ klein dimensionierten Häuser den äußeren Eindruck einer Siedlung. Sie war als kostengünstiger Beitrag zur Linderung der extremen Wohnungsnot nach dem Zweiten Weltkrieg gedacht.

1963-65 wurde von der Siedlungsgenossenschaft "Volksbau" am Alban-Berg-Weg die Wohnhausanlage Josef Afritsch errichtet, an der wieder die Tendenz zum abgeschlossenen, persönlichen Wohnbereich deutlich wird.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die im 13. Bezirk seit Beginn des 20. Jahrhunderts entstandenen und in diese Dokumentation aufgenommenen Siedlungen.

Siedlung Adresse Bauzeit Bauträger Planung Wohneinheiten

In der Hagenau ("Lainzer Cottage")
In der Hagenau 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 11, 13, 15, 17, 19, 21, 23, 25, 27 Veitingergasse 67
1904
Erster Wiener-Beamten-Bau-Verein
Carl Holzmann Maschke
19

Ostmarksiedlung
Fasangartengasse Melchartgasse Stuweckengasse Opitzgasse Wattmanngasse Würzburggasse
1913-15, 1921/22
Gemeinnützige Familienhäuser-Bau- und Wohnungs-Genossenschaft "Ostmark"
Heinrich Schmid Hermann Aichinger
1913-15: 72; 1921/22: 11

Siedlung Auhofer Trennstück
Wittgensteinstraße Sillerplatz Speisinger Straße Eyslergasse Anatourgasse
1920 (Beginn)
Gemeinnützige Bau-, Wohnungs- und Siedlungsgenossenschaft Auhofer Trennstück, Kolonie Siller
keine einheitliche Planung
etwa 250

Friedensstadt Hermesstraße
(gegen Lainzer Tor) Großer Ring Kleiner Ring Pallenbergstraße
1921 (Beginn)
Genossenschaft der Kriegsgeschädigten Lainzer Tiergarten ("Friedensstadt")
Adolf Loos Margarete Schütte-Lihotzky
genaue Zahl nicht eruierbar

Künstlersiedlung
Riedelgasse Griepenkerlgasse Rußweg Benkgasse
1922-25
Gemeinnützige Kleingarten- und Siedlungsgenossenschaft "Altmannsdorf-Hetzendorf "
Emil Krause
24

Hermeswiese/Lainz–Speising
Teil I untere Hermesstraße Hochmaisgasse Lynkeusgasse 1923-27, 1929
Gemeinde Wien
Karl Ehn Emil Krause Victor Reiter
95
Teil II Leitenwaldplatz Dvorakgasse 1923-27
Gemeinnützige Kleingarten- und Siedlungsgenossenschaft "Altmannsdorf-Hetzendorf "
Heinrich Schlöss 180
Teil III Trabertgasse 1929
Gemeinde Wien
Victor Reiter
9

Lockerwiese
Wolkersbergenstraße Versorgungsheimstraße
1928-32; 1938/39
Gemeinde Wien
Karl Schartelmüller
774

Werkbundsiedlung
Jagdschloßgasse Veitingergasse Woinovichgasse Jagicgasse
1930-32
Heimbauhilfsaktion der Gemeinde Wien
Gesamtplanung: Josef Frank
70

Malfattisiedlung
Franz-Schalk-Platz 1-15
1930-32
Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt für Wien, Niederösterreich und Burgenland
Siegfried C. Drach
29

Fertigteilhaus-Mustersiedlung Veitingergasse
Josef-Gangl-Gasse Schlehenweg
1953/54
Österreichisches Produktivitätszentrum
Roland Rainer Carl Auböck
15

Siedlung Hagenberg
Erzbischofgasse Himmelhofgasse Hagenberggasse
1954-56
"Vindobona" Gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft m.b.H.
Rudolf Münch
142

Wohnhausanlage Josef Afritsch
Alban-Berg-Weg
1963-65
"Volksbau" Gemeinnützige Wohn- und Siedlungsgenossenschaft m.b.H.
Roland Starzen Traude Windbrechtinger Wolfgang Windbrechtinger
43

Dank

Die lange Zeit, über die sich die Arbeit an dem vorliegenden Buch erstreckt hat, häufte die Dankesschulden des Verfassers ins beinahe nicht mehr Überblickbare, sei es für Bewilligungen, für Überlassung von Unterlagen oder für Auskünfte und Hilfeleistungen diverser Art.

