Der heilige Vitus
Musste der hl. Vitus wirklich seines Glaubens wegen sterben?
0305
Dass bei vielen Beschreibungen der Christenverfolgungen bis ins 20. Jahrhundert hinein maßlos übertrieben worden ist, darf als bekannt vorausgesetzt werden. In der Zeit der "Verfolgung" nannte der 254 verstorbene Kirchenlehrer Origines die Zahl der christlichen Blutzeugen "klein und leicht zu zählen". Tatsächlich sind die meisten "Märtyrer-akten" gefälscht, sind viele heidnische Kaiser keine Christenverfolger gewesen und hat der Staat die Christen nicht wegen ihrer Religion behelligt.
In Wirklichkeit begegneten viele altgläubige Beamte den Christen so nachsichtig wie nur möglich. Sie gaben ihnen Bedenkzeit, übergingen Verordnungen, gestatteten Betrug, ent-ließen sie aus der Haft oder verrieten juristische Tricks, wie sie, ohne ihren Glauben zu ver-leugnen freigesprochen werden konnten.
Nach dem so genannten Mailänder Edikt änderten sich Ton und Schreibweise der christlichen Traktate beträchtlich, und das in einem äußerst kurzen Zeitraum. Bischof Eusebius von Caesarea, der "Vater der Kirchengeschichte" wurde nicht müde, wahre Schauermärchen über die bösen Heiden und schlimmen Christenverfolger aufzutischen.
Der Rhetoriklehrer und christliche Apologet Lactantius veröffentliche um 314 seine Hetzschrift "De mortibus persecutorum" ("Von den Todesarten der Verfolger"), die nach Thema, Stil und Niveau so gemein war, dass man sie dem "Cicero Christianus" gar nicht zuerkennen wollte.
Den für das Martyrium des Vitus interessanten Kaiser Diocletianus (Gaius Valerius Diocles) nennt der Kirchenvater, der auch während der Christenverfolgung unbehelligt am Hof dieses Kaisers in Nikomedien lebte, "groß im Erfinden von Verbrechen". Marcus Maximianus (286 - 305), Diocletians Mitkaiser, so erzählt Lactantius, versagte "seiner bösen Lust nicht das Geringste". "Wohin er immer den Weg nahm, da wurden die Jungfrauen aus den Armen der Eltern gerissen, um sogleich zur Verfügung zu sein."
Doch "die Bösen alle, die je gelebt" übertraf Diocletians Schwiegersohn Kaiser Galerius (Gaius Galerius Valerius Maximianus; 305 - 311), den Lactantius für den eigentlichen Urheber der 303 einsetzenden Pogrome hielt.
In den derzeit gängigen Berichten über den hl. Vitus herrscht - was sein erreichtes Alter und den Ort seines Martyriums sowie Sterbens betrifft - relativ wenig Einigkeit. Sein Martyrium soll er im Alter von sieben oder zwölf Jahren erlitten haben. Der Ort, an dem er gestorben sein soll, wird nicht genannt, nur die Region: Lucanien, die heutige in Süditalien gelegene, 9.992 km² umfassende Basilicata. In der Online-Enzyklopädie Encarte wird "Lucania oder Rom" als Ort der Marter angegeben; ob eine Region oder der Ort Vallo della Lucania in der Region Kampanien gemeint ist, ist nicht klar. Johannes Flore und Hans Jürgen Brandt lassen Vitus in seinem Geburtsort Mazara del Valla an der Südwestküste Siziliens sterben.
Einigkeit besteht in der Ansicht, dass es Diocletian war, der das Martyrium des Knaben zu verantworten hatte. Er ließ Vitus, so wird erzählt, zu sich kommen (nach Rom ?), verlangte die Heilung seines Sohnes (?), den Abfall vom Glauben und befahl, weil Vitus standhaft geblieben war, das Martyrium. Diocletian hatte tatsächlich versucht, das Rad der Zeit zurückzudrehen. Dem neuen Herrschaftsverständnis entsprechend wurde die Verehrung der alten Götter forciert und damit ging der Beginn einer neuen Christenverfolgung einher. Unterstützt von Galerius beendete Diocletian eine etwa vierzigjährige Toleranzphase. Interessant daran ist, dass Diocletians Frau Prisca selbst Christin war und auch ihre Umgebung keineswegs behelligt wurde. Die "großangelegte" Christenverfolgung könnte durchaus nichts anderes als die Bekämpfung eines Umsturzversuchs gewesen sein, an der wohl beinahe ausschließlich Christen beteiligt waren. Leider sind die Berichte sehr einseitig und lediglich aus der Sicht der Opfer verfasst worden.
Diocletian, der hunderte arme Christen in Rom selbst verhört und in den Tod geschickt haben soll, kam erst zum zwanzigsten Jahrestag seiner Herrschaft im Jahre 303 nach Rom. Im Dezember reiste er nach Ravenna und erkrankte unterwegs so schwer, dass er in einer Sänfte getragen werden musste. Das darauf folgende Jahr konnte der Kaiser nur unter großen Anstrengungen meistern. Im Dezember 304 erlitt er in seinem Palast in Nicomedia einen Zusammenbruch. Die Krankheit hinderte ihn nun an der vollen Ausübung seiner Regierungsgeschäfte aber wider Erwarten verstarb der Kaiser nicht.