Besonderer und ausdrücklicher Dank gebührt in erster Linie den Mitarbeitern, meinen ehemaligen Schülern des Bundesgymnasiums Wien XIII, Fichtnergasse, die diesem Thema zum Teil über viele Jahre treu geblieben sind:
Mag. Wilfried Büchler: Sakralbauten
Mag. Alexander Hauer: Fotografie
Mag. Dr. Florian Härb: Alte Lainzer Pfarrkirche
Mag. Wolfgang Pietsch: Historische Entwicklung
Georg und Gerhard Schum: Fotografie

Arch. Dipl.-Ing. Dr. Erich Raith danke ich außerordentlich für seine kompetente fachliche und stets aufmunternde Hilfe, ebenso Mag. Alexander Hauer, der sich weit über die fotografische Arbeit hinaus für dieses Buch engagierte.

Gunter Liebenwein war ein unermüdlicher Helfer bei der Übertragung des Textes auf Diskette, ein unentbehrlicher ordnender Geist.

Zu Dank bin ich dem Verlagsleiter des Verlages Dr. Schendl, Herrn Franz Ögg (+), verpflichtet. Er hat über viele Jahre bis zu seinem Tod das Projekt betreut und Essentielles zum Werden des Buches beigetragen.

Dank schulde ich auch Mag. Karl Fahringer, der das schwierige, langandauernde erste Lektorat des gesamten Textes besorgte.

Amir Tavakolian war ein feinfühlender, schöpferischer Gestalter der äußeren Form des Werkes sowie des graphischen Grundkonzeptes. Ihm schulde ich Dank wie auch Gerhard Koppe, der die Planumzeichnungen und Grafiken erstellte. Mag. Rita Berger und Mag. Elln Riedinger danke ich für ihre schönen Fotos und für die stets bekundete Hilfsbereitschaft.

Zu großem Dank bin ich der Vereinigung der "Alt-Hietzinger" verpflichtet - in besonderem Maße Arch. Prof. Dipl.-Ing. Dr. Walter Jaksch, der mir vor allem in der schwierigen Anfangsphase meiner Arbeit aufmunternde Hilfe zukommen ließ, wie auch Arch. Dipl.-Ing. Herbert Purschke, der mich als treuer Mentor über viele Jahre begleitete.

Eine große Stütze war auch Prof. Dr. Friedrich Achleitner, der immer wieder sowohl fachliche als auch beratende Hilfe leistete. Ihm danke ich herzlich wie auch Arch. Dr. Burkhardt Rukschcio, der ebenfalls von Beginn der Arbeit an diese förderte und freundlichst unterstützte. Mit Rat und Hilfe förderte Hofrat Prof. Dr. Felix Czeike die Herausgabe des Buches.

Weiters danke ich Dipl.-Ing. Dr. Georg W. Rizzi vom Bundesdenkmalamt für das Verständnis, das er meiner Arbeit entgegenbrachte. Dr. Karl Fischer vom Wiener Stadt- und Landesarchiv war ein stets unterstützender und helfender Berater. Besonders großzügig half mir immer wieder Dr. Gebhard Klötzl, durch seine eigenen Forschungsergebnisse und durch die Offenlegung seines Fotoarchives. Auf ebenso uneigennützige Weise half mir OSR. Dir. Emil Mlejnek. Seine bis heute unbedankte, stille Arbeit vor allem über den Bezirksteil Hacking war für mich mehr als nur ein Ansatz zur weiteren Forschung. Ich danke beiden Herrn sehr wie auch Herrn Johann Brennig, der mir ebenfalls stets sein Wissen und sein Archiv zur Verfügung stellte.

Frau Mag. Dr. Margarete Platt verdanke ich wertvolle Hinweise zur Faistenmühle und zur Feldmühle.

Ohne die Hilfe dieser zum Teil seit vielen Generationen in Hietzing ansässigen und die Geschichte des Bezirkes erforschenden Bürgerinnen und Bürgern wäre das vorliegende Buch um vieles ärmer.

Meine sicher unvollständige (ich bitte um Vergebung!) Dankesliste würde ohne den Leiter des Bezirksmuseums Hietzing, Prof. Harry Glöckner, eine gravierende Lücke aufweisen. Seine Hilfe ging über die Belange des Museums weit hinaus und machte durch einen wesentlichen finanziellen Beitrag von Seiten der Projektförderung die Herausgabe dieses Bandes erst möglich. Ich danke ihm herzlich.

Das Kulturamt der Stadt Wien half mir im Projektstadium durch finanzielle Unterstützungen; ich bedanke mich hiefür sehr bei Sen. Rat Dr. Hubert Chr. Ehalt wie auch bei Mag. Angelika Huber für ihre freundliche Betreuung.

Zu besonderem Dank bin ich weiters dem Bezirksvorsteher von Hietzing, Dipl.-Ing. Heinrich Gerstbach, verpflichtet, der sich auf vielfältigte Art und Weise als Unterstützer und Förderer dieser Arbeit erwies. Vielen Dank auch Herrn Bezirksvorsteher-Stellvertreter Felix Steinwandtner für seine spontane und effiziente Hilfe.

Ein großes "Dankeschön" auch Frau Maria Treller, die mir in ungezählten Besuchen bei der MA37, Baupolizei Hietzing, immer eine äußerst freundliche und unermüdliche Helferin war. Ihr und den anderen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern dieser Magistratsabteilung bin ich zu Dank verpflichtet.

Es ist mir ein Anliegen, dem Verlag Holzhausen zu danken, Herrn Michael Hochenegg für sein essentielles, engagiertes Interesse an dem Thema "Hietzing", Herrn Heribert Steinbauer für die Korrektur allzu hoch fliegender Pläne, Frau Mag. Clementine Beidl für die Lektoratsarbeit, Frau Mag. Sabine Peter für die einfühlsame und gelungene Umsetzung des graphischen Konzeptes und - ganz besonders - Herrn Helmuth Breyer und seinem Team in der Verlagsdruckerei. Sein stets hilfreiches Entgegenkommen in Verbindung mit großer fachlicher Kompetenz waren eine Wohltat.

Mein abschließender Dank - der unformulierbare - gilt meiner Frau Ingrid und allen meinen Freunden.

Gerhard Weissenbacher

Das Bezirksmuseum Hietzing hat durch einen bedeutenden finanziellen Beitrag aus den Mitteln der Projektförderung die Herausgabe des vorliegenden Werkes ermöglicht. Gemäß der Aufgabenstellung des Bezirksmuseums, die Erkenntnisse zur Identitätsverstärkung auszuweiten, stellt dieses Buch einen wichtigen regionalen Beitrag zur historischen Entwicklung des Bezirkes dar.

An dieser Stelle danke ich der amtsf. Stadträtin für Kultur, Frau Dr. Ursula Pasterk für das große Verständnis, das sie den regionalen Themen entgegenbringt.

Prof. Harry Glöckner
Museumsleiter
Bezirksmuseum Hietzing

Quellen

Die verwendeten Quellen stammen von folgenden öffentlichen Stellen:

Pläne, Architekturzeichnungen
Akademie der bildenden Künste, Kupferstichkabinett
Bezirksmuseum Hietzing
Bezirksmuseum Penzing
Bundesdenkmalamt, Planarchiv
Diözesanarchiv der Erzdiözese Wien
Graphische Sammlung Albertina
Historisches Museum der Stadt Wien
Hofkammerarchiv
Loos-Archiv (Graphische Sammlung Albertina)
MA 18, Stadtplanung
MA 30, Kanalisation, Archiv
MA 31, Wasserwerk, Archiv
Magistratisches Bezirksamt für den 13., 14. Bezirk, Baupolizei
Niederösterreichisches Landesarchiv
Österreichische Nationalbibliothek, Kartensammlung
Österreichisches Staatsarchiv (Verkehrsarchiv)
Schulbrüder-Kongregation, Archiv
Wiener Stadt- und Landesarchiv, Kartographische Sammlung
Zentralarchiv des Deutschen Ordens

Schriftstücke
Diözesanarchiv der Erzdiözese Wien
Erzbischöfliches Ordinariatsarchiv
Handelsregister
Hofkammerarchiv
Magistratisches Bezirksamt für den 13., 14. Bezirk. Grundbuch
Niederösterreichische Handelskammer
Niederösterreichisches Landesarchiv
Österreichische Galerie, Bibliothek: Unveröffentlichter Nachlaß R. Schmidt
Österreichisches Staatsarchiv (Verkehrsarchiv, Kriegsarchiv, Hofkammerarchiv)
Pfarramt Hietzing
Pfarramt Lainz
Pfarramt Ober-St. Veit
Statistisches Zentralamt
Stiftsarchiv Klosterneuburg
Wiener Stadt- und Landesarchiv
Zentralarchiv des Deutschen Ordens

Literatur

50 Jahre St. Hubertus + Christophorus. Hgg. v. der Pfarre St. Hubertus - St. Christophorus. Wien: 1985.
Abhandlungen zur Geschichte und Quellenkunde der Stadt Wien. Hgg. v. VGStW.4.1932.
Achleitner, Friedrich: Österreichische Architektur im 20. Jahrhundert. Ein Führer in vier Bänden. Bd. III/2. Wien: 13.-18. Bezirk. Wien: Residenz Verlag 1995.
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Zöllner, Erich: Geschichte Österreichs. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Wien: Verlag für Geschichte und Politik 1961.
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Zych, Elisabeth: Friedhöfe und Grabmäler in Ober-St. Veit als historische Quellen. Wien, Univ., Geisteswissenschaftliche Fak., Diplomarbeit 1990.