So beschloss Diocletian etwas, das vor ihm noch nie ein Kaiser gemacht hatte; seine Abdankung. Die Sache wäre nicht so reibungslos über die Bühne gegangen, wenn nicht auch Maximian abgedankt hätte. Es ist aus heutiger Sicht erstaunlich, dass er seinen Mitregenten zu diesem Schritt überreden konnte. In diesem Sinne erfolgte der Machtverzicht am 1. Mai 305 für Diocletian in Nicomedia und für Maximian in Mediolanum (Mailand).
In Wirklichkeit begegneten viele altgläubige Beamte den Christen so nachsichtig wie nur möglich. Sie gaben ihnen Bedenkzeit, übergingen Verordnungen, gestatteten Betrug, ent-ließen sie aus der Haft oder verrieten juristische Tricks, wie sie, ohne ihren Glauben zu ver-leugnen freigesprochen werden konnten.
Nach dem so genannten Mailänder Edikt änderten sich Ton und Schreibweise der christlichen Traktate beträchtlich, und das in einem äußerst kurzen Zeitraum. Bischof Eusebius von Caesarea, der "Vater der Kirchengeschichte" wurde nicht müde, wahre Schauermärchen über die bösen Heiden und schlimmen Christenverfolger aufzutischen.
Der Rhetoriklehrer und christliche Apologet Lactantius veröffentliche um 314 seine Hetzschrift "De mortibus persecutorum" ("Von den Todesarten der Verfolger"), die nach Thema, Stil und Niveau so gemein war, dass man sie dem "Cicero Christianus" gar nicht zuerkennen wollte.
Den für das Martyrium des Vitus interessanten Kaiser Diocletianus (Gaius Valerius Diocles) nennt der Kirchenvater, der auch während der Christenverfolgung unbehelligt am Hof dieses Kaisers in Nikomedien lebte, "groß im Erfinden von Verbrechen". Marcus Maximianus (286 - 305), Diocletians Mitkaiser, so erzählt Lactantius, versagte "seiner bösen Lust nicht das Geringste". "Wohin er immer den Weg nahm, da wurden die Jungfrauen aus den Armen der Eltern gerissen, um sogleich zur Verfügung zu sein."
Doch "die Bösen alle, die je gelebt" übertraf Diocletians Schwiegersohn Kaiser Galerius (Gaius Galerius Valerius Maximianus; 305 - 311), den Lactantius für den eigentlichen Urheber der 303 einsetzenden Pogrome hielt.
In den derzeit gängigen Berichten über den hl. Vitus herrscht - was sein erreichtes Alter und den Ort seines Martyriums sowie Sterbens betrifft - relativ wenig Einigkeit. Sein Martyrium soll er im Alter von sieben oder zwölf Jahren erlitten haben. Der Ort, an dem er gestorben sein soll, wird nicht genannt, nur die Region: Lucanien, die heutige in Süditalien gelegene, 9.992 km² umfassende Basilicata. In der Online-Enzyklopädie Encarte wird "Lucania oder Rom" als Ort der Marter angegeben; ob eine Region oder der Ort Vallo della Lucania in der Region Kampanien gemeint ist, ist nicht klar. Johannes Flore und Hans Jürgen Brandt lassen Vitus in seinem Geburtsort Mazara del Valla an der Südwestküste Siziliens sterben.
Einigkeit besteht in der Ansicht, dass es Diocletian war, der das Martyrium des Knaben zu verantworten hatte. Er ließ Vitus, so wird erzählt, zu sich kommen (nach Rom ?), verlangte die Heilung seines Sohnes (?), den Abfall vom Glauben und befahl, weil Vitus standhaft geblieben war, das Martyrium. Diocletian hatte tatsächlich versucht, das Rad der Zeit zurückzudrehen. Dem neuen Herrschaftsverständnis entsprechend wurde die Verehrung der alten Götter forciert und damit ging der Beginn einer neuen Christenverfolgung einher. Unterstützt von Galerius beendete Diocletian eine etwa vierzigjährige Toleranzphase. Interessant daran ist, dass Diocletians Frau Prisca selbst Christin war und auch ihre Umgebung keineswegs behelligt wurde. Die "großangelegte" Christenverfolgung könnte durchaus nichts anderes als die Bekämpfung eines Umsturzversuchs gewesen sein, an der wohl beinahe ausschließlich Christen beteiligt waren. Leider sind die Berichte sehr einseitig und lediglich aus der Sicht der Opfer verfasst worden.
Diocletian, der hunderte arme Christen in Rom selbst verhört und in den Tod geschickt haben soll, kam erst zum zwanzigsten Jahrestag seiner Herrschaft im Jahre 303 nach Rom. Im Dezember reiste er nach Ravenna und erkrankte unterwegs so schwer, dass er in einer Sänfte getragen werden musste. Das darauf folgende Jahr konnte der Kaiser nur unter großen Anstrengungen meistern. Im Dezember 304 erlitt er in seinem Palast in Nicomedia einen Zusammenbruch. Die Krankheit hinderte ihn nun an der vollen Ausübung seiner Regierungsgeschäfte aber wider Erwarten verstarb der Kaiser nicht.
So beschloss Diocletian etwas, das vor ihm noch nie ein Kaiser gemacht hatte; seine Abdankung. Die Sache wäre nicht so reibungslos über die Bühne gegangen, wenn nicht auch Maximian abgedankt hätte. Es ist aus heutiger Sicht erstaunlich, dass er seinen Mitregenten zu diesem Schritt überreden konnte. In diesem Sinne erfolgte der Machtverzicht am 1. Mai 305 für Diocletian in Nicomedia und für Maximian in Mediolanum (Mailand).