Zeitschriften

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10. Jg. 1904. S. 37. Tafel 97: Säuglingsheim und Kindersanatorium St.-Veit-Gasse 59.
12. Jg.1906. Tafel 87: Wolfrathplatz. Entwurf Th. Niemann.
18. Jg. 1912. Tafel 38: Synagogenentwurf E. Lichtblau.
Der Aufbau. Fachschrift für Planen, Bauen, Wohnen und Umweltschutz.
Hgg. von der Stadtbaudirektion Wien.
Nr. 11/12. 1962; Nr. 1/2. 1965; Nr. 9/10. 1967; Nr. 1-3. 1969: EKAZENT Hietzing.
Nr. 1/2. 1965. S. 122f.: Kennedybrücke.
Nr. 11/12. 1966: Internat Dominikanerinnen.
Nr. 9. 1971: ORF-Zentrum Wien.
Nr. 2/3. 1977: Zubau zum Magistratischen Bezirksamt, Hietzinger Kai.
Nr. 12. 1977: Bürogebäude Wiener Allianz, Hietzinger Kai.
Nr. 6. 1984. Otto-Glöckel-Schule.
Die Bau- und Werkkunst. Monatsschrift für alle Gebiete der Architektur und angewandten Kunst
Ident mit: Österreichs Bau- und Werkkunst. Hgg. von der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs. Wien: Krystall-Verlag.
2. Jg. Bd. 2. 1925. S. 1-7: Synagoge Eitelbergergasse.
8. Jg. Bd. 1. 1932: Schule Wenzgasse.
Österreichische Zeitschrift für Kunst und Denkmalpflege. Wien: Verlag Anton Schroll & Co.
17/4. 1963. S. 145-147: Frühgeschichtliches Gräberfeld in Wien XIII, Unter-St. Veit.
Profil. Österreichische Monatsschrift für Bildende Kunst. Hgg.von der Zentralvereinigung der Architekten Österreichs.
3. Jg. 6. Heft. 1935. S. 198: Hietzinger Brücke.
4. Jg. 7. Heft. 1936. S. 311: Café Gröpl.
Wiener Bauindustrie Zeitung.
Bd. 1. 15. Jg. 1898. Beilage zum 22. 9. S. 38. Tafel 100: Franz Xaver von Segenschmid.

Abkürzungen

Abt. Abteilung
AG Aktiengesellschaft; Arbeitsgemeinschaft
ahd. althochdeutsch
akad. akademisch
Akad. Akademie
allg. allgemein
angew. angewandt(e)
Arch. Architekt(en)
Ass. Assistent
Ausst. Ausstellung

Bez. Bezirk
BM f. Bundesministerium für
BO Bauordnung
BÖ Ballei Österreich; Amtsbezirk (Ordensbezirk)
bzw. beziehungsweise

DA Diözesanarchiv
DB Dienstbuch
Diss.(en) Dissertation(en)
DOZA Zentralarchiv des Deutschen Ordens Wien

ebda. ebenda
EOA Erzbischöfliches Ordinariatsarchiv

Fak. Fakultät
FRA Fontes Rerum Austriacum (Österreichische Geschichtsquellen)
FS Festschrift

Ges. Gesellschaft; Gesetz
GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung

h. heutig(e)
Hg. Herausgeber (Einzahl); Herausgabe
Hgg. Herausgeber (Mehrzahl)
hgg. v. herausgegeben von
HM Historisches Museum der Stadt Wien
Hsch. Hochschule

IföG Institut für österreichische Geschichtsforschung
Inst. Institut

Jb. Jahrbuch
Jg. Jahrgang
Jh. Jahrhundert

Kap. Kapitel
Kard. Kardinal
Kat. Katalog
kath. katholisch
Krkh. Krankenhaus

MIÖG Mitteilungen des Institutes für Österreichische Geschichtsforschung
MS Manuskript
Mus. Museum

NÖLA Niederösterreichisches Landesarchiv

o. J. ohne Jahr (bei Literaturangabe)
OÖUB Oberösterreichisches Urkundenbuch
ÖKT Österreichische Kunsttopographie

STAKL Stiftsarchiv Klosterneuburg

theol. theologisch

Univ. Universität
Urk. Urkunde
Urkundl. Erstmals urkundlich belegt

VGStW Verein für Geschichte der Stadt Wien

wiss. wissenschaftlich
WStLA Wiener Stadt- und Landesarchiv
WStW-VB Wiener Stadtwerke-Verkehrsbetriebe